Interpersonale Probleme: Paar- und Familienprobleme Flashcards

1
Q

Definition: Familiendiagnostik

A

> Die Familiendiagnostik untersucht und beschreibt Interaktionen und ihre Veränderungen zwischen den Familienmitgliedern, den Subsystemen, und
analysiert die Dynamik der Familie als systemisches Ganzes.
Sie untersucht die unbewussten Phantasien, Wünsche und Ängste der Familie auf dem Hintergrund der Familiengeschichte und der Lebensentwürfe für die Zukunft, um zu einem Verständnis für die
bedeutsamen Interaktionssequenzen und deren Funktionalität zu kommen.

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2
Q

Beschreibe das Drei-Ebenen Modell der Familiendiagnostik

nach Cierpka

A

> Unterschieden werden die Ebene des Individuums, der Dyaden bzw. Triaden und des Familiensystems.
Die Ebenen sind Funktionssysteme, die sich mithilfe relevanter Dimensionen organisieren und beschreiben lassen.
Dies erfolgt in mehreren Schritten:
• jede Ebene soll für sich beurteilt werden
• Beurteilung der Funktionalität bzw. Dysfunktionalität relevanter Dimensionenƒ
• Klären der Wechselwirkungsprozess, welche die dysfunktionalen Prozesse beeinflussenƒ
• Schlüsselkonzepte für jede/s Beschwerde/Problem/Symptom/Krankheitsbild

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3
Q

Dynamik in Beziehungen:

Dysfunktionale Beziehungsmuster in Familien (4)

A

• Triangulation: dysfunktionale Beziehungen innerhalb einer Dreierkonstellation unter (hierarchisch) Ungleichen gegen einen Dritten.
( Bsp.: Mutter verbündet sich mit Tochter gegen Vater)
• Doppelbindung (Gregory Bateson): Botschaften richten sich mit widersprechenden Handlungsaufforderungen auf unterschiedlichen Kommunikationsebenen (z.B. verbal-nonverbal, Inhalt-Beziehung) an das Gegenüber.
• Delegation (Helm Stierlin): Auftrag eines Elternteils an das Kind
• Kollusion (Jürgen Willi): die neurotischen Dispositionen beider Partner passen wie Schlüssel und Schloss zusammen

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4
Q

Dynamik in Beziehungen- Strukturelle Analyse

Familiensystemtheorie, Minuchin, 1977

A

> Bedeutung des Symptoms: das problematische Verhalten, hat eine bestimmte Funktion und Bedeutung für die familiären Beziehungen (z.B. Nähe –Distanz Regulation; Umleitung von Konflikten)
Das Symptom wird zum Ausdruck einer nicht mehr
entwicklungsgerechten Beziehungsstruktur in der Familie.
Dimensionen:
– Adaptabilität (rigide-strukturiert-flexibel-chao5sch)
– Kohäsion (verstrickt-verbunden-getrennt-losgelöst)
– Grenzen zw. Subsystemen
• Koalitionen, Triangulationen und Konfliktumleitung

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5
Q
Beschreibe die Strukturelle Familientherapie nach
Salvador Minuchin (1977)
A

> Fokus liegt nicht primär auf einzelnem Familienmitglied, sondern die Familie als Ganzes wird betrachtet.
Identifizieren der Familienstruktur:
• Subsysteme: Paar, Eltern, Kinder, Geschwister usw.
• Grenzen : Regulation von Distanz und Nähe in der Familie, so dass keiner Symptome haben muss und seine Identität (Autonomie und emotionale Verbundenheit) entwickeln kann.
• Hierarchien
Aktiver Ansatz
– Joining des Familiensystems
– Enactment => Strukturieren und Restrukturieren von Interaktionen

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6
Q

Beschreibe die Mehrgenerationenperspektive

A

> Bedeutung des Symptoms:
Symptome sind Ausdruck zurückliegender, noch nicht bewältigter – weil aus Angst abgewehrter Konflikte oder Traumatisierungen, die nun zur Lösung drängen, da Ähnlichkeiten zur früheren Situation besteht.
• Ungelöste familiäre Vermächtnisse und Loyalitäten
• Unzureichende Selbst- Differenzierung, Abgrenzung
• Überfordernde Delegationen in der Familie
-> Genogrammarbeit

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7
Q

Aus was besteht ein Genogramm?

A

…der graphischen Darstellung der Familienstruktur
…dem Festhalten wichtiger Informationen über die Familie
- Demographische Daten (Alter, Geburten, Wohnorte etc)
- Krankheiten, Verhaltensauffälligkeiten (Sucht, Gewalt)
- Kritische Familienereignisse (Heirat, Trennung, traumatische
Ereignisse, Erfolge)
…der Beschreibung der familiären Beziehungen/Interaktionsmuster (Minuchin )

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8
Q

Beschreibe die Lebenszyklusperspektive

A

> Lebenszyklus als spiralförmiger Prozess
-> alle Familienmitglieder stehen an einem anderen Punkt (bsp. Geburt-Übergang zur Elternschaft- Übergang zur Grosselternschaft)
Lebenszyklus als spiralförmig sich entwickelnder Prozess
Betonung der Reziprozität phasenspezifischer Entwicklungsaufgaben der Generationen

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9
Q

Beschreibe die Lebenszyklus- Perspektive (2)

A

> Bedeutung des Symptoms:
Symptome entstehen in Übergangskrisen, weil Entwicklungsaufgaben oder Rollenveränderungen nicht bewältigt werden.
• Psychosoziale Krisen (Stufenmodell psychosozialer Entwicklung nach Erickson, 1977): z.B. Intimität vs. Isolierung; Generativität vs. Selbstabsorption; Integrität vs. Verzweiflung
• Entwicklungsaufgaben (Havighurst, 1956): körperliche und psychische Entwicklung wie z.B. Ablösung
• Kritische Lebensereignisse: Normative (Heirat, Auszug der Kinder usw.), nicht-normative (Unfall, Schicksalsschläge, Krankheiten usw.)

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10
Q

Beschreibe die Ressourcen-Perspektive

A

> Was sind die stärken (ressourcen), die wir nutzen können
bewusst einbeziehen zur bewältigung der
Herausforderung
Bsp.:
- Zuwendung, Liebe, Vertrauen etc.

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11
Q

Welche Arten der Familiendiagnostik gibt es?(4)

A

> Standardisierte Familieninterviews (z.B. Structured Family Interview SFI, Camberwell Family Interview CFI)
Beobachtungsmethoden (Interaktions-, Problemlösungs-,Entscheidungsaufgaben, z.B. Simulated Family Activitiy Measurement SIMFAM)
Prozessmodelle und Ratingskalen (z.B. das Circumplexmodell,„Beavers System Model“)
Familiendiagnostische Fragebogeninventare (z.B. Structural Family Interaction Scale SFIS, Familienklimaskalen FKS, Self-Report Family Inventory SFI)

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12
Q

Welche Verfahren der Paardiagnostik gibt es?

A

• Interview zur Paargeschichte (Oral History Interview OHI)
– z.B. PIB von Hahlweg
• Fragebögen zur Paardiagnostik z.B.:
– Partnerschaftsfragebogen (PFB)
– Fragebogen zur Erfassung der Partnerschaftsqualität
– Empathie Fragenbogen für Paare (EFP)
– Fragebogen zur Attribution in Partnerschaften
– Fragenbogen zur Rollenverteilung in der Partnerschaft (FRQ-P)
– Dyadisches Coping Inventar (DCI)
– U.a.

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13
Q

Beschreibe das Erstgespräch mit Paaren in der Verhaltenstherapie. Auf was muss bei der Beziehungsgestalltung, Problemexploration etc geschaut werden? (3)

A

> Beziehungsgestaltung (BZG):
– Allparteilichkeit, „Neutralität“
– Enthaltung bzgl. Bewertung, Dramatisierung, Banalisierung usw.
– Gleichgewicht bzgl. Aufmerksamkeit, Validierung, Wertschätzung gegenüber beiden Partnern
Problemexploration
– Lebenssituation und Alltagsbewältigung
– Welche Hauptkonflikte/ Schwierigkeiten gibt es?
– Beginn und Verlauf explorieren
– Wie läuft ein Konflikt genau ab?
– Bisherige Bewältigungsversuche
Kennenlernen und aktivieren positiver Aspekte der Partnerschaft
– Explorieren des Engagement für die Partnerschaft
– Was verbindet, was möge sie aneinander, wie haben sich sich kennen gelernt=>
Oral History Interview (OHI)

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14
Q

Welche Ansätze gibt es? (3)

A

> systemische Ansätze
- Strukturelle Familientherapie (Minuchin)
- strategische Familientherapie
- Lösungsorientierte Kurzzeittherapie
- Konzeptuelle/ Transgenerationale Familientherapie
kognitiv- verhaltenstherapeutische Ansätze und integrative Ansätze
- Paar- und Familientherapie als unterpersonale Therapie (bsp- dyadisches Coping nach Bodenmann)
Erlebnissorientierte Ansätze
- Familientherapie (Satir)
- Paartherapie (Greenberg/Johnson)

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15
Q

Beschreibe die Erlebnisorientierte Familientherapie nach

Virgina Satir

A

> Bedeutung des Symptoms
• Symptome entstehen im Zusammenhang mit blockiertem Emotionsaustauch.
• Es gelingt nicht Distanz-Nähe Wünsche kongruent zu
kommunizieren
• Die inkongruente Kommunikation ist ein Versuch – eine
Coping-Strategie- die den Selbstwert schützen soll
• Die eigentlichen Wünsche nach Nähe und Distanz bleiben verdeckt und unbefriedigt
typische Kommunikationsmuster:
- Beschwichtiger
- Ankläger
- Rationalisierer

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16
Q

Welches sind die 4 apokalyptische Reiter

A

> 4 emotionale Reaktionen, welche nach Gottman als Prädiktoren für Scheidungen betrachtet werden können:
– Kritik (criticism) => häufig in Du-Sätzen, zynischer Bemerkungen
– Verachtung (contempt) => persönliche Abwertung, lächerlich machen
– Abwehr (defensivness) => rechtfertigen, Verantwortung
zurückweisen, Gegenkritik
– Abblocken, mauern (stonewalling) => dicht machen, Kommunikation verweigern, Partner ignorieren

17
Q

Beschreibe die Komponenten der Coping-orientierten

Paartherapie (COCT) nach Bodemann

A

> Phase 1:
- Schaffung allgemeiner Grundlagen für dyadische Begegnung und Therapie
Phase 2:
• Reziprozitätstraining: Aufbau und Stärkung gegenseitiger Positivität
• Kommunikationstraining: Verbesserung der Kommunikation mittels Regeln
• Problemlösetraining: Verbesserung der Lösung von Alltagsproblemen (Problemlöseschema)
Phase 3:
• 3 Phasen Methode (Bodenmann): Aufbau von Intimität, Förderung der Selbstöffnung, Stärkung des dyadischen Copings
• Arbeit an der Akzeptanz: Suche nach Kompromissen, Entwicklung von Toleranz
und Akzeptanz

18
Q

Beschreibe das Dyadische Coping in der Paarbeziehung

A
>Emotionsexploration mit der „Trichtermethode“
> Zentrale Schemata:
1. Sachliche Beschreibung
- Sachliche Stressäusserung
- Sachliche Unterstützung
2. Ausdruck Oberflächlicher Gefühle
- emotionale Stressäusserung
- emotionale Unterstützung
3. tiefe Gefühle
- Tiefe emotionale Selbstöffnung
- Empathie, Betroffenheit, Unterstützung basierend auf Verständnis des Erlebens des Partners
19
Q

Beschreibe die Emotionsfokussierte Paartherapie nach Johnson und Greenberg

A

• Synthese aus humanistisch, erlebensorientierten und systemischen Ansätzen.
• Fokus auf das aktuelle Erleben, emotionale Prozesse im Hier und Jetzt.
• Integriert intrapsychische und interpsychische Komponenten
> Zentrale Annahme von EFT Paartherapie:
• Emotionen sind der Kern intimer Beziehungen und bestimmen wie das Selbst und der Andere erlebt wird.
• Emotionen geben Wahrnehmungen Bedeutung und motivieren Verhalten und Kommunikation.
• Emotionen sind Ziel und Agent für Veränderung im Rahmen der Therapie.
- zentrales Konzept: negative Interaktionszirkel (müssen aufgebrochen werden)

20
Q

Welches sind die zentralen Dimensionen nach Greenberg

A
  • Bindung
  • Identität
  • Attraktion/Mögen
  • > Bindung und Identität werden als fundamentaler betrachtet. Attraktion/Mögen wird als ein separates System zu Bindung angesehen, welches auch mit anderen Emotionen einher geht.
21
Q

Beschreibe die Dimension Bindung/Zugehörigkeit nach Greenberg

A

• Bedürfnisse:
– Nähe erleben können und Distanz haben können
– Nicht überwältigt werden, nicht verschlungen werden von anderen und gleichzeitig auch nicht abgelehnt werden von anderen
– Balance zw. Nähe und Distanz
> Dimensionen: Nähe und Sicherheit
> Emotionen: Beruhigung oder eben Angst, Ärger; Traurigkeit

22
Q

Beschreibe die Dimension Identität/ Selbstwert nach Greenberg

A

> Bedürfnisse:
– Dazugehören, sich richtig fühlen
– Frei sie sich selbst zu definieren
– Sich respektiert, geachtet, wertgeschätzt und validiert fühlen
Dimensionen: Selbstwirksamkeit, Selbstwert
Emotionen: Stolz, Empathie oder eben Scham, Ärger

23
Q

Beschreibe die Dimension Attraktion/ Mögen nach Greenberg

A

> Die Freunde und Lust, die im Zusammensein mit den anderen erlebt wird (gemeinsame Zeit und gemeinsame Interessen, Attraktion)
Dimensionen: Wärme, Lust, Attraktion
Emotionen: Freude, Interesse, Anziehung, Erregung, Liebe

24
Q

Welches sind die Stufen der emotionsfokussierten Paartherapie?

A
  1. Validierung und Aufbau der Therapiebeziehung
  2. Deseskalieren des negativen Interaktionszirkels
  3. Zugänglich machen darunterliegende, verdeckter
    Gefühle
  4. Restrukturierung der Interaktion und der Bindung
    der Partner
  5. Konsolidierung und Integration