10. Der Vergleich in der Politikwissenschaft Flashcards
Was ist ein Vergleich?
Ein wissenschaftlicher Vergleich ist die (systematische…) Analyse von zwei oder mehreren Fällen über eine oder mehrere Eigenschaften (Merkmale)
Wie kann man vergleichen?
Verglichen werden können nur Fälle, welche nach bestimmten Kriterien verglichen werden können.
- Es müssen Unterschiede zwischen den Fällen existieren (Varianz)
- Es muss stets der Kontext beachtet werden (Bsp. Parteien).
- Es können Fälle im Querschnitt und/oder im Längsschnitt verglichen werden
Ziele des Vergleichs
Vergleiche können sowohl zu nomothetischen wie auch zu ideographischen Zwecken verwendet werden.
ideographisch: Verstehen des Einzelfalles (viele Aspekte, Vergleich als Kontrolle), Besonderheiten erarbeiten (vor allem bei wenigen Fällen).
nomothetisch: Kausalitäten begründen (viele Fälle), erarbeiten von statistischen Zusammenhängen, quantitative Erfassung von Indices.
Logik des Vergleichs
Logische Überlegungen zurückgehend bis auf John Stuart Mill (1806-1873).
-> Erklärende Variablen sollen anhand von Ausschlussverfahren bestimmt werden.
Vergleichsmethoden
Method of Agreement
Method of Difference
Joint Method of Agreement and Difference
Method of concomitant Variation
Vergleichsmethoden:
Method of Agreement
Konkordanzmethode
Mögliche erklärende Variabel kommt in allen Fällen mit dem Wert 1 für die abhängige Variable vor.
Vergleichsmethoden:
Method of Difference
Differenzmethode
Mögliche erklärende Variable kann Fälle mit dem Wert 0 der abhängigen Variabel von Fällen mit dem Wert 1 unterscheiden
Vergleichsmethoden:
Joint Method of Agreement and Difference
Indirekte Differenzmethode
= Verbindung von Konkordanz- und Differenzmethode
- Variablen nach Konkordanzmethode suchen
- Fälle MIT untersuchtem Wert der abhängigen Variable; gleiche Ausprägung
- Fälle OHNE untersuchten Wert der abhängigen Variable; gleiche Ausprägung - Differenzmethode:
Variablen die je nach Wert der abhängigen Variable unterschiedliche Werte aufweisen = mögliche Erklärungen
Vergleichsmethoden:
Method of concomitant Variation
Variationsmethode
2 Variablen variieren in gleicher Weise -> stehen vermutlich in Beziehung
Die Fallauswahl für vergleichende Analysen
kann aus Gesichtspunkten des Forschungsziels geschehen und dabei den Grundideen der logischen Schlüsse von Mill folgen:
MSDO (Most Similar Different Outcome)
MDSO (Most Different Similar Outcome)
Die Fallauswahl für vergleichende Analysen:
MSDO
Most Similar Different Outcome
Gruppe von relativ ähnlichen Fällen: Unterschiede bzgl. der untersuchten abhängigen Variable
-> unabhängige Variablen als mögliche Erklärungsfaktoren, wenn diese sich für die ansonsten ähnlichen Fälle unterscheiden (Differenzprinzip).
Beispiel: Neuspezifizierung einer Theorie anhand von Fällen mit ähnlicher Ausgangssituation aber unterschiedlichem Ergebnis.
„Arbeitslosigkeit hauptsächlich für Zusammenbruch der Demokratie in der Zwischenkriegszeit verantwortlich“
+ Erfüllender Fall: Deutschland
- Widersprechender Fall: Tschechoslowakei (hohe AL, aber kein Zusammenbruch)
→ Modell muss spezifiziert oder abgelehnt werden. Suche nach erklärenden Variablen, welche Deutschland und die Tschechoslowakei unterscheiden.
Die Fallauswahl für vergleichende Analysen:
MDSO
Most Different Similar Outcome
Fälle mit unterschiedlichen Werten der unabhängigen Variablen weisen einen gemeinsamen Wert für die untersuchte abhängige Variable auf
-> für die Erklärung vor allem die Variablen von Interesse, welche trotz der großen Unterschiede zwischen den Fällen identische Werte aufweisen.
Aspekte der vergleichenden Analyse:
methodologische Herausforderungen
- Probleme der Operationalisierung: Sind benutzte Konzepte übertragbar?
- Sind Daten verfügbar? (und messen diese das gleiche?)
- Logisches Problem: Zu viele Variablen - zu wenige Fälle (Small-N Problem)
- Typologien werden häufig verwendet, um die Vielzahl möglicher Variablen zu reduzieren und um die Forschungsergebnisse in den wissenschaftlichen Kontext einzuordnen. Je größer die Anzahl der Fälle einer vergleichenden Analyse ist, desto stärker müssen die verwendeten Typologien / Erklärungsansätze von den Einzelfällen abstrahieren.
statistische Verfahren in der vergleichenden Politikwissenschaft
Probleme bei kleinen Fallzahlen, da die Methoden für größere Fallzahlen ausgelegt sind
Dennoch: Statistische Verfahren nehmen auch in der Vergleichenden Politikwissenschaft eine bedeutende Rolle ein.
Und: Zugang zu Daten sowie technische Durchführung der Berechnungen deutlich einfacher geworden. Identifikation von Ausreißern möglich → Fallstudie.