Deutschsprachige Nachkriegsliteratur der Schweiz Flashcards

1
Q

Kontext zu deutschsprachiger Schweizer Nachkriegsliteratur

A

1945 kein Einschnitt –> nahtlose Fortsetzung des Konzepts der ‘Geistigen Landesverteidigung’ als parteiübergreifende Stärkung ‘schweizerischer’ Werthaltungen gegen totalitäre Ideologien
im Kalten Krieg antikommunistische Neuorientierung
1946 Rückkehr zur direkten Demokratie nach wirtschaftskrisen- und kriegsbedingten ‘Vollmachtregimge’, Betonung des Rechts- und Sozialstaats
Milizcharakter einer starken Armee mit Wehrpflicht, massiver Aufrüstung, Zivilschutz
Abschottung (binneneuropäische “splendid isolation”) –> ‘Die Neurose des Igels’ (Arnold Künzli)
dezidierte Neutralität (kein UNO- oder NATO-Beitritt), Vermittlungspolitik der ‘Guten Dienste’, Sitz internationaler Organisation (v.a. Genf)
wirtschaftliche Hochkonjunktur in der nicht-kriegszerstörten Schweiz, große Infrastrukturprojekte, Fokus auf Dienstleistungssektor, Urbanisierung –> Wohlstand
Wiederentdeckung von Robert Walser und Annemarie Schwarzenbach
kulturelle Vorreiterrolle v.a. (erstmals) im Bereich der Literatur (Gomringer, Frisch, Dürrenmatt) –> nur bedingt repräsentativ

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2
Q

Wie prägte Eugen Gomringer die Konkrete Poesie

A

Begriffsprägung 1953 (analog zu Konkreter Kunst)), “konstellationen”, Manifest “vom vers zur konstellation”
Inspiration durch Bildende Kunst (der ‘Züricher Konkreten’, der abstrakten ‘konstruktiven’ Malerei), durch Architektur und Design (Bauhaus)
Sprache ist nicht mehr der funktionale Sinnträger, sondern in ihren phonetischen, akustischen und visuellen Aspekten Gegenstand und Zweck
konkret ist die “Spürbarkeit von Zeichen (Roman Jakobson), Sprache ist ein eigener Gegenstand
(vielfach intermediale) Konstruktionen visuell arrangiert zu Buchstaben-Bildern, Schrift-Bildern, metrischer, akustischer, phonetischer Poesie etc.
zahlreiche Parallelentwicklungen und Theorien, u.a. Wiener Gruppe, Ernst Jandl, Stuttgarter Gruppe um Max Bense, Helmut Heißenbüttel, Reinhard Döhl, Franz Mon etc.

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3
Q

Was waren Friedrich Dürenmatts Ansichten zum Drama

A

Die Tragödie, als die gestrengste Kunstgattung, setzt eine gestaltete Welt voraus. Die Komödie eine
ungestaltete, im Werden, im Umsturz begriffene, eine Welt, die am Zusammenpacken ist […] Die
Tragödie setzt Schuld, Not, Maß, Übersicht, Verantwortung voraus. In der Wurstelei unseres Jahrhunderts, in diesem Kehraus der weißen Rasse, gibt es keine Schuldigen und auch keine Verantwortlichen mehr.
heutiger Staat „unüberschaubar, anonym, bürokratisch“, Machthaber „beliebig ersetzbar“, Gesellschaft zu
verworren, mechanisiert → Komödie kann Tragisches darstellbar machen im Grotesken

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4
Q

Was ist laut Friedrich Dürrenmatt die Eigenschaft der Komödie

A

Die Komödie sei die einzige Gattung, die die Welt noch in ihrem jetzigem ‘ungestalteten’ Zustand noch beikommen könne

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5
Q

Was ist laut Friedrich Dürrenmatt die Eigenschaft der Tragödie

A

Die Tragödie verlange nach Helden mit Handlungsspielraum und Folgenabschätzung (z.B. Napoleon)

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6
Q

Wer schrieb “Die Physiker”

A

Friedrich Dürrenmatt

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7
Q

Fakten zu “Die Physiker”

A

“Eine Geschichte ist dann zu Ende gedacht, wenn sie ihre schlimmstmögliche Wendung genommen hat”
Vor Hintergrund der Atomkriegsgefahr entstandenes Stück um eine verrückt gewordene Welt, in der sich ein verantwortungsbewusster Physiker nach revolutionärer Entdeckung mit zwei Kollegen ins Irrenhaus zurückzieht , um Menschen zu schützen, aber von einer irren Anstaltsleiterin übertölpelt wird

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8
Q

Wer schrieb “Der Besuch der alten Dame”

A

Friedrich Dürrenmatt

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9
Q

Fakten zu “Besuch der alten Dame”

A

‘tragische Komödie’ über die Korrumpierbarkeit des Menschen und die Unterwanderung moralischer Prinzipien durch das Kapital
Komödientradition: Modell Störenfried von außen vs. Kollektiv
Wandel zum ‘mutigen Menschen’, der Verantwortung übernimmt, in pervertierter Welt der Mitläufer –> tragische Dimension
keine didaktische Episierung im Brecht’schen Sinn: zwar komödientypische Distanz durch das Groteske, aber reflektierte Identifikation mit Figuren, Chor kommentiert perfiden Opportunismus und Konsumhaltung zustimmend
Dekuvrierung des Bewusstseins durch Sprache (in Horváth-Tradition):
“Todsicher wirst du Bürgermeister.“, „da können Sie Gift darauf nehmen“

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10
Q

Wer schrieb “Biedermann und die Brandstifter “

A

Max Frisch

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11
Q

Fakten zu “Biedermann und die Brandstifter”

A
  1. Fassung (“bruleske Parabel”) als Hörspiel 1953 gesendet
    Die Theaterfassung ist das meistgespielte Stück Frischs
    ‘Lehrstück ohne Lehrer’ über die politische Dummheit des Bürgers. aus Feigheit und falsch verstandener Toleranz den Skrupelloseren gegenüber vorschnell zu kapitulieren und vor einer vermeidbaren Katastrophe die Augen zu verschließen
    interpretiert als Parabel gegen Kommunismus und Nationalsozialismus
    Problem der Identität und Rollenzuweisung
    Inhalt:
    tragische Burleske um den opportunistisch-feigen Fabrikanten Biedermann (= Jedermann), der die
    Landstreicher Schmitz, Eisenring und Dr. phil. in seinem Haus beherbergt, um seine Lebenslüge
    ‚Menschlichkeit‘ aufrechtzuerhalten, und trotz bedrohlicher Indizien nicht verhindern kann, dass
    diese ein Feuer legen, in dem er mit seiner Frau umkommt
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12
Q

Was sind Fakten zu Prosa von Max Frisch

A

Frischs Romane sind Auseinandersetzungen mit Nöten der Identitätsfindung
Geht um den Konflikt zwischen persönlichem Identitätskonzept und sozialer Rolle
Diskrepanz zwischen (Zweck-) Rationalität, Natur und Mythos
Bedeutung von Zufall und Schicksal für (verfehlte) Lebensführung
Missverständnisse zwischen den Geschlechtern

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13
Q

Wer schrieb “Stiller”

A

Max Frisch

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14
Q

Was ist der Inhalt von “Stiller”

A

Der an der Grenze verhaftete Bildhauer Stiller muss erkennen, dass Identität nur
bedingt Ergebnis eigener Wahl, sondern von Rollenzuteilung abhängig ist; seine
Aufzeichnungen für Verteidiger beharren auf neuem Ich als Amerikaner Jim Larkin
White; ‚Nachwort‘ des Staatsanwalts informiert über weiteres Schicksal Stillers, der
vor gerichtlichem Urteil resigniert und noch einmal an altem Leben scheitert

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15
Q

Wer schrieb “Homo Faber”

A

Max Frisch

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16
Q

Inhalt von “Homo Faber”

A

Walter Faber, wissenschaftsgläubiger Techniker, legt vor einer Krebsoperation
Rechenschaft ab über tragische Erlebnisse; sein Vertrauen in Berechenbarkeit des
Lebens wurde durch Beziehung zur viel jüngeren Sabeth erschüttert, die sich als
eigene Tochter entpuppt; ihr mitverschuldeter Tod macht Faber klar, dass sein
funktionales Weltbild auf der Zurechtlegung von Fakten beruht
–> erzähltechnisch avanciertere Identitäsproblematik in “Mein Name sei Gantenbein”