10 Prävention und Intervention: Straftäterbehandlung und Rehabilitation Flashcards

1
Q

Was ist das Ziel von Strafvollzug?

A
  1. Resozialisierung (Erwerb sozialer Verantwortung)

2. Schutz der Allgemeinheit

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2
Q

Nenne verschiedene Behandlungsangebote im Strafvollzug.

A
  1. Beratung: Schuldner- / Ausländerberatung
  2. Schulische Förderung: Schulabschluss, Berufsschule
  3. Berufliche Förderung: Lehre / Ausbildung, Anlerntätigkeit
  4. Freizeitgestaltung: Sport, AGs
  5. Ethisch-Religiöse Förderung: Seelsorge, Pastoren
  6. Therapeutische Intervention: PT, soziale Trainings
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3
Q

Was sind häufige Probleme im Strafvollzug?

A
  1. limitierende Faktoren: schlechter Personalschlüssel, Ausstattung
  2. mangelnde Problemeinsicht, Veränderungs-/Kooperationsmotivation
  3. psychische Störungen bei Inhaftierten (Substanz, PS)
  4. Gefängnissubkulturen mit Compliance verbietenden Verhaltenskodizes
  5. Aufbau Vertrauensverhältnis zum Therapeuten schwierig (Schweigepflicht, hostile attribution)
  6. Transfer des Gelernten auf Kontexte nach Haftentlassung
  7. Haftzeit oft zu kurz für intensive Behandlung
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4
Q

Wirksamkeit von Inhaftierung auf Rückfallrisiko, Probleme?

A
  1. wenig fundierte Studien zu kriminalitätssenkenden Inhaftierungen
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5
Q

Wirksamkeit von Inhaftierung auf Rückfallrisiko,Probleme?

A

leichter Trend: Freiheitsentzug erhöht Rückfallrisiko leicht, ABER:

  1. wenig fundierte Studien, denn:
    - Ethik / Recht verbieten experimentelle Zuteilung von Strafen
    - stattdessen: quasi-experimentelle Zuteilung via matching
  2. Konfundierung von Haftstrafe und schwerer Kriminalität

Die rückfallmindernden Maßnahmen innerhalb der Haft (PT etc) wirken allerdings ambulantnoch besser.

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6
Q

Kognitiv-Verhaltenstherapeutische Programme (KVT): Form und theoretische Basis

A
  1. Form: strukturierte, manualisierte Programme, als Gruppentrainings
  2. Theorie:
    - Theorien des sozialen Lernens
    - der SIP
    - des moralischen Denkens
    - Handlungstheorien
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7
Q

Kognitiv-Verhaltenstherapeutische Programme (KVT): Zielkonstrukte

A
  1. Selbstkontrolle
  2. Wutregulation
  3. soziale Fertigkeiten, Konfliktlösekompetenzen
  4. Perspektivübernahme
  5. prosoziale Einstellungen
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8
Q

Kognitiv-Verhaltenstherapeutische Programme (KVT): Wirksamkeit

A

+ am gründlichsten evaluierte Maßnahmeform: wirksam!
+ Rückfallreduktionsrate 10-30%
+ KVT breit indiziert: positive Effekte bei Gewaltkriminalität, Substanz-Komorbiditäten, Sexualstraftätern

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9
Q

Evaluation: Gefahren nicht wirksamer Programme

A
  1. VERGEUDUNG von Ressourcen
  2. VERDRÄNGUNG wirksamer Programme
  3. GEFAHR für Gesellschaft: Fehlurteile über vermeintlich abgeschlossene Rehabilitation
  4. DEMOTIVATION der Teilnehmer (Täter)
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10
Q

Prozessevaluation: Was meint Integrität?

A

Wird die Maßnahme wie vorgesehen umgesetzt? (Wo sind Hürden, wo Optimierungspotential?)

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11
Q

WHAT WORKS

A

zwischen empirischer Wirksamkeit einzelner Behandlungsformen bestehen große Unterschiede: Was ist zu beachten, um einen guten Effekt zu erzielen?

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12
Q

Warum sind die Effekte der Straftäterbehandlung generell geringer als in der Psychotherapie ( .2 vs. .6) ?

A
  1. sehr heterogene Interventionen
  2. schwer Delinquente haben oft schwer behandelbare multiple Probleme (PS, Substanz)
  3. Teilnahme oft extrinsisch motiviert (schlechtes Commitment)
  4. Rahmenbedingungen in Haft ungünstiger
  5. Rückfälligkeit = distales Kriterium (weniger änderungssensitiv als zB Wohlbefinden) und nur verzerrte HF-Rückfälligkeit
  6. Rückfallkriterium bezieht sich auf mehrjährige Bewährungszeiträume (längerfristige Effekte als bei PT untersucht)
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13
Q

Risk-Need-Responsivity-Modell nach Andrews und Bronta: Erfolgreiche Straftäterbehandlung iSv What Works sollte den folgenden 3 Prinzipien folgen:

A
  1. RISIKOPRINZIP
    Anpassung von Intensität und Dauer an (Rückfall)Risikograd der Täter
  2. BEDÜRFNISPRINZIP
    Orientierung der Behandlungsinhalte an spezifischen kriminogenen Faktoren / Bedürfnissen der Straftäter
  3. ANSPRECHBARKEITSPRINZIP
    Anpassung der Interventionsform / Methoden an die Denk-/Lernweisen der Täter (KVT)
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14
Q

Wirksamkeit RNR

A

linearer Zusammenhang zw Anzahl erfüllter Prinzipien und rückfallreduzierender Wirksamkeit (0 bis 20/30%)

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15
Q

Weitere Merkmale erfolgreicher Interventionen neben RNR

A
  1. evidenzbasiertes theoretisches Veränderungsmodell
  2. sorgfältige Diagnostik der Straftäter (Klärung Risiko und dynamische RF)
  3. effektive Methoden mit Einüben von Fertigkeiten (KVT)
  4. angemessene Intensität / Dauer / Abfolge
  5. Förderung der Änderungsmotivation / commitment
  6. Kontinuität der Betreuung (Nachsorge)
  7. hohe Quali der Durchführung (Supervision / Schulung des Personals)
  8. Kontinuierliche Prozess- und Wirkungsevaluation
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16
Q

Kritik am What Works Ansatz

A
  1. defizit- / risikoorientiertes Menschenbild: Ansatz bei RF, wenig Förderung von Ressourcen / nonkriminogenen Bedürfnissen
  2. keine positiven Annäherungsziele, nur Defizit-Kompensation (geringe Motivation)
  3. Vernachlässigung systemischer Ansätze (soziale Systeme: kriminelle Peers) ggü. Individuum
  4. ungenügende Berücksichtigung therapeutischer Beziehungen im Behandlungsprozess
  5. one size fits all: ungenügende individuelle Maßnahmezuweisung
17
Q

Ergänzungen zu What works / RNR

A
  1. Good Lives Modell
    > Fokus auf primary goods für zufriedenstellende Lebensführung (Lebenszufriedenheit der Straftäter verbessern)
  2. Desistance Paradigm
    > Fokus auf natürliche SF der Lebensführung (zB Bindung an prosoziale Personen, feste Arbeit)
18
Q

Welche Merkmalsgruppen wirken sich auf Effekte von Interventionsmaßnahmen aus?

A
  1. Tätermerkmale
  2. Kontextmerkmale
  3. Evaluationsmerkmale
  4. Programmmerkmale
19
Q

Nenne Teilnehmer-/ Tätermerkmale, die sich auf den Effekt auswirken / ihn moderieren können.

A
  1. Risikograd
  2. Alter
  3. Persönlichkeitsmerkmale
  4. andere biographische Merkmale
  5. Behandlungsmotivation
  6. Behandlungsabbruch
20
Q

Nenne Kontextmerkmale, die sich auf den Effekt auswirken / ihn moderieren können.

A
  1. stationär vs. ambulant
  2. Institutionsklima
  3. Kompetenz des Personals
  4. Kontinuität der Betreuung
  5. SFn im Alltag
21
Q

Nenne Merkmale der Evaluationsmethodik, die sich auf den Effekt auswirken / ihn moderieren können.

A
  1. Design-Qualität
  2. Stichprobengröße
  3. Modellprojekt vs. Praxis
  4. Selbst- vs. Fremdevaluation
  5. Art der Wirkungsmaße
  6. Länge des Follow-up Zeitraums
22
Q

Nenne Programmmerkmale, die sich auf den Effekt auswirken / ihn moderieren können.

A
  1. Programminhalte
  2. Durchführungsgüte
  3. Individualisierung
  4. Intensität / Dosierung
  5. Inhalt der Kontrollbedingung
23
Q

Nenne die verschiedenen Interventionsformen der Straftäterbehandlung

A
  1. Strafvollzug
  2. Täter-Opfer-Ausgleich (restorative justice)
  3. Intensiv- und freizeitpädagogische Programme
  4. Kognitiv-verhaltenstherapeutische Programme
  5. Therapeutische Gemeinschaften und Sozialtherapie