03412 - I.7-I.9 Wahrnehmung Flashcards
03412 - I. Wahrnehmung
1.7 Modularität & Wahrnehmung
Was haben Denken und Wahrnehmen gemeinsam?
- Beide basieren auf Operationen
- des Trennens – Analysierens
- des Verbindens – Synthetisierens
- Beide sind Operationsarten des Konstruierens
03412 - I. Wahrnehmung
1.7 Modularität & Wahrnehmung
Wie ist der evolutionäre Zusammenhang zwischen Denken und Wahrnehmen?
- Denken hat sich aus Wahrnehmen entwickelt
- Denken ist oft „inneres Handeln“
- wichtig hierfür ist die Sprache (Zeichen)
- entwickelte sich dadurch, dass Menschen als soziale Wesen von Kommunikation und
Kooperation profitieren
=> Denken als inneres Sprechhandeln
03412 - I. Wahrnehmung
1.7 Modularität & Wahrnehmung
Was besagt die Modularitätsthese?
- Jerry Fodor 1983, „Modularity of mind“
- Inputsysteme als Module, also eigenständige Informationsverarbeitungsprogramme, die fest programmiert sind
- Output in das Denksystem (aber Syntax des Denkens (=LOT, Language of Thought) kann nicht in die Syntax des Wahrnehmens eingreifen)
- Denken ist kein Modul, sondern ein offenes, infinites System
- These muss durch ein funktionales, computationales Erklärungsmodell ergänzt werden
03412 - I. Wahrnehmung
1.8 Wahrnehmung, Funktionalität & Tätigkeitsorientierung
Was ist die Funktion der Wahrnehmung?
- dient der Anpassung an die Umwelt
- Handlungsvorbereitung, -orientierung und –steuerung
03412 - I. Wahrnehmung
1.9 Erkenntnistheoretische Aspekte der Wahrnehmung
Woraus besteht das Problem der distalen Referenz?
Die erlebte, phänomenale Welt wird als im Draußen erlebt, obwohl sie im Kopf stattfindet.
03412 - I. Wahrnehmung
1.9 Erkenntnistheoretische Aspekte der Wahrnehmung
Welche drei Tatsachen beschreiben das Problem der distalen Referenz?
- Unser Körper (damit unser Kopf) ist von unserer Umwelt umgeben
- Die Prozesse auf denen unsere Kognitionen der Umgebung, die wahrgenommene Welt, basieren, finden in unserem Kopf statt
- Trotzdem nehmen wir das Verhältnis zwischen uns und unserer Umgebung nicht so wahr, dass sich unsere Umgebung in unserem Kopf befindet, sondern so, dass unser Körper (Kopf) von unserer Umwelt umgeben ist (= Wahrnehmung: Unterschied Selbst & Nicht-Selbst (Umwelt)).
03412 - I. Wahrnehmung
1.9 Erkenntnistheoretische Aspekte der Wahrnehmung
Wie hängen repräsentiertes und repräsentierendes System zusammen?
- die Umgebung S besteht aus abiotischen Strukturen (Berge: abiotisch 1, Brücken: abiotisch 2) und biotischen Strukturen (Tiere, Pflanzen: biotisch 1, Menschen: biotisch 2)
- hellgraue und schwarze Ellipse stellen das kognitive System des Organismus dar, dunkelgraue Ellipse den Organismus
- Das kognitive System ist ein repräsentierendes System, denn es repräsentiert sowohl die Umgebung (S*) als auch den Organismus (O* bzw. K* für kognitives System)
- in der Wahrnehmungsforschung wird das repräsentierte System untersucht (S*, O*, K*)
- das Erstellen der Repräsentation ist nicht bewusst, daher muss in der Forschung die Dritte-Person-Perspektive eingenommen werden
03412 - I. Wahrnehmung
1.9 Erkenntnistheoretische Aspekte der Wahrnehmung
Was versteht man unter kognitiven Zuständen?
- Wahrnehmung und Zustände des Wissens, das Haben von Wissen
- epistemische (= auf das Erkennen bezogene) Zustände
03412 - I. Wahrnehmung
1.9 Erkenntnistheoretische Aspekte der Wahrnehmung
Was ist eine mentale Repräsentation?
Ein Perzept, das Resultat eines (visuellen) Wahrnehmungsprozesses
03412 - I. Wahrnehmung
1.9 Erkenntnistheoretische Aspekte der Wahrnehmung
Was ist eine mentale Repräsentationsrelation?
dreistellig:
- das Repräsentat x´(1)repräsentiert
- das Repräsentandum x (2)
- für das System S (3)
Formal: S(x’Rx)), Repräsentationsrelation R „stellt dar“
03412 - I. Wahrnehmung
1.9 Erkenntnistheoretische Aspekte der Wahrnehmung
Welche Eigenschaften hat die Repräsentationsrelation?
- Asymmetrisch:
Repräsentat repräsentiert Repräsentandum, aber nicht umgekehrt.
- Singularität:
Das Repräsentat repräsentiert nur das Repräsentandum (auch wenn es nicht von einem anderen unterscheidbar ist)
- Fehlrepräsentation:
Repräsentat kann möglicherweise das Repräsentandum fehlrepräsentieren (z.B. rote Augen auf einem Foto).
- Nichtexistenz:
Ein Objekt kann bildhaft dargestellt werden, obwohl es nicht existiert (fiktionale Objekte)
03412 - I. Wahrnehmung
1.9 Erkenntnistheoretische Aspekte der Wahrnehmung
Was versteht man unter einem Mentalen Modell?
- Zweck: die Umgebung eines Organismus so zu repräsentieren, dass sich der Organismus an die Umgebung anpassen kann
- Repräsentate sind nicht nur Elemente, sondern auch Relationen zwischen Elementen und damit eine Struktur.
- abstrakt, d. h. reduziert auf wenige Eigenschaften
03412 - I. Wahrnehmung
1.9 Erkenntnistheoretische Aspekte der Wahrnehmung
Wie hängen Gehalt und Repräsentation zusammen?
(1) X‘ ist Repräsentat von X: X heißt der Gehalt von X’
(2) Repräsentate können subsprachlich oder sprachlich sein
(3) Wenn X‘ eine Repräsentation mit dem Gehalt X ist und das Auftreten von X‘ mit dem Vorkommen von X korreliert, dann ist X‘ eine angemessene Repräsentation
(4) Sonst ist X‘ eine unangemessene Repräsentation
(5) Bei einer unangemessenen Repräsentation liegt eine repräsentationale Fehlinformation vor.
03412 - I. Wahrnehmung
1.9 Erkenntnistheoretische Aspekte der Wahrnehmung
Welche Formate der Repräsentate werden unterschieden?
allgemeinste Unterscheidung:
- analoges Format (z.B. Modellauto => Gehirn: Bilder, kognitive Karten)
- digitales, symbolisches Format (z. B. verbale Repräsentation)
03412 - I. Wahrnehmung
1.9 Erkenntnistheoretische Aspekte der Wahrnehmung
Wie hängt die Wahrnehmungspsychologie mit dem Leib-Seele-Problem zusammen?
Bei der Untersuchung der menschlichen Wahrnehmung stößt man auf ein tiefgehendes Problem, das den Kern des Leib-Seele- oder Bewusstseinsproblems ausmacht: Unterscheidung einer internen & externen Beobachtungskategorie.