9. Systemisches Verfahren – Teil 2 Flashcards
Grundlagen Diagnostik
- Diagnostik = Intervention: Übergänge fließend
- Analyse der Elemente des problemdeterminierten Systems und ihrer
wechselseitigen Beziehungenàstrukturelle und generationale Perspektive - Verständnis von den am Zustandekommen eines Problems beteiligten
Systemstrukturen (Personen) und -zusammenhängen (deren Kommunikationen) - Fokus auf den sozialen und den interpersonellen Kontext psychischer Störungen
- Selbst- und Fremdbeurteilungsbögen zur Erfassung der internen Repräsentationen
eines Mitglieds vom System (oder Systemstrukturen), z. B. - Global Assessment of Relationship Functioning (GARF; Denton et al., 2010) - Partnerschaftsfragebogen (PFB, Kliem et al., 2012)
- Familie in Tieren, Familienaufstellung, Genogramm
Ressourcenerhebung / Auftragsklärung
- Erhebung von Fähigkeiten und Kompetenzen sowohl des/der Klient*in als auch der Umwelt
- Problemanalyse erzeugt nach hypnosystemischer Auffassung eher eine Problemtrance
- Ressourcendiagnostik, z. B. Ressourceninterview (Schiepek & Matschi, 2013)
- Auftragsklärung (vier „A“s): Anlass, Anliegen, Auftrag, Abmachung
- Besucher – Klagender – Kunde (de Shazer)
Genogramm
- Grafische Darstellung der über mehrere Generationen reichenden Familienstruktur eines/r Indexpatient*inà„weiche“ Diagnostik
- Darstellung von familiengeschichtlichen Informationen zu:
- Geschwisterreihen (z. B. Namen, Alter, Geburts-, Todesdaten, …)
- Ereignisse (z. B. Geburt, Fehlgeburt, Adoption, Heirat, Trennung, Scheidung,
Tod, …) - Konflikte, Koalitionen und Grenzen von Subsystemen
- Ziel: Nachdenken/Erarbeiten von Familiengeschichte als beziehungsstiftender Prozess
Strukturelle Familientherapie
(Minuchin, 1985): Familie als eine strukturelle Einheit mit vielfältigen SubsystemenàFokus insbesondere auf verwischte Grenzen (z. B. Parentifizierung, Verstrickung, Loslösung) wiederherzustellen, Subsysteme zu stabilisieren und Rollen und Hierarchien klar zu strukturieren
Erlebnisorientierte Therapie
(Virginia Satir, 1964): Fokus auf Kommunikationsmuster zwischen FamilienmitgliedernàFamilienskulpturen
Mailänder Modell
(Selvini-Palazzoli et al., 1977): Ursprünglich für Familien mit schizophrenen oder anorektischen Mitgliedern entwickeltes Therapiemodell; die Bedeutungseinheiten/Spielregeln, denen das System folgt, werden betrachtetà zwei Therapeutinnen arbeiten live mit der Familie; zwei weitere Therapeutinnen beobachten die Sitzung
Hypnosystemische Therapie
(Schmidt, 2020): verbindet intrapsychische Perspektive der Hypnotherapie mit der interpersonellen Perspektive der Systemischen Therapie à Ziel- und Ressourcenfokussierung, Imaginationen, Pacing/Leading und Utilisation
Funktionale Familientherapie
(Sexton & Alexander, 2003): Evidenzbasierter, manualisierter systemischer Therapieansatz zur Behandlung von Sozialverhaltens- und Substanzstörungen von Jugendlichen
Emotion Focused Couple Therapy
(EFT; Greenberg & Johnson, 2010): Evidenzbasierter, manualisierter systemisch-integrativer Paartherapieansatz zur Behandlung von psychischen Störungen und PartnerschaftsproblemenàInteraktion der Partner
werden zirkulär-systemisch als „Teufelskreis“ betrachtet; mit Bezug zur
Bindungstheorie soll wieder ein offener und emotional engagierter Umgang
aufgebaut werden
Multifamilientherapie
- Integration von systemischer Paar-/Familientherapie mit Gruppentherapie, Selbsthilfeansätzen sowie Psychoedukation für kindliche/jugendliche als auch erwachsene Indexpatient*innen
- Mehrere Familien mit einer/m Indexpatientin arbeiten mit Therapeutinnen (oft zwei)
- z. B. Multifamilientherapie bei Essstörungen à Symptomorientierung –
Beziehungsorientierung – Zukunftsorientierung - Eingesetzte Techniken: Videofeedback (z. B. von Aufnahmen von zuhause),
Rollentausch (Eltern spielen Kinder und andersherum), „Adoptivverfahren“ (Kind
geht für eine bestimmte Zeit bei einer anderen Familie „in Pflege“) - Wirksamkeit von Multifamilientherapie z. B. bei Substanzstörungen, Depressionen,
bipolaren Störungen, Schizophrenie, Anorexia nervosa empirisch belegt
Reframing
Bedeutungsreframing
- Umdeuten à systemische Haltung
- Dieselbe Geschichte kann ihren Sinn ändern, wenn man sie in einem anderen Licht
erzählt - Bedeutung einer Information hängt von »Kontextmarkierungen« oder dem Rahmen
ab (Bateson, 1983) à Ein veränderter Rahmen kann die Bedeutung einer Kommunikation
verändern - Durch Reframing wird deutlicher Unterschied zu der bisherigen Wirklichkeitssicht
erzeugtà„Verstörung“ der bisherigen Sicht der Dinge - Bedeutungsreframing: Welche mögliche andere Bedeutung kann vielleicht das Licht, in dem die Geschichte erzählt wird, verändern und diese somit ebenfalls?
Kontextreframing:
Unter welchem Kontext wäre das Problem sinnvoll oder die beste Lösung?
Inhaltsrefaming:
Trennung von beklagtem Verhalten und dahinterliegender „guter Absicht“
»Ich muss dauernd die Fehler meiner Kollegin ausbügeln!«
- Bedeutungsreframing: Da wird deutlich, wie fehlerfrei sie selbst in diesem
Metier arbeiten - Kontextreframing: Bei der nächsten Rationalisierungswelle ist Ihr Arbeitsplatz
wahrscheinlich erheblich sicherer als der dieser Kollegin. - Inhaltsreframing: Sie müssen sich Ihrer Kollegin sehr verbunden fühlen, um
dies immer wieder zu tun.
Aufstellungsarbeit
- Verfahren zur Externalisierung von inneren Bildern von Systemen die mithilfe von Stellvertretern räumlich in Szene gesetzt werden
- Familienbrett: mit FigurenàFür jedes Familienmitglied werden Holz- oder Plastikfiguren auf einem Brett aufgestellt und in ihrem Zueinander probeweise verändertàkann auch mit Püppchen, Lego-/Playmobil-Männchen, »Mensch- ärgere-dich-nicht«-Steinen oder mit Symbolen gestellt werden
- Skulpturarbeit: wird im Allgemeinen mit den betroffenen Personen selbst durchgeführt; Gefühle, Kommunikations- und Beziehungsmuster werden in symbolischer Form repräsentiert