6. Unterstützung individueller Verhaltensänderungen II – drei Interventionsfelder Flashcards
Förderung körperlicher Aktivität
- Regelmäßige körperliche Aktivität liefert einen wesentlichen Beitrag zur Aufrechterhaltung von Gesundheit und Wohlbefinden.
- Demgegenüber steht ein Mangel an körperlicher Aktivität gemessen an den Empfehlungen der WHO. Ein Großteil der täglichen Erwerbsarbeit wird im Sitzen erledigt und selbst in ihrer Freizeit ist die Mehrheit der Bevölkerung körperlich kaum aktiv.
– Die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für einen gesundheitlichen Nutzen empfohlene Mindestaktivitätszeit von 2,5 h pro Woche in mäßig anstrengender Intensität (hier „.. durch Ihre körperliche Aktivität ins Schwitzen oder außer Atem geraten …“) ist allerdings bei etwa vier Fünfteln der Bevölkerung nicht gegeben. (Krug et al., 2013, S. 767)
Effekte körperlicher Aktivität auf die Physische Gesundheit:
- Reduktion der Gesamtsterblichkeit
- Reduktion des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Reduktion des Darmkrebsrisikos
- Protektive Wirkung bei Diabetes und Osteoporose
- Positive Effekte bei chronischen Rückenschmerzen
- Gewichtsstabilisierung, protektive Wirkung bei Adipositas
- Verbesserung der funktionellen Gesundheit bei älteren Menschen, Reduktion des Risikos von Stürzen durch Stabilisierung des Stütz- und Halteapparates und Gleichgewichtssinn.
Die psychischen Effekte von Sport/Körperlicher Aktivität:
- Sport/körperliche Aktivität wirkt sich nicht nur positiv auf die körperliche Gesundheit aus, sondern auch auf die psychische Gesundheit.
- Für klinische Stichproben (z.B. depressive Patienten) konnte gezeigt werden, dass Sport die Stimmung positiv beeinflusst (Glenister, 2006).
- In nichtklinischen Stichproben konnte ein reduziertes Risiko für Angst, Depression, niedriges Selbstwertgefühl und negatives Körperselbstbild nachgewiesen werden (Lox et al., 2006)
- Diese positiven Effekte treten zum Teil schon nach kurzer Zeit ein.
Biologische Wirkmechanismen von Sport:
- Freisetzung körpereigener Opiate, die stimmungsverbessernd und schmerzlindernd wirken.
- Stimulation von Katecholaminen (Noradrenalin, Serotonin, Adrenalin)
- Entspannung der Skelettmuskulatur, wodurch das Gefühl der Anspannung reduziert wird.
Psychologische Wirkmechanismen von Sport (nach Plante & Rodin, 1990):
- Verbesserte körperliche Leistungsfähigkeit erhöht das Selbstvertrauen und die
Selbstregulationsfähigkeit - Körperliche Aktivität ist eine Meditationsform, die einen entspannten Bewusstseinszustand fördert
- Körperliche Aktivität ist eine Form des Biofeedbacks, das eine bessere Regulation körperlicher Erregung erlaubt
- Körperliche Aktivität erlaubt die Ablenkung von unangenehmen Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen
- Körperliche Aktivität ruft dieselben körperlichen Reaktionen hervor wie Angst oder Stress. Durch die häufige Erfahrung dieser Symptome, ohne dass diese Gefühle auftreten, wird eine Reattribution erleichtert.
- Soziale Verstärkungsprozesse unter körperlich Aktiven verbessern das psychische Befinden
WHO Empfehlung zu körperlicher Aktivität Erwachsene 18–64 Jahre
(2020):
- should do at least 150–300 minutes of moderate-intensity aerobic physical activity;
- or at least 75–150 minutes of vigorous-intensity aerobic physical activity; or an equivalent combination of moderate- and vigorous-intensity activity throughout the week
- should also do muscle-strengthening activities at moderate or greater intensity that involve all major muscle groups on 2 or more days a week, as these provide additional health benefits.
- may increase moderate-intensity aerobic physical activity to more than 300 minutes; or do more than 150 minutes of vigorous-intensity aerobic physical activity; or an equivalent combination of moderate- and vigorous-intensity activity throughout the week for additional health benefits.
- should limit the amount of time spent being sedentary. Replacing sedentary time with physical activity of any intensity (including light intensity) provides health benefits, and
- to help reduce the detrimental effects of high levels of sedentary behaviour on health, all adults and older adults should aim to do more than the recommended levels of moderate- to vigorous-intensity physical activity
- Wir unterscheiden zwischen zwei Hauptwegen der Förderung körperlicher Aktivität:
– Setting-basierte Verfahren→Verknüpfung von Verhältnis- und Verhaltensprävention
– Individuelle Beratung bei der Verhaltensänderung→ Verhaltensprävention
- Beispiele für Interventionen nach dem Setting- Ansatz der WHO
– reviewing urban and town planning and environmental policies at national and local level to ensure that walking, cycling and other forms of physical activity are accessible and safe;
– providing local play facilities for children (e.g. building walking trails);
– facilitating active transport to work (e.g. cycling and walking) and other physical activity strategies for the working population;
– ensuring that school policies support the provision of opportunities and programmes for physical activity;
– providing schools with safe and appropriate spaces and facilities so that students can spend their time actively;
– providing advice or counsel in primary care; and creating social networks that encourage physical activity.
Förderung körperlicher Aktivität: Empfehlungen
- settingbasierte bzw. verhältnispräventive Ansätze sind wichtig zur Förderung körperlicher Aktivität
- Effektiv sind Multikomponentenprogramme
- Generell wichtig ist außerdem eine möglichst breite soziale
Unterstützung - … sowie wie eine gute Anleitung für die Durchführung der körperlichen/sportlichen Aktivität
- Hilfreich sind außerdem Anreizsysteme (z.B. Wettbewerbe, Incentives)
- Edukation (Verhaltensprävention) gehört immer dazu – was bringen Sie den Teilnehmern bei, wenn Sie mit Ihnen über körperliche Aktivität sprechen?
Förderung körperlicher Aktivität: stadienspezifische Interventionen
- Für die prä-intentionale / motivationale Phase:
– Förderung von Selbstwirksamkeit
– Förderung von positiven Handlungsergebniserwartungen,
ggf. auch über Anreize
– Soziale Norm / soziale Unterstützung
– Risikokommunikation (wahrgenommene Gesundheitsbedrohung) - Für die intentionale Phase:
– Ausführungsplanung und Bewältigungsplanung
– Vorbereitungshandeln
– Auch: Selbstwirksamkeit, soziale Unterstützung, Ressourcen (z.B. Wohlbefinden – Lob, Spaß, Belohnung ..) - Für die Handlungsphase:
– Handlungskontrolltechniken (Ziele setzen, Selbstbeobachtung, Ziele überprüfen, Feedback einholen …)
– Instruktionen, positive Lerngelegenheiten
– Auch: Selbstwirksamkeit, soziale Unterstützung,
Ressourcen
Förderung körperlicher Aktivität: Interventionsbeispiel: MoVo-Lisa
Förderung körperlicher Aktivität: Interventionsbeispiel: MoVo-Lisa
Förderung körperlicher Aktivität: MoVo-Lisa
Förderung körperlicher Aktivität: Barrieremanagement
Barrieremanagement (Krämer & Fuchs, 2010, S. 171 nach Brinkmann, 2014, S. 392)
* Negative Konsequenzerwartungen (z.B. „Wenn ich mit dem
Joggen anfange, werde ich Knieprobleme bekommen“)
* Situative Barrieren (physikalische, soziale, und psychologische Rahmenbedingungen).
– Beispiel: Ein junger Mann möchte regelmäßig im Wald joggen. Er muss mit dem Auto zunächst eine halbe Stunde fahren, um zu einem Wald zu gelangen. Nachdem er mehrmals im Stau stand, gibt er sein Vorhaben wieder auf. (Brinkmann, 2014, S. 388)
* Bewältigungsplanung (z.B. Kontrolle der Umgebung); kognitive Vorbereitung auf Hochrisikosituationen (z.B. wie umgehen mit Frustration und Ausrutschern)
Förderung körperlicher Aktivität: Zielgruppen
Zielgruppe inaktive Menschen 60+
Um die Bewegungsaktivitäten älterer Menschen zu fördern, haben die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die Deutsche Sporthochschule Köln (DSHS), der Deutsche Olympische Sportbund e.V. (DOSB), der Deutsche Turner-Bund e.V. (DTB) und der Landessportbund Nordrhein-Westfalen e.V. (LSB NRW) das AlltagsTrainingsProgramm (ATP) entwickelt.
Quelle: https://www.aelter-werden-in- balance.de/atp/was-ist-atp/
Alltagssituationen (z.B. Einkaufen, Treppensteigen, Gegenstände Heben) und Alltagsbewegungen (z.B. Aufstehen, Hinsetzen, Strecken, Ziehen, Tragen) sollen erkannt und als positiver Trainingsreiz genutzt werden. Diese Informationen und Fertigkeiten werden in den ATP-Kursen vermittelt.
Quelle: Amman, Atzinger & Froböse (2017)