VL 9 Flashcards

1
Q

Interview

A

• Anamnese: gesprächsweise Erkundung der Vorgeschichte einer Erkrankung/Störung
• Exploration: Erkundung des subjektiven Lebensraums eines Probanden
• Einstellungs- und Auswahlgespräch

Standardisierung:
Unstandardisiert:
• Zweck des Gesprächs steht fest (z.B. Einstellung eines Bewerbers)
• Fragen ergeben sich erst im Laufe des Gesprächs
• 2 unstandardisierte Interviews können sich selbst bei identischer Fragestellung stark unterscheiden

Halb-standardisiert:
• Standardisierung angestrebt aber Festlegung auf exakte Wortlaute/Abfolgen von Fragen ist nicht gewollt/nicht möglich
• Themen mit stichpunktartigen Fragen kann als Vorlage dienen

Standardisiert:
• Jede Frage ist im Voraus genau festgelegt und immer im gleichen Wortlaut vorzutragen (eher unangenehm, kalt)

Strukturiert:
syst. aufgebaut: wird vorab festgelegt, welche Fragen wann/unter welchen Umständen (je nach vorherigen Antworten) zu stellen sind
• Beim standardisierten Interview sind Fragen in Abfolge und Wortlaut genau festgelegt;
-> Aber: Interview kann aus einer unsystematischen/unstrukturierten Ansammlung von Fragen bestehen (=standardisiert, aber nicht strukturiert)

Standardisierung der Auswertung = Verwertung der Antworten nach festen Regeln -> Verrechnung der Antworten vorher festgelegt

Einsatzbereich:
Va in klin. Diagnostik und Eignungsdiagnostik

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2
Q

SKID

A

Strukturiertes Klinisches Interview für DSM-5:
- Halbstrukturiertes Interview für die Diagnostik von psych. Störungen nach DSM-5
- von Klinikern oder geschulten Fachpersonen eingesetzt
- Leitet Anwender Schritt für Schritt durch diagnostischen Prozess

In 10 relativ eigenständige diagnostische Module unterteilt:
• Affektive Episoden
• Psychotische und Assoziierte Symptome
• Differenzialdiagnose Psychotischer Störungen
• Differenzialdiagnose Affektiver Störungen
• Störungen durch Substanzkonsum
• Angststörungen
• Zwangsstörung und Posttraumatische Belastungsstörung
• Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung - Erwachsene
• Screening für andere aktuelle Störungen
• Anpassungsstörung

  • Obj ok
    -> Erkenntnis: Diagnose, die Interviewer aufgrund von Patienten-Angaben stellt, hängt in erheblichem Ausmass davon ab, wer das Interview führt und auswertet
  • Retest Rel. Kommt auf:
    • Merkmalen der Interviewer wie (Alter, Aussehen oder Geschlecht)
    • unterschiedl. Auskünften der PatientInnen
    • unterschiedl. Durchführung/Auswertung der Interviews
    • tatsächlichen Veränderungen der untersuchten Störung
    -> nicht so gut aber besser bei häufigen Störungen -> Da Basisrate hier höher
  • Val: Gute Validitätskriterien fehlen, weil Interviews in der klin. Praxis als beste verfügbare Methode zur Diagnosefindung gelten (kann es nur anhand von anderen klinischen Tests kontrollieren, aber wenn dieser schon nicht gut ist macht es keinen Sinn) -> Ergebnisse von Validitätsstudien würden mehr über die Validität der anderen Verfahren als über die des Interviews aussagen
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3
Q

Kappa Koeffzient

A
  • Mass für Übereinstimmung zweier verbundener kategorialer SP
  • 2fache Bewertung eines Beurteilers oder jeweils einfache Bewertung zweier versch. BeurteilerInnen
  • Bei Bewertung durch 2 Beurteiler misst Kappa (κ) die Interraterreliabilität
  • Bei wiederholten Bewertung eines Beurteilers misst Kappa (κ) die Intraraterreliabilität
  • p0 = gemessener Übereinstimmungswert der beiden Schätzer
  • pc = zufällig erwartete Übereinstimmung
  • Wenn Rater in allen ihren Urteilen übereinstimmen, Kappa =1; Wenn Übereinstimmungen nur Zufallstreffern entsprechen, Kappa = 0
  • > .70 als Hinweis auf gute Übereinstimmung
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4
Q

Vorstellungsgespräch

A
  • weitest verbreitete Methode zur Personalauswahl
    -> Multimodales Interview

Biografische Fragen:
• best. Anforderungen schon in der Vergangenheit gemeistert?
• Fragen nach realem Verhalten in der eigenen Biografie
• Annahme, dass vergangenes Verhalten auch in Zukunft gezeigt wird

Situative Fragen:
• fiktive Situationen, in denen Anforderung relevant ist
• Fragen, wie sich Bewerber in dieser Situation verhalten würde
• Annahme, dass geschilderte Handlungen auch in realen, zukünftigen Situationen gezeigt werden

Biografische vs. Situative Fragen:
-> In Metaanalysen erwiesen sich Interviews mit biografischen Fragen denen mit situativen Fragen als überlegen

Gründe für Situative Fragen:
• Wenn Bewerber noch keine Erfahrungen haben
• Situative Faktoren können Verhalten beeinflusst haben (man würde es sonst anders machen)
• Man kann situative Fragen besser auf zukünftige Anforderungen anpassen
• Messen auch Intelligenz, weil man einfach gewünscht antworten kann

Kriteriumsvalidität besser bei:
- strukturiert vs. unstrukturiert
- 1 Interviewer vs. Interviewerteam
- biografisch vs. situativ

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5
Q

Urteilsfehler bei Vorstellungsgespräch

A
  • Bewerber versuchen sich vorteilhaft darzustellen
  • 3 potenzielle Einflussfaktoren auf Beurteilung:
    • Äusseres Erscheinungsbild
    • „Impression management“
    • Verbales und nonverbales Verhalten
      -> rel. grosse Einflüsse va. bei unstrukturierten Interviews
  • 3 genannten Einflussfaktoren korr. schwach mit Berufserfolg, jedoch stärkere Korr. mit Erfolg im Interview

Schlussfolgerung für Praxis:
- mögl. strukturierte Interviews
- Anonyme Auswertung
- Arbeitsproben
- Über Verzerrungen und Biases informieren

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6
Q

Interviews konstruieren

A

Erstellung eines guten Leitfadens beinhaltet mind. 3 Aufgaben:
1. Anforderungsanalyse und Fragen identifizieren
2. Grobaufbau des Leitfadens
3. Feinaufbau des Leitfadens

Anforderungsanalyse:
- Rückgriff auf vorliegende Anforderungsanalysen/Durchführung eigener Arbeits-/ Anforderungsanalysen
- Infos aus Fachliteratur
- Infos über Klient; Bewerbungsunterlagen, Zeugnisse, Telefongespräch, Fragebogen
- Überlegung: Auf welche Fragen möchte man durch Interview Antworten finden?
- Infos über Sachverhalt/Eigenschaft der Person aus mehreren Quellen schöpfen (multimodales Vorgehen)

Grobaufbau:
• Festlegung von Themenblöcken & Erstellung einer Reihenfolge
• Multimodales Interview = Grobstruktur
• Einleitungs- und Abschlussteil

Feinaufbau:
- Fragen ausformulieren/Stichpunkte
Vorteile fertig vorformulierter Fragen:
• Entlastung der Interviewer während Gespräch
• Hohe Standardisierung
Nachteile fertig formulierter Fragen:
• Erhöhter Aufwand für Vorbereitung
• Interview kann Charakter eines starren Abfragens annehmen

Hinweise zur Frageformulierung:
• möglichst mit offenen Frage beginnen
• Möglichst kurze und verständliche Sätze
• Nach konkretem Verhalten fragen
• Kontext als Gedächtnisstütze nutzen
• Fachbegriffe und Fremdwörter vermeiden
• Keine Suggestivfragen
• Keine Fragen, die das erfragte Verhalten bewerten
-> In begründeten Fällen ist Abweichen von solchen allg. formulierten Empfehlungen sinnvoll

Warum machen wir uns die Mühe?:
• Sicherstellung, dass alle wichtigen Fragen gestellt werden
• Vergleichbarkeit von Interviews
• Entlastung des Interviewers während Gespräch
• Abhaken bereits beantworteter Fragen
• Freie Kapazität für Verhaltensbeobachtung
• Erleichterte Auswertung des Interviews
• Bei Ankreuzen von Antwortkategorien direkte Verwertung der Antworten

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7
Q

Gesprächsführung

A

Probleme:
• Geringe Gesprächsbereitschaft (zum Reden motivieren)
• ProbandIn scheint bei Thema abzublocken (gibt vor, sich nicht mehr richtig erinnern zu können, vage Antworten)
• Geht um sehr heikle Themen
• Proband schweift immer wieder vom Thema ab

Aktives Zuhören wichtig!

Umgang mit Widerstand:
• Verständnis zeigen; Überzeugen, dass Ängste unbegründet oder negative Gefühle dabei „normal“ und angemessen sind
• Bei Schweigen des Klienten; abwarten
• Fragen leicht umformuliert wiederholen
• Gefühle verbalisieren (z.B. „Ich sehe, es fällt Ihnen schwer darüber zu reden“)
• Nachgereichte Begründung für die Frage (z.B. „Um Ihnen helfen zu können, muss ich auch von Ihnen wissen…“)
• Unter Umständen Konfrontation: z.B. „Sie haben doch Erfahrung mit Drogen. Ich möchte mehr darüber wissen

Peinliche Fragen:
• Angemessene Einleitung
• Benennung des Themas und kurze Begründung, warum Fragen dazu gestellt werden
• Einfache und direkte Formulierung kritischer Fragen: Eindruck vermeiden, dass es Interviewer selbst peinlich ist
• Formulierungsvorschläge für Fragen zu peinlichen Themen: Suizid, Gewalttätigkeit, Drogenmissbrauch, Sexualleben, …

Abschweifen vermeiden:
• Auf Ausgangsfrage zurückkommen
• Äusserungen für Überleitung auf eigentliche Frage nutzen
• Vermehrt geschlossene Fragen stellen
• Paraphrasieren, dabei das Wichtige aufgreifen
• Nonverbale Signale geben, dass Äusserungen nicht wichtig sind
• Mit Anfertigen von Notizen aufhören
• Verstärker (Nicken, „hm“ etc.) aussetzen
• Nonverbale Verstärker bei angemessenen Antworten

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