Störungen der Sexualität: Sexuelle Funktionsstörungen und Paraphilien Flashcards
(37 cards)
Aus was besteht Sexualität?
2 Komponenten
>INDIVIDUUM • sexuelle Orientierung • persönliche Werte • persönliche Vorlieben, Wünsche, Vorstellungen • Traumata • frühere und aktuelle Beziehungen • physiologische Faktoren • Krankheiten >GESELLSCHAFT • Gesetze • Normen • Geschichte • Religion • Medien • Institutionen • Gesundheitssystem = Sexualität (und Sex)
Welche sexuellen Störungen gibt es?
Abweichungen von der Norm
• Störungen des Erlebens und Verhaltens • Homosexualität • Bisexualität • Transsexualität • Sucht • Cybersex • Paraphilien • Perversionen • Delinquenz • Gewa
Welche Arten von Therapie gibt es?
THERAPIE • Beratung und Information (PLISSIT) • Aufklärung • Abklärung, Diagnostik • Störungsspezifisch • Klärungsorientiert • Paartherapie
Was sind sexuelle Funktionsstörungen?
> Alle Beeinträchtigungen der
Sexualität unabhängig von der Genese der Störungen
— Beeinträchtigung des sexuellen Verhaltens und Erlebens
— physiologische Beeinträchtigungen
— Störungen im sexuellen Ablauf des sexuellen Reaktionszyklus
— Störungen des Verlangens
— Schmerzen bei der sexuellen Interaktion
— Behinderung der gewünschten sexuellen Interaktion
Was sind sexuelle Dysfunktionen und Paraphilien/sexuelle Devianten?
> Sexuelle Dysfunktion: vorwiegend oder ausschliesslich
körperliche Ursache
Paraphilie/sexuelle Deviation: sexueller Drang nach einem
unüblichen Sexualobjekt oder nach unüblicher Art sexueller
Stimulierung
Welche sexuellen Funktionsstörungen gibt es nach DSM 5?
> Verzögerte Ejakulation
Erektionsstörung
Weibliche Orgasmusstörung
Störung des sexuellen Interesses bzw. der Erregung bei der Frau
Genito-Pelvine Schmerz-Penetrationsstörung
(Dyspareunie/Vaginismus)
Störung mit Verminderter sexueller Appetenz beim Mann
Vorzeitige (frühe) Ejakulation
Substanz-/Medikamenteninduzierte sexuelle Funktionsstörung
Beschreibe die sex. FS nach ICD 10
> ICD-10
Sexuelle Funktionsstörungen verhindern die von der
betroffenen Person gewünschte sexuelle Beziehung. Die
sexuellen Reaktionen sind psychosomatische Prozesse,
d.h. bei der Entstehung von sexuellen Funktionsstörungen
sind sowohl psychologische als auch somatische Prozesse
beteiligt.
Beschreibe die sex. FS nach DSM 5 und was hat sich geändert?
> DSM 5
Die sexuellen Funktionsstörungen sind gekennzeichnet
durch eine Auffälligkeit des sexuellen Verlangens und der
psychophysiologischen Veränderungen , die den sexuellen
Reaktionszyklus charakterisieren und die deutliches Leiden
und zwischenmenschliche Schwierigkeiten verursachen.
Sexuelle funktionsstörungen nach DSM 5 neu:
- mind. 6 Mte
- neu auch Schweregrade
-Männer: Hypoaktives sexuelles Verlangen
- Sexuelle Aversion entfällt
- Paraphilien neu Spezifikationsmerkmale
Welche Störungen sind in welchen Alterskategorien und Geschlechter häufig?
> Frauen: mind. 1 Funktionsstörung= 40-45%
- Appetenzstörung vor allem im Alter 47%
- Orgasmusstörung 25%
-Dyspareumie 2-20%
- Vaginismus 6%
Männer mind. 1 Funktionsstörung= 20-30%
- Errektionsstörungen vor allem im Alter (50-75%)
- Orgasmusstörung 9-31%
Beschreibe die Diagnostische Einteilung nach Phasen
- Appetenz
• anhaltende und deutliche Minderung des sexuellen Verlangens
• Sexuelle Aversion, sexuelles Vermeiden - Erregung
• Errektionsstörungen
• Schmerzen beim Geschlechtsverkehr: Dyspareunie, Vaginismus - Orgasmus
• weibliche Orgasmusstörung
• Ejakulatio praecox, deficiens, retardata, sine orgasmo - Entspannung
• nachorgastische Verstimmung
Beschreibe die Formale Beschreibungskriterien (wie können Störungen eingeteilt werden)?
>Beginn -initial: nur am Beginn des Sexuallebens -primär: vom Beginn des Sexuallebens an -sekundär: nach einer Phase ohne Störung >Verlauf -akut - chronisch: allmählich auftretend >Kontinuität -fakultativ -obligatorisch >Ausmass - partiell - total >Praktik -praktikabhängig: z.B. nicht bei der Masturbation -praktikunabhängig >Partner -partnerabhängig -partnerunabhängig >Situation -situationsabhängig: z.B. nicht im Urlaub - situationsunabhängig
Beschreibe die Differentialdiagnostik
> körperliche Erkrankungen
— Diabetes, Herz-Kreislauf, Hypertonie, neurologische Erkrankungen,
urologische Erkrankungen, operative Eingriffe
Medikamente, Drogen, Alkohol
— vor allem Appetenzverminderung, verzögerter Orgasmus
andere psychische Störungen
— Depression: Reduktion von Aktivität, Zunahme von Funktionsstörungen
— Psychosen
— Paraphilien, Homosexualität
Welche Fragebögen gibt es dazu?
Fragebogen
> Fragebogen zur sexuellen Interaktion von Crombach-Seeber & Crombach (1986)
> Tübinger Skalen zur Sexualtherapie von Zimmer (1989)
> Partnerschaftsfragebogen von Hahlweg (1996)
zusätzlich: Abklärung von Angst und Depression
Welche Fragen der Diagnostik gibt es?
> Was ist das sexuelle Problem? (Symptomatik)
Zusammenhang zu anderen Problemen
(Differentialdiagnostik)
— Partnerschaft, Beruf, Krankheiten, Abhängigkeiten, etc.
Aktuelles Sexualverhalten (Verhaltensanalyse)
— Wann? Wo? Wie? Wie oft?
— Gefühle und Gedanken, Kommunikation
— Rollenverhalten
Entwicklung der Problematik (Lerngeschichte)
Änderungs- resp. Therapiemotivation
Beschreibe das Sexualverhalten von Frauen
> Menarche: 13 Jahre
Masturbation: mit ca. 14 Jahren
Pettingerfahrungen: 50% bis 16, 65% bis 17 Jahre
1. Koitus: 17 Jahre
Orgasmus: Fähigkeit nimmt mit Alter zu
Stimulation bei Masturbation: ca. 4 min bis Orgasmus
Dauer Koitus bis Orgasmus: 45% in 3, 24%-43% 4-10, 1-2% länger als 10min
lesbische Orientierung: knapp 1%, 20% einmalige Erfahrung
sexuelle Probleme: 25-63%
Verhütung/Aidsprävention: 80% verhüten
Sex im Alter: abhängig von früheren Erfahrungen
Beschreibe das Sexualverhalten von Männern
> Erster Samenerguss: 14 Jahre, heute früher
Erster Koitus: 18 Jahre, heute 2 Jahre früher
Koitusdauer: 3-10 min
gleichzeitiger Orgasmus: Ausnahme, Mann kurz vor Frau
Koitushäufigkeit: 80% regelmässig (1-10/Monat)
Sexualpartner: 1 Partnerin 67%
;2-4 Partnerinnen: 18%
5 Partnerinnen: 3%, junge häufiger
Dauer Koitus bis Orgasmus: 45% in 3, 24%-43% 4-10, 1-2% länger als 10min
homosexuelle Orientierung: 4-5%, 20-37% vorübergehend
sexuelle Probleme: ca. 75% , im Alter häufiger
Welche Einflussfaktoren auf sexuelle Funktionsstörungen gibt es?
- Erwartungsängste
- Intrapsychische Ängste und Konflikte, Kindheitserfahrungen
- Informations- und Lerndefizite
- Normen und Wertvorstellungen
- Krankheits-, medikamentös und operativ bedingte Ursachen
- Aktuelle Lebenssituation und
Belastung - Partnerkonflikte, Paardynamik und interpersonelle Konflikte
Beschreibe das Erklärungsmodell nach Gromus 2002
> Auslöser: - Dreifach-/Doppelbelastung - Sexuelle Traumatisierung - Partnerprobleme - Mangelnde Zärtlichkeit - Sexuelle Ängste - Angst, Partner zu verlieren - Partnerdruck - Körperliche Beeinträchtigung -> hat Einfluss auf Persönlichkeit: -Selbstunsicherheit - Idealvorstellungen - sexuell ungünstige - Sozialisation - depressive Verarbeitungsmuster -> dies führt zu: > Aufrechterhaltung: - Selbstverstärkungsmechanismus durch Vermeidung oder passive Duldung - enttäuschter Partner
Beschreibe das Modell Sexocorporel nach Desjardins
4 Komponenten
Ressourcen, die man nutzen kann:
> kognitive Komponente
- Kentnisse, Wissen, Werte, Normen, Ethik, Denkweisen -> Mythen, Mystifizierungen
> Sexuodynamische Komponente
- Geschlechtszugehörigkeit, sexuelle Sicherheit, sexuelle Fantasien, sexueller Attraktionscode, sexuelle Lust, sexuelles Begehren, Emotionale Intensität
> Beziehungskomponente:
- Beziehungsfähigkeit, Liebesgefühl, Verführungsfunktion, Kommunikation, erotische Kompetenz
> Physiologische Komponenten:
- Erregungrefelx, Erregungsfunktion, Art der Erregungssteigerung, Wahrnehmung der Sinnesempfindungen
Welches sind die Zentrale Punkte der Therapieplanung
> genaue Verhaltensanalyse
— aktuelle Probleme, Beziehungen, Lebenssituation, Krankheiten
soziokultureller Hintergrund
— Lernerfahrungen, sexuelle Aufklärung (im Elternhaus)
— Lebensphase
Beratung oder Therapie
Organo- versus Psychogenese
Partner-, Sexual- oder Einzeltherapie, ev. Gruppe
Kommunikation
— Vulgär- versus Fachsprache
Beschreibe die psychischen und die organischen Ursachen (wichtig für Abgrenzung)
> Psychisch: - Situationsabhängigkeit - akuter Beginn beim Mann schleichend bei Frau - Lebensereignisse - jünger als 50 - keine primäre Appetenzstörung - keine körperlichen Störungen - keine Medikamente > Organisch: - durchgängig in allen Situationen - schleichender Beginn - älter als 50 - keine zusätzlichen Belastungsfaktoren - primäre Appetenzstörung - Schmerzen - körperliche Störungen/Krankheiten - Medikamente
Wann sollte beraten werden und wann Therapie?
> Beratung: - fehlende Aufklärung und fehlendes Wissen - ungünstige äussere Verhältnisse - Kommunikationsprobleme - kleinere Partnerkonflikte > Therapie: - sexuelle Problematik besteht schon länger - deutliches Vermeiden und Versagensängste - Partnerschaftsprobleme - Beratung führt zu keinen Ergebnissen
Beschreibe PLISSIT
>Ziele der Beratung — Informationsvermittlung — Abbau von Hemmungen — Aufklärung über Mulitkonditionalität — Bearbeitung vorhandener (kleiner) Konflikte
P (permission): Erlaubnis
LI (limited information): notwendige Information
SS (specific suggestions): konkrete und spezifische Ratschläge
IT (intensive therapy): eigentliche Therapie
Beschreibe den Sensate Focus- Sensualitätstraining
Vorbedingungen, Stufen (4), Regeln
> Vorbedingungen
— gemeinsames Ziel des Paares, Koitusverbot, keinen Körperkontakt,
Fehlertoleranz
Stufen des Sensualitätstrainings
1. Entspannung, Streicheln, gegenseitiges Erkunden
Ziel: Körper kennen lernen, keine sexuelle Erregung
2. Einbezug der Genitalregion, jedoch nur oberflächlich
Ziel: entspanntes Geniessen
3. Erkundung der Genitalregion, jedoch ohne Stimulierung
Ziel: Kennen lernen des Genitalbereiches
4. Stimulierendes Streicheln
Ziel: sexuelle Erregung
Regeln
— Ein Partner streichelt den andern
— Zeitlimite
— ‚Experimental‘-Charakter
— Akzeptieren unangenehmer Gefühle (vorübergehend)
— konkrete Rückmeldung an den Partner