1. Organisatorisches und Einführung Flashcards

1
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Was ist Gesundheitspsychologie?

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Q

Was ist Gesundheitspsychologie? Perspektiven der Gesundheitspsychologie (Faltermaier, 2005, S. 16 ff.)

A

Perspektiven der Gesundheitspsychologie (Faltermaier, 2005, S. 16 ff.)
* Gesundheitspsychologie (GP) ist Wissenschaft und Praxis
* GP ist im interdisziplinären Rahmen der Gesundheitswissenschaften zu sehen
* GP konzentriert sich auf die psychologischen Aspekte von Krankheit und Gesundheit
* GP versteht sich explizit als Psychologie der Gesundheit
* GP betreibt forschungsmethodischen Pluralismus
* GP versteht Gesundheit und Krankheit in ihrem sozialen Kontext
* GP versteht Gesundheit und Krankheit im Lebenslauf und im biographischen Kontext
* GP arbeitet in der Praxis interdisziplinär und vermeidet psychologischen Reduktionismus

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3
Q

Konzepte von Krankheit und Gesundheit, Alltagssprachliche Begrifflichkeiten:

A

Alltagssprachliche Begrifflichkeiten:
* Von der etymologischen Wortbedeutung ist „krank“ mit „schwach“ und „kraftlos“ assoziiert.
* „Gesund“ ist hingegen mit „mächtig“ und „stark“ assoziiert.
* Im Englischen „Health“ enthält zudem die Bedeutung von
„ganz“ (hale = whole)
* Im Unterschied zum Deutschen differenziert das Englische mehrere Begriffe und Bedeutungsvarianten von Krankheit: Mit „disease“ wird der medizinische Fachbegriff, mit „illness“ das subjektive Krankheitserleben und mit „sickness“ eher die soziale Situation eines kranken Menschen angesprochen.

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4
Q

Konzepte von Krankheit und Gesundheit

A
  • Vorstellungen und Konzepte über Krankheit und Gesundheit unterliegen einem historischen Wandel, der sich nicht allein als vom wissenschaftlichen Fortschritt getrieben verstehen lässt:
  • Magisch-religiöse Vorstellungen in der Antike oder im Mittelalter: Krankheit als Schicksal, Strafe
  • Diätetik (Hippokrates, Galen, Hufeland): Krankheit als natürliches Phänomen (Körpersäftelehre), dem durch eine gesunde Lebensweise begegnet warden kann.
  • Naturwissenschaftliche Medizin (Biomedizinisches Modell)
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5
Q

In einer Studie von Blaxter (1990) an 9000 Personen konnten sechs Aspekte in den Laienkonzepten von Gesundheit identifiziert werden:

A
  1. Gesundheit als Fehlen von Symptomen und Krankheit
  2. Gesundheit als Potenzial bzw. Ressource
  3. Gesundheit als Verhalten
  4. Gesundheit als körperliche Fitness (eher bei Männern) und Vitalität (eher bei Frauen)
  5. Gesundheit als psychosoziales Wohlbefinden
  6. Gesundheit als Funktionsfähigkeit
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6
Q

Expertenkonzepte von Krankheit in der Medizin:

A

Expertenkonzepte von Krankheit in der Medizin:
* „Krankheit ist eine Störung der normalen Funktionen der Organe oder Organsysteme des Körpers“ (Pschyrembel, 1975, S.653)
* Krankheit bedeutet „… im weiteren Sinn Fehlen von Gesundheit, im engeren Sinn Vorhandensein von subjektiv empfundenen bzw. objektiv feststellbaren körperlichen, geistigen bzw. seelischen Veränderungen bzw. Störungen“ (Pschyrembel, 1990, S.900).
* Alle Krankheiten werden heute in allgemein akzeptierte Klassifikationssysteme eingeordnet, die aufgrund neuer Erkenntnisse immer wieder revidiert werden (International Classification of Diseases (ICD), Diagnostic and Statistical Manual (DSM))

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7
Q

Expertenkonzepte von Krankheit und Gesundheit in der Soziologie:

A

Expertenkonzepte von Krankheit und Gesundheit in der Soziologie:
* „Zusammenfassend können wir die Krankheit als einen Zustand der Störung des normalen Funktionierens des Menschen bezeichnen, sowohl was den Zustand des Organismus als auch was seine individuellen und sozialen Anpassungen angeht“ (T. Parsons, 1958, S.12).
* Aus soziologischer Perspektive definiert Parsons Gesundheit als „Zustand der optimalen Leistungsfähigkeit eines Individuums für die Erfüllung der Aufgaben und Rollen, für die es sozialisiert wurde“ (1968, S.344)

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8
Q

Konzepte von Krankheit und Gesundheit

A
  • Besondere Bedeutung hat die Gesundheitsdefinition der World Health Organization (WHO, 1948) gewonnen, die sich um eine positive, ganzheitliche Perspektive bemüht:
  • „Gesundheit ist der Zustand eines vollkommenen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur die Abwesenheit von Krankheit und Gebrechen“
  • Im Rahmen der Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung (1986) definiert die WHO:
  • „Gesundheit ist ein positiver funktioneller Gesamtzustand im Sinne eines dynamischen biopsychosozialen Gleichgewichtszustandes, der erhalten bzw. immer wieder hergestellt werden muss“.
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9
Q

Dimensionen sozialen Verhaltens nach Helman (2007, p. 246).

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10
Q

Aspekte von Gesundheit (Faltermaier 2005, S.35):

A

Aspekte von Gesundheit (Faltermaier 2005, S.35):
* Gesundheit ist ein ganzheitliches Phänomen (körperlich, psychisch, sozial)
* Gesundheit kann als physischer/psychischer Zustand des Individuums verstanden werden, der sich sowohl positiv (Vorhandensein bestimmter Merkmale) als auch negativ (Fehlen bestimmter Merkmale) bestimmen lässt
* Gesundheit lässt sich durch objektive Parameter messen, sie drückt sich aber auch im subjektiven Erleben aus.
* Gesundheit als körperliches und psychisches Wohlbefinden (Well-being)
* Gesundheit als Handlungspotenzial einer Person
* Gesundheit wird im sozialen Kontext auf der Grundlage herrschender Lebensvorstellungen und Anforderungen sozial konstruiert.
* Gesundheit ist dynamisch, sie muss als Prozess verstanden werden.
* Gesundheit impliziert Normen, an denen sie gemessen wird.
* Gesundheit und Krankheit kontrastieren, schließen sich aber nicht aus (Gesunde Kranke, Kranke Gesunde)

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11
Q

Wichtige Grundlagen für die Genese von Wissen sind die Paradigmen und Theorien/Modelle der Gesundheitspsychologie

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12
Q

Das biomedizinische Krankheitsmodell ist im 19. Jahrhundert entstanden und dominiert die Medizin bis heute. Zentrale Merkmale sind:

A

Das biomedizinische Krankheitsmodell ist im 19. Jahrhundert entstanden und dominiert die Medizin bis heute. Zentrale Merkmale sind:
* Ein naturwissenschaftlicher Zugang zum Körper und zu Krankheit (Methodologie)
* Der Körper wird als Naturgegenstand betrachtet, der weitgehend analog einer
Maschine funktioniert: Maschinen sind zerlegbar und haben keine Ziele.
* Krankheit wird als Störung im normalen Funktionieren des Organismus verstanden.
* Jede Krankheit hat spezifische Ursachen (Ätiologie, Pathogenese)
* Körper und Psyche werden getrennt betrachtet (Leib-Seele-Dualismus)
* Der kranke Mensch ist passiver „Träger“ einer Krankheit und wird zum Objekt ärztlicher Behandlung
* Die Behandlung einer Krankheit erfolgt als technische Problemlösung

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13
Q

Das Biopsychosoziale Krankheitsmodell:

A

Das Biopsychosoziale Krankheitsmodell:
* Der Mediziner George Engel (1977, 1979) formulierte auf der Basis seiner Kritik am biomedizinischen Modell sechs Anforderungen an ein neues Paradigma:
1. Der Nachweis von biochemischen Abweichungen ist eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung, um das Auftreten einer Krankheit und des damit verbundenen Leidens zu erklären. Krankheit ist immer auch menschliches Erleben. Um die Bedeutung von Symptomen und Beeinträchtigungen zu erfassen, bedarf es der Einbeziehung psychischer, sozialer und kultureller Faktoren.
2. Um einen Zusammenhang zwischen den biochemischen Prozessen und dem klinischen Erscheinungsbild eines Leidens herzustellen, bedarf es eines wissenschaftlichen Zugangs zu relevanten psychosozialen Daten.
3. Die Lebensumstände eines Menschen haben einen bedeutsamen Einfluss auf den Ausbruch und den Verlauf einer Krankheit

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14
Q

Fortsetzung des biopsychosozialen Krankheitsmodells:

A

Fortsetzung des biopsychosozialen Krankheitsmodells:
4. Selbst bei Vorliegen biochemischer Abweichungen unterscheiden sich Menschen darin, wann sie sich als krank betrachten und wann sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Zur Erklärung dieser Unterschiede in der Krankheits- wahrnehmung und dem Krankheitsverhalten müssen psychische und soziale Faktoren berücksichtigt werden.
5. Die Beseitigung eines biochemischen Defektes reicht oft für den Erfolg einer Behandlung nicht aus. Für die Genesung eines kranken Menschen sind auch psychische und soziale Faktoren mit verantwortlich.
6. Selbst bei einer angemessenen somatischen Behandlung beeinflussen in starkem Maße auch das Verhalten des Arztes und seine Beziehung zum Patienten den Erfolg einer Therapie. Diese (sozialpsychologischen) Prozesse haben nicht nur eine Wirkung auf das Krankheitserleben des Patienten, sondern auch auf die biochemischen Prozesse.

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15
Q

Konzepte von Krankheit und Gesundheit

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16
Q
A

Kubzansky et al. (2001) untersuchten 1306 zunächst gesunde Männer, die zu Beginn der Studie in „Optimisten“, „Pessimisten“ und „weder-noch“ eingeteilt wurden. Im Verlauf von 10 Jahren lag die Wahrscheinlichkeit (Odds-Ratio), eine Herzkrankheit zu bekommen bei
den Pessimisten mehr als doppelt so hoch wie bei den Optimisten, auch wenn Risikofaktoren wie Rauchen ausgeschlossen wurden.

17
Q

Das Paradigma der Salutogenese:

A

Das Paradigma der Salutogenese:
* Das biomedizinische und das biopsychosoziale Modell beziehen sich auf Krankheit in einem medizinisch definierten Sinn.
* Der amerikanisch-israelische Medizinsoziologe Aaron Antonowsky (1979) kritisierte diese einseitige Perspektive:
– Eine zentrale Frage, die ihn bewegte war: Warum werden nicht mehr Menschen krank angesichts der vielen Risiken, zu erkranken?
– Diese Frage wird aber in den Krankheitsmodellen nicht gestellt, dazu bräuchte es mehr Aufmerksamkeit für den gesunden Teil der Bevölkerung.

18
Q

Aaron Antonovsky (1923-1994)

A

Während seiner Zeit am Applied Social Research Institute in Jerusalem beschäftigte sich Antonovsky in seinen Studien u.a. mit Frauen, die in Mitteleuropa zwischen 1914 und 1923 geboren wurden. Einige von ihnen waren Überlebende aus nationalsozialistischen Konzentrations- bzw. Vernichtungslagern. Dabei fiel ihm auf, dass 29% der ehemals internierten Frauen sich trotz der extremen Stressoren, denen sie ausgesetzt waren, einem guten Gesundheitszustand aufwiesen. Dies führte ihn zu der Fragestellung, was Menschen gesund hält, aus der letztlich das Konzept der Salutogenese hervorging. Das Konzept der Salutogenese entwickelte Antonovsky während der 1970er Jahre und veröffentlichte seine Überlegungen und Befunde 1979 in der Publikation „Health, stress, and coping“.

19
Q
  • Zentrale Annahmen des Paradigmas der Salutogenese:
A
  • Zentrale Annahmen des Paradigmas der Salutogenese:
  • In der Salutogenese wird die Vorstellung einer einfachen Dichotomie (krank versus gesund) zugunsten eines multidimensionalen Kontinuums zwischen den Extrempolen maximaler Gesundheit und maximaler Krankheit aufgegeben.
  • In der Salutogenese werden nicht nur Patienten, sondern alle Menschen betrachtet. Es soll untersuchtet werden, wie interindividuelle Unterschiede und intraindividuelle Veränderungen hinsichtlich der Position von Personen auf dem Gesundheitskontinuum erklärt werden können.
  • In der Salutogenese stehen nicht die Risikofaktoren und Stressoren im Fokus der Aufmerksamkeit, sondern die Ressourcen. Das gilt auch für Prävention und Intervention.
  • Stressoren können auch positive, für die Gesundheit förderliche Konsequenzen haben. Sie sind nicht ausschließlich negativ zu bewerten.
20
Q

Positive Psychologie

A

Positive Psychologie
* Die Positive Psychologie ist Ende der 1990iger Jahre als Reaktion auf eine (wahrgenommene) Dominanz eines negativen Fokusses insbesondere in der Klinischen Psychologie (z.B. psychische Störungen) entstanden (Seligman, & Csikszentmihalyi, 2000; Seligman, 2002).
* Die Positive Psychologie konzentriert sich auf positive Dimensionen und Zustände des Lebens, wie Glück, Wohlbefinden, ein „gutes Leben“, Wachstum (Flourishing), u.a.
* Sie untersucht mit wissenschaftlichen Methoden, welche Faktoren zu diesen positiven Zuständen beitragen und wie diese durch Übungen und Trainingsprogramme gefördert werden können.
* Zu diesen Faktoren gehören u.a. sogenannte Charakterstärken bzw. Tugenden (virtues), wie Weisheit, Beharrlichkeit, Dankbarkeit, etc.