8 Ätiologie: Schutzfaktoren, Entwicklungsverlauf und Geschlechterspezifität Flashcards
Welche Gruppen von Schutzfaktoren gibt es?
- personale
- familiäre
- peer-,freizeit-, schulbezogeme
Nenne personale Schutzfaktoren.
- positive selbstbezogene Kognitionen (realistisch, nicht überhöht)
»_space; internale Kontrollüberzeugung, Erfahren von Selbstwirksamkeit
»_space; positiver Selbstwert, positive Zukunftserwartungen - kognitive Kompetenzen: realistisches Planungs-/Entscheidungsverhalten
- soziale Kompetenzen: Empathie, funktionale SIP
- positives Temperament, robuste Neurobiologie
- Verantwortungsübernahme für andere
Nenne familiäre Schutzfaktoren
- angemessene Beaufsichtigung durch Eltern (monitoring)
- Autoritativer Erziehungsstil
- Verzicht auf gewalthaltige / aggressive Disziplinierung / Konfliktlösung
- Emotionale Bindung an zuverlässige Bezugsperson
- familiäre Kohäsion / Zusammenhalt
- wenig Stress, genug zeitliche, emotionale, finanzielle Ressourcen
- harmonische Elternpartnerschaft
Skizziere die Wirkung familiärer Schutzfaktoren
wirken distal über Aufbau von:
- sozialen Kompetenzen
- Bindungsfähigkeit
- Selbstvertrauen
- Autonomie
- positiven Freundschaften
und verringern so Entwicklung von dV
Nenne peer-, freizeit-, schulbezogene Schutzfaktoren
- normorientierte prosoziale Peers / andere Bezugspersonen
- organisierte Freizeitgestaltung (durch Erwachsene beaufsichtigt)
- gute schulische Leistungen und entspr. Anerkennung
- Erfahrung von Wertschätzung für ein Hobby / Talent
Was ist ein gemischter Faktor?
Risiko- und Schutzfaktoren entsprechen verschiedenen Ausprägungen desselben Merkmal (von niedrig = Schutz bis hoch = Risiko)
> zB Selbstwert: angemessenes Maß gut, überhöht = Narzisst
Was bedeutet promotive, was protektive Wirkweise von Schutzfaktoren?
- promotiv: Merkmal geht mit einer geringen Ws. antisozialen Verhaltens einher (gemischte Faktoren oder rein promotive)
- protektiv: Schutzfaktor interagiert mit einem Risikofaktor und kann dessen negativen Effekt nivellieren, seine risikoerhöhende Wirkung abschwächen oder verhindern (zB Erziehungsdefizite durch einfaches Temperament des Kindes kompensiert)
> Faktoren können gleichzeitig promotive und protektive Effekte aufweisen
RF und SF Delinquenz im Entwicklungsverlauf
- RF/ SF verändern im Entwicklungsverlauf Prävalenz und Bedeutsamkeit hinsichtlich Deliqnezentwicklung
»_space; denn KiJu erschließen ihr soziales Umfeld immer eigenständiger (Verschiebung der Bedeutung von Familie zu Peers / Schule) bis hin zur selbstgesteuerten Entwicklungsregulation > Einfluss des sozialen Umfelds per se sinkt
»_space; tw. kurvilinearer Einfluss von SF / RF - Prävalenz und Wirksamkeit von Faktoren oft nicht parallel (Alters- RIsiko-Paradoxon: Prävalenz steigt, prognostische Validität von RF sinkt, da Anfälligkeit sinkt)
Geschlechterspezifische Erklärungsansätze für Delinquenzentstehung: Generalitäts-Spezifitäts-Debatte: Was ist die Frage und wie sind die beiden Positionen?
Nimmt das Geschlecht einen Einfluss auf die Entwicklung von Delinquenz (sind die Entstehungsbedingungen unterschiedlich?)?
- Spezifität: es bedarf eigenständiger Erklärungsmodelle, die geschlechtsneutralen vernachlässigen die spezifischen weiblichen Lebenswelten
- Generalität: Delinquenz-Entstehungsbedingungen für beide Geschlechter nahezu identisch
Welche Antwort gibt die Forschung auf die Generalitäts-Spezifitäts-Debatte?
es sind großteils dieselben Prozesse, die bei m/w zu Delinquenzentwicklung führen, es sollten aber einige geschlechtsbezogene Besonderheiten berücksichtigt werden
- Geschlecht als Risiko-/Schutzmarker (RF/SFn abh. vom Geschlecht verschieden häufig / stark ausgeprägt)
- Geschlecht als Moderator (Merkmale können abh. vom Geschlecht unterschiedlich wirken)
Hypothesen zur Erklärung von Delinquenz-Geschlechterunterschieden
- BELASTUNGSHYPOTHESE: Frauen sind in geringerem Maß mit RFn belastet oder verfügen in stärkerem Maß über SFn
(in Normalbevölkerungs- und Delinquentenpopulationen belegt) - SCHWELLENWERTHYPOTHESE: Frauen können höheren Risikobelastungen besser standhalten als Jungs, bevor es zu negativer Entwicklung kommt
- VULNERABILITÄTSHYPOTHESE: Frauen sind ggü. Risikofaktoren weniger vulnerabel
Geschlechterunterschiede bei Prävalenz von Risikofaktoren: Welche Risikofaktoren sind bei Frauen häufiger?
- Selbstwertprobleme
- familiäre Konflikte
- Misshandlungen, Vernachlässigungen
- psychische Erkrankungen (Depression)
- delinquente Partner
Geschlechterunterschiede bei Prävalenz von Risikofaktoren: Welche Risikofaktoren sind bei Frauen seltener?
- ADHS, Störungen von Impulsivität und Selbstkontrolle
- delinquente Einstellungen
- fehlende soziale Kompetenzen
- geringes elterliches monitoring
- delinquente Peers
- Substanzprobleme, Schulleistungsprobleme
Geschlechterunterschiede bei Wirksamkeit von Risikofaktoren: Die meisten Faktoren sind für m/w ähnlich bedeutsam, aber welche Risikofaktoren sind bei Frauen relevant?
- Viktimisierung in der Kindheit
- psychische Erkrankungen
- elterliche Konflikte
- Schulprobleme / Abbruch
(weniger gut abgesichert sind ökonomische Benachteiligung, delinquente Lebenspartner,…)
Frauentypischer Entwicklungspfad für Kriminalität
insb. für schwere Formen von Dissozialität evtl. geschlechtertypische Entwicklungsphasen mit Ausgangspunkt bei Viktimisierung:
1. Misshandlungen, Missbrauch, Vernachlässigung
2. psychische Erkrankungen, Substanzprobleme
3. Delinquenz (Drogen, Gewalt, Eigentumsdelikte, Prostitution)