VL8: Sensorisches und Arbeitsgedächtnis Flashcards
Problem auf psychologischer Ebene beim “Erkennen” eines Reizes(Enkodierung)
Zahllose Varianten desselben Konzepts, d.h. bloße Identifikation von features ist notwendig, reicht aber nicht aus, um das Konzept dahinter zu verstehen
- > bottom-up Prozess ist nicht aufschlussreich
- > stattdessen top-down!
Kurzzeitgedächtnis als top-down-Prozess
Informationen höherer kognitiver Ebenen lenken/leiten Verarbeitung des Reizes auf niedrigeren Ebenen
- > plausibelste Interpretation anhand des Kontextes voraktiviert
- > Wahrnehmung als konstruktiver Prozess (Integration von physikalischen Reizeigenschaften und Vorwissen/Erwartungen)
Wie entsteht eine Voraktivierung anhand des Kontextes durch Lenkung durch höherer Denkprozesse ?(top-down)
Sensorisches Gedächtnis als neue Instanz vor dem “KZG”
Sensorisches Gedächtnis (“Ultrakurzzeitgedächtnis”)
1) Ikonische Gedächtnis (visuell)
2) Echogedächtnis (auditiv)
- Forschung hauptsächlich durch George Sperling: 50ms Darbietung von Buchstabenmatrizen > whole report vs partial report(eine Zeile, je nach Tonlage nach Darbietung)
- >Befund: Gedächtnisleistung beim whole report bei 37% und beim partial report um 75%
- >d.h. sensorisches Gedächtnis hat kurzfristig sehr viele Informationen, dessen Großteil schnell zerfällt; je früher Ton, desto höher Gedächtnisleistung
Rolle der Valenz (Kuhbandner et al., 2011) bei Informationsverarbeitung
- neutrale Informationen haben geringere Chance, reproduziert zu werden ->werden schnell aussortiert, vergessen
- valente Infos (pos., bedrohlich) verblassen viel langsamer
- > bedrohliche Infos verblassen am langsamsten (haben adaptive Funktion, s. “preparedness”)
Arbeitsgedächtnis (zuvor als KZG, Kurzzeitspeicher bezeichnet)
- Instanz nach Enkodierung (sensorisches Gedächtnis)
- nicht nur Speicherstelle (wie davor immer angenommen), sondern auch Repräsentation, Manipulation von Infos und bidirektionale Interaktiom mit LZG
- > d.h. im KZG wird “gearbeitet”, aktiv: Arbeitsgedächtnis
Zweitaufgaben beeinflussen AG-Leistung ?
Prinzipiell ja, aber viel geringer als erwartet (s. Baddeley und Hitch, 1974)
Experiment Baddeley und Hitch, 1974 zu Zweitaufgaben
- Wortlisten hören und wiedergeben
- parallel dazu: Zahlenreihen (visuell) merken
Befund:
Zahlen (visuell) stören kaum das Merken von Wörtern (auditiv)
->AG anscheinend nicht einheitlich, sondern mit verschiedenen Subsystemen
“Drei Subsysteme” des Arbeitsgedächtnis (Baddeley und Hitch, 1974)
a) Phonologische Schleife (Sprache, auditiv)
b) visuell-räumlicher Notizblock (visuell)
c) Zentrale Exekutive (Kontrollinstanz)
“Phonologische Schleife” der “Drei Subsysteme” des AG
- Sprache, auditives Material, phonetische (klangliche) Kodierung
- zwei Komponenten:
1) Phonologischer Speicher (passiv, schneller Zerfall)
2) Artikulatorischer Kontrollprozess (aktiv, inneres Wiederholen)(verhindert Zerfall) - nicht Zahle der Informationseinheiten, sondern die Zeit zum Wiederholen der Informationseinheiten ist entscheidend für die “Beibehaltung” der Infos (Kapazität nach Baddeley: ca 2s)
- > Wortlängen-Effekt
Wortlängen-Effekt (Baddeley et al., 1975)
Gedächtnisleistung für Wörter abhängig davon, wie schnell sie aussprechbar sind
->fast perfekter Zusammenhang zwischen Wiedergaberate und Gedächtnisleistung
Digit Span
- Gedächtnisspanne für Zahlenreihen
- hängt nicht von Reihenfolge ab, sondern von der Aussprechdauer
- > d.h. es müsse kulturelle Unterschiede in der Gedächtnisleistung geben, die dadurch bedingt sind, dass es unterschiedlich lange Wörter für Zahlen gibt
- > Hoosain und Salili, 1988: chinesische Zahlenwörter können viel schneller ausgesprochen werden, höhere Gedächtnisspanne
Störeffekte der “Phonologischen Schleife”
- Phonologischer Ähnlichkeitseffekt
- Effekt irrelevanter Sprache
- Artikulatorischer Unterdrückungsprozess
->entstehen dadurch, dass Sprache automatischen Zugang zum phonologischen Speicher erhält und den Artikulatorischen Kontrollprozess stört
Phonologischer Ähnlichkeitseffekt
- je ähnlicher Wörter phonologisch, desto geringer Gedächtnisspanne
- > weil: schlechtere Diskriminierbarkeit in einem Speicher, der phonetisch kodiert
Effekt irrelevanter Sprache
- parallele (irrelevante) Sprache stört verbale Reproduktion, also den Artikulatorischen Kontrollprozess (auch wenn unbekannte Sprache)
- > d.h. phonetische Kodierung in Phonologischer Schleife
- > Klangähnlichkeit (nicht semantische Ähnlichkeit) entscheidend für Stärke des Störeffekt (Buchber, Irmen und Erdfelder, 1996)
- > Vokalmusik stört mehr als instrumentale (Salame und Baddeley, 1989)
- Artikulatorischer Unterdrückungsprozess