Bruno Latour

Question 1

Ziele der Soziologie

Answer 1

• Aufhebung der Trennung von:
  → Natur und Gesellschaft
  → Mensch und Ding
  → Subjekten und Objekten
• Soziologie mit Latour: Sukzessive Ausdehnung ihres Gegenstandbereichs
• Gesellschaft nicht als das Erklärende (Explanans), sondern als das Erklärungsbedürftige (Explanandum)
• Weder Gesellschaft noch Soziales existieren von vorneherein

Question 2

Techniksoziologie als Gesellschaftstheorie

Answer 2

• Klassische Techniksoziologie: Entweder Technik beherrscht den Menschen oder umgekehrt → Latour: BEIDES IST FALSCH
• Bsp.: Politische Debatte um Recht auf Waffenbesitz in den USA: „Waffen töten!“ vs. „Menschen töten!“
• Latour: Bürger + Waffe = „Waffen-Bürger“
  Subjekt + Objekt = „Hybrid“

Question 3

Transformations- und Übersetzungsprozesse

Answer 3

• Durch den Griff des Bürgers zur Waffe verwandeln sich beide in etwas drittes: einen hybriden Akteur
• „Mit der Waffe in der Hand bist du jemand anderes, und auch die Waffe ist in deiner Hand nicht mehr dieselbe. Der gute Bürger wird zum Schurken, der Gangster zum Killer, der stumme Revolver zu einer abgefeuerten Waffe, der neue Revolver zum Gebrauchten, das Sportgerät zum Tötungsinstrument.“
  → Diese Verwandlung nennt Latour Übersetzung

Question 4

Hybrid

Answer 4

• „Weder Menschen noch Waffen töten“ –> das Hybrid aus Mensch und Waffe tötet!
• Spaltung in Subjekt und Objekt lässt sich nicht aufrechterhalten, beide existieren nicht isoliert, sondern sind immer schon aufeinander bezogen, wachsen zusammen, bilden einen Hybriden
• Verflechtung von Menschen und nicht-menschlichen Wesen
• technische Artefakte sollen als vollwertige soziale Akteure behandelt werden

Question 5

Akteur

Answer 5

• Akteur ist, wer von vielen anderen zum Handeln gebracht wird
• Nicht nur Menschen sind Akteure, sondern auch Mikroben, Muscheln, Türschlüssel
• Handeln ist kein Privileg der Menschen, denn auch durch Dinge und Tiere werden andere Akteure zum Handeln veranlasst
• „Personen sind die, die sie sind, weil sie aus einem strukturierten Netzwerk heterogener Materialien bestehen.“

Question 6

Netzwerk

Answer 6

• „Netzwerk ist ein Konzept, kein Ding da Draußen. Es ist ein Werkzeug, mit dessen Hilfe etwas beschrieben
  werden kann, nicht das Beschriebene.“
• Netzwerktheorie überwindet Denken in Reichweiten- oder Stufenkategorien (Mikro-, Meso-, Makroebene)
• Soziale Welt ist hier nicht archaisch, sondern platt in allen Punkten
• Netzwerk aus Sicht Latours: Rhizom – ein Wurzelgeflecht ohne Stamm

Question 7

Kollektiv

Answer 7

• „Wir leben in Kollektiven, nicht in Gesellschaften.“
• Kollektiv = Assoziierung von Menschen und nicht-menschlichen Wesen
• Kollektiv → stets im Werden begriffen
• Interaktion erreichen Beständigkeit und Stabilität durch die Beteiligung der Dinge,
  Bsp.: Postschalter
• Dinge verschaffen den flüchtigen Interaktionen einen stabilen Hintergrund
• Technology is Society made Durable.
• Menschen haben Teile ihrer Aktivitäten delegiert (Bodenwellen, Sicherheitsgurte)

Question 8

Methodische Konsequenzen der Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT)

Answer 8

• Es gibt keine Akteure ohne Netzwerke und keine Netzwerke ohne Akteur, A und N müssen immer zusammengebracht werden
• „Akteure wissen, was sie tun und wir müssen von ihnen nicht nur lernen, was sie tun, sondern auch, wie und weshalb sie es tun.“
  → „Follow the Actors“
• Aufgabe der Soziologie: Beschreiben! Das „fluide Soziale“ nachzeichnen wie eine fleißige Ameise (→ ANT)

Question 9

Konturen der Nichtmoderne

Answer 9

• „Niemand ist je modern gewesen. Die Moderne hat nie begonnen. Es hat nie eine moderne Welt gegeben.“
• Die Moderne steht für den Versuch der Einteilung, Unterscheidung, klaren Zuordnung und Differenzierungen
• Nichtmoderne und Vormoderne lassen Vermischung/Hybriden zu
• Nichtmoderne weist Ähnlichkeiten mit Vormoderne auf
• Wir sind den „primitiven Gesellschaften“ viel näher als die Modernen glauben

Question 10

Politische Ökologie

Answer 10

• Parlament der Dinge
• Da sie nicht selbst sprechen können, brauchen sie Menschen als Vermittler, die über sie sprechen
• Ökologie = nicht die Wissenschaft von der Natur, sondern das Nachdenken darüber, wie man an erträglichen Orten zusammenleben kann
• Politische Utopie: Friedliche Koexistenz von Menschen, Tieren und Dingen