6 Ätiologie: Psychologische Theorien dissozialen Verhaltens Flashcards
Behavioristische Lerntheorie nach Skinner: Verstärkung, Bestrafung, je ein Beispiel
- Verstärkung: Zunahme von dV, wenn es zu einem positiven Zustand führt oder einen negativen verhindert
»_space; Bsp: Hänselei hört auf, wenn man dem Hänseler eine reinhaut - Bestrafung: Verringerung von dV, wenn negative Konsequenzen folgen oder positive wegfallen / ausbleiben (Löschung, neg. Bestrafung)
»_space; Bsp: Soziale Anerkennung für Prügelei fällt weg
Wann kann die Wirkung von Bestrafung nach operanten Lernauffassungen ausbleiben?
- Diskriminationslernen: Unterscheidung zwischen situativen Bedingungen, die die Konsequenzen moderieren
» Bsp: Bei Papa gibt’s Ärger, bei Mama nie. - stärkere Wirkung unmittelbarer Verstärkung ggü. verzögerter Bestrafung
» Bsp: direkt ein iPhone ggü. nach 3 Monaten mal ein paar Sozialstunden
Wann ist Strafe nach allgemeinen lerntheoretischen Befunden effektiver / verhaltensreduzierender?
- je intensiver der Strafreiz
- je seltener zuvorige Verstärkung
> umgekehrt zu Höhe, Häufigkeit und Unmittelbarkeit dieser - kontinuierlich statt intermittierend (Ausbleiben erwarteter Bestrafung erhöht Verhaltenswahrscheilichkeit)
> > juristische Sanktionen sollten hart, schnell und konsequent sein
Was sind Probleme der Übertragbarkeit lerntheoretischer Laborbefunde an Tieren auf menschliche Lernprozesse?
Menschliches Verhalten hängt im Gegensatz zu tierischem nicht nur von äußeren Reizen ab, sondern wird auch durch komplexe kognitive Prozesse gesteuert:
- Tiere lernen implizit (ohne Bewusstsein, Absicht), Menschen auch explizit (mit Sprache etc.)
- Menschen bilden mentale Repräsentationen von Konsequenzen und Bewertungen / Erwartungen hinsichtlich dieser
Was sind Probleme der Übertragbarkeit lerntheoretischer Laborbefunde auf Kriminalität?
Die Komplexität der Wirklichkeit geht in experimentellen Operationalisierungen verloren:
- erwünschtes / unerwünschtes Verhalten künstlich
- Strafreize im Labor meist einfache aversive (Schock, noise)
- keine Untersuchung von Verhalten mit komplexer Gratifikationsstruktur (Gewinn, fame)
- zeitlicher Abstand Verhalten-Reaktion im Labor viel kleiner als in der Realität
Was sind empirische Befunde zur Wirksamkeit juristischer Sanktionen?
- Strafen insg. nur geringen Einfluss auf zukünftiges strafrechtliches Verhalten
- Rückfallminderung durch harte Strafen nicht belegt, tw erhöhend
- Sanktionswahrscheinlichkeit bedeutsam, Sanktionsgeschwindigkeit (iSv schnelleren Verfahren) nicht
- Straftäterumgang sollte auf Kompetenzaufbau (Transformationswirkung) abzielen, denn: Bestrafung kann Verhalten langfristig nur ändern, wenn alternatives Verhalten mit ähnlichem funktionalen Wert verfügbar ist
Sozialkognitive Lerntheorie nach Bandura: Nenne die 3 Phasen der Aggressivitätsentwicklung.
- Erwerb aggressiver Verhaltensmuster und Aggressionsbereitschaft
- Auslösende bzw. bereitschafterhöhende Mechanismen für Aggression (in konkreter Situation)
- Aufrechterhaltung / Stabilisierung von Aggression (durch verschiedene Mechanismen)
Sozialkognitive Lerntheorie nach Bandura: Was passiert in Phase 1 der Aggressionsentwicklung: Erwerb aggressiver Verhaltensmuster und Aggressionsbereitschaft…
durch Aufmerksamkeit für Modelle, die durch aggressives Verhalten Ziele erreichen und bekräftigt werden (diese Aufmerksamkeit wird u.a. durch die Persönlichkeit reguliert)
Modelle:
- Familie: Beobachtung von Gewalt zwischen Eltern und am Kind
- Peers: Anerkennung durch delinquente Selbstbehauptung
- (sub)kulturelles Umfeld: Ghettos, in denen soz. Kontrolle nicht greift und dV häufig ist
- Medien: Gewöhnung an (zielführende) Gewalt, Feindbilder
Sozialkognitive Lerntheorie nach Bandura: Was passiert in Phase 2 der Aggressionsentwicklung: Auslösende Mechanismen für Aggression (in konkreter Situation)
diese bestimmen, ob erworbenes aggr. Verhalten zur Anwendung kommt.
Situative Auslöser:
- tatsächliche / vermeintliche Angriffe / Provokation / Benachteiligung
- Anreize: erhoffter materieller / sozialer Gewinn (Raub, Status)
- Modellwirkung: aggr. Verhalten anderer kann enthemmen
- Alkohol und Drogen: Senkung der Handlungskontrolle
- Befehle und Anweisungen
Sozialkognitive Lerntheorie nach Bandura: Nenne aufrechterhaltende Mechanismen für Aggression in Phase 3.
- externe Bekräftigung: Vorteil / Gewinn durch aggr. Verhalten (Raubesgut, Anerkennung durch peers)
- negative Verstärkung: Zwangsinteraktion
- stellvertretende Bekräftigung: Beobachtung, dass aV anderer positive Folgen hat
- Selbstregulation, Neutralisierung: Positive Selbstwahrnehmung (wenn Aggression als positive Norm verinnerlicht) oder Neutralisierung negativer Affekte (NT-Mechanismen!)
Wann ist Modelllernen am effektivsten?
- wenn das Modell für sein Verhalten belohnt wird
2. bei hoher Identifikation mit dem Modell (zB gleiches Geschlecht)
Bewertung der sozialkognitiven Lerntheorie von Bandura: Vorteile
- viele Zusammenhänge empirisch gut überprüft (Einfluss familiärer Gewalt, delinquenter Peers, Gewaltmedien, Drogen)
- breites Modell: integriert auch Begleiteinflüsse von Disposition und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen
- praktische Leistungsfähigkeit: es lassen sich viele Präventionen / Interventionen ableiten (für versch. Lebensbereiche: Familie, Peers, Medien…)
Bewertung der sozialkognitiven Theorie von Bandura: Nachteile
- Modell weist keine Entwicklungsperspektive auf
- Wechselwirkungen zwischen den Aspekten unklar
> > Prognoseleistung mäßig, allenfalls unterstützend
Allgemeines Aggressionsmodell (Anderson & Bushman): Was sind Wissensstrukturen?
Im LZG (in Netzwerken assoziativ verbundener Knotenpunkte) verankerte
- Wahrnehmungsschemata
- Einstellungen
- Verhaltensskripte
GAM: Nenne Charakteristika von Wissensstrukturen.
- entwickeln sich aus eigenen / stellvertretenden Erfahrungen
- beeinflussen Wahrnehmung der Umwelt
- beeinflussen Interpretation von Ereignissen
- beeinflussen Reaktion auf Umwelt
- beeinflussen, welche Situationen / Personen man zukünftig aufsucht
- können automatisiert ablaufen