7 Ätiologie: Integrative Erklärungsmodelle dV: Biopsychosoziales Rahmenmodell Flashcards
Nenne Aspekte / Unterscheidungsmerkmale von Risikofaktoren.
- Wirkung: distal (über Mediator) vs. proximal (direkt)
- Änderbarkeit: statisch (Geschlecht) vs. dynamisch (Peergroup)
- Wechselwirkungen untereinander möglich
- Äquifinalität: unterschiedliche Ausgangsbedingungen können zum gleichen Zustand (RF) führen
- Multifinalität: konkrete Risikokonstellationen können unterschiedliche Folgen haben
Biopsychosoziales Entwicklungsmodell dV: Nenne Aspekte / Bereiche
- Multi-Problem-Milieu
- Biologische Risikofaktoren
- Kognitive Entwicklungsdefizite / ADHS
- Schwieriges Temperament
- Familiäre Risikofaktoren
- Geringe soziale Kompetenz
- Verzerrte Informationsverarbeitung
- Peer- und freizeitbezogene Risikofaktoren
- Schulisch-berufliche Risikofaktoren
Multi-Problem-Milieu: Was ist da los, was sind Beispiele (distaler) Risikofaktoren?
Häufung / wechselseitiges Bedingen familienstruktureller und sozioökonomischer RF:
- geringes Einkommen
- Arbeitslosigkeit, Bildungsferne
- Eltern nutzen seltener Versorgungsangebote
- Alkohol- / Drogenmissbrauch in der Familie
- junge alleinerziehende Mütter
- Gewalt in der Nachbarschaft
> > erschwerende Ausgangsbedingungen für Kindesentwicklung, bedingen Erziehungsdefizite, Modelllernprozesse, schulische Probleme etc.
Biologische Risikofaktoren: Nenne Beispiele
- GENETISCHE Faktoren - nicht Krimi-Gen, sondern distale RF, die Entwicklungsprozesse im Sinne antisozialer Persönlichkeitsentwicklung beeinflussen
»_space; Sensation Seeking durch ANS-Untererregung
»_space; unausgereifte Hirnstrukturen für Exekutivfunktionen wie SK - PHYSIOLOGISCHE / NEUROBIOLOGISCHE Beeinträchtigungen durch Schwangerschaftskomplikationen (durch Substanzmissbrauch, Intoxikation, Mangelernährung)
Kognitive Entwicklungsdefizite: Wozu führt eine geringe intellektuelle Kompetenz (distal), insbesondere im verbalen Bereich (als Mediatoren zu Delinquenz)?
- Schulleistungsdefizite
- gestörte Entwicklung von SK, Emotionsregulation, Empathie
- erschwertes abstraktes Denken: Antizipation von Handlungskonsequenzen
Wozu kann ADHS als distaler Risikofaktor führen / womit assoziiert sein?
- negative Rückmeldung des sozialen Umfeldes»_space; erschwert Lernen sozialer Kompetenzen
- komorbides oppositionelles Trotzverhalten / Störung des Sozialverhaltens
- schlechtere Schulleistungen (Mediator zur Delinquenz)
Schwieriges Temperament: Was ist das und welche Charakteristika sind damit assoziiert?
stabiles, stark genetisch veranlagtes Persönlichkeitssyndrom
- geringe Impulskontrolle, SK, Gduld
- negative Grundstimmung, emotionale Labilität
- erhöhte Erregbarkeit, geringe Rhythmizität
- Sensation Seeking, Unruhe, Hyperaktivität
Wie wirkt schwieriges Temperament als Risikofaktor?
- proximal auf dV
- distal über Belastungen des familiären Klimas und sozialer Beziehungen
»_space; fam. Stress > harsche Erziehungspraktiken
»_space; Ablehnung > erschwert Aufbau sozialer Kompetenzen
Bidirektionales Anlage-Umwelt-Modell
- Umweltbedingungen können Gene aktivieren und Genexpression beeinflussen (oder auch Mutterverhalten während der Schwangerschaft vorgeburtliche physiologische Schäden verursachen)
- Biologische RF stehen in komplexen Wechselwirkungen mit Verhalten und sozialer Umwelt
Familiäre Risikofaktoren (besonders wichtig, da Familie während der Kindheit den primären Entwicklungskontext bildet) nennen und deren Auswirkungen
- elterliche Erziehungsdefizite > hostile biases, Zwangsinteraktion…
- Gewalt zwischen Eltern > Erwerb aggr. Verhaltensweisen
- Konflikte zw Eltern / Kindern > verringerter Selbstwert, Aufsuchen delinquenter Peers
- broken homes > Bindungsprobleme
- Substanzabhängigkeit / psychische Störung > Vernachlässigung
- Dissozialität der Eltern / Geschwister > Modelllernen, Genetik, mangelnde soziale Mobilität, Etikettierung (transgenerationale Kontinuität von dV)
Nenne Beispiele für elterliche Erziehungsdefizite und deren Auswirkungen
- überharte Erziehungspraktiken, Misshandlungen
»_space; erhöhen Ws. für hostile biases, psychische Erkrankungen, Substanz, Anschluss an delinquente Peers - inkonsistentes Erziehungsverhalten
»_space; erschwert Normenlernen, Zwangsinteraktion - mangelnde Fürsorge / Wärme
»_space; erschwert Bindungsverhalten - zu wenig Beaufsichtigung / Monitoring
»_space; deviante Kontakte
In welchen Bereichen kann die soziale Kompetenz infolge von Ablehnungserfahrungen sowie negativer Interaktion mit Eltern und Gleichaltrigen gering sein?
Wozu führt das?
- Bildung von Peer-Beziehungen
- Selbstmanagement (Emotionsregulation, Umgang mit Kritik)
- schulisches Lernen (um Hilfe bitten)
- Verlässlichkeit
- soziale Durchsetzung
> begünstigt wiederum soziale Ausgrenzung, delinquente Kontakte, schulischen Misserfolg
Verzerrte Informationsverarbeitung: Aspekte
Ausformung dysfunktionaler Wissenssstrukturen aufgrund von problematischen Erfahrungen, Einfluss auf IV in sozialen Situationen:
- hostile perception bias
- hostile attribution bias
- eher egozentrische und dissoziale Zielsetzungen
- wenig variables Reaktionsrepertoire, mehr impulsive / aggr. Reaktionen
- kurzsichtigere Konsequenzbewertung, höhere Erwartung positiver Konsequenzen aggressiven Verhaltens
Peers lösen Familie in Adoleszenz als primäre Sozialisationsinstanz ab. Wie wirkt der Anschluss an deviante Peers als Risikofaktor?
- Sozialisation: leben dV und problematische Einstellungen vor, bekräften sich gegenseitig, vermeiden elterliches monitoring
- Selektion: Anschluss an deviante Peers verstärkt die für selbigen ursächliche Ablehnung durch normkonforme Peers und somit die selektive Beschäftigung mit devianten Peers weiter (Teufelskreis)
Was ist ein weiterer freizeitbezogener Risikofaktor neben devianten Peers?
Desensibilisierung und negative Stereotypisierung / Lernen durch Gewaltmedien