Psychotische Störungen: Schizophrenie Flashcards
(36 cards)
Nenne den Unterschied zwischen einer Psychose und der Schizophrenie
> Psychose — Psychische Störung mit Beeinträchtigung des Realitätsbezugs (Halluzinationen etc.) > Schizophrenie — Konkrete psychische Störung/Diagnose -> Unterschiedliche Ebenen
Beschriebe die Schizophrenie
> Sehr heterogenes Störungsbild
Sehr unterschiedliche Menschen können eine
Schizophrenie-Diagnose haben
Sehr unterschiedliche Symptome können zu einer
Schizophrenie-Diagnose führen
Beschreibe die Symptomatik der Schizophrenie
> „Positivsymptomatik“
— Zum Erleben und Verhalten kommt etwas hinzu
„Negativsymptomatik“
— Erleben und Verhalten wird eingeschränkt
(Neuropsychologische Defizite)
(Symptome komorbider Störungen)
Welche Arten der Positivsymptomatik kann man Unterscheiden
> Wahn
— Überzeugung, an der trotz widersprüchlicher Belege
festgehalten wird
Halluzinationen
— „Nicht direkt und willentlich kontrollierbare perzeptiv-ähnliche
Erfahrung, die in Abwesenheit eines angemessenen Stimulus
gemacht wird, aber die Auswirkung einer realen Wahrnehmung
hat.“ (Lincoln, 2014, S. 16)
Ich-Störungen
— Störung der Meinhaftigkeit des Erlebens (Gefühl der Fremdsteuerung)
Beschriebe den Wahn und die verschiedenen Arten
> Inhaltliche Denkstörung
Wahnstimmung
— Unbestimmtes Gefühl, dass «etwas» in der Luft liegt, dessen Bedeutung
allerdings noch nicht bekannt ist
Wahnwahrnehmung
— Abnorme Bedeutungszuschreibung zu angemessener Wahrnehmung (Ausserirdischer als Stuhl)
Wahneinfälle
— Wahnhafte Ideen/Gedanken/Interpretationen
-> oft Dysfunktion Dopamin
Welche Arten von Wahn gibt es?
> Wahnarten:
- Beziehungswahn (Bezieht sich auf Etwas)
- Liebeswahn
- Verfolgungswahn
- Eifersuchtswahn
- Größenwahn (besondere Mission)
Beschreibe die Halluzinationen
> Im Rahmen von Schizophrenie häufig akustische
Halluzinationen/Stimmenhören (50%), seltener visuelle (15%)
oder taktile Halluzinationen (5%)
Kommentierende, dialogische oder kommandierende Stimmen
Kurze Sätze (1-5 Wörter),
mehrere Stimmen, laut &
deutlich oder leise &
verschwommen,
unterschiedliche
Lokalisation
Welche Arten von Stimmen gibt es?
> Kommentierende, dialogische oder kommandierende Stimmen
- abwertende Kommentare
- Kommandierende Stimmen
- Fragende Stimmen
Beschreibe die Ich-Störungen und deren verschiedenen Arten
> Gedankeneingebung
— „Jemand pflanzt mir Gedanken ein, die nicht zu mir gehören“
Gedankenentzug
— „Jemand zieht meine Gedanken aus meinem Kopf“
Gedankenausbreitung
— „Andere können meine Gedanken lesen“
Willensbeeinflussung
— „Ich werde von jemandem fremdgesteuert“
Achtung: Die Ich-Störungen gehören im englischen
Sprachraum zu den Wahnphänomenen
Beschreibe die Negativsymptomatik
> Affektive Symptome:
— Affektverflachung, Anhedonie, sozialer Rückzug, inadäquater
Affekt (z.B. Parathymie)
Katatone Symptome:
— Stupor, Negativismus, Katalepsie, Haltungsstereotypien
— Psychomotorische Erregung, Bewegungsstereotypien,
Echopraxie, Manierismen
Formale Denkstörungen
— Zerfahrenheit: Paralogik, Paragrammatismus, Neologismen
— Gedankenabreissen
— Danebenreden
Beschreibe die Neuropsychologische Defizite
> Bereiche
— Aufmerksamkeit
— Gedächtnis
— Exekutivfunktionen
Neuropsychologische Defizite können Funktionsniveau
vermindern (Probleme im Alltag)
Defizite treten früh im Verlauf der Erkrankung auf und sind relativ stabil
Beschriebe die Diagnose der Schizophrenie nach ICD 10
F20 Schizophrenie
1. Gedankenlautwerden, -eingebung oder -entzug, Gedankenausbreitung
2. Fremdbeeinflussungserleben, Wahnwahrnehmungen
3. Kommentierende oder dialogische Stimmen
4. Anhaltender, kulturell unangemessener und völlig unrealistischer Wahn
5. Anhaltende Halluzinationen jeder Sinnesmodalität, begleitet von flüchtigen
Wahngedanken oder überwertigen Ideen
6. Gedankenabreißen oder Einschiebungen in den Gedankenfluss, was zu
Zerfahrenheit, Danebenreden oder Neologismen führt
7. Katatone Symptome wie Erregung, Haltungsstereotypien oder wächserne
Biegsamkeit, Negativismus, Mutismus und Stupor
8. „Negative“ Symptome wie auffällige Apathie, verflachte oder inadäquate
Affekte, meist mit sozialem Rückzug oder Einschränkung der sozialen
Leistungsfähigkeit
> Mindestens ein Symptom aus 1. bis 4. (schneiderscheu Symptome) oder mindestens zwei aus 5. bis 8 (katatone Symptome)
während mindestens eines Monats
Welche Subtypen gibt es?
Subtypen — Paranoide Schizophrenie — Hebephrene Schizophrenie — Katatone Schizophrenie — Undifferenzierte Schizophrenie - >zeitlich nicht stabil (kann sich ändern)
Welche Änderungen gab es neu im DSM 5
Neu in DSM-5
— Mindestens 2 Symptome, eines davon typisch (Wahn,
Halluzination, desorganisierte Sprechweise)
— Subtypen verworfen
— Stattdessen: specifier, z.B. „catatonia“
-> 1. Rang Symptome nach Schneider sind verworfen
-> neu 2 Symptome (egal welche)
Beschreibe die verschiedenen Diagnostik Instrumente
> Kategorial: SKID-I
— Strukturiertes klinisches Interview für DSM-IV
Dimensional:
Fremdrating
— PANSS: Positive and Negative Syndrome Scale
(Kay, Opler, Fiszbein, 1987)
— BPRS: Brief Psychiatric Rating Scale
(Overall & Gorham, 1962)
Selbstrating
— PDI: Peters et al. Delusion Inventory
— BAVQ-R: Beliefs about voices questionnaire, revised
Welche andere Diagnosen aus dem
schizophrenen Formenkreis gibt es?
> F20.4 Postschizophrenie Depression
— F20 Kriterien innerhalb 1 Jahr erfüllt, aktuell aber nicht mehr
— Einige Symptome noch vorhanden
— Kriterien für depressive Episode erfüllt (min. F32.0)
F21 Schizotype Störung
F22.0 Wahnhafte Störung
F23 Akute vorübergehende psychotische Störung
Akuter Beginn innerhalb maximal 2 Wochen
F25 Schizoaffektive Störungen
Puerperalpsychose (= Wochenbettpsychose)
Welche Differentialdiagnosen müssen gemacht werden
> Depressive Episode (schwer mit psychotischen Symptomen) > Zwangsstörung > Substanzinduzierte Psychose (F1x.5) > Somatische Erkrankungen (Auswahl) — Epilepsie — Demenzielle Erkrankungen — ZNS-Infektion — Vitaminmangel B12
Beschreibe die Epidemiologie, Phasen, Komorbiditäten
> Lebenszeitprävalenz: 1%
Ersterkrankungsalter:
— Männer: 15-25 Jahre, Frauen: 25-35 Jahre (50:50)
Phasen: Prodromal, Florid/Akut, Residual
Erhöhtes Suizidrisiko (bis 15%)
Langzeitfolgen
— 22% Vollremission, 43% uncharakteristisches,
35% charakteristisches Residuum
Komorbiditäten: Substanzabhängigkeit, Angststörungen
Welche Verläufe der Schizophrenie gibt es?
> einfache Verläufe (bleibt auf einem bestimmten Level):
- Akut zu schweren chronischen Zuständen (selten)
- chronisch zu schweren chronischen Zuständen 5-10%
- Akut zu leichten chronischen Zuständen (um 5%)
- chronisch zu leichteren chronischen Zuständen (15-25%)
Wellenförmige Verläufe:
- Wellenförmig zu schweren chronischen Zuständen (kaum)
- Wellenförmig zu leichten chronischen Zuständen (20-25%)
- Heilung nach wellenförmigem Verlauf (35-40%)
Andere Verläufe (um 5%)
Erkläre das Vulnerabilitäts-Stress-Modell bei der Schizophrenie
Stresslevel variiert und gibt vulnerabilitätslevel -> darüber= Symptome tauchen auf
-> gemäss Modell hat dies jeder Mensch ein solches Level, jedoch höhere Toleranz
Beschreibe das Bio-psycho-soziale Modell
> „Bio“
— Genetische Komponente (hohe Erblichkeit)
— Dopaminerge Dysfunktion
— Geburtskomplikationen
— …
„Psycho“ (teilweise nur spezifisch für Wahn)
— Stress-Sensitivität
— Voreiliges Schlussfolgern, Theory of Mind-Defizite, Attribution
— Negative Emotionen als Trigger für psychotische Symptome
— ….
„Sozial“
— Life Events
— High Expressed Emotions (erhöht Rückfallrisiko)
— Niedriger sozialer Status, ledig/geschieden
Beschreibe das individuelle Problemmodell: Wahn
- frühe Erfahrungen, Vererbung, biologische Modelle (Vulnerabilität)
-> Auslösendes Ereignis
= Anormales Erleben und Arousal
-> Suche nach Bedeutung= Auswahl einer Erklärung
= Bedrohungsüberzeugung -> Selektive Aufmerksamkeit und Sicherheitsverhalten& Rückzug
> Zusätzlich
- Emotionen
- Kognitive Verzerrungen
Beschreibe die Relevanz von Emotionen
Angstanstieg und Selbstwertschwankungen können
Wahngedanken anstoßen / triggern
-> Bei Therapie muss man Selbstwert steigern
Was ist die Kontinuum Hypothese?
Verbreitung wahnähnlicher Vorstellungen oder überwertiger Ideen in der Normalbevölkerung > Ergebnisse zeigen, dass psychotisches und gesundes Erleben nicht so weit auseinanderliegen wie früher angenommen, sondern fließende Übergänge bestehen