9 Prävention und Intervention: Begriffe, Differenzierungen, Entwicklungsorientierte Prävention Flashcards

1
Q

Nenne proximale und distale Erfolgskriterien.

A
  1. proximal:
    - Erlernen sozialkognitiver Grundlagen
    - Erwerb sozialer Verhaltenskompetenzen
    - Erziehungskompetenz (bei Eltern)
    - Reduktion kindlicher Verhaltensprobleme
  2. distal:
    - Kriminalität
    - andere Formen von Delinquenz
    - langfristige kognitive Entwicklung
    - Gesundheit
    - Misshandlungstendenzen
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2
Q

Definiere psychologische Prävention und Intervention

A
  1. der systematische (theoretisch / empirisch begründete) Versuch
  2. mit psychologischen Mitteln Kompetenzen zu stärken, Risiken abzuschwächen oder sich bereits anbahnende negative Entwicklungen zu unterbrechen
  3. um das Auftreten dauerhafter psychischer Probleme und Störungen zu verhindern und damit zu einer gesunden Entwicklung von KiJu beizutragen.
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3
Q

Nenne die Dimensionen, nach denen sich Interventionsprogramme differenzieren lassen

A
  1. Handlungsfeld (Politik, Strafverfolgung / Justiz, PsychPäd)
  2. Phase der Entwicklung von dV (primär, sekundär, tertiär)
  3. Orientierung auf (potentielle) Täter, Opfer, Tatsituation / Gelegenheit
  4. Risikograd der Adressaten (universell, selektiv, indiziert)
  5. Merkmalsbereich, an denen sie ansetzen (zB Familie, Schule, Denkmuster)
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4
Q

Nenne die verschiedenen Handlungsfelder von Maßnahmen

A
  1. sozial-bildungspolitische Maßnahmen
    » Verbesserung sozialer Rahmenbedingungen, gesellschaftlicher RF (Armut, Arbeitslosigkeit, Bildungschancen)
  2. polizeiliche / juristische Maßnahmen
    » Veränderung und Kontrolle situativer Faktoren der Delinquenz und Sanktionierung (szenekundige Beamte, technische Prävention: Videoüberwachung, erzieherische Sanktionierung)
  3. psychologisch-pädagogische Maßnahmen
    » Fokus auf psychosoziale Eigenschaften zur Verringerung von Problemverhalten
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5
Q

Welches sind Beispiele für psychologisch-pädagogische Maßnahmen?

A
  1. Systematische soziale Förderung
  2. Elterntrainings
  3. Freizeit-Pädagogik, Jugendangebote, Aufklärungskampagnen
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6
Q

Klassifizierung von Maßnahmen nach Entwicklungsphase: Definiere primäre, sekundäre und tertiäre Prävention und gib je ein Beispiel.

A

In welchen Abschnitt der Entwicklung von dV setzt Maßnahme ein?

  1. primär: Auftretensws. von aV senken durch RF-Reduktion, SF-Vermittlung
    &raquo_space; Bsp: soziale Trainings, Selbstverteidigungskurse
  2. sekundär: frühe Behandlungsmaßnahmen zur Reduktion der Dauer oder Manifestation einer Verhaltensauffälligkeit oder Viktimisierung
    &raquo_space; Bsp: Familienhilfe, Personenschutz, Entdeckungsrisiko erhöhen
  3. tertiär: Folgeschäden des aV / Rückfälle vermeiden oder verringern
    &raquo_space; Bsp: Straftätertherapie, Entschädigung
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7
Q

Klassifizierung von Maßnahmen nach Risiko. Nenne die verschiedenen Ansätze und auf wen sie abzielen.

A
  1. PRÄVENTION
    a) universell alle Personen einer Altersgruppe
    b) gezielt:
    - selektiv Personen mit erhöhtem Risiko (zB Brennpunkt)
    - indiziert Personen mit hohem Risiko, da bereits auffällig (zB aggressiv)
  2. BEHANDLUNG klinisch auffällige Personen
  3. REHA / NACHSORGE Personen mit chron. Problemen / hohem Rückfallrisiko
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8
Q

Vorteile und Nachteile GEZIELTER Interventionsmaßnahmen

A

+ ökonomischer (kleines N)
+ Wirkungsintensität (spezifische Hilfe möglich)
+ Zuschnitt auf besonders bedürftige Gruppen möglich

  • bessere theoretische Grundlage nötig (Entstehungsbedingungen)
  • gute Auswahlprozeduren nötig
  • Stigmatisierung
  • hohe Eingriffsintensität nötig, da relativ späte Hilfen
  • Implementationsprobleme bei Risikogruppen (selektive Inanspruchnahme, Abbrüche)
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9
Q

Vorteile und Nachteile universeller Maßnahmen

A

+ kaum Stigmatisierung
+ Wirkungsextensität (alle potentiell Gefährdeten können erreicht werden)
+ geringe Eingriffsintensität nötig (frühe Reaktion auf Probleme)

  • teuer (großes N)
  • schlechte Spezifität (viele habens nicht nötig)
  • Pathologisierung der Bevölkerung
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10
Q

Entwicklungsorientierte Prävention dV: Definiere und gib Argumente an, die dafür sprechen.

A

Interventionansätze, die dissoziale Entwicklungskarrieren durch ein MÖGLICHST FRÜHES UND GEZIELTES EINGREIFEN im Entwicklungsverlauf zu verhindern / abzuschwächen versuchen und sich dabei auf THEORETISCHE MOELLE und EMPIRISCHE ERKENNTNISSE zur Sozialentwicklung / dV beziehen.

+ Verhaltensprobleme hochprävalent bei KiJu
+ heterotypische K: dV kann sich im Entwicklungsverlauf leicht verfestigen / verschlimmern
+ Reha bereits verfestigter Dissozialität nicht sonderlich wirksam
+ Kriminalität hat erhebliche psychologische und ökonomische Folgen (für Opfer, Täter, Gesellschaft)

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11
Q

Nenne die 4 theoretischen und empirischen Voraussetzungen für wissenschaftlich fundierte entwicklungsorientierte Prävention

A
  1. empirische Legitimation und normative Begründung von Zielen
    » epidemiologische Argumente, Indikation von Maßnahmen, Begründung von Zielen
  2. Entwicklungstheoretische Begründung und Programmtheorie
    » an welchen Aspekten ansetzen / ändern und warum (zB aufgrund des biopsychosozialen Risikomodells)
  3. Begründete Konzeption der Interventionsdurchführung
    » Wie will ich Änderungen umsetzen? Timing, Intensität, Methoden..
  4. Systematische Evaluierung hinsichtlich efficacy, effectiveness, dissemination (Möglichkeit der Verbreitung und Implementierung)
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12
Q

Welche Untergruppen entwicklungsorientierter Präventionsansätze gibt es und was ist jeweils ihr Ziel?

A
  1. INDIVIDUELLE: SOZIALE TRAININGSPROGRAMME FÜR KIJU
    &raquo_space; Kompensation von Defiziten in sozialen Fertigkeiten / SIP
  2. ELTERN- UND FAMILIENORIENTIERTE
    &raquo_space; Elterntrainings: konsistenter Erziehungsstil, Problemmanagement, positive Interaktion
    &raquo_space; Familienbezogene Frühprävention: Entwicklungsbedingungen in belasteten Familien oder bei entwicklungsgefährdeten Kindern verbessern
  3. SCHULISCHE UND KOMMUNALE
    &raquo_space; schulische: Schulklima mit Verantwortlichkeit und Wärme
    &raquo_space; kommunale: heterogen, zB Mentorenprogramme
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13
Q

Wirksamkeit individueller sozialer Trainingsprogramme für KiJu

A

+ überwiegend positiv für proximale Erfolgskriterien wie Erlernen sozialkognitiver Grundlagen oder Erwerb sozialer Verhaltenskompetenzen
» besonders wirksam: gezielt auf Risikogruppen, hoch strukturiert, multimodal

  • geringere Effekte auf dissoziales Problemverhalten
  • kaum Untersuchungen zu langfristiger präventiver Wirkung (kleine d)
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14
Q

Bewertung individueller sozialer Trainingsprogramme für KiJu

A
  1. die meisten Programme inhaltlich theoretisch und empirisch FUNDIERT
  2. gut als populationsbezogene Strategien UMSETZBAR (Kiga, Schule)
  3. KOSTENGÜNSTIG
  4. gute Evaluationsergebnisse für PROXIMALE ERFOLGSKRITERIEN
  5. weniger wirksam für DISTALE KRITERIEN
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15
Q

Wirksamkeit eltern- und familienorientierter Programme

A

+ positive Effekte bei PROXIMALEN KRITERIEN (Erziehungskompetenz, kindliche Verhaltensprobleme)
&raquo_space; besonders gut bei U6, strukturierten Programmen, Vermittlung konkreter Verhaltenskompetenzen neben Infos

+ bei familienbezogener Frühprävention tw. langfristige positive Effekte auf Gesundheit, kognitive Entwicklung, Delinquenz, Misshandlung (auch distal!)

  • sonst geringere Effekte bei DISTALEN KRITERIEN (Kriminalität, andere Delinquenzformen)
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16
Q

Bewertung eltern- und familienorientierter Programme

A
  1. die meisten Programme inhaltlich theoretisch und empirisch FUNDIERT
  2. KOSTENGÜNSTIG
  3. gut bei PROXIMALEN KRITERIEN, distal nicht so
  4. DISSEMINATION: geringe Inanspruchnahme / hohe Abbruchraten bei Hoch-Risiko-Familien (wegen Teilnahmebarrieren: weite Wege, weitere Kinder, junge und psychisch kranke Mütter)
17
Q

Was sollte in Zukunft für die Prävention von dV beachtet werden? (5)

A
  1. bei Programmauswahl-/konzeption klären, WER / WAS / WANN / WIE gefördert werden soll
  2. EVIDENZBASIERTER Einsatz statt unkritischer Förderoptimismus
  3. lanfristige WIRKSAMKEITSEVALUATIONEN mit distalen Maßen
  4. breitere / tiefere IMPLEMENTIERUNG fundierter Programme in Praxis (Investition lohnt sich)
  5. GRENZEN individueller Prävention beachten (zB wenn Probleme eher aus gesellschaftlicher Benachteiligung kommen) und dann auch stärker an die Verantwortung der entspr. Handlungsfelder appellieren
18
Q

Was sind Möglichkeiten, die Inanspruchnahme-/Abbruchprobleme bei eltern- und familienorientierten Präventionsprogrammen zu lösen?

A
  1. Kinderbetreuung anbieten
  2. Transportservice
  3. Verpflegung anbieten
  4. Anreize
  5. Internetangebote (niedrigschwellige Angebote)
19
Q

Nenne Lernansatz, Inhalte und Methoden sozialer Trainingsprogramme für KiJu.

A

sozial-kognitive und verhaltensorientierte Lernansätze

  • Emotionen identifizieren
  • nicht-aggressive Lösungen lernen
  • Selbstregulation bei Wut
  • Üben angemessenen Sozialverhaltens

> > Rollenspiele, Szenarien, Gruppendiskussionen, konkr. Anleitungen…

20
Q

Nenne Hilfsangebote bei familienbezogener Frühprävention

A
  1. Erziehungstraining
  2. Tagesbetreuung
  3. Hilfen bei Kindespflege (zB durch Hebammen)
  4. Informationen zur kindlichen Entwicklung
  5. Elternförderung
21
Q

Nenne Ausrichtungen / Methoden schulischer Präventionsprogramme

A

A: Sozialisationsraum Schule in kombinierte Programme (Kinder, Eltern, Schule) einbezogen: Lehrercoaching, Elternabende, Förderangebote

B: Programme einzig im Schulkontext, Unterrichtseinbindung: Anti-Bullying etc.