Stalinismus und Nationalsozialismus Flashcards

1
Q

Die frühe Sowjetunion und der Stalinismus:

Von der Oktoberrevolutopn zur Gründung der Sowjetunion

A
  • 1917 Oktoberrevolution -> Bolschewiki an der Macht, angeführt von Lenin (und Trotzki)
  • Einparteienherrschaft errichtet, Kommunistische Partei, orientiert an Marxismus und Leninismus
  • Tscheka – Geheimpolizei, „roter Terror“
  • Bürgerkrieg 1918-1921/22, es kämpfen die „Roten“ (neu entstehende Rote Armee der Bolschewiki) gegen die „Weißen“ (Sammelbezeichnung für alle antikommunistischen Kräfte, darunter Monarchisten)
  • 1922 Gründung der Sowjetunion
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2
Q

1920er Jahre: ,,Neue Ökonomische Politik’’ und der Aufstieg Stalins

A
  • 192-1926/29 ,,Neue Ökonomische Politik’’ (NEP): Wiederzulassen von Privatwirtschaft in begrenztem Umfang, Banken und große Unternehmen/Fabriken bleiben aber staatlich
  • Machtkämpfe innerhalb der bolschewistischen Partei nach Lenins Tod 1924 –> Trotzki verbannt, Stalin geht als Sieger hervor, Machstellung als Generalsekretär der Partei
  • 1929-1953 Stalinismus
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3
Q

Umbruch um 1930

A
  • erster Fünfjahresplan 1928/29 -1932, zentral gelenkte Planwirtschaft
  • Industrialisierung mit Schwerpunkt auf der Schwerindustrie
  • Kollektivierung der Landwirtschaft: Kolchosen (Kollektivwirtschaften) und Sowchosen (Staatswirtschaften) gegründet, mit Gewalt gegen viel Widerstand durchgesetzt, dabei Losung:
    „Liquidierung der Kulaken [wohlhabende Bauern]
    als Klasse“
  • anti-religiöse Kampagne gegen Geistliche und Gläubige, u.a. Sprengungen von Kirchengebäuden
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4
Q

Stalinismus 1930er Jahre

A
  • Aufbau einer Industrie, konzentriert auf Prestigeprojekte wie das Eisenhüttenwerk Magnitogorsk
  • echte und inszenierte Begeisterung für „Aufbau des Sozialismus“
  • 1936-1938 „Großer Terror“: Schauprozesse in Moskau gegen Parteifunktionäre, Terrorwellen gegen „Kulaken“, „sozial schädliche Elemente“, „Volksfeinde“, „Saboteure“
  • Terror auch gegen ganze ethnische Gruppen (Polen, Deutsche u.a.)
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5
Q

Fazit zu den Führerkulten

A
  • Führerkulte in Wort und Bild, durch verschiedene Medien vermittelt (Fotografien, Plakate, Postkarten, Bücher, Gemälde…)
  • bildliche Darstellung vermittelte Größe des Führers, zentrale Position, Überlegenheit, primus inter pares, besondere visionäre Kraft, im Falle Stalins väterliche Fürsorge
  • Personenkult um den „Führer“ als wichtiger Integrationsfaktor in den Diktaturen
  • Jan Plamper: Die Führerkulte nahmen aufeinander Bezug, der „hysterische“ Hitler wurden in der Sowjetunion dem „ruhigen“ Stalin gegenübergestellt
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6
Q

Ideologie des Nationalsozialismus

A
  • Antisemitismus und Rassismus, umgesetzt z.B. in den „Nürnberger Gesetzen“
  • ein erster Höhepunkt antisemitisch motivierter Verfolgung: Novemberpogrom 1938 („Reichskristallnacht“)
  • „Lebensraum im Osten“ gewinnen, wie in Hitlers Schrift „Mein Kampf“ erläutert; Osteuropäer (Slawen) als minderwertig dargestellt
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7
Q

Ideologie des Stalinismus

A
  • zunächst kein offizieller Antisemitismus und Rassismus, wohl aber Fremdenfeindlichkeit
  • in den 1930er Jahren: nach gescheiterter Weltrevolution „Sozialismus in einem Land“ (der Sowjetunion) propagiert, zunehmende Abschottung nach außen
  • Gegenmodell zur kapitalistischen Moderne, Überwindung von Rückständigkeit
  • rücksichtslose Bekämpfung feindlicher Klassen (Bourgeoisie, Kapitalisten, Geistliche, wohlhabende Bauern), von „Saboteuren“ und Spionen
  • russisch dominierter Patriotismus, jedoch gesteuerte Entwicklung verschiedener Nationalitäten
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8
Q

Herrschaft und Gesellschaft:

Hitlers Stellung im NS- System

A
  • Alleinherrschaft
  • ,,Polykratie’’
  • Synthetisierende Funktion –> Hitler konnte als letzte Entscheidungsinstanz fungieren
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9
Q

Stalin und das Politbüro

A
  • Politbüro: höchstes Gremium der Partei, Entscheidungs- und Machtzentrum auch des Staates
  • Von 1929 bis etwa Mitte der 1930er Jahre: alle Politbüromitglieder mit noch relativ großer Autonomie, Reste von „kollektiver Führung“
  • Stalin mit der Rolle des Schiedsrichters, v.a. bezogen auf verschiedene rivalisierende Behördeninteressen
  • Politbürositzungen und Parteikongresse immer seltener einberufen
  • Während des Großen Terrors, im April 1937, „Fünfergruppe“ eingerichtet –> enger, nicht formalisierter Machtzirkel
  • Arbeitsbesprechungen in Stalins Arbeitszimmer im Kreml oder auf seiner Datscha mit Vorentscheidungen, dabei Anschein innerparteilicher Abstimmungsprozesse gewahrt
  • Russischer Historiker Oleg Chlevnjuk: „stalinsche Diktatur“
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10
Q

Sozialgeschichtliche Perspektiven- Nationalsozialismus

A
  • Aufstiegschancen, bei NS umstritten, inwieweit Klassencharakter aufgeweicht
  • Debatten um Modernisierung der Gesellschaft (etwa durch Konsum bei „Kraft durch Freude“), um Integration der Arbeiter ins System
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11
Q

Sozialgeschichtliche Perspektiven-

Stalinismus

A
  • für die Bewertung des Stalinismus häufig Egalitarismus als Kriterium genommen (Abschaffung der Unterdrückung, Fernziel klassenlose Gesellschaft), vor diesem Hintergrund Privilegien der Elite betont -> komfortable Wohnungen, Versorgung mit Luxusgütern
  • Aufwärtsmobilität, die das System attraktiv machte
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12
Q

Terror und Lager

A
  • NS: KOnzentrations- und Vernichtungslager

- Stalinismus: Gulag- Lager (GULAG= Haupttverwaltung der Lager)

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13
Q

Nationalsozialistische und stalinistische Lager im Vergleich

A
  • Fachdebatten darum, inwieweit Inhaftierung in Gulag-Lagern mit Vernichtungsabsicht verbunden war (wie in KZs) und ob Gulag-Lager wirtschaftlich effektiv waren
  • Fazit: bezogen auf den Lageralltag und die in den Lagern verübten Grausamkeiten sind Vergleiche möglich, aber die Politik gegenüber den Opfern unterschied sich erheblich. Während die Opfergruppen im Nationalsozialismus klarer begrenzt waren (Juden, Kommunisten, Homosexuelle u.a.), weitete sich der stalinistische Terror in den 1930er Jahren auf weite Bevölkerungsgruppen aus, darunter ethnische. Zudem können die Gulag-Lager trotz ihrer Schrecken und hoher Opferzahlen nicht mit den nationalsozialistischen Vernichtungslagern gleichgesetzt werden, da ihnen keine unbedingte Vernichtungsabsicht zugrunde lag
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14
Q

Hannah Arendt und die Totalitarismustheorie

A
  • vergleicht NS und Stalinismus

- totalitäre Herrschaften als historisches Novum

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15
Q

a) ,,Bewegungsgesetz’’ und Terror

A
  • Natur- oder historisches Gesetz als „Bewegungsgesetz“ -> „Gesetz der Ausscheidung von ‚Schädlichem‘ oder Überflüssigem zugunsten des reibungslosen Ablaufs einer Bewegung […], aus der schließlich gleich dem Phönix aus der Asche eine Art Menschheit entstehen soll.“ (S. 708)
  • Terror zur Durchsetzung der Bewegungsgesetze, Terror ist „die ständig benötigte Exekution der Gesetze natürlicher oder geschichtlicher Prozesse.“ (S. 712)
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16
Q

b) Die ,,Logik des Deduzierens’’ statt Ideleogiegehalt

A
  • Arendt grenzt totalitäre Herrschaft von Tyrannis ab, in ersterer besteht keine Handlungsfreiheit des Individuums mehr, politische Handlungsräume zwischen Menschen sind vernichtet durch das „eiserne Band“ des Terrors
17
Q

Die Verlassenheit in der Moderne

A
  • Die Grunderfahrung menschlichen Zusammenseins, die in totalitärer Herrschaft politisch realisiert wird, ist die Erfahrung der Verlassenheit.“ (727)
  • „Was moderne Menschen so leicht in die totalitären Bewegungen jagt und sie so gut vorbereitet für die totalitäre Herrschaft, ist die allenthalben zunehmende Verlassenheit. Es ist, als breche alles, was Menschen miteinander verbindet, in der Krise zusammen, so daß jeder von jedem verlassen und auf nichts mehr Verlaß ist. Das eiserne Band des Terrors, mit dem der totalitäre Herrschaftsapparat die von ihm organisierten Massen in eine entfesselte Bewegung reißt, erscheint so als ein letzter Halt und die ‚eiskalte Logik‘, mit der totalitäre Gewalthaber ihre Anhänger auf das Ärgste vorbereiten, als das einzige, worauf wenigstens noch Verlaß ist.“ (729)
18
Q

Kritik von Arendts:

Würdigung

A
  • Erstmals totalitäre Herrschaft als neuen Herrschaftstypus gefasst
  • Versuch, die großen Diktaturen des 20. Jhs. historisch zu erklären (u.a. Antisemitismus)
  • erklärt diese übergreifend aus Lage des Menschen in der Moderne
19
Q

Kritik

A
  • stützt sich vorwiegend auf Analyse des NS, nicht des Stalinismus
  • Kritik von „links“: unzulässige Gleichsetzung von Stalinismus und Nationalsozialismus
20
Q

Totalitarismustheorie nach Carl Joachim Friedrich und ZB

A

schematisches politikwissenschaftliches Modell mit sechs Merkmalen der totalitären Herrschaft:

  • ->Ideologie, die sich gegen ‚feindliche‘ Klassen oder Rassen richtet,
  • ->Terrorsystem gegen Klassen oder Rassen -> Geheimpolizei
  • ->Wirtschaft ist zur bloßen ‚Befehlswirtschaft‘ geworden
  • ->Einparteiensystem, monolithisch geschlossen, mit allmächtigem Führer an der Spitze
  • ->staatliches Nachrichtenmonopol
  • ->staatliches Waffenmonopol.
21
Q

Kritik an Totalitarismustheorie

A
  • Veränderungen im Ostblock nach 1953/56 (Stalins Tod 1953, Entstalinisierung) konnten von diesem Modell nicht erfasst werden -> zu statisch
  • Inhaltlich u.a.: Wirtschaft war im NS nicht einer totalen staatlichen Kontrolle unterworfen; unterschiedl. sozioökonomische Strukturen und ideologische Zielsetzungen der beiden Systeme werden nicht berücksichtigt
22
Q

Vergleich Nationalsozialismus & Stalinismus

A
  • terroristische Diktaturen
  • ,,gesäuberter Gesellschaft’’
  • ,, moderne Diktaturen’’
23
Q

Fazit

A
  • Der Nationalsozialismus (1933-1945) und der Stalinismus (1929-1953) gelten als die beiden „großen Diktaturen“ des 20. Jahrhunderts, denen Millionen Menschen zum Opfer gefallen sind.
  • Die Ideologien der beiden Regime unterschieden sich stark voneinander (Rasse vs. Klasse), doch hinsichtlich der Führerkulte, beim Alltag der Lager oder bei der gesellschaftlichen Beteiligung am System lassen sich Parallelen erkennen.
  • Die Totalitarismustheorien sind nach einer Blüte in den 1950er und 1960er Jahren relativ wenig für konkrete Forschung angewandt worden, erlebten aber nach dem Untergang der kommunistischen Regime 1989/91 einen neuerlichen Aufschwung.
  • Der mit ihnen implizierte Vergleich zwischen Nationalsozialismus und Stalinismus ist bis heute unter Historikern umstritten. Oftmals geht es dabei um die Singularität des Holocaust. Die Haltung zum Vergleich hängt auch von der politischen Einstellung des Einzelnen ab.