8 Ätiologie: Schutzfaktoren, Entwicklungsverlauf und Geschlechterspezifität Flashcards

1
Q

Welche Gruppen von Schutzfaktoren gibt es?

A
  1. personale
  2. familiäre
  3. peer-,freizeit-, schulbezogeme
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2
Q

Nenne personale Schutzfaktoren.

A
  1. positive selbstbezogene Kognitionen (realistisch, nicht überhöht)
    &raquo_space; internale Kontrollüberzeugung, Erfahren von Selbstwirksamkeit
    &raquo_space; positiver Selbstwert, positive Zukunftserwartungen
  2. kognitive Kompetenzen: realistisches Planungs-/Entscheidungsverhalten
  3. soziale Kompetenzen: Empathie, funktionale SIP
  4. positives Temperament, robuste Neurobiologie
  5. Verantwortungsübernahme für andere
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3
Q

Nenne familiäre Schutzfaktoren

A
  1. angemessene Beaufsichtigung durch Eltern (monitoring)
  2. Autoritativer Erziehungsstil
  3. Verzicht auf gewalthaltige / aggressive Disziplinierung / Konfliktlösung
  4. Emotionale Bindung an zuverlässige Bezugsperson
  5. familiäre Kohäsion / Zusammenhalt
  6. wenig Stress, genug zeitliche, emotionale, finanzielle Ressourcen
  7. harmonische Elternpartnerschaft
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4
Q

Skizziere die Wirkung familiärer Schutzfaktoren

A

wirken distal über Aufbau von:

  1. sozialen Kompetenzen
  2. Bindungsfähigkeit
  3. Selbstvertrauen
  4. Autonomie
  5. positiven Freundschaften

und verringern so Entwicklung von dV

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5
Q

Nenne peer-, freizeit-, schulbezogene Schutzfaktoren

A
  1. normorientierte prosoziale Peers / andere Bezugspersonen
  2. organisierte Freizeitgestaltung (durch Erwachsene beaufsichtigt)
  3. gute schulische Leistungen und entspr. Anerkennung
  4. Erfahrung von Wertschätzung für ein Hobby / Talent
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6
Q

Was ist ein gemischter Faktor?

A

Risiko- und Schutzfaktoren entsprechen verschiedenen Ausprägungen desselben Merkmal (von niedrig = Schutz bis hoch = Risiko)

> zB Selbstwert: angemessenes Maß gut, überhöht = Narzisst

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7
Q

Was bedeutet promotive, was protektive Wirkweise von Schutzfaktoren?

A
  1. promotiv: Merkmal geht mit einer geringen Ws. antisozialen Verhaltens einher (gemischte Faktoren oder rein promotive)
  2. protektiv: Schutzfaktor interagiert mit einem Risikofaktor und kann dessen negativen Effekt nivellieren, seine risikoerhöhende Wirkung abschwächen oder verhindern (zB Erziehungsdefizite durch einfaches Temperament des Kindes kompensiert)

> Faktoren können gleichzeitig promotive und protektive Effekte aufweisen

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8
Q

RF und SF Delinquenz im Entwicklungsverlauf

A
  1. RF/ SF verändern im Entwicklungsverlauf Prävalenz und Bedeutsamkeit hinsichtlich Deliqnezentwicklung
    &raquo_space; denn KiJu erschließen ihr soziales Umfeld immer eigenständiger (Verschiebung der Bedeutung von Familie zu Peers / Schule) bis hin zur selbstgesteuerten Entwicklungsregulation > Einfluss des sozialen Umfelds per se sinkt
    &raquo_space; tw. kurvilinearer Einfluss von SF / RF
  2. Prävalenz und Wirksamkeit von Faktoren oft nicht parallel (Alters- RIsiko-Paradoxon: Prävalenz steigt, prognostische Validität von RF sinkt, da Anfälligkeit sinkt)
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9
Q

Geschlechterspezifische Erklärungsansätze für Delinquenzentstehung: Generalitäts-Spezifitäts-Debatte: Was ist die Frage und wie sind die beiden Positionen?

A

Nimmt das Geschlecht einen Einfluss auf die Entwicklung von Delinquenz (sind die Entstehungsbedingungen unterschiedlich?)?

  1. Spezifität: es bedarf eigenständiger Erklärungsmodelle, die geschlechtsneutralen vernachlässigen die spezifischen weiblichen Lebenswelten
  2. Generalität: Delinquenz-Entstehungsbedingungen für beide Geschlechter nahezu identisch
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10
Q

Welche Antwort gibt die Forschung auf die Generalitäts-Spezifitäts-Debatte?

A

es sind großteils dieselben Prozesse, die bei m/w zu Delinquenzentwicklung führen, es sollten aber einige geschlechtsbezogene Besonderheiten berücksichtigt werden

  1. Geschlecht als Risiko-/Schutzmarker (RF/SFn abh. vom Geschlecht verschieden häufig / stark ausgeprägt)
  2. Geschlecht als Moderator (Merkmale können abh. vom Geschlecht unterschiedlich wirken)
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11
Q

Hypothesen zur Erklärung von Delinquenz-Geschlechterunterschieden

A
  1. BELASTUNGSHYPOTHESE: Frauen sind in geringerem Maß mit RFn belastet oder verfügen in stärkerem Maß über SFn
    (in Normalbevölkerungs- und Delinquentenpopulationen belegt)
  2. SCHWELLENWERTHYPOTHESE: Frauen können höheren Risikobelastungen besser standhalten als Jungs, bevor es zu negativer Entwicklung kommt
  3. VULNERABILITÄTSHYPOTHESE: Frauen sind ggü. Risikofaktoren weniger vulnerabel
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12
Q

Geschlechterunterschiede bei Prävalenz von Risikofaktoren: Welche Risikofaktoren sind bei Frauen häufiger?

A
  1. Selbstwertprobleme
  2. familiäre Konflikte
  3. Misshandlungen, Vernachlässigungen
  4. psychische Erkrankungen (Depression)
  5. delinquente Partner
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13
Q

Geschlechterunterschiede bei Prävalenz von Risikofaktoren: Welche Risikofaktoren sind bei Frauen seltener?

A
  1. ADHS, Störungen von Impulsivität und Selbstkontrolle
  2. delinquente Einstellungen
  3. fehlende soziale Kompetenzen
  4. geringes elterliches monitoring
  5. delinquente Peers
  6. Substanzprobleme, Schulleistungsprobleme
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14
Q

Geschlechterunterschiede bei Wirksamkeit von Risikofaktoren: Die meisten Faktoren sind für m/w ähnlich bedeutsam, aber welche Risikofaktoren sind bei Frauen relevant?

A
  1. Viktimisierung in der Kindheit
  2. psychische Erkrankungen
  3. elterliche Konflikte
  4. Schulprobleme / Abbruch

(weniger gut abgesichert sind ökonomische Benachteiligung, delinquente Lebenspartner,…)

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15
Q

Frauentypischer Entwicklungspfad für Kriminalität

A

insb. für schwere Formen von Dissozialität evtl. geschlechtertypische Entwicklungsphasen mit Ausgangspunkt bei Viktimisierung:
1. Misshandlungen, Missbrauch, Vernachlässigung
2. psychische Erkrankungen, Substanzprobleme
3. Delinquenz (Drogen, Gewalt, Eigentumsdelikte, Prostitution)

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16
Q

Sensitivität und Spezifität von Risikofaktoren (als Prädiktoren für Delinquenz)

A
  1. Sensitivität (Anteil der Personen mit hohem Risiko an denen, die delinquentes Verhalten zeigen) = HOCH
  2. Spezifität (Anteil der Personen mit niedrigem Risiko an denen, die keine / kaum Delinquenz zeigen) = NIEDRIG

> > auch wenn viele hoch delinquente Personen tasächlich stark mit Risikofaktoren belastet sind, zeigen vergleichsweise viele Personen mit starker Risikobelastung wiederum kaum Delinquenz (Resilienz!)