VL 6 Flashcards
Verfahrenstypen zur Persönlichkeitsmessung
- Persönlichkeitsfragebogen
- Diagnostisches Interview
- Verhaltensbeobachtung/-beurteilung
- Objektive Persönlichkeitstests
- Projektive Verfahren
Persönlichkeitsfragebogen
Vorteile:
- einfach
- erfassen viele Merkmale
- ökonomisch
- Zugang zu Info, die anderen Methoden nicht zugänglich sind (Vergangenheit, Dinge bei denen man sich nicht beobachten lassen will, Empfindungen, Gefühle, Gedanken, Motive)
- Vergleich durch Normen
Nachteile:
- Bei Selbstbericht ist Selbsteinsicht nötig
- Bei Fremdeinschätzung ist Zugang zu Infos nicht immer gegeben
- Erinnerungseffekte
- Antwortstile (Ja-Tendenz, Tendenz zur Mitte, Extremurteile)
- Oft Verzerrung in ein sozial erwünschtes Bild (Self-deception (unbewusst)vs. Impression Management (bewusst))
- Gefahr der Verfälschung (faking; neg. / pos.)
Faking
- Überprüfung von Verfälschung durch Faking-Instruktionen
- Bewerber beschreiben sich als gewissenhafter und weniger neurotisch als KG, Offenheit nicht verfälscht
- Faking beeinflusst nicht nur Skalenmittelwerte sondern auch Konstruktvalidität durch erhöhte Skaleninterkorrelationen (Neurotizismus & Gewissenhaftigkeit korr. -.72)
-> Faking verfälschen aber Kriteriumsvalidität kaum
Lösungswege:
- Zusicherung der Anonymität
- Verwendung von Kontrollskalen (Lügenskala/Bogus Pipline)
- Verwendung von mehrfachwahlaufgaben, bei denen Items gleich (un)erwünscht sind (Forced Choice)
Kontrollskalen im 16 PF-R: Impression Management, Akquieszenz, Infrequenz(Unaufmerksamkeit)
Selbst vs. Fremdbeurteilung:
- Korrelieren bei Messung von Persönlichkeitseigenschaften zw. .40 und .50
- Sind unabhängig voneinander prädiktiv hinsichtlich Verhalten im Labor und akademischem & beruflichem Erfolg
- Erfassen also überlappende und spez. Information zur Persönlichkeit!
-> Aggregation von Selbst- und Fremdberichtsdaten = Gold Standard
Nachteile von Fremdbeurteilungsbögen:
- Mangelnder Zugang zu Emotionen und Kognitionen
- Soziale Erwünschtheit (Letter of Recommendation Effekt)
- Antworttendenzen
Gütekriterien bei Persönlichkeitsfragebögen
Obj: hoch
Rel: sollte für Individualdiagnostik hoch sein
Wenn Interne Konsistenz zu hoch -> bandwidth-fidelity-dilemma -> subskalen pro Persönlichkeitsmerkmal machen
Retest Rel. abhängig von Stabilität des Merkmals
Val: Selbst vs Fremdeinschätzungen korr .50-.60
Variiert je nach Beobachtbarkeit des Merkmals und Bekanntheitsgrad zw Rater und Target
Kriteriumsvalidität lange kritisiert -> ist aber doch gegeben, können Dinge vorhersagen (zb Vorhersage durch IQ kann verbessert werden)
Persönlichkeitssysteme
Big 5 / HEXACO
- Neo-PI-R
- HEXACO-PI-R
- BFI-2
Weitere Persönlichkeitsstruktur Tests:
- BIP
- BIP-6
NEO-PI-R
Neo Persönlichkeitsinventar, Costa&McCrae
- 5 globale Persönlichkeitsdimensionen mit je 6 Facetten
- 30 Subskalen
- 240 Items
- Pro Facette 8 Items
- 30-40min
- gute Rel
- stabile Faktorenstruktur
- Bevölkerungsrepräsentative Normen (getrennt für Geschlecht und Alter und Bildung bei Offenheit)
- mit Interpretationshilfe für Kommunikation
-> Für Forschung & Anwendung gemacht
HEXACO-PI-R
6 Persönlk. Faktoren
Unterschiede zu Big5:
• Extraversion, Gewissenhaftigkeit, Offenheit ähnlich wie in B5
• Emotionalität enthält Ängstlichkeits-Aspekte von Neurotizismus (B5), aber Ärger-Aspekte (B5: Neurotizismus) fehlen und es werden zusätzlich Sentimentalitätsaspekte (B5: Verträglichkeit) erfasst
• Verträglichkeit umfasst Ärger-Aspekte
• Zusätzlicher Faktor Ehrlichkeit: Honesty-Humility: Aufrichtigkeit, Fairness, Genügsamkeit, Bescheidenheit
- Rel gut
- Faktoren bestätigt
- Vorhersage von unerwünschtem Verhalten am Arbeitsplatz durch HH Dimension
- Keine Normierung vorhanden
-> Nur Forshcungsinstrument
BFI-2
Big5 Inventory 2
- 60 Items
- Big 5 mit je 3 Facetten
TRAPD Approach (um bestehenden Test in andere Sprache zu übersetzen): mehrstufiges Vorgehen, bei dem Items übersetzt (translation), dann diskutiert (review, adjudication) und anschließend empirisch erprobt (pretesting) und dokumentiert (documentation) werden
- stabile 5 Faktorenstruktur
- hohe Rel
- hohe Übereinstimmung zw Selbst und Fremd
- Belege für Kriteriumsvalidität (Offenheit hängt mit Bildungsabschluss zusammen)
BIP
- 144 Items, 14 Dimensionen aus 4 Bereichen (Berufliche Orientierung, Arbeitsverhalten, Psychische Konstitution, soziale Kompetenzen)
- Rel: gut
- Val: nicht so gut (interkorr. zw. Skalen)
- Mittlere Zusammenhänge mit Einkommen, erreichter Hierarchiestufe und beruflicher Zufriedenheit
- umfangreiche Normierung
- hohe Akzeptanz: Strukturiertes Vorgehen für Kommunikation und Rückmeldung der Ergebnisse
BIP-6F
- 48 Items (teilw aus BIP)
- 6 Dimensionen (Dominanz, Stabilität, Disziplin, Engagement, Sozial-Kompetenz, Kooperation)
- Rel ok
- Faktoren in CFA bestätigt
- konverg. Val hoch aber keine Hinweise auf diverg.
- Val in Bezug auf Vorhersage von Berufserfolg teilw auch über FFM hinaus
- Normierung diff. nach Geschlecht, Hierarchiestufe, Unternehmensbereich
States
States vs Traits: keine echte Dichotomie:
Bereiche eines Kontinuums, das von stabil bis variabel reicht
Verfahren zur Erfassung von States:
Unterteilung des momentanen Befindens in 3 Bereiche:
- Emotionale Befindlichkeit
- Leistungsbezogene Befindlichkeit
- Körperliche Befindlichkeit
Gemeinsames mit Traitfragebögen:
- auch selbst vs fremdbeurteilung möglich
Unterschiede mit Traitfragebögen:
- Erfordert Längsschnittstudien oder Untersuchungen in versch. Situationen mit P-Analysen (= Korr. zw. Variablen einer Person über Situationen) (wird aber oft nicht gemacht -> meist nur Querschnitt, R-Analysen (= Korr. zw. Variablen über Probanden), STAI, EWL)
-> Experience Sampling wäre gut
- niedrigere Retest Rel als bei traits aber hohe interne Konsistenz
- Normen für Zustandsmasse sind idR nicht sinnvoll (Vergleich zu anderen interessiert uns nicht, sondern Vergleich mit sich selbst)
STAI
State-Trait-Angst Inventar
- 2 separate Skalen (mit je 20 Items): Angst als Zustand und als Eigenschaft
- Seit 1981 nicht überarbeitet und neu normiert
- hohe interne konsistenz
- Retest-Reliabilitäten zu allen MZP für State-Skala deutlich niedriger als für Trait-Skala
- Höhere Trait-Angst-Werte bei klin. Gruppen
- Geringe Variation der Mittelwerte der Trait-Skala zw. neutralen und Klausur-Situationen, bei State-Skala hingegen erhebliche Schwankungen
-> gute Validität
-> Experience Sampling aber besser geeignet für Erfassung von Zuständen
-> höhere ökologische Validität
-> Aber: Bislang wenige etablierte und gründlich untersuchte Verfahren verfügbar