10. Befähigungsansatz Amartya Sen Flashcards

1
Q

Amartya Sen: Einführung und Sens Kritik an anderen Ansätzen – Überblick - Ausgangspunkt: Kritik (Utilitarismus)

A

 Formale Probleme (kardinale Nutzenmessung, interpersoneller Nutzenvergleich)
 Betont psychische Zufriedenheit, aber vernachlässigt kreatives Potenzial
 Vernachlässigung Freiheitsrechte

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2
Q

Amartya Sen: Einführung und Sens Kritik an anderen Ansätzen – Überblick - Ausgangspunkt: Kritik ((Neo-)Liberalismus)

A

 Überbetonung formale Freiheitsrechte
 Tatsächlicher Mangel an Chancen nicht abgebildet

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3
Q

Amartya Sen: Einführung und Sens Kritik an anderen Ansätzen – Überblick - Ausgangspunkt: Kritik (Rawls Ansatz)

A

 Ggf. Einschränkungen Freiheitsrechte zugunsten anderer Chancen gewollt
 Nicht nur ein vernünftiges Prinzipienset der Verfassung (Kulturabhängigkeit)
 Differenzprinzip ≠ gleiche Lebensqualität

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4
Q

Amartya Sen: Einführung und Sens Kritik an anderen Ansätzen – Überblick - Ausgangspunkt: Kritik (An BIP als Wohlfahrtsindikator)

A

 Reichtum = Mittel zum Zweck
 Menschen unterschiedliche Eigenschaften, um Einkommen in Befähigungen
umzuwandeln
 Lebensqualität auch andere Faktoren (Lebenserwartung, Gesundheit, Bildung)
 Alternativer Wohlfahrstindikator: Human Developement Index (HDI)

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5
Q

Amartya Sen: Einführung und Sens Kritik an anderen Ansätzen – Überblick - Ausgangspunkt: Kritik (An Glück als Wohlfahrtsindikator)

A

 Glück vernachlässigt moralische Pflichten (≠ Aristoteles)
 Nur subjektiv
 Gewöhnung an schlechtes Leben, und Wahrenhmung als glückliches Leben, weil sie nichts anderes kennen

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6
Q

Amartya Sen: Sens Theorie der Freiheit

A
  • ökonomsiches Denken, das der menschlichen Freiheit größere Aufmerksamkeit schenkt
  • nicht nur formale Rechte, sondern echte Freiheit - dass jeder einzelne bestimmen kann, was er für ein Leben führt und was er erreicht

Die Entwicklung von Freiheiten i.S.v. Handlungsoptionen als zentralen Aspekt der Lebensqualität

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7
Q

Amartya Sen: Sens Theorie der Freiheit: Ziel

A
  • Ziel: Echte Freiheit (Selbstbestimmung)
    ▪ Formale Rechte – negative Freiheitskonzeption (Grundrechte als „Abwehrrechte“)
     Bsp.: Menschenrechte, Bürgerrechte, pol. Rechte
    ▪ „Echte Freiheit“ – positive Freiheitskonzeption (Verwirklichungschancen = Befähigungen)
     Bsp.: Handlungsoptionen erkennen und Nutzen können
  • Verwirklichungschancen = Befähigungen = Chancen = Freiheit
    z.B.: * Tatsächlich eine Schule oder Hochschule besuchen können
  • Aus Hunderten von Studiengängen an der Hochschule wählen können
  • Aus Millionen von Wohnorten wählen können
  • Medizinische Behandlung in Anspruch nehmen können
  • Über das Selbstbewusstsein, die rhetorischen Fähigkeiten und die Intelligenz zu verfügen, an politischen Debatten teilzunehmen
  • individuelle Verantwortung + zusätzliche politische Rechte
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8
Q

Amartya Sen: Beispiel: Frau möchte studieren

A

 Formales Recht (negatives Freiheitsrecht)
 Notwendige fin. Mittel (pos. Freiheitsrecht)
 Erlaubt es das soz. Umfeld (pos. Freiheitsrecht)
 Infrastruktur ausreichend (pos. Freiheitsrecht)
➔ realisierbare Zustände und Tätigkeiten aufgrund tatsächlicher Verhältnisse

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9
Q

Amartya Sen: Beispiel: Ein junger Mensch möchte ein Unternehmen gründen

A

▪ Hat er/sie das formale Recht dazu? Gibt es Gewerbefreiheit? =>Negatives Freiheitsrecht
▪ Verfügt er/sie über die notwendigen finanziellen Mittel? Wenn nicht, erhält er/sie einen Kredit? => Positives Freiheitsrecht.
▪ Hat er/sie neben den der fachlichen Kompetenz auch die notwendigen unternehmerischen Qualitäten? => Positives Freiheitsrecht.
▪ Hat er/sie ein unterstützendes soziales Umfeld? => Positives Freiheitsrecht
▪ Ist er/sie in der Lage, sich selbst für die Arbeit zu disziplinieren? =>Positives Freiheitsrecht

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10
Q

Amartya Sen: Befähigungen & Funktionsweisen

A

Befähigungen:
- individuelle Freiheiten, das Leben zu führen, das man mit gutem bzw. vernünftigen Grund gerne führen möchte
- Handlungs- oder Zustandsmöglichkeiten, z.B. aus 100 Sprachkursen wählen zu können
- realisierbare Handlungen oder Zustände

Funktionsweisen:
- Zustände oder Handlungen, die tatsächlich realisiert wurden, z.B. Spanisch zu lernen
- Menge der Befähigungen ist größer gleich der Menge der Funktionsweisen

–> Sowohl Befähigungen als auch Funktionsweisen können sowohl Handlungen als auch Zustände sein

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11
Q

Amartya Sen: Definition Armut

A
  • Mangel an Verwirklichungschancen (= Befähigungen)
  • allgemeine Definition über das Realeinkommen wird auch deshalb abgelehnt, weil die Menschen über unterschiedliche Eigenschaften verfügen, Realeinkommen in Befähigungen umzuwandeln, z.B. wegen Schwangerschaft, unterschiedlichen klimatischen Bedingungen oder unterschiedlichen Zugangsmöglichkeiten zu einem (kostenlosen) staatlichen Gesundheits- und Bildungssystem
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12
Q

Amartya Sen: Theorie der Freiheit: Grafik Mittel, Befähigungen, Lebensstile

A

Mittel: ▪ Einkommen ▪ Vermögen ▪ Verfügungen über Güter ▪ Soziale Bindungen
–>
Verwirklichungschancen = Befähigungen („capabilities“)
→Vermögen, etwas erreichen zu können. →Realisierbare Handlungen und/oder Zustände
–>
Funktionsweisen Lebensstile
→Ergebnisse →Realisierte Handlungen und/ oder Zustände

Umwandlungsfaktoren (spielen eine Rolle auf alle)
▪ Individuelle Faktoren, z.B. Intelligenz, Gesundheit
▪ Sozialstruktur, z.B. Normen, Rechtssystem, politisches System, Bildungswesen
▪ Umweltfaktoren, z.B. Wetter, Klima, Bodenqualität, Wohnraum, Infrastruktur

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13
Q

Amartya Sen: Warum die alleinige Orientierung an Ergebnissen (Funktionsweisen) nicht ausreicht:

A
  • Gleiche Ergebnisse können mit unterschiedlichen Befähigungen (Freiheiten) verbunden sein
  • Kann sich aus wirtschaftlicher Not keine Nahrung leisten
  • Keine Nahrung, Fasten als politisches Mittel
    –> In beiden Fällen Ergebnis: Unterernährung
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14
Q

Amartya Sen: Sens Kritik an Einkommen als zentraler Indikator für Lebensqualität

A

▪ Menschen mit körperlicher Behinderung, schwangere Frauen, traumatisierte Personen
➔ Einkommensgleichheit ≠ Gleichheit der Befähigungen

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15
Q

Amartya Sen: Methode des „unparteiischen Beobachters“

A

▪ Fähigkeit des Menschen, die Motive und Handlungen anderer Personen zu verstehen und zu beurteilen, indem er sich gedanklich in ihre Lage versetzt und fragt, wie er sich an ihrer Stelle verhalten würde
▪ Gewisse Distanz zu eigenen Gefühlen
▪ Mit Vernunft zu ethischer Objektivität
▪ Zu betrachten sind Handlungen und Ergebnisse

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16
Q

Amartya Sen: Zile der Politik bzgl. Höhe und Verteilung von Befähigungen

A

▪ Ziele sind demokratisch zu bestimmen
▪ Sens Ansatz = komparativer Ansatz
▪ Zwei Situationen
 demokratische Einzelfallentscheidung
(1) NationaleRegierung
(2) Internationale Institutionen
 inkrementeller, pragmatischer Ansatz

▪ Ziele (Beispiele)
 gleichmäßige Zunahme an Befähigungen über alle Individuen
 Gleichheit der Befähigungen (ggf. problematisch)
 Zunahme von Befähigungen von nur einer (z.B. stark benachteiligten) gesell. Gruppe

17
Q

Amartya Sen: Befähigungsansatz von Sen

A

▪ Politische Entscheidungen (kulturabhängig)
▪ Ggf. Umverteilung von B zu A

18
Q

Amartya Sen: Sens Verständnis von ökonomischer Entwicklung

A
  • Lebensqualität eines Landes = Kenngröße für gutes Leben
    ▪ Zentrales Kriterium für Entwicklung eines Landes: Freiheit gemessen in Befähigungen
    ▪ Lebensqualität = mehreren Kenngrößen = multidimensionaler Ansatz
     Bruttoinlandsprodukt
     Alphabetisierungsquote
     Durchschnittliche Lebenserwartung
     Durchschnittliche Schulbildung
     Anteil der Menschen, die unter der Armutsgrenze lebt.
    ➔ Welche Kriterien genau wichtig sind, entscheidet Land selbst
19
Q

Amartya Sen: Zwei grundlegende Arten des Verständnisses der Entwicklung von Ländern:

A
  1. Grimmiger Prozess
    a) viel Schweiß und Tränen
    b) keine sozialen Netze, keine Sozialleistungen
    c) alle Arten von Milde und Rücksicht werden zurückgewiesen, minimale Bürgerrechte
  2. Freundlicher Prozess
    a) Funktionierende soziale Netze, Partizipation an politischen Prozessen
    b) Beachtung anderer Bereiche der Lebensqualität außer dem Einkommen
    c) Verständnis von Entwicklung als einem Prozess der Erweiterung realer Freiheiten, d.h.
    von Befähigungen unter Beachtung negativer Freiheitsrechte
20
Q

Amartya Sen: Aufgabe der (Wirtschafts-)politik – Umsetzung der positiven Freiheitsrechte

A
  1. Welche Funktionsweisen = zentral für höhere Lebensqualität?
  2. Welchen Menschen fehlen welche Befähigungen?
  3. Förderung genau dieser Befähigungen
21
Q

Amartya Sen: Aufgabe der (Wirtschafts-)politik – fünf Bereiche instrumenteller Freiheit

A
  1. Politische Freiheiten (z.B. Freiheitsrechte, Menschenrechte)
  2. Ökonomische Verhältnisse (z.B. Einkommen, Arbeitsplatz)
  3. Soziale Chancen (z.B. Gesundheits- und Bildungssystem)
  4. Soziales Sicherungssystem (z.B. Arbeitslosenhilfe)
  5. Transparenzgarantien (Diskussionen, Pressefreiheit)

–> Negativ Beispiel: Griechenland

22
Q

Amartya Sen: Würdigung

A
  • Freiheit = Mittel UND Ziel ökonomischer Entwicklung

▪ Deontologische Aspekte
 Beachtung Menschenrechte, Freiheits- und Bürgerrechte
 Befähigungen verpflichten auch zu moralischem Handeln

▪ Teleologische Aspekte
 Ergebnisse hochrelevant (in Lebensqualität - pluralistisch zu messen)
 Ansatz der „umfassenden Ergebnisse“: Entscheidungen und Handlungen, die zu den
Ergebnissen führen, werden mitberücksichtigt

23
Q

Amartya Sen: Individualethische Aspekte

A

▪ Forderung, nach vernünftigen Funktionsweisen, Lebensstilen zu streben
▪ Forderung, aktiv an der Entwicklung besserer Befähigungen und Lebensqualität für alle
Gesellschaftsmitglieder beizutragen
▪ Methode: „unparteiischer Beobachter“

24
Q

Amartya Sen: Institutionenethische Aspekte

A

▪ Befähigungen sind auch institutionell zu implementieren
▪ Freiheit und Gerechtigkeit sind auch institutionell umzusetzen
▪ Methode: demokratische Prozesse national und international