9 Flashcards
Was ist die Definition einer Gruppe gemäß Lindgren (1973)?
Eine Gruppe besteht aus zwei oder mehr Personen, die in irgendeiner Beziehung zueinander stehen.
Beispiele:
- Freundesgruppen
- Studierende in einer Vorlesung (z. B. Hörsaalgruppe)
- Herkunftsgruppen (z. B. 2. oder 3. Generation von Migrant*innen)
- Familien
- Firmen (gesamte Belegschaft oder spezifische Teams)
Welche 5 Punkte bestimmen eine Gruppe?
- Gruppenmitglieder fühlen sich zusammengehörig (Gruppenkohäsion).
- Verfolgung gemeinsamer Ziele.
Teilen von Normen und Verhaltensvorschriften. - Mehr Interaktionen innerhalb der Gruppe als nach außen.
- Abgrenzung durch räumliche/zeitliche Unterschiede zur Umgebung.
Welche Typen von Gruppen gibt es und wie werden sie unterschieden?
- Dyade: Kleinste Gruppe mit exakt 2 Personen, kritisch in der Forschung.
- Kleingruppe: 2 bis ca. 7 Personen (z. B. Projektteam), häufiges Thema in der Forschung (“small group research”).
- Großgruppe: Bis zu 20 Personen (z. B. Schulklasse).
- Masse: Beliebig viele Personen (z. B. Konzertbesucher), Schwerpunkt auf Massenpsychologie.
Was ist das Phänomen der sozialen Erleichterung?
Allein die Anwesenheit anderer Personen (auch ohne direkte Interaktion) beeinflusst das Verhalten von Individuen.
- Beobachtung (Triplett, 1887/1898): Radfahrer fahren schneller im Wettbewerb als allein gegen die Uhr.
- Hypothese: Anwesenheit aktiviert Wettbewerbsinstinkt.
- Problem: Inkonsistente Ergebnisse — manchmal führt Anwesenheit zu besseren, manchmal zu schlechteren Leistungen.
Wie erklärt Zajonc (1965) die inkonsistenten Ergebnisse der sozialen Erleichterung?
- Leichte Aufgaben: Anwesenheit steigert Leistung (Erregung fördert dominante Reaktion).
- Schwierige Aufgaben: Anwesenheit mindert Leistung (dominante Reaktion ist oft fehlerhaft).
Welche alternativen Erklärungen gibt es zur sozialen Erleichterung?
- Bewertungs-Erwartungsthese (Cottrell, 1968): Effekte treten auf, wenn andere Anwesende Leistung bewerten können.
- Ablenkungsthese (Baron, 1986; Sanders, 1981): Anwesenheit lenkt von Aufgabe ab, was zu einem Aufmerksamkeitskonflikt führt.
Was zeigt die Studie von Cottrell et al. (1968) über soziale Erleichterung und Faulenzen?
- Individuelle Leistung messbar: Anwesenheit → Erregung → Leistung ↑ bei einfachen, ↓ bei schwierigen Aufgaben.
- Individuelle Leistung nicht messbar: Anwesenheit → keine Bewertung → Entspannung → Leistung ↓ bei einfachen, ↑ bei schwierigen Aufgaben.
Welche Motivationsgewinne gibt es in Gruppen?
- Soziale Kompensation: Starke Mitglieder gleichen Schwächere aus, wenn Gruppenziele wichtig sind.
- Sozialer Wettbewerb: Vergleich mit anderen motiviert zur Leistungssteigerung.
- Köhlereffekt: Schwächere strengen sich an, um die Gruppe nicht im Stich zu lassen.
Welche Motivationsverluste gibt es in Gruppen?
- Trittbrettfahren: Weniger Einsatz, da der eigene Beitrag unwichtig erscheint.
- Gimpel-Effekt: Weniger Einsatz, um nicht ausgenutzt zu werden.
- Soziales Faulenzen: Weniger Einsatz, wenn der eigene Beitrag nicht identifizierbar ist.
Welche Faktoren beeinflussen Motivationsgewinne und -verluste in Gruppen?
- Aufgabentyp: Interdependente (Teamarbeit) vs. additive Aufgaben.
- Individuelle Ebene: Kollektivismus/Individualismus, Wichtigkeit der Gruppenziele.
- Gruppenebene: Gemeinsame Werte und Normen.
Welche Arten von Informationen beeinflussen Entscheidungen in Gruppen, und welche Probleme können dabei auftreten?
Entscheidungen in Gruppen: Einfluss der Informationslage
- Arten von Informationen:
Geteilte (allen bekannt): werden häufiger diskutiert.
Ungeteilte (Spezialwissen): oft vernachlässigt (Sampling Bias). - Sampling Bias: Fokus auf geteilte Infos → „Hidden Profiles“ werden übersehen.
- Präferenzeneffekt: Vorher gebildete Meinungen werden kaum hinterfragt.
- Groupthink: Harmoniestreben hemmt kritisches Denken und Einwände.
Was ist Groupthink, und wie äußert es sich?
Groupthink ist die Tendenz von Gruppen, riskante oder fehlerhafte Entscheidungen zu treffen, weil sie Einigkeit über kritisches Denken stellen.
Merkmale:
- Gruppendruck
- Streben nach Einheitlichkeit
- Mangel an kritischen Stimmen
Welche Bedingungen fördern Groupthink?
Hoher Gruppenzusammenhalt: Starkes “Wir-Gefühl”.
Strukturelle Mängel:
- Isolation der Gruppe
- Direkte Führung
- Keine standardisierten Entscheidungsverfahren
- Homogenität der Mitglieder
- Situative Faktoren: Stress und unklare Entscheidungsgrundlagen.
Woran erkennt man Groupthink?
- Streben nach Einmütigkeit trotz Bedenken.
- Selbstüberschätzung:
- Illusion der Unverwundbarkeit
- Idealisierung der eigenen Gruppe - Druck:
- Selbstzensur
- Druck auf Kritiker
Was sind die Folgen von Groupthink?
- Fehlentscheidungen durch unzureichende Faktenprüfung.
- Alternativen werden nicht geprüft.
- Risiken werden ignoriert.
- Selektive Informationssuche.
- Keine durchdachten Handlungspläne.