8.1 Modelle zum Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und Stress, Stressbewältigung und Gesundheit Flashcards

1
Q

Erkläre den geschichtlichen Wandel von der Pathogenese zur Salutogenese

A

Die psychosomatische Forschung und auch die frühe Stressforschung legten ihren Fokus lange Zeit vornehmlich auf die Pathogenese, also der Entstehung von Krankheiten. Somit stand die Frage im Mittelpunkt, welche Aspekte der Persönlichkeit Risikofaktoren für die Gesundheit darstellen. Im Gegensatz dazu rückte ab den 1980er Jahren zunehmend die Identifikation von Merkmalen und persönlichen Ressourcen, die gegenüber Krankheit einen Schutzfaktor darstellen, in den Vor- dergrund. Diese zunehmende Fokussierung auf Schutzfaktoren beziehungsweise personale Res- sourcen stellt einen Paradigmenwechsel im Sinne der Salutogenese, also der Entstehung und Er- haltung von Gesundheit, dar.

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2
Q

Inwiefern ist das Wissen um Zusammenhänge von Persönlichkeit und Gesundheit von Bedeutung fürdie Gestaltung von Interventionen

A

Große Bedeutung: So können Risikogruppen erkannt, Schutzfaktoren gezielt gefördert und Interventionen auf die Ausprägung bestimmter Persönlichkeitsmerkmale zuge- schnitten werden. Zum einen kann auf die Stärkung gesundheitsfördernder sowie auf die Schwä- chung gesundheitsgefährdender Persönlichkeitsmerkmale abgezielt werden. Zum anderen kön- nen Interventionen in ihrer Struktur und ihrem Aufbau an bestimmte Persönlichkeitsmerkmale angepasst werden, zum Beispiel indem Interventionen für gewissenhafte Personen weniger stark vorstrukturiert werden (Groß & Kohlmann, 2018).

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3
Q

Erkläre ungefähr, mit was sich das Modell von Bolger und Zuckermann (1995) bezüglich den Zusammenhängen zwischen Persönlichkeit, Stress und Bewältigung befasst

A

In diesem Modell werden zwei unterschiedliche Wirkweisen postuliert: Bezüge zwischen Persönlich- keit, Stressor und Anpassung und Zusammenhänge zwischen Persönlichkeit, Bewältigung und Anpassung. Insgesamt werden dabei vier mögliche Pfade unterschieden, wie die Persönlichkeit auf Anpassung (z. B. das Wohlbefinden) wirken kann.

  1. Einfluss von Persönlichkeit auf die Stres- sexposition und die Stressreaktivität
  2. Einfluss von Persönlichkeit auf die Wahl und die Effektivität von Bewältigungsstrategien
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4
Q

Modell von Bolger und Zuckermann (1995):
Einfluss von Persönlichkeit auf die Stressexposition und die Stressreaktivität

A

Zum Ersten können Persönlichkeitsmerkmale die Stressexposition (d. h. wie häufig eine Person stresshaften Situationen ausgesetzt ist) beeinflussen (siehe Abb. 8.1, Pfeil a). Die Häufigkeit des Stresserlebens hat wiederum einen Einfluss auf die Gesundheit.

Zum Zweiten können Persönlichkeitsmerkmale die Stressreaktivität (d. h. wie stark eine Person auf einen bestimmten Stressor reagiert) moderieren (siehe Abb. 8.1, Pfeil b). Demnach können Perso- nen mit unterschiedlichen Persönlichkeitsausprägungen auf ein und denselben Stressor unter- schiedlich stark reagieren.

(Abbildung 8.1)

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5
Q

Modell von Bolger und Zuckermann (1995):
Nenne jeweils ein Beispiel für die zwei Pfade des Modells vom
Einfluss von Persönlichkeit auf die Stressexposition und die Stressreaktivität

A

Pfad a:
Zum Beispiel konnte gezeigt wer- den, dass das häufige Erleben von Stress und Belastung den negativen Zusammenhang zwischen Neurotizismus und psychischer Gesundheit zumindest teilweise mediiert (Ormel & Wohlfarth, 1991).

Pfad b:
Zum Beispiel wurde gefunden, dass Personen mit der Typ-D-Persönlich- keit (gekennzeichnet durch ein hohes Maß an negativer Affektivität und gleichzeitig ein hohes Maß an sozialer Inhibition), physiologisch stärker auf Stressoren reagieren und diese zudem als stresshafter wahrnehmen (Williams et al., 2009).

(Abbildung 8.1)

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6
Q

Modell von Bolger und Zuckermann (1995):
Einfluss von Persönlichkeit auf die Wahl und die Effektivität von Bewältigungsstrategien

A

Zum Dritten können Persönlichkeitsmerkmale die Wahl der eingesetzten Bewältigungsstrategien beeinflussen (siehe Abb. 8.2, Pfeil a), was wiederum im Zusammenhang mit Gesundheit steht.

Zum Vierten können Persönlichkeitseigenschaften einen moderierenden Einfluss auf die Effektivi- tät von Bewältigungsstrategien haben (siehe Abb. 8.2, Pfeil b). Ein und dieselbe Bewältigungsstra- tegie könnte also in Abhängigkeit von Persönlichkeitsmerkmalen unterschiedlich wirkungsvoll sein.

(Abbildung 8.2)

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7
Q

Modell von Bolger und Zuckermann (1995):
Nenne jeweils ein Beispiel für die zwei Pfade des Modells vom Einfluss von Persönlichkeit auf die Wahl und die Effektivität von Bewältigungsstrategien

A

Pfad a:
Zum Beispiel wurde gefunden, dass Bewältigungsstrategien den Zusammenhang zwischen Typ- D-Persönlichkeit und schlechterer wahrgenommener Gesundheit mediieren. Patientinnen und Pa- tienten mit der Typ-D-Persönlichkeit verwendeten in einer Studie vermehrt maladaptive Bewälti- gungsstrategien und weniger adaptive Strategien und bewerteten ihren Gesundheitszustand zu- dem als vergleichsweise schlechter (Yu et al., 2011).

Pfad b:
Spencer und Norem (1996) haben in diesem Kontext untersucht, wie das Bewältigungsver- halten von defensiven Pessimisten und strategischen Optimisten mit dem Erfolg in Leistungssitu- ationen zusammenhängt. Defensive Pessimisten sind Personen, die bezüglich einer anstehenden Leistungserbringung unrealistisch geringe Erwartungen haben, obwohl sie in der Vergangenheit ähnliche Leistungssituationen gut gemeistert haben. Strategische Optimisten hingegen haben hohe Leistungserwartungen, die sich an vergangenen Erfahrungen orientieren. Es zeigte sich, dass beide Gruppen am erfolgreichsten waren, wenn sie jeweils ihre präferierte Bewältigungsstrategie einsetzten, nämlich Fokussierung auf einen negativen Ausgang, potenzielle Probleme und deren Lösung (defensive Pessimisten) versus Entspannung und Vermeidung von Gedanken an einen ne- gativen Ausgang (strategische Optimisten). Vermieden defensive Pessimisten Gedanken an einen negativen Ausgang, und bedachten strategische Optimisten potenzielle Probleme und deren Lö- sung, wirkte sich dies ungünstig auf ihre Leistung aus.

(Abbildung 8.2)

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8
Q

Bezüge zwischen Persönlichkeit und dem Gesundheitsstatus werden häufig auch ohne den expliziten Ein- bezug von Komponenten des Stressprozesses betrachtet. Erkläre an einem Beispiel, wie Persönlichkeitsmerkmale mit Gesundheits- oder Risikoverhaltensweisen einhergehen, die wiederum direkte Folgen für die Gesundheit haben

A

So wurde beispielsweise gefunden, dass dispositionale Feindseligkeit mit ei- nem erhöhtem Alkohol- und Nikotinkonsum zusammenhängt (Whiteman et al., 1997).
Auf der anderen Seite ist eine Zunahme von Gewissenhaftigkeit mit einem gesunden Lebenswandel und einer Reduktion von Unfallrisiken assoziiert (Roberts et al., 2005).

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9
Q

Erkläre ein Experiment in dem untersucht wurde, wie Persönlichkeitsmerkmale den Einfluss von Stress auf das Gesundheitsverhalten moderieren.

A

O’Connor und Team (2009) konnten zeigen, dass Gewissenhaftigkeit den negativen Zusammenhang zwischen Alltagsbelastungen und Gemü- sekonsum in dem Sinne moderiert, dass dieser Zusammenhang umso schwächer ist, je höher die Gewissenhaftigkeit ist. Verallgemeinert könnte dieses Ergebnis lauten: Je niedriger die Gewissen- haftigkeit, desto niedriger ist in Zeiten von hohen Belastungen die Chance für eine gesunde Er- nährung. Wer also gewissenhaft ist, sollte sich demnach auch in stressigen Zeiten wahrscheinlich eher gesund ernähren.

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10
Q

Nenne ein Beispiel wie Persönlichkeitsmerkmale mit Verhaltensweisen verbunden sein, die die Gesundheitindirekt beeinflussen

A

Aggressives Verhalten als Form des Ärgerausdrucks kann sich in- direkt gesundheitsgefährdend auswirken, indem es von Personen der sozialen Umwelt negativ bewertet wird und diese als Konsequenz weniger soziale Unterstützung zur Verfügung stellen (Cohen, 2004). Soziale Unterstützung wiederum ist ein wichtiger Schutzfaktor sowohl im Hinblick auf das subjektive Wohlbefinden als auch auf die körperliche Gesundheit (vgl. Kap. 9).

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11
Q
A
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