VL11 Flashcards
Definition: Diagnostische Interviews
Diagnostische Interviews sind mündliche diagnostische Verfahren, bei denen auf der Grundlage eines zielgerichteten, anforderungsbezogenen direkten Gespräches zwischen Klientinnen und Klienten (oder Dritten) einerseits und trainierten Interviewenden andererseits eine regelgeleitete Beurteilung der Ausprägung von Merkmalen durch Interviewende (und ggf. Beobachtende) erfolgt.
Exploration
Hypothesengenerierende Erkundung des subjektiven Lebensraums einer Klientin bzw. eines Klienten
Anamnese
Erkundung der Vorgeschichte einer Erkrankung
Bewerbungs- bzw. Einstellungsgespräch
Eignungsdiagnostisches Interview
Anwendung Diagnostisches Interview
Exploration
Anamnese
Bewerbungs- und Einstellungsgespräche
Vorteil Interview
- Flexibilität
- Direkte und gegenseitige Interaktion
- Informationserhebung über Tests hinaus
- Beziehungsaufbau möglich
- Differenzierte Erfassung der Erlebenswelt der Befragten
- Hohe Akzeptanz bei Befragten
Nachteil Interview
- Aufwändige Konstruktion
* Anfällig für Fehlereinflüsse
Abgrenzung zu anderen diagnostischen Verfahren:
• Verhaltensweisen nicht klar quantifizierbar → freie Antworten
• Mündliche Informationen
• Weniger „Reize“, sprich Fragen
• Höherer zeitlicher Aufwand der Durchführung
• Statt einfacher Auszählung der richtigen und falschen Antworten,
regelgeleitete Auswahl relevanter Informationen über das
untersuchte Merkmal
Was bedeutet Strukturierung?
„… jede Anpassung des Interviews, die darauf abzielt, die Gütekriterien zu verbessern, entweder durch stärkere Standardisierung oder Hilfen für die Interviewenden hinsichtlich der zu stellenden Fragen oder die Bewertung der Antworten“ (Campion, Palmer & Campion, 1997, S. 656)
Strukturierung Aspekte
- Identifikation der Inhalte
- Erarbeitung eines Gesprächsleitfadens
- Formulierung der Ein- und Überleitungen
- Festlegung der Reihenfolge der Fragen
- Ausformulierung der Fragen • Zusammenfassung
- Festlegung der Regeln zu Auswertung
- Training der Interviewenden
Leitfaden - Grobstruktur:
- Festlegung der Fragethemen
- Reihenfolge der Themenblöcke
- Einleitung, Überleitung, Abschluss
Leitfaden - Feinstruktur
Ausformulierung der Fragen im Detail
Günstige & zulässige Fragen
- Möglichst mit offenen Fragen beginnen
- Kurze und verständliche Sätze
- Nach konkretem Verhalten fragen
- Fachbegriffe und Fremdwörter vermeiden
- Keine Suggestivfragen
- Keine Fragen, die das Erfragte bewerten
Strukturierte Interviewdiagnostik in der Klinischen Psychologie und Psychotherapie
- Diagnostisches und statistisches Manual psychischer Störungen (DSM)
- Internationale Klassifikation der Krankheiten (ICD)
- Strukturiertes Klinisches Interview für DSM (SKID)
- DIPS Open Access: Diagnostisches Interview bei psychischen Störungen (DIPS)
- Diagnostisches Interview bei Psychischen Störungen (Mini-DIPS)
- Schedules for Clinical Assessment in Neuropsychiatry (SCAN)
- Composite International Diagnostic Interview (CIDI)
• StrukturiertesKlinischesInterviewfürDSM(SKID
- Diagnose psychischer Störungen & Syndrome nach DSM
- Entwicklung
- 1983 Anfang der Entwicklung in den USA
- 1993 begann internationale AG mit DSM-IV Revision des SKID
- Deutsche Auflage (Handanweisung) in Anwendung seit 1997.
- Aktuelle Version: Structured Clinical Interview for DSM-5® Disorders—Clinician Version (SCID-5-CV, First et al., 2016)
- Alter: 18 J., mit gewissen Modifikationen auch Adoleszenz (14-18 J.)
- Ausnahmen: Personen mit kognitiven Beeinträchtigungen, Agitiertheit, schweren psychotischen Symptomen (Kommunikation beeinträchtigt)
Aufbau SKID-Interviewheftes im Überblick
- Kurzer Explorationsleitfaden zu Ausbildung & Lebenssituation, aktuellen & früheren Beschwerden & Symptomen (S. VI – X)
- Screening-Fragen (Optional) S. XI
- Eigentliches strukturiertes Interview S. 1-115
(Reihenfolge der Fragen ist den DSM-IV Kriterien größtenteils angeglichen) - SKID-Diagnosekodierung S. 116-122
- Beurteilungsheft S. 123 ff. (Life Chart, GMC/SI-Modul für psychische Störungen, Liste mit Drogen, Liste zur PTSD)