5. Unterstützung individueller Verhaltensänderungen I: Grundlagen Flashcards

1
Q

Gegenstand und Ziele von Interventionen zur Verhaltensänderung

A
  • In der Verhaltensprävention geht es darum, individuelles Risikoverhalten zu reduzieren, bzw. Gesundheitsverhalten zu fördern. Diese Veränderungen sollen möglichst dauerhaft sein und zur Entwicklung eines gesundheitsförderlichen Lebensstils beitragen. Zur Anwendung kommen in der Regel edukative Verfahren in Gestalt des Einzel- und/oder Gruppensettings, sowohl Face-to-Face als auch online. Im Vordergrund steht die personale Kommunikation und die Anwendung unterschiedlicher Verhaltensänderungstechniken (BCTs), die im Idealfall theoretisch begründet und empirisch validiert sind.
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2
Q

Gegenstand und Ziele von Interventionen zur Verhaltensänderung

A
  • In der Verhaltensprävention geht es darum, individuelles Risikoverhalten zu reduzieren, bzw. Gesundheitsverhalten zu fördern. Diese Veränderungen sollen möglichst dauerhaft sein und zur Entwicklung eines gesundheitsförderlichen Lebensstils beitragen. Zur Anwendung kommen in der Regel edukative Verfahren in Gestalt des Einzel- und/oder Gruppensettings, sowohl Face-to-Face als auch online. Im Vordergrund steht die personale Kommunikation und die Anwendung unterschiedlicher Verhaltensänderungstechniken (BCTs), die im Idealfall theoretisch begründet und empirisch validiert sind.
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3
Q

Ziele und Strategien der Veränderung von gesundheitsgefährdendem Verhalten (Quelle: Brinkmann, 2014, S. 250, nach Perrez & Gebert, 1994)

A
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4
Q

Ziele und Strategien der Veränderung von gesundheitsgefährdendem Verhalten (Quelle: Brinkmann, 2014, S. 250, nach Perrez & Gebert, 1994)

A
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5
Q

Zum Begriff Lebensstil:

A
  • „Ein Lebensstil ist […] der regelmäßig wiederkehrende Gesamtzusammenhang der Verhaltensweisen, Interaktionen, Meinungen, Wissensbestände und bewertenden Einstellungen eines Menschen“ (Hradil 2005, S. 46).
  • „Unter Lebensstil wird ein relativ stabiles, regelmäßig wiederkehrendes Muster der alltäglichen Lebensführung verstanden - ein ́Ensemble’ von Wertorientierungen, Einstellungen, Deutungen, Geschmackspräferenzen, Handlungen und Interaktionen, die aufeinander bezogen sind“ (Geißler, 2002, S. 126)
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6
Q

Besondere Bedeutung für die Veränderung von Risikoverhalten und Gesundheitsverhalten haben die sozialkognitiven Modelle des Gesundheitsverhaltens. Es gibt drei Arten von Modellen:

A
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7
Q

Die Sozial-kognitive Theorie von Bandura

A
  • Selbstwirksamkeitserwartung (self efficacy) = Einschätzung der eigenen Kompetenz, ein effektives Verhalten auch in schwierigen Situationen ausführen zu können.
  • Generalisierte Selbstwirksamkeit („für jedes Problem kann ich eine Lösung finden“)
  • Verhaltensspezifische Selbstwirksamkeit, z.B. für körperliche Aktivität, gesunde Ernährung etc.
  • Prozessspezifische Selbstwirksamkeit, z.B. Aufrechterhaltungsselbstwirksamkeit
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8
Q

Rangfolge der Quellen der Selbstwirksamkeit:

A
  1. Wohldosierte eigene Erfolgserfahrungen (mastery experience), die auf eigene Anstrengung und Fähigkeit attribuiert werden können, sind das stärkste Mittel, um Selbstwirksamkeitserwartungen aufzubauen
  2. Stellvertretender Handlungserfolg bei anderen (Peers oder Modell) (vicarious experience)
  3. Verbale Überzeugung (persönlich oder schriftlich, z.B. Überredung „Du kannst das!“) (symbolic experience)
  4. Wahrnehmung eigener emotionaler Erregung (emotional arousal; → hohes arousal bedeutet niedrige SW)
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9
Q

Die Sozial-kognitive Theorie von Bandura
* Handlungs-Ergebnis-Erwartung

A
  • Handlungs-Ergebnis-Erwartung = Erwartung darüber, ob/dass eine bestimmte Handlung (z.B. mit dem Rauchen aufhören) zu positiven und/oder negativen Ergebnissen (Konsequenzen) führt
    – „wenn ich X mache, dann passiert wahrscheinlich Y“
    – Y kann positiv oder negativ bewertet werden
    – Die HandlungsErgebnis-Erwartung setzt sich zusammen aus der Summe positiv minus der Liste negativ erwarteter Konsequenzen (Pros und Cons und deren Wahrscheinlich- keiten)
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10
Q

Theorie des geplanten Verhaltens (TPB) von Ajzen

A
  • Eine Einstellung ist nach Fishbein & Ajzen (1975) eine affektive Bewertung des Verhaltens (Valenz).
  • Gegenstand der Einstellung können auch die Konsequenzen eines Verhaltens sein. Dabei wird zwischen dem Grad der Überzeugtheit (wenn ich x tue, hat dies y zur Konsequenz) und der Bewertung dieser Konsequenz (y bewerte ich positiv)
  • Die subjektive Norm reflektiert, was andere Bezugspersonen von einer Person erwarten (normative Überzeugungen) und inwieweit die Person diese Erwartungen für sich akzeptiert (Einwilligungsbereitschaft)
  • Die wahrgenommene Verhaltenskontrolle setzt sich zusammen aus den Kontrollüberzeugungen und der subjektiven Stärke, mit der internale und externale Faktoren das Verhalten behindern oder fördern.
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11
Q

Die Intentions-Verhaltens-Lücke

A

Die Intentions-Verhaltens-Lücke:
Die Varianzaufklärung des Verhalten durch die Intention liegt nur bei ca. 20-30%, d.h. oft misslingt der Übergang von der Verhaltensabsicht zum Verhalten (Initiierung & Aufrechterhaltung)

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12
Q

Rubikonmodell der Handlungsphasen (Heckhausen & Gollwitzer, 1989)

A

Das Rubikonmodell der Handlungsphasen (Heckhausen & Gollwitzer, 1989) unterscheidet konsequent zwischen Motivation (vor der Entscheidung für ein Ziel, nach Zielerreichung) und Volition (nach der Bildung einer Intention bis zur Handlungsinitiierung und während des Handelns.

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13
Q

Rubikonmodell der Handlungsphasen (Heckhausen & Gollwitzer, 1989)

A

Das Rubikonmodell der Handlungsphasen (Heckhausen & Gollwitzer, 1989) unterscheidet konsequent zwischen Motivation (vor der Entscheidung für ein Ziel, nach Zielerreichung) und Volition (nach der Bildung einer Intention bis zur Handlungsinitiierung und während des Handelns.

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14
Q

Das HAPA-Modell als integratives Modell

A
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Perfectly
15
Q

Das HAPA-Modell als integratives Modell

A
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16
Q

Das HAPA-Modell als integratives Modell

A
17
Q

Das HAPA-Modell als integratives Modell
Planung (Implemental intentions):

A

Planung (Implemental intentions):
a) Ausführungs- bzw. Handlungsplanung: Wann-Wie-Wo-
Pläne
b) Bewältigungsplanung: Antizipation von Schwierigkeiten und Umgang damit
Gollwitzer und Sheeran (2006) fanden in ihrer Metaanalyse einen mittleren Effekt der Größe d+ = 0.59 von Plänen auf das Gesundheitsverhalten.

  • Handlungspläne spezifizieren, wann, wo und wie ein Verhalten ausgeübt werden soll. Sie haben die logische Struktur von wenn-dann-Beziehungen (z.B.: „Wenn das letzte Seminar vorbei ist, gehe ich gleich schwimmen“)
    – Je konkreter Handlungspläne entwickelt werden, desto einfacher können sie umgesetzt werden
    – Menschen denen man hilft, Pläne zu machen, erreichen ihre Ziele eher als diejenigen, die nicht dazu veranlasst wurden, Pläne zu formulieren (d+ = 0.65; experimentelle Studien; Gollwitzer und Sheeran, 2006).
    – Es hilft aber auch einfach mehr Pläne zu haben (d+ = 0.70; korrelative Studien; Gollwitzer und Sheeran, 2006)
    – Pläne nützen nicht nur, Ziele leichter zu erreichen, sondern helfen Menschen auch, sich wohler zu fühlen (d+ = 0.61; Koestner et al., 2002)
18
Q

Vorbereitungshandeln ist neben Planung ebenfalls entscheidend für die Umsetzung von Intentionen in Verhalten (Schwarzer, 2004, S. 256)

A
19
Q

Vorbereitungshandeln ist neben Planung ebenfalls entscheidend für die Umsetzung von Intentionen in Verhalten (Schwarzer, 2004, S. 256)

A
20
Q

Das HAPA-Modell als integratives Modell, 3 Intention

A
21
Q

Das HAPA-Modell als integratives Modell, 3 Intention

A
22
Q

Die wichtigsten Punkte zur Handlungskontrolltheorie von Carver und Scheier (1981, 1990, 1998, 2002):

A
  • Die wichtigsten Punkte zur Handlungskontrolltheorie von Carver und Scheier (1981, 1990, 1998, 2002):
    – orientiertsichandemvonMiller,GalanterundPribram(1960) beschriebenen TOTE-Modell (test-operate-test-exist)
    – Handlungskontrolle sind selbstregulative Strategien, die während der Handlungsausübung relevant werden.
    – NegativeFeedbackschleife:Annäherungszielsetzen,eigenes Verhalten beobachten (self-monitoring), Vergleich Ist-Wert (aktuelles Verhalten) mit Soll-Wert (Ziel), bei Diskrepanz diese verringern, indem entweder das Verhalten angepasst wird (volitionaler Prozess) oder das Ziel geändert wird (motivationaler Prozess; z.B. Regulation des Anspruchniveaus)
    – Bei Vermeidungszielen positive Feedbackschleife
    – Wichtige Techniken zur Förderung der Handlungskontrolle: s.o.
23
Q

Theorie der Handlungskontrolle von Carver und Scheier

A
24
Q

Theorie der Handlungskontrolle von Carver und Scheier

A
25
Q

Zusammenfassung und Kritik

A

Aus der Metaanalyse von Plotnikoff et al. (2013) über körperliche Aktivität bei Jugendlichen geht hervor: Sozial-kognitive Modelle (inkl. Stadienmodelle) erklären im Mittel zwischen 33% und 48% der Varianz des Verhaltens und der Intention.

  • Die Vorhersagekraft ist immer noch ausbaufähig!
  • verhaltensspezifische Bedingungsfaktoren von Risiko- bzw. Gesundheitsverhalten sollten zusätzlich mit berücksichtigt werden (Beispiel Essverhalten: Geschmackspräferenzen)
  • Überbetonung kognitiver, Vernachlässigung affektiver Komponenten.
  • Bei manchen Stadienmodellen fehlt theoretische Begründbarkeit/ Evidenz für die Abgrenzung einzelner Stadien (z.B. Transtheoretisches Modell: Zeitkriterium als Abgrenzungskriterium)
  • Interventionen wirken umso effektiver, wenn sie auf die
    Bedürfnisse von Personen in den jeweiligen Stufen zugeschnitten sind („tailored interventions“)
  • “Interventions underpinned by any theoretical framework, compared to none, were more likely to be effective.” (Cleland et al., 2012, p. 371)
  • Modelle sind robust, d.h. in vielen Bereichen/ Verhaltensweisen anwendbar
26
Q

The Behavior Change Technique Taxonomy (v1) (Michie, et al., 2013)

A
  • 93 Hierarchically Clustered Techniques: Building an International Consensus for the Reporting of Behavior Change Interventions
  • By BCT, we mean an observable, replicable, and irreducible component of an intervention designed to alter or redirect causal processes that regulate behavior; that is, a technique is proposed to be an “active ingredient” (e.g., feedback, self- monitoring, and reinforcement)
  • BCTs can be used alone or in combination and in a variety of formats.
27
Q

Taxonomie von Verhaltensänderungstechniken Methodisches Vorgehen (Michie, et al., 2013)

A
  • Erstellen einer möglichst vollständigen Liste von BCTs mit Beschreibungen mittels Delphi-Methode (ein komplexes, mehrstufiges Befragungsverfahren zur Bewertung der Übereinstimmung bei einem Thema/Gegenstand)
  • Codierung der Interventionsbeschreibungen und Prüfung der Interrater-Reliabilität
  • Entwicklung einer hierarchischen Struktur mittels Clusteranalysen auf der Basis von Unähnlichkeitsurteilen jedes Urteilers für jede Kombination von BCTs.
  • Teilnehmer:innen waren 14 Expert:innen sowie ein internationales Advisory Board
28
Q

Übersicht Taxonomie (v1) 93 BCTs (Michie et al. (2013)

A
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Q

Übersicht Taxonomie (v1) 93 BCTs (Michie et al. (2013)

A
30
Q

Zur Effektivität von Verhaltensänderungstechniken: Zwei Meta-Analysen

A

Die Effektivität der 26 Techniken wurde z.B. in einer Meta- Analyse von Michie et al. (2009) überprüft:

Hauptergebnis:
“The 122 evaluations (N 44,747) produced an overall pooled effect size of 0.31 (95% confidence interval 0.26 to 0.36). The technique, “self-monitoring,” explained the greatest amount of among-study heterogeneity (13%).
Interventions that combined self-monitoring with at least one other technique derived from control theory were significantly more effective than the other interventions (0.42 vs. 0.26).”

  • Einige Probleme bei Metanalysen von Interventionsstudien:
  • Interventionen beinhalten unterschiedlich viele Verhaltensänderungs-
    techniken (M = 6, SD = 3,1) in unterschiedlicher Kombination, was die
    Beurteilung der Wirksamkeit einzelner Komponenten schwierig macht.
  • Auch Häufigkeit und Dauer der Interventionen unterscheiden sich stark (1 Tag
    – 2,5 Jahre)
31
Q

Implikationen für die Interventions- planung
Wichtige Variablen und Ansätze zur Unterstützung von Verhaltens- änderung aus den sozialkognitiven Modellen:

A

Wichtige Variablen und Ansätze zur Unterstützung von Verhaltens- änderung aus den sozialkognitiven Modellen:
1. Selbstwirksamkeit
2. Handlungsergebniserwartung
3. Soziale Unterstützung
4. Risikowahrnehmung
5. Wahrgenommener Nutzen des erwünschten Verhaltens
6. Soziale Norm
7. Planung (Ausführungs- und Bewältigungsplanung)
8. Vorbereitungshandeln
9. Antizipation von Hochrisikosituationen (→Rückfallprophylaxe)
10. Konzept Stadien der Verhaltensänderung: Interventionen & Aufklärung sollten zum Verhaltensänderungsstadium passen

32
Q

Implikationen für die Interventions- planung TABELLE

A
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Q

Implikationen für die Interventions- planung TABELLE

A
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Q

Implikationen für die Interventions- planung

A
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Q

Implikationen für die Interventionsplanung: Interventionsbeispiel MoVo-LISA

A
  • MoVo – LISA (Gröhner & Fuchs, 2007):
    − LISA = Lebensstil-integrierte sportliche Aktivität
    − Kleingruppenprogramm für Erwachsene
    − Ziel:körperlichaktivenLebensstilaneignen
  • Relevante Variablen des MoVo-Konzeptes:
  • Starke Zielintention
  • Hohe Selbstkonkordanz zwischen Ziel und persönlichen Interessen
  • Realistische Implementierungsintentionen (Pläne)
  • Wirksame Strategien der Intentionsabschirmung
  • Positive Erfahrungen (Erfolge)
36
Q
A

In der randomisiert kontrollierten Studie (RCT) von Wurst et al. (2019) konnte gezeigt werden, dass die Sportaktivität kardiologischer Patienten, die das MoVo-LISA-Programm absolvierten, auch noch nach einem Jahr signifikant höher war als die der Kontrollgruppe

37
Q
A

In der randomisiert kontrollierten Studie (RCT) von Wurst et al. (2019) konnte gezeigt werden, dass die Sportaktivität kardiologischer Patienten, die das MoVo-LISA-Programm absolvierten, auch noch nach einem Jahr signifikant höher war als die der Kontrollgruppe