Psychotische Störungen: Schizophrenie Flashcards

1
Q

Nenne den Unterschied zwischen einer Psychose und der Schizophrenie

A
> Psychose
— Psychische Störung mit Beeinträchtigung des Realitätsbezugs (Halluzinationen etc.)
> Schizophrenie
— Konkrete psychische Störung/Diagnose
-> Unterschiedliche Ebenen
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2
Q

Beschriebe die Schizophrenie

A

> Sehr heterogenes Störungsbild
􀃆 Sehr unterschiedliche Menschen können eine
Schizophrenie-Diagnose haben
􀃆 Sehr unterschiedliche Symptome können zu einer
Schizophrenie-Diagnose führen

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3
Q

Beschreibe die Symptomatik der Schizophrenie

A

> „Positivsymptomatik“
— Zum Erleben und Verhalten kommt etwas hinzu
„Negativsymptomatik“
— Erleben und Verhalten wird eingeschränkt
(Neuropsychologische Defizite)
(Symptome komorbider Störungen)

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4
Q

Welche Arten der Positivsymptomatik kann man Unterscheiden

A

> Wahn
— Überzeugung, an der trotz widersprüchlicher Belege
festgehalten wird
Halluzinationen
— „Nicht direkt und willentlich kontrollierbare perzeptiv-ähnliche
Erfahrung, die in Abwesenheit eines angemessenen Stimulus
gemacht wird, aber die Auswirkung einer realen Wahrnehmung
hat.“ (Lincoln, 2014, S. 16)
Ich-Störungen
— Störung der Meinhaftigkeit des Erlebens (Gefühl der Fremdsteuerung)

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5
Q

Beschriebe den Wahn und die verschiedenen Arten

A

> Inhaltliche Denkstörung
Wahnstimmung
— Unbestimmtes Gefühl, dass «etwas» in der Luft liegt, dessen Bedeutung
allerdings noch nicht bekannt ist
Wahnwahrnehmung
— Abnorme Bedeutungszuschreibung zu angemessener Wahrnehmung (Ausserirdischer als Stuhl)
Wahneinfälle
— Wahnhafte Ideen/Gedanken/Interpretationen
-> oft Dysfunktion Dopamin

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6
Q

Welche Arten von Wahn gibt es?

A

> Wahnarten:

  • Beziehungswahn (Bezieht sich auf Etwas)
  • Liebeswahn
  • Verfolgungswahn
  • Eifersuchtswahn
  • Größenwahn (besondere Mission)
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7
Q

Beschreibe die Halluzinationen

A

> Im Rahmen von Schizophrenie häufig akustische
Halluzinationen/Stimmenhören (50%), seltener visuelle (15%)
oder taktile Halluzinationen (5%)
Kommentierende, dialogische oder kommandierende Stimmen
Kurze Sätze (1-5 Wörter),
mehrere Stimmen, laut &
deutlich oder leise &
verschwommen,
unterschiedliche
Lokalisation

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8
Q

Welche Arten von Stimmen gibt es?

A

> Kommentierende, dialogische oder kommandierende Stimmen

  • abwertende Kommentare
  • Kommandierende Stimmen
  • Fragende Stimmen
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9
Q

Beschreibe die Ich-Störungen und deren verschiedenen Arten

A

> Gedankeneingebung
— „Jemand pflanzt mir Gedanken ein, die nicht zu mir gehören“
Gedankenentzug
— „Jemand zieht meine Gedanken aus meinem Kopf“
Gedankenausbreitung
— „Andere können meine Gedanken lesen“
Willensbeeinflussung
— „Ich werde von jemandem fremdgesteuert“
Achtung: Die Ich-Störungen gehören im englischen
Sprachraum zu den Wahnphänomenen

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10
Q

Beschreibe die Negativsymptomatik

A

> Affektive Symptome:
— Affektverflachung, Anhedonie, sozialer Rückzug, inadäquater
Affekt (z.B. Parathymie)
Katatone Symptome:
— Stupor, Negativismus, Katalepsie, Haltungsstereotypien
— Psychomotorische Erregung, Bewegungsstereotypien,
Echopraxie, Manierismen
Formale Denkstörungen
— Zerfahrenheit: Paralogik, Paragrammatismus, Neologismen
— Gedankenabreissen
— Danebenreden

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11
Q

Beschreibe die Neuropsychologische Defizite

A

> Bereiche
— Aufmerksamkeit
— Gedächtnis
— Exekutivfunktionen
Neuropsychologische Defizite können Funktionsniveau
vermindern (Probleme im Alltag)
Defizite treten früh im Verlauf der Erkrankung auf und sind relativ stabil

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12
Q

Beschriebe die Diagnose der Schizophrenie nach ICD 10

A

F20 Schizophrenie
1. Gedankenlautwerden, -eingebung oder -entzug, Gedankenausbreitung
2. Fremdbeeinflussungserleben, Wahnwahrnehmungen
3. Kommentierende oder dialogische Stimmen
4. Anhaltender, kulturell unangemessener und völlig unrealistischer Wahn
5. Anhaltende Halluzinationen jeder Sinnesmodalität, begleitet von flüchtigen
Wahngedanken oder überwertigen Ideen
6. Gedankenabreißen oder Einschiebungen in den Gedankenfluss, was zu
Zerfahrenheit, Danebenreden oder Neologismen führt
7. Katatone Symptome wie Erregung, Haltungsstereotypien oder wächserne
Biegsamkeit, Negativismus, Mutismus und Stupor
8. „Negative“ Symptome wie auffällige Apathie, verflachte oder inadäquate
Affekte, meist mit sozialem Rückzug oder Einschränkung der sozialen
Leistungsfähigkeit

> Mindestens ein Symptom aus 1. bis 4. (schneiderscheu Symptome) oder mindestens zwei aus 5. bis 8 (katatone Symptome)
während mindestens eines Monats

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13
Q

Welche Subtypen gibt es?

A
Subtypen
— Paranoide Schizophrenie
— Hebephrene Schizophrenie
— Katatone Schizophrenie
— Undifferenzierte Schizophrenie
- >zeitlich nicht stabil (kann sich ändern)
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14
Q

Welche Änderungen gab es neu im DSM 5

A

Neu in DSM-5
— Mindestens 2 Symptome, eines davon typisch (Wahn,
Halluzination, desorganisierte Sprechweise)
— Subtypen verworfen
— Stattdessen: specifier, z.B. „catatonia“
-> 1. Rang Symptome nach Schneider sind verworfen
-> neu 2 Symptome (egal welche)

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15
Q

Beschreibe die verschiedenen Diagnostik Instrumente

A

> Kategorial: SKID-I
— Strukturiertes klinisches Interview für DSM-IV
Dimensional:
Fremdrating
— PANSS: Positive and Negative Syndrome Scale
(Kay, Opler, Fiszbein, 1987)
— BPRS: Brief Psychiatric Rating Scale
(Overall & Gorham, 1962)
Selbstrating
— PDI: Peters et al. Delusion Inventory
— BAVQ-R: Beliefs about voices questionnaire, revised

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16
Q

Welche andere Diagnosen aus dem

schizophrenen Formenkreis gibt es?

A

> F20.4 Postschizophrenie Depression
— F20 Kriterien innerhalb 1 Jahr erfüllt, aktuell aber nicht mehr
— Einige Symptome noch vorhanden
— Kriterien für depressive Episode erfüllt (min. F32.0)
F21 Schizotype Störung
F22.0 Wahnhafte Störung
F23 Akute vorübergehende psychotische Störung
Akuter Beginn innerhalb maximal 2 Wochen
F25 Schizoaffektive Störungen
Puerperalpsychose (= Wochenbettpsychose)

17
Q

Welche Differentialdiagnosen müssen gemacht werden

A
> Depressive Episode (schwer mit psychotischen Symptomen)
> Zwangsstörung
> Substanzinduzierte Psychose (F1x.5)
> Somatische Erkrankungen (Auswahl)
— Epilepsie
— Demenzielle Erkrankungen
— ZNS-Infektion
— Vitaminmangel B12
18
Q

Beschreibe die Epidemiologie, Phasen, Komorbiditäten

A

> Lebenszeitprävalenz: 1%
Ersterkrankungsalter:
— Männer: 15-25 Jahre, Frauen: 25-35 Jahre (50:50)
Phasen: Prodromal, Florid/Akut, Residual
Erhöhtes Suizidrisiko (bis 15%)
Langzeitfolgen
— 22% Vollremission, 43% uncharakteristisches,
35% charakteristisches Residuum
Komorbiditäten: Substanzabhängigkeit, Angststörungen

19
Q

Welche Verläufe der Schizophrenie gibt es?

A

> einfache Verläufe (bleibt auf einem bestimmten Level):
- Akut zu schweren chronischen Zuständen (selten)
- chronisch zu schweren chronischen Zuständen 5-10%
- Akut zu leichten chronischen Zuständen (um 5%)
- chronisch zu leichteren chronischen Zuständen (15-25%)
Wellenförmige Verläufe:
- Wellenförmig zu schweren chronischen Zuständen (kaum)
- Wellenförmig zu leichten chronischen Zuständen (20-25%)
- Heilung nach wellenförmigem Verlauf (35-40%)
Andere Verläufe (um 5%)

20
Q

Erkläre das Vulnerabilitäts-Stress-Modell bei der Schizophrenie

A

Stresslevel variiert und gibt vulnerabilitätslevel -> darüber= Symptome tauchen auf
-> gemäss Modell hat dies jeder Mensch ein solches Level, jedoch höhere Toleranz

21
Q

Beschreibe das Bio-psycho-soziale Modell

A

> „Bio“
— Genetische Komponente (hohe Erblichkeit)
— Dopaminerge Dysfunktion
— Geburtskomplikationen
— …
„Psycho“ (teilweise nur spezifisch für Wahn)
— Stress-Sensitivität
— Voreiliges Schlussfolgern, Theory of Mind-Defizite, Attribution
— Negative Emotionen als Trigger für psychotische Symptome
— ….
„Sozial“
— Life Events
— High Expressed Emotions (erhöht Rückfallrisiko)
— Niedriger sozialer Status, ledig/geschieden

22
Q

Beschreibe das individuelle Problemmodell: Wahn

A
  • frühe Erfahrungen, Vererbung, biologische Modelle (Vulnerabilität)
    -> Auslösendes Ereignis
    = Anormales Erleben und Arousal
    -> Suche nach Bedeutung= Auswahl einer Erklärung
    = Bedrohungsüberzeugung -> Selektive Aufmerksamkeit und Sicherheitsverhalten& Rückzug

> Zusätzlich

  • Emotionen
  • Kognitive Verzerrungen
23
Q

Beschreibe die Relevanz von Emotionen

A

Angstanstieg und Selbstwertschwankungen können
Wahngedanken anstoßen / triggern
-> Bei Therapie muss man Selbstwert steigern

24
Q

Was ist die Kontinuum Hypothese?

A
Verbreitung wahnähnlicher Vorstellungen oder überwertiger
Ideen in der Normalbevölkerung
> Ergebnisse zeigen, dass
psychotisches und gesundes
Erleben nicht so weit
auseinanderliegen wie
früher angenommen,
sondern fließende
Übergänge bestehen
25
Q

Welche biologischen Faktoren gibt es?

A
> Genetische Risikofaktoren
— z.B. ca. 50% Konkordanz bei eineiigen Zwillingen
> Prä- und perinatale Risikofaktoren, z.B.:
— Geburtstraumata
— Virusinfektionen
> Neurochemische Veränderungen
— Z.B. dopaminerge Dysfunktion
-> neuronales Korrelat von Stimmenhören
26
Q

Welche sozialen Faktoren gibt es?

A

> Erfasst mit Camberwell Family Interview (CFI)
Overprotection / Overengagement
Kritik
Feindseligkeit
13 Studien mit insgesamt 674 Patienten zur 1-Jahres-
Rezidivhäufigkeit:
— Bei High EE 54% Rezidive,
— Bei Low EE 23% Rezidive
Aber: nicht relevant für die Entstehung von SZ
Vermittlung von Störungsmodellen

27
Q

Behandlungsmöglichkeiten

A

> Medikamentöse Therapie
Psychotherapie / psychologische Therapie
— Insbesondere kognitive Verhaltenstherapie für Psychose
Trainings und Psychoedukation
Familien- bzw. systemische Therapie

28
Q

Beschreibe die medikamentöse Therapie

A

> Klassische und atypische Präparate
— Klassisch: Haloperidol, … (Ziel: Dopamin-System)
— Atypisch: Risperidon, Clozapin, … (Ziel: Dopamin- und Serotonin-System)
Vorteile atypische Neuroleptika
— Bessere Verträglichkeit
— Wirkung auch auf Negativsymptomatik
Nebenwirkungen
— Akathisie (Unruhe), Früh- und Spätdyskinesien (unwillkürliche
Bewegungen)
— Malinges neuroleptisches Syndrom (bis 0.4%)
— Trockener Mund, Müdigkeit, Gewichtszunahme, …
Effektstärke Antipsychotische Medikation versus Placebo:
Cohen‘s d = -0.51 (Gesamtsymptomatik)
„We conclude that the drug versus placebo difference of
[second generation antipsychotic] drugs and haloperidol in
recent trials was moderate, and that there is much room for
more efficacious compounds.” (p. 429)

29
Q

Beschreibe die Trainings und Psychoedukation

A

> Trainings
— Problemlösetraining
— Metakognitives Training
— Kognitive Remediation (z.B. CogPack, INT, …)
Psychoedukation
— von Betroffenen und Angehörigen (nicht klar ob dies sinn macht)

30
Q

Beschreibe das MKT

A

> Meta-kognitives Training (Steffen Moritz und KollegInnen)
Bilder ergänzen -> soll klar machen ob voreilige Schlüsse gezogen werden
8 Trainingsmodule mit Alltagsbeispielen und Übungen
Gruppensetting
Vorteile:
— Als Gruppenformat in Kliniken sehr einfach zu implementieren
— Geht über Informationsvermittlung hinaus
— Spielerisch
Nachteile:
— Kein Ersatz für individualisierte, psychologische Therapie

31
Q

Beschreibe den Verlauf der psychologischen Therapie

A

Vorher eher auf Medis gesetzt -> jetzt eher Balance zwischen Medikation und psycholgischen Therapien

32
Q

Welche Patienten profitieren von der Therapie?

A

> Die Ausprägungen
— der Symptombelastung,
— des Funktionsniveaus,
— der neurokognitiven Defizite,
— der Denkverzerrungen sowie
— Komorbiditäten
stellen kein Hindernis für Therapieerfolg während KVTp dar
(Lincoln et. al, 2014, p. 198)
Leitliniengerechte Psychotherapie sowohl im stationären als
auch im ambulanten Setting bisher absolut unzureichend
umgesetzt!

33
Q

Beschriebe die Grundidee der Kognitive VT für Psychose (KVTp)

A

> Verständnis der Symptome auf „normalpsychologischer“
Grundlage
— Kontinuum-Hypothese
— Kognitives Modell: Gedanken, Gefühle, Verhalten, …
Nicht die paranoide Idee/Halluzination/ungewöhnliche
Erfahrung an sich bestimmt den Leidensdruck und
Krankheitswert…
… sondern der Umgang mit der Idee/Erfahrung bzw. die
Reaktion darauf
Ansatz in der Therapie: Aufbau eines funktionaleren
Umgangs/Reagierens, um Reduktion der Belastung und
ggf. des Symptoms an sich zu erreichen

34
Q

Beschreibe die Elemente der KVTp

A
  • Beziehungsaufbau
  • individuelles Problemmodell
  • Arbeit mit Symptomen
  • Rückfallprävention
35
Q

Welche Mythen gibt es?

A

> Der Patient muss zuerst einmal Einsicht haben…
Über Wahn darf man nicht sprechen
Wahn bedeutet, dass der Patient nicht rational denken kann
Wahnhafte und andere Überzeugungen sind qualitativ
unterschiedlich

36
Q

Welche Medikamenten-Compliance gibt es?

A

> „Problemverhalten“: Nimmt Medikamente nicht
1. Keine Einsicht
2. Kontrolle über Medikamenteneinnahme als (letztes
verbleibendes) Mittel für Plan „Sei autonom“
3. Gespräche über Medikation mit Pflege, Ärzten, Psychologen
als Mittel, um Bindungsbedürfnis zu befriedigen
4. Problem-Patient sein, um länger auf Station bleiben zu können,
als Mittel um Sicherheit (vor Verfolgern) zu bekommen
5. Rationale Entscheidung aufgrund von Kosten-Nutzen-
Abwägung
Motivorientierte Beziehungsgestaltung!