6 Ätiologie: Psychologische Theorien dissozialen Verhaltens Flashcards

1
Q

Behavioristische Lerntheorie nach Skinner: Verstärkung, Bestrafung, je ein Beispiel

A
  1. Verstärkung: Zunahme von dV, wenn es zu einem positiven Zustand führt oder einen negativen verhindert
    &raquo_space; Bsp: Hänselei hört auf, wenn man dem Hänseler eine reinhaut
  2. Bestrafung: Verringerung von dV, wenn negative Konsequenzen folgen oder positive wegfallen / ausbleiben (Löschung, neg. Bestrafung)
    &raquo_space; Bsp: Soziale Anerkennung für Prügelei fällt weg
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2
Q

Wann kann die Wirkung von Bestrafung nach operanten Lernauffassungen ausbleiben?

A
  1. Diskriminationslernen: Unterscheidung zwischen situativen Bedingungen, die die Konsequenzen moderieren
    » Bsp: Bei Papa gibt’s Ärger, bei Mama nie.
  2. stärkere Wirkung unmittelbarer Verstärkung ggü. verzögerter Bestrafung
    » Bsp: direkt ein iPhone ggü. nach 3 Monaten mal ein paar Sozialstunden
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3
Q

Wann ist Strafe nach allgemeinen lerntheoretischen Befunden effektiver / verhaltensreduzierender?

A
  1. je intensiver der Strafreiz
  2. je seltener zuvorige Verstärkung
    > umgekehrt zu Höhe, Häufigkeit und Unmittelbarkeit dieser
  3. kontinuierlich statt intermittierend (Ausbleiben erwarteter Bestrafung erhöht Verhaltenswahrscheilichkeit)

> > juristische Sanktionen sollten hart, schnell und konsequent sein

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4
Q

Was sind Probleme der Übertragbarkeit lerntheoretischer Laborbefunde an Tieren auf menschliche Lernprozesse?

A

Menschliches Verhalten hängt im Gegensatz zu tierischem nicht nur von äußeren Reizen ab, sondern wird auch durch komplexe kognitive Prozesse gesteuert:

  1. Tiere lernen implizit (ohne Bewusstsein, Absicht), Menschen auch explizit (mit Sprache etc.)
  2. Menschen bilden mentale Repräsentationen von Konsequenzen und Bewertungen / Erwartungen hinsichtlich dieser
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5
Q

Was sind Probleme der Übertragbarkeit lerntheoretischer Laborbefunde auf Kriminalität?

A

Die Komplexität der Wirklichkeit geht in experimentellen Operationalisierungen verloren:

  1. erwünschtes / unerwünschtes Verhalten künstlich
  2. Strafreize im Labor meist einfache aversive (Schock, noise)
  3. keine Untersuchung von Verhalten mit komplexer Gratifikationsstruktur (Gewinn, fame)
  4. zeitlicher Abstand Verhalten-Reaktion im Labor viel kleiner als in der Realität
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6
Q

Was sind empirische Befunde zur Wirksamkeit juristischer Sanktionen?

A
  1. Strafen insg. nur geringen Einfluss auf zukünftiges strafrechtliches Verhalten
  2. Rückfallminderung durch harte Strafen nicht belegt, tw erhöhend
  3. Sanktionswahrscheinlichkeit bedeutsam, Sanktionsgeschwindigkeit (iSv schnelleren Verfahren) nicht
  4. Straftäterumgang sollte auf Kompetenzaufbau (Transformationswirkung) abzielen, denn: Bestrafung kann Verhalten langfristig nur ändern, wenn alternatives Verhalten mit ähnlichem funktionalen Wert verfügbar ist
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7
Q

Sozialkognitive Lerntheorie nach Bandura: Nenne die 3 Phasen der Aggressivitätsentwicklung.

A
  1. Erwerb aggressiver Verhaltensmuster und Aggressionsbereitschaft
  2. Auslösende bzw. bereitschafterhöhende Mechanismen für Aggression (in konkreter Situation)
  3. Aufrechterhaltung / Stabilisierung von Aggression (durch verschiedene Mechanismen)
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8
Q

Sozialkognitive Lerntheorie nach Bandura: Was passiert in Phase 1 der Aggressionsentwicklung: Erwerb aggressiver Verhaltensmuster und Aggressionsbereitschaft…

A

durch Aufmerksamkeit für Modelle, die durch aggressives Verhalten Ziele erreichen und bekräftigt werden (diese Aufmerksamkeit wird u.a. durch die Persönlichkeit reguliert)

Modelle:

  1. Familie: Beobachtung von Gewalt zwischen Eltern und am Kind
  2. Peers: Anerkennung durch delinquente Selbstbehauptung
  3. (sub)kulturelles Umfeld: Ghettos, in denen soz. Kontrolle nicht greift und dV häufig ist
  4. Medien: Gewöhnung an (zielführende) Gewalt, Feindbilder
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9
Q

Sozialkognitive Lerntheorie nach Bandura: Was passiert in Phase 2 der Aggressionsentwicklung: Auslösende Mechanismen für Aggression (in konkreter Situation)

A

diese bestimmen, ob erworbenes aggr. Verhalten zur Anwendung kommt.

Situative Auslöser:

  1. tatsächliche / vermeintliche Angriffe / Provokation / Benachteiligung
  2. Anreize: erhoffter materieller / sozialer Gewinn (Raub, Status)
  3. Modellwirkung: aggr. Verhalten anderer kann enthemmen
  4. Alkohol und Drogen: Senkung der Handlungskontrolle
  5. Befehle und Anweisungen
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10
Q

Sozialkognitive Lerntheorie nach Bandura: Nenne aufrechterhaltende Mechanismen für Aggression in Phase 3.

A
  1. externe Bekräftigung: Vorteil / Gewinn durch aggr. Verhalten (Raubesgut, Anerkennung durch peers)
  2. negative Verstärkung: Zwangsinteraktion
  3. stellvertretende Bekräftigung: Beobachtung, dass aV anderer positive Folgen hat
  4. Selbstregulation, Neutralisierung: Positive Selbstwahrnehmung (wenn Aggression als positive Norm verinnerlicht) oder Neutralisierung negativer Affekte (NT-Mechanismen!)
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11
Q

Wann ist Modelllernen am effektivsten?

A
  1. wenn das Modell für sein Verhalten belohnt wird

2. bei hoher Identifikation mit dem Modell (zB gleiches Geschlecht)

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12
Q

Bewertung der sozialkognitiven Lerntheorie von Bandura: Vorteile

A
  1. viele Zusammenhänge empirisch gut überprüft (Einfluss familiärer Gewalt, delinquenter Peers, Gewaltmedien, Drogen)
  2. breites Modell: integriert auch Begleiteinflüsse von Disposition und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen
  3. praktische Leistungsfähigkeit: es lassen sich viele Präventionen / Interventionen ableiten (für versch. Lebensbereiche: Familie, Peers, Medien…)
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13
Q

Bewertung der sozialkognitiven Theorie von Bandura: Nachteile

A
  1. Modell weist keine Entwicklungsperspektive auf
  2. Wechselwirkungen zwischen den Aspekten unklar

> > Prognoseleistung mäßig, allenfalls unterstützend

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14
Q

Allgemeines Aggressionsmodell (Anderson & Bushman): Was sind Wissensstrukturen?

A

Im LZG (in Netzwerken assoziativ verbundener Knotenpunkte) verankerte

  1. Wahrnehmungsschemata
  2. Einstellungen
  3. Verhaltensskripte
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15
Q

GAM: Nenne Charakteristika von Wissensstrukturen.

A
  1. entwickeln sich aus eigenen / stellvertretenden Erfahrungen
  2. beeinflussen Wahrnehmung der Umwelt
  3. beeinflussen Interpretation von Ereignissen
  4. beeinflussen Reaktion auf Umwelt
  5. beeinflussen, welche Situationen / Personen man zukünftig aufsucht
  6. können automatisiert ablaufen
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16
Q

Skizziere die Netzwerkidee der (aggressiven) Wissensstrukturen

A

Wissensstrukturen sind in Netzwerken als assoziativ miteinander verbundene Knotenpunkte organisiert, die leichter verfügbar sind

  1. je häufiger sie aktiviert werden
  2. je kürzer die letzte Aktivierung zurückliegt
  3. je mehr assoziierte Strukturen grade aktiviert sind (Priming)

> Gleichzeitige Aktivierung stärkt Verbindung zwischen Knotenpunkten (ctftwt)

17
Q

GAM - kurzfristig: Auftreten von Aggression in konkreten Situationen. Skizziere den Ablauf.

A
  1. PERSON (Wissensstrukturen, Dispositionen) und
  2. SITUATION (Hinweisreize > Verfügbarkeit etc) bestimmen
  3. INTERNEN ZUSTAND (aus Kognitionen, Arousal, Affekten), diese führen zu
  4. AUTOMATISCHER BEWERTUNG der Situation, es folgt
    A. SPONTANE / IMPULSIVE HANDLUNG (Zuschlagen)
    B. NEUBEWERTUNG der Situation (mittels kogn. Ressourcen)
  5. Verhalten beeinflusst wiederum soziale Situation (Reaktion der IA-Partner)&raquo_space; neuer Zyklus
18
Q

GAM - multiepisodisch / langfristig. Wie kommt es zu einer aggressiven Persönlichkeit?

A

A-U-Wechselwirkungen führen zu sozial-kognitiven Lernprozessen, aus denen sich eine individuelle interne kognitive Struktur entwickelt

  1. Lernen von aggr. Einstellungen, Wahrnehmungen, Verhaltensscripts
  2. die als zielführend erlebt, ergo öfter eingesetzt / aktiviert werden
  3. dadurch immer leichter verfügbar werden bis zur Automatisierung

Folge: Ausformung einer aggr. Persönlichkeit
» dadurch gerät man wiederum öfter in Situationen, die Aggressivität triggern (kognitiv und aktiv)
» Teufelskreis der Verfestigung aggr. Verhaltensweisen / Kognitionen

19
Q

Social Information Processing nach Crick und Dodge: Was sehen sie als Ursache für einen aggressiven Verhaltensstil in der KiJu, welche Grundannahmen stecken dahinter?

A

Defizite in der Verarbeitung sozialer Informationen

Annahme: Individuum verarbeitet Infos in sozialen Situationen

  1. mit begrenzter biologischer Kapazität
  2. vor dem Hintergrund eigener Lernerfahrungen (zB harte Erziehung)
  3. weitgehend automatisiert / kaum bewusst kontrolliert

Soziale Interaktionen werden als zyklischer Prozess durchlaufen, bei dem die einzelnen Phasen in WW mit den bisherigen Lernerfahrungen stehen.

20
Q

SIP: Interaktionszyklus Stufe 1 bis 3 + Besonderheiten bei aggressiven Kindern

A
  1. WN VON HINWEISREIZEN (extern/intern)
    » hostile perception bias
  2. INTERPRETATION VON HINWEISREIZEN (Ursachen-/Intentionsattribution)
    » hostile attribution bias, geringe Perspektivwechselfähigkeit
  3. ZIELFESTLEGUNG (affektiv gewünschter Ausgang der IA)
    » eher antisoziale und egozentrische Ziele
21
Q

SIP: Interaktionszyklus Stufe 4 bis 6 + Besonderheiten bei aggressiven Kindern

A
  1. AUSWAHL VON HANDLUNGSALTERNATIVEN (Reaktionen aus Verhaltensrepertoire)
    » verfügen über weniger kompetente Lösungen
    » verfügen über mehr aggressive / impulsive Reaktionsmuster
  2. ABWÄGEN DER KONSEQUENZEN (möglicher Reaktionen bzgl. Effizienz und Angemessenheit)
    » kurzsichtigere Folgenabschätzung
    » günstigere Annahmen bzgl. Kompetenz & Konsequenzen dV
  3. VERHALTEN (Durchziehen / Abbruch abh. von Kompetenz / Abwägen)
    » geringere soziale Verhaltenskompetenzen
22
Q

Was sind
1. hostile perception bias
2. hostile memory bias
?

A
  1. selektive Aufmerksamkeit für feindselige / aggressive Reize
  2. Tendenz zur feindseligen Absichtszuschreibung
23
Q

Was bestimmt der Ausgang eines SIP-Zyklus?

A

Die darauffolgende Situation: Individuum erhält soziale Rückmeldung, die in nachfolgende Zyklen einbezogen wird

> > Ständige Wdh sozialer Infoverarbeitung unter veränderten Bedingungen und mit erweiterten Erfahrungen

24
Q

Bewertung des SIP Modells

A

+ wichtiger Erklärungsbeitrag zur Aktualgenese von dV
+ nützlich für Prävention / Intervention

  • Ursachen der IV-Defizite unklar
  • konsekutive Stufenabfolge / Wechselwirkungen zwischen Stufen fraglich
25
Q

Bewertung Freuds psychoanalytisches Aggressionsmodell

A
  1. empirische Trennung des fiktiven Strukturmodells Ich/Es/Über-Ich nicht belegbar (Prüfbarkeit eingeschränkt durch retrospektive Hypothesenprüfung)
  2. Theorie basiert auf subjektiven Patientenaussagen
  3. Katharsis lässt sich nicht belegen
  4. Pathologisierung von Kriminalität
  5. Psychoanalytische Interventionsansätze wegen Sprachbasiertheit wenig bewährt
26
Q

Was ist Zwangsinteraktion nach Patterson?

A
  1. Eltern stellen Aufforderung an Kind
  2. Kind zeigt antisoziales Verhalten als Reaktion
  3. Eltern geben Forderung auf
  4. Kind ist negativ verstärkt, aV wird eingestellt
  5. Eltern sind negativ verstärkt

> > gegenseitige Verstärkung, Verfestigung, Generalisierung