8. Ökonomische Theorie der Moral Flashcards

1
Q

ÖTM: Wie könnte das Verhältnis von Ethik und Ökonomie aussehen?

A
  • Ethik als “Gegengift” gegen zu viel ökonomische Realität, z.B. Moralische Apelle
  • Ethik als “Schmiermittel” für mehr ökonomische Rationalität, z.B. Ökonomische Theorie der Moral
  • Ethik als “Wertenden” für eine andere, wertvolle ökonomische Vernunft, z.B. Integrative Wirtschaftsethik
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2
Q

ÖTM: 4 Grundkategorien wirtschaftsethischer Ansätze

A
  1. Individualethischer Ansatz
     Gesinnungsethik, Ethik von Kant, individuelle Tugendethik
     Anwendbar von jedem Wirtschaftsakteur: Konsument, Sparer, Kapitalanleger,
    Unternehmer, Arbeitnehmer, Wirtschaftspolitiker usw.
  2. Unternehmensethischer Ansatz
     Moral wird in Unternehmensaktivitäten implementiert, ggf. auch von Stakeholdern (z.B. Kreditgeber, Lieferanten)
  3. Institutionenethischer Ansatz
     Moral wird in die (ökonomischen) Institutionen implementiert
     z.B. Ökonomische Theorie der Moral
  4. Kombinierte Ansätze von Individual- und Institutionenethik
     z.B. Integrative Wirtschaftsethik
     z.B. Befähigungsansatz von Sen
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3
Q

ÖTM: Allgemeines

A

▪ Teildisziplin der Ökonomik
▪ Homo Oeconomicus (HO)

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4
Q

ÖTM: Kernthese

A
  • Kernthese: Moralisches Verhalten lässt sich erzielen, wenn mittels Institutionen („Regeln“) Anreize und Sanktionen so gesetzt werden, dass das individuelle Vorteilsstreben den Gesamtnutzen erhöht
    ▪ Kernthese also: HO-Verhalten -> max. Gesamtnutzen (Ausnahmen möglich, siehe
    Gefangenendilemma)
  • Aufgrund Ausnahmen: Regulierungen (institutionsethische Maßnahmen) notwendig
    Übertragung der ökonomischen Methodik, verstanden als Anreizfokussierung, auf die Ethik. →Primat der Ökonomik über die Ethik.
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5
Q

ÖTM: Ziel

A

Implementierung moralischer Normen durch entsprechende Anreizsysteme.

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6
Q

ÖTM: HO-Test

A
  • ÖTM gesteht, dass nicht alle Menschen HOs sind
  • „als ob“-Annahme führt jedoch zu den im utilitaristischen Sinn besten Institutionen –> Unterstellung „worst case“-Szenario –> HO-Test
  • These: führen Anreize und Institutionen mit einem HO zu hoher Wohlfahrt, dann führen sie auch mit jedem anderen Menschen zu hoher Wohlfahrt
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7
Q

ÖTM: Axiome der Ökonomischen Theorie der Moral

A
  • „Axiome“ der ÖTM
    1. Menschenbild: HO
     Mensch nur dann moralisch, wenn individuelle Vorteile
     HO = Menschen, rational i.S.v. eigeninteressiertem Handeln (Nutzenmaximierung)
  • Der HO ist eine „als ob“-Annahme→„worst case“-Szenario. → Daher „HO-Test“ → beste (effizienteste) Institutionen.
  1. Kein moralisches Verhalten, wenn dadurch eigenen Interessen widersprochen
  2. Marktwirtschaft + Wettbewerb moralisch geboten i.S. einer teleologischen
    (gesamtnutzenmaximierenden) Ethik – „Besserstellung breiter Bevölkerungskreise“
     Wirtschaftsordnung „Marktwirtschaft“ = normativ gesetzt
    - These: Zentrale Ursache der Leistungsfähigkeit einer Marktwirtschaft (Wohlstand) ist das individuelle Vorteilsstreben der Menschen und der Wettbewerb
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8
Q

ÖTM: Homo oeconomicus (HO)

A

Der Homo oeconomicus (HO) bezeichnet einen Menschen, der rational im Sinne von eigeninteressiert handelt, d.h. er wählt diejenige Alternative, die für ihn den höchsten Nutzen bringt (unter Nebenbedingungen)

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9
Q

ÖTM: Kritik an Gesinnungs- und Individualethik

A

▪ Traditionelle Moral- und Lebensvorstellung
▪ Verkennt Funktionsweise moderner Marktwirtschaft
▪ Verkennt Neigungsorientierung und schwachen Willen
▪ Amoralisches Verhalten durch Gefühl der Ausbeutung

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10
Q

ÖTM: Grundschema und Akteure in der ÖTM

A
  • Handlungsbedingungen (Spielregeln)
    –> Anreize, Sanktionen mittels Institutionen, die Gesamtnutzen maximieren
  • Handlungen (Spielzüge) der Individuen geprägt von
    –> Eigeninteresse
    –> Wettbewerb
  • Wettbewerbsbedingungen -> moralische Normen für alle gleichermaßen (wettbewerbsneutral)
  • Sanktionen -> Keine Vorteile aus unmoralischem Verhalten
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11
Q

ÖTM: Aufgaben Politik

A
  1. Aufrechterhaltung Wettbewerb
     Bundeskartellamt, z.B. Zerschlagung Kartelle
  2. Internalisierung externer Effekte
     Umweltschutz, z.B. Ökosteuer auf Mineralölkonsum oder Verbote und Einhaltung von Grenzwerten (Verschmutzung oder Lärm)
  3. Institutionelle Anreizsteuerung moralischen Verhaltens
     z.B. Bekämpfung Korruption & Steuerhinterziehung
    ➔ Starker Staat, umfassende Regelsysteme, Kontroll- und Sanktionsmechanismen
    –> Sanktionierungsinstanz “Staat” soll unmoralisches Verhalten unattraktiv machen
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12
Q

ÖTM: Die Bedeutung der sozialen Dilemmata

A
  • Moralisches Verhalten = individuelles Vorteilsstreben zum „wechselseitigen Vorteil“
    ▪ Garantie durch Staat (Anreize & Institutionen)
    ▪ Manchmal Etablierung soz. Dilemmata (Gefangenendilemma im Duopol)
    ▪ Manchmal Überwindung soz. Dilemmata (Steuerhinterziehung)
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13
Q

ÖTM: Normative Vorgehensweise bei soz. Dilemmata (2 Fälle, wo HO-Verhalten ≠ Max. Gesamtnutzen)

A
  1. Soz. Dilemma i.S.d. Spieltheorie, die mittels anderer Institutionen überwunden werden
    sollen, weil sie auch i.S.d. Wohlfahrtstheorie nicht wohlfahrtsoptimal sind.
  2. Soziale Dilemmata i.S.d. Spieltheorie, die aufgrund bestehender Institutionen beibehalten
    oder mit neuen Institutionen etabliert werden sollen, weil erst ihre Einrichtung i.S.d. Wohlfahrtstheorie wohlfahrtsoptimal wirkt.
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14
Q

ÖTM: Gefangenendilemma im Duopol

A

▪ [p=10; p=10] (delektieren) = Optimum, wenn max. Wohlfahrt normatives Kriterium
▪ Volkswirtschaftliche & utilitaristische Sicht: kein soz. Dilemma (weil höhere Menge
produziert)
▪ Sicht der Spieltheorie: Dilemma (da Nash-Ggw. ≠ Pareto-Optimum)
➔ Wettbewerb als Dilemma, das institutionell gezielt etabliert werden soll

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15
Q

ÖTM: Moralische Problem der Steuerhinterziehung

A

▪ Individuell rationales Verhalten = individuell unmoralisch
▪ Einer unmoralisch -> anderer bessergestellt, wenn auch unmoralisch
 Amoralisches Verhalten als Selbstschutz („präventive Gegendefektion“)

Moralische Problem der Steuerhinterziehung (+Verbot der Steuerhinterziehung) –> Überwindung Gefangenendilemma

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16
Q

ÖTM: 1. Hauptsatz der Wirtschaftsethik

A

Der systematische Ort der Moral in der Marktwirtschaft ist die
Rahmenordnung.
➔ Alle Wirtschaftsakteure: Einhaltung Normen & Gesetze
➔ Alle Wirtschaftsakteure: Eigennutzenmaximierung (=moralische Pflicht)
- d.h. Gewinnmaximierung der Unternehmen & Nutzenmaximierung der Konsumenten

17
Q

ÖTM: 2. Hauptsatz der Wirtschaftsethik

A

Im Fall einer (moralisch) defizitären wirtschaftlichen Rahmenordnung fällt ein Teil der moralischen Verantwortung auch den Unternehmen zu (Unternehmensethik).

18
Q

ÖTM: Aber: Marktwirtschaft aktuell suboptimal:

A

▪ Lückenhafte Kontrollen/ Sanktionen
▪ Wissensvorsprünge der Unternehmen gegenüber der Politik in Sachen Innovationen
▪ Moralarbitage durch Produktionsverlagerungen

19
Q

ÖTM: Unternehmensethik: Quadrant I

A

Positiver Kompatibilitätsfall
hohe Gewinne + hohe moralische Akzeptanz:
- Positiver Zusammenhang zwischen Moral und Gewinn
- Strategie: Wettbewerb

20
Q

ÖTM: Unternehmensethik: Quadrant II

A

Moralischer Konfliktfall:
hohe Gewinne + geringe moralische Akzeptanz
- Hoher Gewinn bei geringer Moralität

Zwei mögliche Strategien:
1. Aufgrund hoher Gewinne werden die Unternehmen freiwillig moralischer (ethische Produkte, ethische Produktionsverfahren) mit Ziel Quadrant I im Wettbewerb.
2. Gemeinsame Verhaltenskoordination aller Wettbewerber durch ordnungspolitische Maßnahmen, d.h. Änderungen der institutionellen Rahmenbedingungen => Unternehmen fordern von der Politik die entsprechenden Institutionen, darin besteht ihr ethisches Verhalten

  • Strategie: Wettbewerb oder Maßnahmen im Rahmen der Institutionenethik
21
Q

ÖTM: Unternehmensethik: Quadrant III

A

Ökonomischer Konfliktfall:
geringe Gewinne/Verluste + hohe moralische Akzeptanz
- Aufgrund des geringen Gewinns oder Verlusts ist Wettbewerbsstrategie nicht zumutbar
- Strategie: Maßnahmen im Rahmen der Institutionenethik

22
Q

ÖTM: Unternehmensethik: Quadrant IV

A

Negativer Kompatibilitätsfall:
geringe Gewinne/Verluste + geringe moralische Akzeptanz
- Aufgrund des geringen Gewinns oder Verlusts ist Wettbewerbsstrategie nicht zumutbar. Moralische Appelle laufen ins Leere
→Freiwilliger Marktaustritt des Unternehmens gefordert
- Strategie: Marktaustritt

23
Q

ÖTM: In der Unternehmensethik der ÖTM

A

▪ Pos. Zsm.hang zw. Moral und Gewinn
▪ Moral für Gewinnerzielung instrumentalisiert
▪ Moralisches Verhalten nur dann, wenn Wettbewerbsposition es erlaubt
- kann von den Unternehmen verlangt werden, dass sie (nur) zusammen mit Politikern nach Lösungen suchen, die zu einer höheren Wohlfahrt führen
→Unternehmer sollten Politiker bei der Regulierung beraten

24
Q

ÖTM: Fazit

A
  • Teleologische Ethik, da implizit utilitaristisch
  • Keine „Gesinnungsethik (Tugendethik, Kant)
  • Anreiz- und Institutionenethik
    ▪ Normative Institutionenökonomie
  • Hohe Anforderungen an Politik
  • Starke Idealisierung der Marktwirtschaft
  • Neoliberale Wirtschaftsethik