9. Bedeutung von Verzerrungstendenzen Flashcards
Was sind häufige Verzerrungstendenzen im Selbstbericht? Nenne zwei.
- soziale Erwünschtheit (Impression-Management)
- Selbsttäuschende Erhöhung (self-enhancement)
(auch Gegenteil: konsequentes schlechter machen) - Akquisenz (Zustimmungstendenz)
(auch Gegenteil: Ablehnungstendenz) - Tendenz zur Mitte
- Tendenz zu Extremantworten
- Simulation (Vortäuschen von Krankheitssymptomen oder geringer Leistungsfähigkeit)
- Aggravation (bewusstes Übertreiben vorhandener Krankheitssymptome)
- Dissimulation (Bagatellisieren/ Weglassen vorhandener Krankheitssymptome)
Wie können Verzerrungstendenzen gemessen werden?
- m.H. von Fragebögen oder einzelnen Skalen daraus
- m.H. einer Analyse der Antworttendenzen
Wie werden Verzerrungstendenzen speziell in Persönlichkeitsfragebögen erfasst?
- zusätzliche Skalen zur Erfassung von Verzerrungstendenzen:
z.B. Skala Offenheit im FPI-R (Lügenskala)
zB mehrere Validitätsskalen zur Erfassung von Verzerrungstendenzen im Minnesota Multiphasic Personality Inventory-2
Welche Antworttendenzen geben Hinweise auf bewusste Verzerrungstendenzen?
- Akquisenz
- Tendenz, einem Item zuzustimmen oder es abzulehnen, unabhängig vom Ateminhalt - extreme Reaktionsneigung
- Tendenz, entweder v.a. mittlere oder extreme Antwortkategorien anzukreuzen, unabhängig vom Iteminhalt - sozial erwünschtes Antworten
- Reaktionen, von denen eine antwortende Person annimmt, dass sie den Erwartungen relevanter anderer Personen entsprechen und daher auf ihre Zu-stimmung stoßen
Was ist Beschwerdenvalidierung?
mögliche Methoden zur Validierung von Angaben über Symptome, Funktionseinschränkungen, Krankheitsverlaufsmerkmale und Behandlungswirkungen sowie zum Konsistenzabgleich
(betrifft Aggravation, Simulation, Dissimulation)
Welche Methoden zur Validierung von Beschwerdeangaben gibt es? Nenne drei.
- Exploration/Interview
- Verhaltensbeobachtung
- Standardisierte/normierte Fragebögen
- Fragebogen-Kontrollskalen/Fragebögen zu Antworttendenzen
- körperliche Funktions- und Leistungstests
- psychologische Funktions- und Leistungstests
- Symptomvalidierungstests
- Labortests/Kontrolle des Serumspiegels
Konsistenz- und Plausibilitätsprüfung
zur Identifikation negativer Antwortverzerrungen der willentlich verfälschten Aussagen bzw. Leistungen
Konsistenz
Angaben oder Messergebnisse stimmen logisch überein bzw. sind inhaltlich miteinander vereinbar
Plausibilität
Angaben sind nicht plausibel, wenn sie im Widerspruch zu gesicherten Erfahrungen oder zu erfahrungs- oder wissenschaftlich gesicherten Erkenntnissen stehen
Wozu können unwahre Anworten/ Aussagen führen?
- zu falschen Testergebnissen
- zu Fehldiagnosen
- Einfluss auf Konstruktvalidität
Welchen Einfluss haben Verzerrungstendenzen in Persönlichkeitsfragebögen? (Untersuchung mit Studie zum “Faking Good”)
Probanden, die in Richtung „faking-good“ verzerren, haben offenbar eine Vorstellung, welche Persönlichkeitsausprägung eine Person für einen bestimmten Beruf aufweisen sollte
Welche Verzerrungstendenzen gibt es bei Leistungstests?
- bei Fragen der Berentung/Arbeitsunfähigkeit können Personen eher dazu neigen, eine schlechtere Leistung zu zeigen (v.a. in Speed-Tests)
- Verzerrungstendenz im d2:
1. Vortäuschen einer schlechteren Leistung durch bewusst langsames Arbeiten oder Fehler machen
2. Vortäuschen einer besseren Leistung durch Tendenz, Zeichen zu überspringen (Arbeitstempo wird bei d2 extra erfasst)
Wie kann Verzerrungstendenzen vorgebeugt werden?
- formal:
- durch Wechsel der Polung der Items können v.a. formale Antworttendenzen vermieden werden - Instruktion
- Aufklärung über Zweck und Notwendigkeit der Testung sowie den eigenen Nutzen für den Probanden
- in Persönlichkeitsfragebögen: Hinweis, dass es keine falschen/richtigen Antworten gibt
- Hinweis auf Anonymität und vertraulichen Umgang mit Testdaten