5.2 Ausgewählte Verfahren zur Erfassung von Stressbewältigung Flashcards

1
Q

Erkläre mit welchen Fragebögen Stressbewältigung erfassen und ganz grob wie sie sich unterscheiden

A

Auch zur Erfassung von Stressbewältigung existieren verschiedene mehrdimensionale Fragebö- gen. Diese erfassen Gedanken und Verhaltensweisen in stresshaften Situationen, also den Einsatz von Stressbewältigungsstrategien (Folkman & Moskowitz, 2004).

Im Folgenden werden drei Fragebögen zur Erfassung von Stressbewältigung exemplarisch vorge- stellt. Die Fragebögen beruhen jeweils auf etwas anderen theoretischen Grundlagen und weisen daher in Aufbau und Inhalt einige Unterschiede auf.

Die ersten beiden Fragebögen wurden in den USA entwickelt und werden vor allem in Forschungszusammenhängen eingesetzt (Ways of Coping Questionnaire, WCQ & Coping Operations Preference Enquiry, COPE). Der dritte Fragebogen wurde in Deutschland entwickelt und kann auch zur individuellen Diagnostik von Stress- bewältigung genutzt werden (Stressverarbeitungsfragebogen (SVF).

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2
Q

Mit was befasst sich der Ways of Coping Questionnaire (WCQ)

A

Der WCQ ist die aktuellste Weiterentwicklung der Ways of Coping Checklist (WCC, Folkman & Lazarus, 1980), die als eine der ersten Checklisten zur Erfassung verschiedener Stressbewälti- gungsstrategien entwickelt wurde. Der WCQ beruht auf den Annahmen der transaktionalen Stresskonzeption und versteht Stressbewältigung somit als ein situatives Geschehen und als Re- aktion auf interne beziehungsweise externe Anforderungen, die von einer Person als stresshaft eingeschätzt werden (siehe Kap.1.3). Dementsprechend dient der WCQ der Erfassung von Ge- danken und Handlungen, die eine Person im Umgang mit einer konkreten Stresssituation einge- setzt hat.

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3
Q

Erkläre den Aufbau des Ways of Coping Questionnaire (WCQ)

A

Eine konkrete Stresssituation wird zu Beginn des Fragebogens von der ausfüllenden Person spe- zifiziert. Meistens ist vorgegeben, dass es sich dabei um die stressvollste Situation der vergangenen Woche handeln soll. Der WCQ besteht aus insgesamt 66 Items (50 inhaltliche Items und 16 Dis- traktoren), die auf einer vierstufigen Skala (0 = does not apply or not used; 3 = used a great deal) bewertet werden. Er erfasst acht Bewältigungsstrategien, die in positive, negative und weitere Strategien unterteilt werden. Positiv und negativ bezieht sich dabei auf den angenommenen Ein- fluss auf die Stimmung. Die zwei weiteren Strategien („distancing“ und „seeking social support“) werden nicht als negativ oder positiv eingestuft, da ihre Wirkung den Autorinnen und Autoren zufolge abhängig der Situation ist.
Der WCQ ist in verschiedenen Sprachen verfügbar.

(Bild, Bewältigungsstrategien im WCQ)

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4
Q

Wie ist die Reliabilität im Ways of Coping Questionnaire (WCQ)

A

Der WCQ ist in verschiedenen Sprachen verfügbar. Die Reliabilität der Skalen kann als akzeptabel bewertet werden. Fünf der acht Skalen liegen allerdings mit Reliabilitätskoeffizienten knapp unter .70 (Confrontative Coping, Distancing, Self-Controlling, Accepting Responsibility) beziehungs- weise knapp über .70 (Escape-Avoidance) im unteren Akzeptanzbereich (Kieffer & MacDonald, 2011).

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5
Q

Wie (bewiesen) ist die Faktorenstruktur des Ways of Coping Questionaires (WCQ)

A

Zudem hat sich die Faktorenstruktur über verschiedene Studien hinweg als recht instabil erwiesen und für bestimmte Personengruppen (z. B. chronisch Erkrankte) gilt es, die Faktoren- struktur erneut zu überprüfen (van Liew et al., 2016).

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6
Q

Was ist wichtig zu beachten, wenn man den Ways of Coping Questionnaire (WCQ) anwendet

A
  • Der WCQ kann für wissenschaftliche Unter- suchungen nur dann eingesetzt werden, wenn die Reliabilität und die Faktorenstruktur in der jeweiligen Stichprobe geprüft wurden und als ausreichend angesehen werden.
  • In Bezug auf die Interpretation ist es jedoch wichtig zu beachten, dass das Bewältigungsverhalten zwischen den Teilnehmen- den nur bedingt vergleichbar ist, da sich ihre Antworten auf unterschiedliche Situationen bezie- hen.
  • Der WCQ kann auch zur individuellen Diagnostik angewendet werden, was jedoch aufgrund der niedrigen Reliabilitäten kritisch zu betrachten ist. Die Auswertung erfolgt dann anhand von gemittelten Rohwerten und relativen Werten, die ausdrücken, in welchem Ausmaß eine be- stimmte Strategie im Vergleich zu den anderen Strategien eingesetzt wurde. Zu diesem Zweck liegen im Manual Normdaten vor.
  • Zudem darf man bei der Interpretation nicht vergessen, dass es sich um das Bewältigungsverhalten in einer eng umschriebenen Situation handelt, das nicht ohne weiteres generalisiert werden kann.
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7
Q

Was ist der Coping Operations Preference Enquiry (COPE)

A

Der COPE wurde Ende der 1980er Jahre von der Forschungsgruppe um Carver entwickelt. Er wurde mit dem Ziel entwickelt, alle theoretisch basierten und empirisch gefundenen Bewälti- gungsstrategien zu erfassen. Neben dem transaktionalen Stressmodell (Folkman et al., 1986) wurde das Selbstregulationsmodell von Carver und Scheier (Carver & Scheier, 1998) als theoreti- sche Grundlage herangezogen.

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8
Q

Wie ist der Coping Operations Preference Enquiry (COPE) aufgebaut

A

In seiner aktuellen Form erfasst der COPE mit jeweils vier Items 15 Bewältigungsstrategien. Die Beantwortung erfolgt auf einer vierstufigen Skala (1 = don’t do this at all; 4 = do this a lot). Die Kurzform, der brief COPE (Carver, 1997), erfasst mit jeweils zwei Items 14 Bewältigungsstrategien. Eine übergeordnete Klassifikation der Strategien (z. B. emotions- vs. problemorientierte Bewältigung oder positive vs. negative Strategien) ist nicht vorgesehen.

(Bild, Beispielitems des COPE)

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9
Q

Was sind die verschiedenen Versionen vom Coping Operations Preference Enquiry (COPE)

A

Der COPE kann in drei verschiedenen Versionen genutzt werden, die sich lediglich bezüglich der Instruktion und der Zeitform, in der die Items formuliert sind, unterscheiden: 1) zur Erfassung der dispositionalen Bewältigung, wobei Personen angeben sollen, wie sie im Allgemeinen in Stresssi- tuationen reagieren, 2) zur Erfassung von Bewältigungsreaktionen in einer bestimmten erlebten Situation, 3) zur Erfassung von Bewältigungsreaktionen über einen definierten Zeitraum (z. B. im letzten Monat).

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10
Q

Was ist der Vorteil vom Coping Operations Preference Enquiry (COPE)

A

Der COPE wurde als Forschungsinstrument entwickelt und wird in diesem Kontext auch häufig eingesetzt, da er eine große Anzahl verschiedener Bewältigungsstrategien erfasst und aufgrund der verschiedenen Instruktionen und Itemformulierungen flexibel einsetzbar ist.

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11
Q

Reliabilität des Coping Operations Preference Enquiry (COPE)

A

Die Reliabilität beider Versionen kann jedoch maximal als ausreichend bewertet werden. Viele der Skalen weisen ein Cronbachs α < .70 auf. Dies ist, vor allem beim brief COPE, wahrscheinlich auf die geringe Anzahl Items pro Skala zurückzuführen.

Daher sollte bei einem Einsatz in der Forschung vor wei- teren Berechnungen die Reliabilität der einzelnen Skalen untersucht werden, um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten.

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12
Q

Faktorenstruktur vom Coping Operations Preference Enquiry (COPE)

A

Untersuchungen zur Faktorenstruktur fanden die postulierten 15 bezie- hungsweise 14 Faktoren nicht. Beispielsweise laden die Items der Skalen „active coping“ und „planning“ und die Skalen „use of instrumental social support“ und „use of emotional social support“ auf jeweils einem Faktor.
Lyne und Roger (2000) fanden eine dreifaktorielle Struktur mit den Faktoren rationale, emotionsorientierte und vermeidende Bewältigung. Basierend darauf schlagen sie einen neuen Berechnungsschlüssel vor, der jedoch bislang wenig Anwendung findet.

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13
Q

Was ist der Stressverarbeitungsfragebogen (SVF)

A

Der SVF ist seit 1968 in Entwicklung und stellt kein singuläres Testinstrument dar, sondern ein Inventar von Methoden, die sich auf verschiedene Aspekte der Stressverarbeitung beziehen und aus denen je nach Untersuchungsziel oder Fragestellung einzelne Verfahren ausgewählt werden können. Dem SVF liegt die Annahme zugrunde, dass Belastungssituationen nicht passiv hinge- nommen werden, sondern dass aktiv mit ihnen umgegangen wird.

Die Standardform des SVF erfasst Bewältigung als habituelle Tendenz, die über die Zeit hinweg stabil bleibt und unabhängig von der konkreten Belastungssituation ist. Dementsprechend wird Belastung in der Instruktion sehr allgemein beschrieben („Wenn ich durch irgendetwas oder ir- gendjemanden beeinträchtigt, innerlich oder aus dem Gleichgewicht gebracht worden bin …“).

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14
Q

Wie ist der Stressverarbeitungsfragebogen (SVF) aufgebaut

A

Die Langversion / Standardversion (SVF 120) beinhaltet 20 Stressbewältigungsstrategien, die mit jeweils sechs Items erfasst werden. Die Kurzform (SVF 78) erfasst nur 13 der 20 Bewältigungsstrategien. Personen sollen auf einer fünfstufigen Skala (0 = gar nicht; 4 = sehr wahrscheinlich) angeben, inwieweit sie die aufgeführten Verhaltensweisen oder Gedanken jeweils einsetzen. Die Stressbewältigungsstra- tegien können in drei Arten von Positiv-Strategien, die auf Stressreduktion abzielen und dazu auch prinzipiell geeignet sein können und in Negativ-Strategien, die wahrscheinlich stressvermehrend wirken, unterteilt werden. Einige Strategien werden weder den Positiv- noch den Negativ-Strate- gien zugeordnet.
-> Dispositionale Bewältigung!

(Bild, Bewertungsstrategien im SVF 120)

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15
Q

Nenne und erkläre die Unterschiede von den Varianten der Standardversion des Stressverarbeitungsfragebogens (SVF)

A

Die Standardversion des SVF erfasst dispositionale Bewältigung.

Es existiert auch eine Variante, mit der situationsspezifische Bewältigung erfasst werden kann (SVF-S). Im SVF-S werden die im SVF enthaltenen Bewältigungsstrategien für eine oder mehrere zuvor defi- nierte Belastungssituationen erfragt (z. B. in Prüfungssituationen). Einschränkend kann festgehal- ten werden, dass auch mit dem SVF-S habituelle Bewältigungstendenzen für bestimmte Situatio- nen gemessen werden, da auch mit dieser Form kein tatsächliches Bewältigungsverhalten erfragt wird, sondern die Wahrscheinlichkeit in den entsprechenden Situationen, eine bestimmte Strate- gie zu verwenden (Kohlmann et al., 2021).

Zustandsmerkmale im Sinne von aktueller Bewältigung können mit der aktuellen Form (SVF-ak) erfasst werden. Im SVF-ak werden retrospektiv die wäh- rend einer vorausgegangenen Belastungsphase eingesetzten Stressverarbeitungsweisen erfragt.

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16
Q

Wo ist der Stressverarbeitungsfragebogen (SVF) ein besonders etabliertes Verfahren

A

Der SVF ist ein im deutschsprachigen Raum etabliertes Verfahren zur Erfassung der Stressverar- beitung, welches sowohl im Forschungskontext als auch zur individuellen Diagnostik eingesetzt wird.

17
Q

Was ist die Reliabilität des Stressverarbeitungsfragebogens (SVF)

A

Die Reliabilität des SVF 120 kann als befriedigend bis gut bewertet werden. Bis auf wenige Ausnahmen liegt Cronbach’s α > .75.

18
Q

Was ist die Struktur des Stressverarbeitungsfragebogens (SVF) (mit internen Konsistenzwerten)

A

Die Zuordnung der Items zu den Subskalen wurde fakto- renanalytisch allerdings nicht eindeutig bestätigt, sodass die Unabhängigkeit der Subskalen nicht erwiesen ist. Die aggregierten Skalen (Positiv-Strategien 1-3 und Negativ-Strategien) erreichen sehr hohe interne Konsistenzwerte von Cronbach’s α > .85. Diese übergeordnete Auswertung fin- det auch Bestätigung in faktorenanalytischen Untersuchungen, ist jedoch theoretisch nicht ge- stützt.

19
Q

Liegen Normerte für den Stressverarbeitungsfragebogen (SVF) vor

A

Normwerte liegen für die Altersgruppe 20-79 Jahre getrennt nach Geschlecht vor.

20
Q

Was sind die Gründe für die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des Stressverarbeitungsfragebogens (SVF)

A

Auf- grund seiner verschiedenen Formen (Langform, Kurzform, situative Form, aktuelle Form) bietet der SVF sowohl im Forschungskontext als auch bei der individuellen Diagnostik vielfältige Einsatz- möglichkeiten. Die Testgenauigkeit ist auch für die Einzelfalldiagnostik ausreichend.