2. Sitzung (7.11. Schreiben als Prozess) Flashcards
Welche Ansätze der Aufsatzdidaktik gab es? (Lösener/Ludwig)
- Sprachschaffender Ansatz (Walther Seidemann)
- Sprachgestaltender Ansatz (verschiedene)
Was wollte der sprachschaffende Ansatz? (Lösener/Ludwig)
- Knüpft an Zeit der Versuche vor 1933 an
- Aufsatz im Dienst der Sprachbildung
- Ziel: Schöpferischer Akt der Sprache, Aufsatz als Mittel (z.B. Beschreibung der Bewegung von Blätter beim Wehen als Zittern, Flirren, Flimmern?)
Dilemma: extrem Schwierig
Was möchte der sprachgestaltende Aufsatz? (Lösener/Ludwig)
- Fortführung der Vorstellungen des Dritten Reichs (Ziele, Aufsatzformen, didaktische Entscheidungen)
- Gestalten des Stoffes mittels der Sprache
- Ziel: sprachliche Form des Stoffs= Aufsatz, Sprache als Mittel diesen zu gestalten
- im Unterricht zu lehren und lernen: Aufsatz -> „von außen nach innen“
- Anwendung dessen auf Stoff = individuelle Leistung der SuS - Bedeutung der Aufsatzformen
- Beschränkung auf Einübung von Textformen: nicht Stilistik (Formulieren von Gedanken) sondern Form, in der sich Texte bilden, wichtig - Reduzierung der Zahl der Aufsatzformen
- vier Aufsatzformen - Normierung von Aufsatzformen
- genau festgelegt, was Aufsatzformen machen sollen, kontrastierend und polarisierend gegenübergestellt - Sequenzierung der Aufsatzformen in einem Curriculum
- Curriculum in Stufen geordnet (Klassen), jede Stufe spezifische Schreibweise: zuerst narrative (Unterstufe), dann deskriptive (5/6.Klasse), dann argumentative Formen (Mittelstufe)
Was für Aufsatzformen gibt es und was sollen sie enthalten? (Lösener/Ludwig)
- sind einander teils kontrastierend und polarisierend gegenübergestellt: Ezählung/Bericht, Beschreibung/Schilderung
- Erzählung:
- Spannungsbogen
- Wahrheit nicht wichtig, muss nur spannend sein
- Kritik: ist individuelles Empfinden - Bericht:
- absolute Sachlichkeit
- muss richtig, nicht spannend sein
- Kritik: Sachlichkeit nicht möglich bei persönlicher Handschrift - Beschreibung:
- Genauigkeit
- keine Gefühle/Empfinden
- Kritik: Genauigkeit nicht immer Notwendig - Erörterung:
- Reihung und Gegenüberstellung der Argumente in Pro- und Kontraargumente
(- Schilderung im Laufe der Zeit unwichtig geworden, heute nicht verwendet: wie Beschreibung aber mit Gefühlen/Empfindungen)
Wie heißt das Modell von Flower und Hayes?
Modell des Schreibens als kognitiver Prozess (1980/81)
Wie beschreibt das Modell des Schreibens als kognitiver Prozess von Flower und Hayes den Schreibprozess?
- Schreibprozess = System voneinander unterscheidbarer Denkprozesse, werden durch Schreibenden während Schreibprozess orchestriert/organisiert
- Denkprozesse haben hierarchische und aufeinander bezogene Struktur, aber jeder einzelne Prozess kann in jeden anderen eingebettet sein
- Schreibprozess = zielgerichteter Denkprozess, durch wachsendes Netzwerk an Zielen gesteuert
- Schreibenden verwenden 2 Methoden der Zielentwicklung: A) generieren übergeordnete Ziele und untergeordnete Teilziele durch die zunehmend bewusst wird, welche Schreibabsicht sie verfolgen. B) Schreibende verändern manchmal auf Basis dessen, was sie beim Schreiben herausfinden, ihre Ziele oder generieren sie neu.
Was ist das Stufenmodell des Schreibens? Was ist die Kritik am Stufenmodell des Schreibens?
- Schreiben als linear ablaufender Prozess von drei Stufen
- die analysierten Einheiten sind die Stufen der Textherstellung, diese spiegeln die Entstehung des Textproduktes
- Gordon Rohmann: Pre-Write (Planen), Write (Schreiben), Re-Write (Überarbeiten)
- Kritik: veranschaulicht Entstehung des geschriebenen Produktes aber nicht die inneren Prozesse! Schreibende planen und überarbeiten konstant während des Schreibens. —> keine klar voneinander abtrennbare Stufen
- Kritik zudem: Stufenmodell nimmt Endprodukt als Bezugspunkt. Schreiben und dessen momentan ablaufenden intellektuellen Prozesse unzureichend beschrieben
-Nancy Sommers: Überarbeiten bei kompetenten Schreibenden konstanter Prozess der Re-Vision. Nicht nur Reperaturvorgang
= Stufenmodell aktuell verwendet aber veraltet
Nenne Methoden der Schreibprozessforschung
- introspektive Analyse (Schreibende schildern im Anschluss an schreiben was sie gemacht habe. Ist unpräzise und durch Erwartungsannahmen der Schreibenden geprägt)
- key logging programs (Computergestützte Aufzeichnungen des Schreibprozess)
- screencapturing (wie key logging, aber Forschende beobachten)
- Videokonfrontation (Videoaufnahme der Schreibenden. Anschließend gemeinsame Analyse)
- thinking aloud protocols (Schreibende kommentieren Schreiben während des Prozess selbst, verbalisieren also was ihnen während des Schreibens (planen, Fehlstarts etc.) durch den Kopf geht) OHNE Selbstanalyse/Selbstbeobachtung: liefert reichhaltiges Datenmaterial
Benenne die Komponenten des Modell des Schreibens als kognitiver Prozess
- Aufgabenumgebung = rhetorisches Problem/Schreibaufgabe selbst, entstehender Text: Thema, Adressaten, Motivation/Ziele
- Langzeitgedächtnis = Wissen über Thema und Adressat:innen, verschiedene Schreibpläne: im Bewusstsein und in unterstützenden Quellen
- Schreibprozesse =
1. Planen: interne Repräsentation des beim Schreiben verwendeten Wissens
2. Übersetzen: Ideen in sichtbare Sprache übertragen
3, Überprüfen: Beurteilung und Überarbeitung
4. Monitor: kontrolliert
Was ist ein rhetorisches Problem?
- umfasst rhetorische Situation auf die Text reagiert, die Adressat:innen und die selbst gesetzten Schreibziele der Schreibenden
- schulische Schreibaufgabe vereinfachte Version des rhetorischen Problems: enthält Thema, Adressat:innen und (indirekt) Rollenverhältnis Schüler:in-Lehrkraft
- Schreiben als rhetorische Handlung und nicht nur als Herstellung eines Textproduktes
Problem: SuS „vereinfachen“ rhetorisches Problem für sich (z.B. als „weiterern Aufsatz schreiben“) und erfassen nicht die komplexe Problemstellung mit allen Aspekten.
Wie beeinflusst der geschriebene Text das Schreiben?
- Einfluss des bereits geschriebenen Textes auf weiteres Schreiben kann in Art und Umfang variieren
- wenn Endtext inkohärent wirkt: nicht genug Einfluss des bereits geschriebenen Textes.
- Probleme übergeordnete Aussagen zu treffen: bei unerfahrenen Schreibenden häufig zu starkes Haften an bereits geschriebenen Text
Schwierigkeit: Zeit und Aufmerksamkeit der SuS, im Langzeitgedächtnis gespeichertes Wissen und Pläne zur Bewältigung des rhetorischen Problems gleichermaßen umsetzen
Welche drei kognitiven Hauptprozesse gibt es beim Modell des Schreibens als kognitiver Prozess?
Planung
= interne Repräsentaton des Wissens, das beim Schreiben verwendet wird, wird ausgebildet
- generieren
-strukturieren
- Ziele setzen
Übersetzen
Überprüfen
Rekursiv!!!
Welche Teilprozesse gibt es bei dem Planungsprozess
**1. Ideengenerierung: **
= Abrufung relevanter Infos aus Langzeitgedächtnis.
- entweder im Gedächtnis bereits gut genug entwickelt/strukturiert um sofort niedergeschrieben zu werden
- oder nur fragmentarisch, unverbunden und teils widersprüchlich generiert
**2. Strukturieren **
= Ideen sinnvolle Struktur geben/adäquat an rhetorische Aufgabe anpassen
- orientiert sich an übergeordneten Zielen
- Ideen gruppieren und neue Konzepte entwerfen
- liefert Kategorien, mit denen nach untergeordneten (um aktuelles Thema weiterzuentwickeln) oder nach übergeordneten Ideen (beinhalten oder subsumieren aktuelles Thema) gesucht werden kann
- betrifft auch Entscheidungen auf der Textebene: Präsentation und Anordnung des Textes (alle rhetorischen Entscheidungen und Pläne für Adressatenorientierung, Ideenstrukturierung etc. Beeinflussen hier)
**3. Zielsetzung **
- etabliert die übergeordneten Ziele
- Ziele sind verfahrensorientiert oder inhaltlich definiert, manchmal beides gleichzeitig
- wichtigster Aspekt hinsichtlich des Schreibziels: werden von Schreibenden geschaffen: eingeübte Pläne und Ziele können unverändert aus dem Langzeitgedächtnis übernommen werden, die meisten Ziele durch die gleichen Prozesse generiert, entwickelt, überarbeitet
Rekursiver Prozess: aktuelle Ziele regen Schreibende zu neuer Ideengenerierung an, neue Ideen führen wieder zu neuen, komplexeren Zielen, mit denen Inhalte und Schreibabsichten verbunden sind
Was ist der Prozess des Übersetzens
=Ideen in sichtbare (Schrift)Sprache übertragen
- liegen manchmal eher in Bildern etc. vor, diese nun in Schrift übertragen
-beinhaltet: allgemeine und formale sowie syntaktische und lexikalische Anforderungen der Schriftsprache bis zu motorischem Formen von Buchstaben
- Belastung der beschränkten Kapazitäten des Kurzzeitgedächtnis (kann zu Überlastung führen und somit zur Frustration der Schreibenden)
Was ist der Prozess des Überprüfens? Welche Teilaspekte gibt es?
- kann ein geplanter oder ungeplanter Vorgang sein
- kann jederzeit im Verlauf des Schreibprozess auftreten
1. Beurteilen
2. Überarbeiten