Imperialismus und Kolonialismus Flashcards
Imperialismus
- Hintergrund: Herausbildung eines Weltstaatensystems und globaler Strukturen der Ungleichheit in der Wirtschaft
- Imperialismus umfassender als Kolonialismus, schließt „die Möglichkeit weltweiter Interessenwahrnehmung und informell abgestützter kapitalistischer Durchdringung großer Wirtschaftsräume“ ein (Osterhammel)
.Neu gegenüber vorheriger europäischer Expansion: „Die Stellung der einzelnen Staaten in Europa definierte sich zusehends über ihre Stellung in der außereuropäischen Welt.“ (Schöllgen/Kiessling, S. 49.)
Zwei Epochen des Imperialismus (nach Schöllgen/Kiessling):
Frühimperialismus 1815-1881
- Epoche des Freihandels
- vorwiegend informelle Formen: Errichtung von Siedlungskolonien oder strategische Stützpunkte, meist durch private Gesellschaften als erster Schritt. klassisch: Freihandelsvertrag
Hochimperialismus 1881-1914/18, auch „Zeitalter des Imperialismus“
- Aufteilung Afrikas, wieder verstärkt formelle Herrschaft über neu erworbene Territorien
- Breite Zustimmung in den europäischen Gesellschaften, teils euphorisch
- Stärke der Staaten in Europa bestimmt sich durch ihre Position in der Welt, Frage des Prestiges
Typische Elemente der europäischen Expansion im Imperialismus
- „men on the spot“ handelten eigenmächtig, sei es wegen schlechter Nachrichtenübermittlung oder wegen persönlichen Ehrgeizes
- Aktion mit begrenztem Ziel konnte umschlagen in eine kaum mehr zu kontrollierende Entwicklung
- öffentliche Meinung in den europäischen Staaten als wichtiger Faktor
- Konflikte zwischen den europäischen Mächten, Inbesitznahme konnte (überstürzte) Schritte der Rivalen auslösen
- englisch-französische Rivalität
Kolonialismus (nach J. Osterhammel, Lektüretext)
Kolonisation –
Prozess der Landnahme
Kolonie –
spezifischer politisch-gesellschaftlicher Personenverband
Kolonialismus –
Herrschaftsverhältnis
Sechs Hauptformen von Expansion
- der ,neuenglische Typ’
- afrikanischer Typ
- mit Zwangsimport von Sklaven, Plantagenökonomie
- Klassisch: Britisch- Indien
- Stützpunktvernetzung
Haupttypen von Kolonien
- Beherrschungskolonien
- Stützpunktkolonien
- Siedlungskolonien
Definition von Kolonialismus
„Kolonialismus ist eine Herrschaftsbeziehung zwischen Kollektiven, bei welcher die fundamentalen Entscheidungen über die Lebensführung der Kolonisierten durch eine kulturell andersartige und kaum anpassungswillige Minderheit von Kolonialherren unter vorrangiger Berücksichtigung externer Interessen getroffen und tatsächlich durchgesetzt werden. Damit verbinden sich in der Neuzeit in der Regel sendungsideologische Rechtfertigungsdoktrinen, die auf der Überzeugung der Kolonialherren von ihrer eigenen kulturellen Höherwertigkeit beruhen.“ (Osterhammel, S. 21)
-> Zivilisierungsmission
Europäische Hintergründe
- europäischer Liberalismus in der Krise, Konflikte u.a. wegen Haltung zu imperialistischer Politik, Kritik von Linksliberalen, z.B. von John A. Hobson 1902
- sozialdarwinistisches Denken im geistigen Leben verbreitet
- Rassentheorie seit Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt: höher- und minderwertige Rassen, Warnung vor Verfall der Kultur durch ‚Vermischung‘
- selbst Max Weber von Rassentheorie beeinflusst
,,Scramble for Africa’’
- Aufteilung des afrikanischen Kontinents unter europäischen Mächten zwischen 1881 und 1912
- Zusammenspiel von „Aufteilung am grünen Tisch“ und „Expansionsbestrebungen von Handelnden vor Ort“
- England und Frankreich hier Deutschland, Italien und Belgien als neue „player“
- Angesichts einer Depression der europäischen Wirtschaft seit 1873 ging es um „prophylaktische Sicherung möglicher Märkte und Rohstoffgebiete“(Christoph Marx)
- zudem nationalistisch motiviert
- wichtiger Faktor Ehre, Prestige der jeweiligen Nation und Staatsmacht
Kolonialkrieg als Völkermord: Der Hererokrieg in Deutsch- Südwestafrika
- 1884-1915 deutsche Kolonie, Gebiet des heutigen Namibia
- Deutsche Siedler
- unter den afrikanischen Völkern hier: Herero, bantusprachige Rinderzüchter, und Nama
Höhepunkt des Hererokrieges 1904
- Reichsregierung übergibt das Kommando an General Lothar von Trotha, dieser bekommt Truppenverstärkung aus Deutschland
- Von Trotha: Ziel, die Herero zu vernichten
- Entscheidende Schlacht am Waterberg, danach lassen die dt. Truppen die Afrikaner in der Wüste umkommen
Motive der Expansion
- Zusammenhang Schwäche des Russischen Reiches im Westen – Expansion im Osten
- Prestige als europäische Großmacht, britisch-russischer Gegensatz
- Handelsinteressen
- Zivilisierungsmission
Interpretation des Zitats von Gorcakov
- moderner Staat versus nomadisierende „Völkerschaften“
- Zivilisation versus Unzivilisiertheit
- Motive der Grenzsicherung und Handelsinteressen
- Pflicht zur Unterwerfung
- Hineingezogenwerden in die koloniale Situation
- Russisches Reich stellt sich in die Reihe der westlichen Großmächte
Fazit
- Imperialismus“ bezeichnet eine Epoche der Geschichte (1880-1914) und/oder die moderne Weltpolitik der Europäer inklusive formeller und informeller Herrschaft sowie Kolonialherrschaft.
- Diese Epoche wird als Höhepunkt der europäischen Expansion sowie als Hintergrund des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs gesehen.
- Kennzeichnend waren neben wirtschaftlichen Interessen auch Rassentheorien, Zivilisierungsmission und nationalstaatliches Prestigedenken.
- Kolonialismus hat nicht nur die betroffenen außereuropäischen Gebiete geprägt, sondern auch vielfältig in die europäischen Gesellschaften zurückgewirkt.