7 Ätiologie: Integrative Erklärungsmodelle dV: Biopsychosoziales Rahmenmodell Flashcards

1
Q

Nenne Aspekte / Unterscheidungsmerkmale von Risikofaktoren.

A
  1. Wirkung: distal (über Mediator) vs. proximal (direkt)
  2. Änderbarkeit: statisch (Geschlecht) vs. dynamisch (Peergroup)
  3. Wechselwirkungen untereinander möglich
  4. Äquifinalität: unterschiedliche Ausgangsbedingungen können zum gleichen Zustand (RF) führen
  5. Multifinalität: konkrete Risikokonstellationen können unterschiedliche Folgen haben
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2
Q

Biopsychosoziales Entwicklungsmodell dV: Nenne Aspekte / Bereiche

A
  1. Multi-Problem-Milieu
  2. Biologische Risikofaktoren
  3. Kognitive Entwicklungsdefizite / ADHS
  4. Schwieriges Temperament
  5. Familiäre Risikofaktoren
  6. Geringe soziale Kompetenz
  7. Verzerrte Informationsverarbeitung
  8. Peer- und freizeitbezogene Risikofaktoren
  9. Schulisch-berufliche Risikofaktoren
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3
Q

Multi-Problem-Milieu: Was ist da los, was sind Beispiele (distaler) Risikofaktoren?

A

Häufung / wechselseitiges Bedingen familienstruktureller und sozioökonomischer RF:

  1. geringes Einkommen
  2. Arbeitslosigkeit, Bildungsferne
  3. Eltern nutzen seltener Versorgungsangebote
  4. Alkohol- / Drogenmissbrauch in der Familie
  5. junge alleinerziehende Mütter
  6. Gewalt in der Nachbarschaft

> > erschwerende Ausgangsbedingungen für Kindesentwicklung, bedingen Erziehungsdefizite, Modelllernprozesse, schulische Probleme etc.

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4
Q

Biologische Risikofaktoren: Nenne Beispiele

A
  1. GENETISCHE Faktoren - nicht Krimi-Gen, sondern distale RF, die Entwicklungsprozesse im Sinne antisozialer Persönlichkeitsentwicklung beeinflussen
    &raquo_space; Sensation Seeking durch ANS-Untererregung
    &raquo_space; unausgereifte Hirnstrukturen für Exekutivfunktionen wie SK
  2. PHYSIOLOGISCHE / NEUROBIOLOGISCHE Beeinträchtigungen durch Schwangerschaftskomplikationen (durch Substanzmissbrauch, Intoxikation, Mangelernährung)
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5
Q

Kognitive Entwicklungsdefizite: Wozu führt eine geringe intellektuelle Kompetenz (distal), insbesondere im verbalen Bereich (als Mediatoren zu Delinquenz)?

A
  1. Schulleistungsdefizite
  2. gestörte Entwicklung von SK, Emotionsregulation, Empathie
  3. erschwertes abstraktes Denken: Antizipation von Handlungskonsequenzen
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6
Q

Wozu kann ADHS als distaler Risikofaktor führen / womit assoziiert sein?

A
  1. negative Rückmeldung des sozialen Umfeldes&raquo_space; erschwert Lernen sozialer Kompetenzen
  2. komorbides oppositionelles Trotzverhalten / Störung des Sozialverhaltens
  3. schlechtere Schulleistungen (Mediator zur Delinquenz)
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7
Q

Schwieriges Temperament: Was ist das und welche Charakteristika sind damit assoziiert?

A

stabiles, stark genetisch veranlagtes Persönlichkeitssyndrom

  1. geringe Impulskontrolle, SK, Gduld
  2. negative Grundstimmung, emotionale Labilität
  3. erhöhte Erregbarkeit, geringe Rhythmizität
  4. Sensation Seeking, Unruhe, Hyperaktivität
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8
Q

Wie wirkt schwieriges Temperament als Risikofaktor?

A
  1. proximal auf dV
  2. distal über Belastungen des familiären Klimas und sozialer Beziehungen
    &raquo_space; fam. Stress > harsche Erziehungspraktiken
    &raquo_space; Ablehnung > erschwert Aufbau sozialer Kompetenzen
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9
Q

Bidirektionales Anlage-Umwelt-Modell

A
  1. Umweltbedingungen können Gene aktivieren und Genexpression beeinflussen (oder auch Mutterverhalten während der Schwangerschaft vorgeburtliche physiologische Schäden verursachen)
  2. Biologische RF stehen in komplexen Wechselwirkungen mit Verhalten und sozialer Umwelt
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10
Q

Familiäre Risikofaktoren (besonders wichtig, da Familie während der Kindheit den primären Entwicklungskontext bildet) nennen und deren Auswirkungen

A
  1. elterliche Erziehungsdefizite > hostile biases, Zwangsinteraktion…
  2. Gewalt zwischen Eltern > Erwerb aggr. Verhaltensweisen
  3. Konflikte zw Eltern / Kindern > verringerter Selbstwert, Aufsuchen delinquenter Peers
  4. broken homes > Bindungsprobleme
  5. Substanzabhängigkeit / psychische Störung > Vernachlässigung
  6. Dissozialität der Eltern / Geschwister > Modelllernen, Genetik, mangelnde soziale Mobilität, Etikettierung (transgenerationale Kontinuität von dV)
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11
Q

Nenne Beispiele für elterliche Erziehungsdefizite und deren Auswirkungen

A
  1. überharte Erziehungspraktiken, Misshandlungen
    &raquo_space; erhöhen Ws. für hostile biases, psychische Erkrankungen, Substanz, Anschluss an delinquente Peers
  2. inkonsistentes Erziehungsverhalten
    &raquo_space; erschwert Normenlernen, Zwangsinteraktion
  3. mangelnde Fürsorge / Wärme
    &raquo_space; erschwert Bindungsverhalten
  4. zu wenig Beaufsichtigung / Monitoring
    &raquo_space; deviante Kontakte
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12
Q

In welchen Bereichen kann die soziale Kompetenz infolge von Ablehnungserfahrungen sowie negativer Interaktion mit Eltern und Gleichaltrigen gering sein?
Wozu führt das?

A
  1. Bildung von Peer-Beziehungen
  2. Selbstmanagement (Emotionsregulation, Umgang mit Kritik)
  3. schulisches Lernen (um Hilfe bitten)
  4. Verlässlichkeit
  5. soziale Durchsetzung

> begünstigt wiederum soziale Ausgrenzung, delinquente Kontakte, schulischen Misserfolg

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13
Q

Verzerrte Informationsverarbeitung: Aspekte

A

Ausformung dysfunktionaler Wissenssstrukturen aufgrund von problematischen Erfahrungen, Einfluss auf IV in sozialen Situationen:

  1. hostile perception bias
  2. hostile attribution bias
  3. eher egozentrische und dissoziale Zielsetzungen
  4. wenig variables Reaktionsrepertoire, mehr impulsive / aggr. Reaktionen
  5. kurzsichtigere Konsequenzbewertung, höhere Erwartung positiver Konsequenzen aggressiven Verhaltens
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14
Q

Peers lösen Familie in Adoleszenz als primäre Sozialisationsinstanz ab. Wie wirkt der Anschluss an deviante Peers als Risikofaktor?

A
  1. Sozialisation: leben dV und problematische Einstellungen vor, bekräften sich gegenseitig, vermeiden elterliches monitoring
  2. Selektion: Anschluss an deviante Peers verstärkt die für selbigen ursächliche Ablehnung durch normkonforme Peers und somit die selektive Beschäftigung mit devianten Peers weiter (Teufelskreis)
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15
Q

Was ist ein weiterer freizeitbezogener Risikofaktor neben devianten Peers?

A

Desensibilisierung und negative Stereotypisierung / Lernen durch Gewaltmedien

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16
Q

Schulisch-berufliche Risikofaktoren: Beschreibe den Teufelskreis.

A
  1. Schwache Schulleistungen (u.a. einstellungsbedingt)
  2. negative Einstellung ggü. Schule
  3. Absentismus / Disziplinprobleme

> > mittelfristig: Anschluss an deviante Peers, unstrukturierte Freizeit, Abbruch
langfristig: instabile Beschäftigung, Arbeitslosigkeit, finanzielle Probleme, geringe soziale Bindungen

> > dV!

17
Q

Skizziere einen typischen Entwicklungspfad delinquenzbegünstigender Einstellungen und Verhaltensweisen.

A
  1. Familiäre Konflikte
  2. Geringe soziale Bindung an Familie
  3. frühe Orientierung nach außen
  4. Anschluss an deviante Peers
  5. Übernahme eines devianten Lebensstils
    » erhöhtes Risikoverhalten, Ablehnung schulischer Werte, Männlichkeitsnormen, strukturlose Beschäftigung, Neutralisierung von dV
18
Q

Nenne die Grundannahmen des Modells kumulierter Risiken

A
  1. negative Entwicklungskaskade (viele RF rufen weitere hervor)
  2. wechselseitige Verstärkung der RF (zB Temperament - Erziehungsdefizite)
  3. wohldosierte Belastungen / Herausforderungen haben positive Effekte auf die Psyche / Kompetenzentwicklung
19
Q

Bewertung des biopsychosozialen Risikomodells: Vorteile

A
  1. integriert fundierte RFn und ist erweiterbar
  2. berücksichtigt Wechselwirkungen
  3. Prävention / Intervention / Prognose: hoher Wert dank entwicklungsorientierter Perspektive
  4. Erklärungswert: Entwicklung und Verfestigung eines persistenten dissozialen Lebensstils
20
Q

Bewertung des biopsychosozialen Risikomodells: Nachteil

A
  • ungeeignet zur Erklärung von Delinquenzabbrüchen, jugendtypischer Delinquenz und Resilienz
21
Q

Was sind Risikofaktoren?

A

Merkmale, die
A. die Wahrscheinlichkeit eines Problemverhaltens oder einer Fehlanpassung erhöhen oder
B. Kennzeichen eines erhöhten Risikos für Fehlentwicklungen sind

> > nicht deterministisch / unbedingt kausal, sondern probabilistischer Zusammenhang