7.1 Arten von Geschlechtunterschieden Flashcards

1
Q

Was ist bei der Diskussion über etablierte Geschlechterunterschiede zu beachten

A

Es ist zu beachten, dass die ge- fundenen Unterschiede sich auf den Durchschnitt beziehen und dass daraus nicht zwangsläufig auf Unterschiede zwischen zwei beliebigen Individuen geschlossen werden kann. Die Varianz in- nerhalb eines Geschlechts ist bei den meisten Merkmalen größer als die Varianz zwischen den Geschlechtern (Ellemers, 2018).

Zum Beispiel kann über das physiologische Merkmal der Körper- größe festgehalten werden, dass Männer im Schnitt größer sind als Frauen. Wenn man jedoch eine beliebige Frau und einen beliebigen Mann vergleicht, ist das Verhältnis unter Umständen genau umgekehrt. Abbildung 7.1 illustriert dieses Beispiel: Betrachtet man die Achse der Körper- größe gibt es in fast allen Abschnitten sowohl Männer als auch Frauen.

(Abbildung 7.1)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
2
Q

Was ist heutzutage unstrittig, wenn es um die Beschäftigung mit dem Thema Geschlecht und der Betrachtung von Geschlechterunterschieden geht.

A

Es müssen zwei Konstrukte differenziert werden. Für diese Konstrukte gibt es im Englischen die präzisen Begriffe Sex und Gender. Im Deut- schen werden sie etwas umständlicher als biologisches Geschlecht (Sex) und soziokulturelles Ge- schlecht (Gender) bezeichnet.
Für das soziokulturelle Geschlecht hat sich mittlerweile auch im Deutschen die englische Bezeichnung Gender etabliert.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
3
Q

Wie unterscheiden sich das biologische Geschlecht und das soziokulturelle Geschlecht (Gender)

A

Während das biologische Geschlecht sich über körperliche, angeborene Merkmale definiert, wird das soziokulturelle Geschlecht von kultu- rell bedingten Eigenschaften und Verhaltensweisen, die Frauen und Männern (bzw. Mädchen und Jungen) zugeschrieben werden, bestimmt. Das soziokulturelle Geschlecht besteht unter anderem aus Geschlechterrollen, das heißt gesellschaftlichen Erwartungen an das Erleben und Verhalten von Frauen und Männern und bereits Mädchen und Jungen (Eckes, 2010).

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
4
Q

Mit was sind Geschlechterrollen eng verbunden

A

Geschlechterrollen sind eng mit Gender Stereotypen, das heißt stereotype weibliche oder männliche Eigenschaften, ver- bunden. Als stereotyp feminin werden kommunale Eigenschaften (z. B. warmherzig, hilfsbereit) angesehen, während agentische Eigenschaften (z. B. durchsetzungsfähig, selbstsicher) als stereo- typ maskulin gelten (Wood & Eagly, 2015).

Die Bereitschaft einer Person, sich entsprechend einer Geschlechterrolle zu verhalten, stellt einen weiteren Aspekt von Gender dar.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
5
Q

Was ist das Geschlechterrollen-Selbstkonzept

A

Inwieweit die Ge- schlechterrolle in das Selbstkonzept integriert ist, wird als Geschlechterrollen-Selbstkonzept be- zeichnet. Je stärker sich eine Person mit den Erwartungen an eine Geschlechterrolle identifiziert, desto stärker integriert sie diese ins eigene Selbstkonzept und desto eher verhält sie sich gemäß der Geschlechterrolle (Bischof-Köhler, 2002).

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
6
Q

Warum ist es manchmal nicht so einfach, jemandem sein Geschlecht zuzuweisen und was ist der unidimensionale Ansatz von Geschlecht

A

Biologisches und soziokulturelles Geschlecht können demnach gleichsinnig sein, sind es aber nicht immer. Zum einen ist das biologische Geschlecht bei vielen, aber durchaus nicht bei allen Men- schen eindeutig zu bestimmen. Zum anderen gibt es viele Abstufungen von Femininität und Mas- kulinität, die Menschen als Teil des eigenen Geschlechterrollen-Selbstkonzepts aufweisen können, auch ohne als deviant angesehen zu werden. Viele Frauen zeigen Verhaltensweisen, die im Allge- meinen als eher maskulin angesehen werden und ebenso finden sich viele Männer, die feminine Anteile haben. Eine derartige Konzeptualisierung von Geschlechterrollen folgt einem unidimensi- onalen Ansatz (Femininität und Maskulinität als Gegenpole einer Dimension).

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
7
Q

Was ist ein Gegensatz zum unidimensionalem Ansatz (Femininität und Maskulinität als Gegenpole einer Dimension)

A

Im Gegensatz dazu schlug Bem (1974) ein mehrdimensionales Verständnis von Geschlechtsorientierungen vor. Frauen und Männer besitzen demnach in unterschiedlichem Ausmaß jeweils „feminine“ und „masku- line“ Charakteristika. In Abhängigkeit von der Passung der jeweiligen Ausprägung dieser Charak- teristika zum biologischen Geschlecht lassen sich so vier Geschlechtsorientierungen unterschei- den:
- Geschlechtstypischen Menschen
- Geschlechtsuntypischen Menschen
- Androgyne Menschen
- Indifferente Menschen

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
8
Q

Erkläre folgende Geschlechtsorientierungen:
- Geschlechtstypischen Menschen
- Geschlechtsuntypischen Menschen
- Androgyne Menschen
- Indifferente Menschen

A
  • Geschlechtstypische Menschen: die Geschlechterrolle entspricht in sehr hohem Maße dem biologischen Geschlecht
  • Geschlechtsuntypische Menschen: die Geschlechterrolle ist konträr zum biologischen Ge- schlecht
  • Androgyne Menschen: sowohl feminine als auch maskuline Charakteristika sind sehr stark ausgeprägt
  • Indifferente Menschen: feminine und maskuline Charakteristika sind sehr gering ausgeprägt
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
9
Q

Wie konzeptionalisiert die Stressforschung Geschlecht und was bedeutet das für das Verständnis

A

Für die Stressforschung muss allerdings festgestellt werden, dass sie das Geschlecht überwiegend als dichotom versteht und konzeptualisiert, also lediglich zwischen „männlich“ und „weiblich“ unterscheidet. Die Begrifflichkeiten werden zudem uneinheitlich und nicht immer im oben be- schriebenen Sinn verwendet. Selbst in den einschlägigen Artikeln werden die Begriffe „sex diffe- rences“ und „gender differences“ zum Teil synonym gebraucht und es ist nicht immer eindeutig, ob sich Untersuchungen auf das biologische oder das soziokulturelle Geschlecht beziehen.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
10
Q

Woher rührt die heterogene Befundlage zu Geschlechterunterschieden im Stressprozess

A
  • Diese Uneinheitlichkeit rührt unter anderem daher, dass in den entsprechenden Studien unterschiedliche Stadien des Stressprozesses (z. B. Stressexposition, Stresswahrnehmung, Stressbewäl- tigung) untersucht werden.
  • Außerdem wird der Umgang mit Stress häufig unter Verwendung von sehr globalen und breiten Kategorien erfasst, in denen viele und teilweise auch unterschiedliche Verhaltensweisen zusammengefasst werden (siehe auch Kapitel 5). Tatsächlich vorhandene Ge- schlechterunterschiede, die sich nur auf einige wenige Verhaltensweisen beziehen, könnten dadurch maskiert werden.
  • Erschwerend kommt hinzu, dass die Kategorien in unterschiedlichen Studien -unterschiedlich benannt und zusammengefasst sind. Dadurch ist eine Generalisierung der Ergebnisse einer Studie auf weitere Kontexte nicht immer möglich (Tamres et al., 2002).
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
11
Q

In anbetracht der heterogenen Befundlage zu Geschlechterunterschieden im Stressprozess, wie sollte man damit umgehen

A

Die Betrachtung von möglichen Geschlechterunterschieden sollte daher sinnvollerweise für die einzelnen Stadien des Stressprozesses getrennt erfolgen. Auf diese Weise lassen sich Unterschiede in der Stressexposition, in der Wahrnehmung und Bewertung von Stressoren und in der Bewälti- gung voneinander abgrenzen.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly