6. Hierarchie, Macht, Gewalt in („Totalen“) Institutionen Vorlesung Flashcards

1
Q

Was ist eine “soziale Institution”?

A

Räume, Wohnungen, Gebäude oder Betriebe, in denen regelmäßig eine bestimmte Tätigkeit ausgeübt wird

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2
Q

Was ist eine “totale Institution”?

A

Wohn- und Arbeitsstätte einer Vielzahl ähnlich gestellter Individuen, die für längere Zeit
von der übrigen Gesellschaft abgeschnitten sind und miteinander ein abgeschlossenes, formal reglementiertes Leben führen
-> Schlaf, Freizeit und Arbeit an einem Ort
-> bestimmte Ziele
-> Machtgefälle zwischen Personal und Patient*innen

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3
Q

Was ist die “primäre Anpassung”?

A

Befolgen der durch die Institution gesetzten Regeln

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4
Q

Was ist die “sekundäre Anpassung”?

A

heimliches Unterlaufen, ohne in offenen Kontakt mit

der Institution zu geraten (subkulturelle Regeln)

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5
Q

Welche fünf Gruppen der totalen Institutionen gibt es?

A
  • Anstalten, die zur Fürsorge für Menschen eingerichtet wurden, die als unselbständig und
    harmlos gelten
  • dienen der Fürsorge von Personen, von denen angenommen wird, daß sie unfähig sind, für sich selbst zu sorgen, und daß sie eine – wenn auch unbeabsichtigte - Bedrohung der Gemeinschaft darstellen
  • Schutz der Gemeinschaft vor Gefahren, die man für beabsichtigt hält, wobei das Wohlergehen der auf diese Weise abgesonderten Personen nicht unmittelbarer Zweck ist
  • Institutionen, die angeblich darauf abzielen, bestimmte, arbeitsähnliche Aufgaben
    besser durchführen zu können und die sich nur durch diese instrumentellen Gründe rechtfertigen
    -dienen als Zufluchtsorte für die Welt, auch wenn sie zugleich religiöse Ausbildungsstätten sind
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6
Q

Was sind Beispiele für die erste Gruppe von totalen Institutionen?

A

Blinden- und Altersheime, die Waisenhäuser und die Armenasyle

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7
Q

Was sind Beispiele für die zweite Gruppe von totalen Institutionen?

A

Tuberkulose-Sanatorien, Irrenhäuser und

Leprosorien (Siedlung, Dorf, Krankenhaus oder Kolonie, in der Leprakranke isoliert sind und medizinisch versorgt werden

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8
Q

Was sind Beispiele für die dritte Gruppe von totalen Institutionen?

A

Gefängnisse, Zuchthäuser, Kriegsgefangenenlager und Konzentrationslager

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9
Q

Was sind Beispiele für die vierte Gruppe von totalen Institutionen?

A

Kasernen, Schiffe, Internate, Arbeitslager, koloniale Stützpunkte

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10
Q

Was sind Beispiele für die fünfte Gruppe von totalen Institutionen?

A

Abteien, Klöster, Konvente und andere mönchische

Wohngemeinschaften

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11
Q

Was bedeutet “Macht”?

A

Fähigkeit eines sozialen Akteurs, den Gang der Ereignisse oder die Struktur einer sozialen Organisation zu bestimmen

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12
Q

Welche Arten von Macht üben HelferInnen auf Patienten aus?

A
  • Expertenmacht aufgrund unterschiedlicher
    Wissensverteilung
  • Definitionsmacht durch Diagnosestellung,
    Krankschreibung etc.
  • Definition von Beginn, Verlauf, Ende des Kontakts, Unterbrechungen, Vergünstigungen, Information etc.
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13
Q

Wie entsteht Macht in Institutionen?

A

Macht: Chance, in einer Beziehung den eigenen Willen durchzusetzen, auch wenn andere nicht der gleichen Meinung sind
- Unterschiede in der Ausprägung
dieses Möglichkeitsraums: Machtgefälle

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14
Q

Wie entsteht Macht in sozialen Institutionen?

A
  • Belohnung
  • Zwang
  • Legitimation
  • Information
  • Sachwissen
  • Identifikation
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15
Q

Was ist “Gewalt”?

A
  • liegt dann vor, wenn Menschen so beeinflusst werden, dass ihre aktuelle körperliche und geistige Verwirklichung geringer ist als ihre potentielle Verwirklichung
  • von Gewalt gesprochen, wenn eine Person
    vorübergehend oder dauerhaft daran gehindert wird, ihrem Wunsch oder ihren Bedürfnissen entsprechend zu leben. Gewalt heißt, dass ein ausgesprochenes oder
    unausgesprochenes Bedürfnis einer Person missachtet wird. Gewalt ist eine Einwirkung auf Personen, in die sie nicht einwilligen und mit der sie nicht einverstanden sind
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16
Q

Wie wird Gewalt unterschieden?

A
  • Vernachlässigung: Unterlassung von Handlungen, die adäquat wären i. S. des Bedarfs oder Wunsches des Adressaten der Nicht-Handlung
  • Misshandlung: Ein aktives Tun, das den Adressaten in seiner Befindlichkeit in spürbarer Weise negativ berührt oder seinem Wunsch widerspricht
17
Q

Welche Unterformen der Misshandlung gibt es?

A
  • Körperliche Misshandlung: Schlagen, Verbrennen, Verabreichung deutlich überdosierter Medikamente
  • Psychische Misshandlung: Beschimpfung, Bedrohung, Einschüchterung, Isolierung
  • Finanzielle Benachteiligung
  • Einschränkung des freien Willens durch Verletzung der Menschenrechte, Behinderung in der Ausübung der Zivilrechte
18
Q

Welche Unterformen der Vernachlässigung gibt es?

A

Passive Vernachlässigung: Unterlassung von Handlungen infolge von Nichterkennung von Bedarf oder unzureichendem Hilfepotential (Alleinlassen von Älteren über längere Zeit, unzureichende Pflege)
Aktive Vernachlässigung: Bewusstes Verweigern von Handlungen

19
Q

Was muss man bei Gewalt und Aggression beachten?

A

Gewaltanwendung ≠ aggressive Handlung

20
Q

Was ist die Definition von Aggression?

A

jede Verhaltensweise, die das Ziel hat, ein anderes Lebewesen zu schädigen oder zu verletzen, wobei dieses Lebewesen die Schädigung vermeiden möchte

21
Q

Was sind aggressive Verhaltensweisen?

A

Als aggressiven Verhaltensweisen werden nur solche verstanden, die Individuen (oder Objekte) aktiv und zielgerichtet schädigen, schwächen oder
in Angst versetzen (Absicht der Schädigung)

22
Q

Was ist Hierarchie?

A

System der Über-/Unterordnung zwischen organisatorischen Einheiten. Bei einer gegebenen Anzahl von organisatorischen Einheiten ist eine Hierarchie umso steiler (flacher), je höher (niedriger) die Zahl der Hierarchieebenen ist. Hierarchie stellt dabei das grundlegende Ordnungssystem von Organisationen und sozialen Systemen dar

23
Q

Was ist der Zweck von Hierarchien?

A

Koordinationsfunktion, indem eine übergeordnete
Stelle untergeordneten Stellen Anweisungen erteilt, die darauf gerichtet sind, den spezialisierten Aufgabenvollzug zielentsprechend auszurichten

24
Q

Was sind die vier Komponenten von Hierarchie?

A
  • Zielhierarchie: legt als Zweck-Mittel-Hierarchie angestrebtes Handeln einer Organisation fest
  • Aufgabenhierarchie: beschreibt die aus Zielen der Institution abgeleiteten operationalen Teilaufgaben
  • Stellenhierarchie: legt Stellengefüge fest, in dem den einzelnen organisatorischen Einheiten operationale Teilaufgaben zugewiesen werden
  • Personenhierarchie: bezeichnet Positionierung der Stelleninhaber*innen innerhalb hierarchischer Ordnung
25
Q

Was sind Modelle der Entscheidungsfindung?

A
  • Paternalistisches Modell: Traditionelle A-P-Beziehung
    • > Arzt als Experte Verantwortung für Entscheidung liegt nur bei Arzt
  • Informatives Modell: Entscheidungshoheit beim informierten Patienten
    • > Einseitiger Informationsfluss (Arzt -> Patient)
    • > Patient soll befähigt werden, Entscheidungen allein und autonom zu treffen
    • > Verantwortung nur auf Seiten des Patienten
  • Shared Decision Making Modell: Arzt-Patient-Interaktion, bei der der Arzt sein medizinisches Fachwissen und der Patient seine individuellen Präferenzen einbringt
26
Q

Was sind Limitationen und Kritik am Begriff und der Klassifikation zur „Totale Institutionen“?

A
  • Klassifikation totaler Institutionen weder erschöpfend noch von unmittelbarem analytischen Wert
  • > rein denotative Definition der Kategorie als Ausgangspunkt für weitere Überlegungen
  • Goffmans Modell bezieht sich auf Einrichtungen aus den 1960er Jahren
  • > Wandlungsfähigkeit der Institution unberücksichtigt
27
Q

Wie sah Freud Aggression?

A
  • Aggression als angeborene, triebhafte Erregung
  • Aggression und Todestrieb-Theorie
  • > wendet sich nach außen und tendiert dann dahin, andere Menschen zu schädigen
28
Q

Wie versteht Bandura Aggression?

A
  • Aggression als Folge fehlgeleiteter Lernprozesse
29
Q

Wie versteht Kohut Aggression?

A
  • Folge psychischer Verletzungen infolge mangelnder Einfühlung durch die Umgebung
30
Q

Wie versteht Dollard Aggression?

A
  • Aggression als Reaktion auf Behinderung bei der
    Verfolgung bestimmter Ziele
    -> führte zur Entwicklung der Frustrations-Aggressions-Hypothese
    -> jede Behinderung eines angestrebten Ziels zu einer Frustration führt, die wiederum eine aggressive Äußerung gegen die behindernde Person zur Folge haben kann
31
Q

Wie versteht Zillmann Aggression?

A

Aggression als Ergebnis komplexer Wirkungen von

Dispositionen, Erregungen und Erfahrungen

32
Q

Wie lassen sich Gewalt und Aggression voneinander abgrenzen?

A
  • Absicht der Schädigung spielt zentrale Rolle bei aggressivem Verhalten
  • Jede tatsächliche Aggression ist auch immer Gewalt
  • Nicht jede Gewaltanwendung ist aber auch eine Aggression (legitimierte Gewalt soll den Patienten nicht schädigen, sondern ihm nutzen)
33
Q

Wofür sind im Gesundheitsbereich Gewaltanwendungen notwendig?

A
  • gesundheitliche Genesung des Patienten
  • Schutz der Umwelt vor dem Patienten
  • Schutz des Patienten vor sich selbst
34
Q

Was sind Beispiele von legitimer Gewalt?

A
  • demente Frau am Weglaufen hindern

- operiertes Kind an Bett fixieren, damit es nicht die Kanülen (Injektionsnadeln) ausreißt

35
Q

Was sind Beispiele für illegitime Gewalt?

A
  • Rollstuhl eines Patienten arretieren, um diesen besser zu beaufsichtigen
  • Bewohner eines Heimes bereits am Nachmittag ins Bett schicken, um Routineabläufe nicht zu stören
36
Q

Was sind Formen der Aggression?

A
  • Kommunikation: respektlose Sprache, unaufgefordertes „Duzen“ etc.
  • Bewegung: Fixierung, Einschränkung des Bewegungsspielraums etc.
  • Aufrechterhaltung der Vitalfunktionen: „Durchzug“, Rationalisierung von geäußerten Bedürfnissen -> Sie brauchen keine Decke etc.
  • Pflege: Zwanghafte Anwendung eigener Hygienevorstellungen, „Waschstraße“ (gleichzeitiges Waschen mehrerer Bewohner) etc.
  • Nahrungsreichung: Vorenthaltung von Ess- und Trinkhilfen, Missachtung von gewohnten Ess-Sitten etc.
  • Hygiene: Sitzenlassen auf der Toilette, Anbringen eines Dauerkatheters ohne Indikation etc.
  • Kleidung: dauerhafte Bekleidung mit Nachtwäsche,
    Zwangsmobilisation oder zwanghafte Lagerung etc.
  • Ruhigstellung: Verweigerung oder Nichtanpassung von Ruhezeiten: nächtliche Waschungen etc.
  • Verabreichung von Schlafmitteln ohne Indikation etc.
  • Lebensfeld-/Tagesgestaltung: Kindergartenspiele, Missachtung der Privatsphäre (z.B. nicht anklopfen) etc.
  • Aus geschlechtlicher Sicht: Freundschaften verhindern und unterbinden, Schamgefühl verletzten etc.