Die große Emanzipation: Bürgertum, Frauenbewegung, Nationalismus Flashcards

1
Q

Ständische Gesellschaft im 18. Jahrhundert

A
  • vorherrschend noch das geburtsständische Prinzip
    ‐> relativ statische Gesellschaft
  • ständische Gesellschaft war „zugleich Berufs‐ und Lebensordnung“ (Gall, S. 5)
  • Trennung zwischen Adel und restlicher Gesellschaft verstärkte sich eher noch
  • Stadtbürger als eigener Stand (selbstständige Handwerksmeister, einige der Gesellen, wohlhabende Kaufleute, Ladenbesitzer, Gastwirte, Ärzte, Juristen u.a.)
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2
Q

Auf dem Weg zur bürgerlichen Gesellschaft

Aufstieg des Bürgertums

A

–> ,,langes 19 Jh.’’ –> Zeit des politischen und gesellschaftlichen Aufstiegs des Bürgertums
—» Übergang von einer ständisch dominierten Gesellschaftsordnung zur bürgerlichen Gesellschaft
—»> politisch rechtliche Dimension –> Veränderung
von Staat und Bevölkerung
—»> Gleichheit aller dem Staat angehörigen
Menschen vor dem Recht

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3
Q

Dynamisierungsfaktoren

A
  • Aufklärung und Säkularisierung
  • Moderne Wissenschaft
  • Moderner Staat und seine Bürokratie
  • -»Reformen von oben (Preußen, Rheinbundstaaten)
  • -»> ständische Rechtsungleichheit erheblich abgemildert, Rahmenbedingungen für kapitalistische Marktwirtschaft, öffentliches Bildungswesen
  • Aufschwung in Gewerbe und Handel Französische
  • Revolution und napoleonischer Staat als Vor -und Schreckbild
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4
Q

Seit der Jahrhundertwende zwei neue Bedeutungen von Bürger

A
  1. Staatsbürger
  2. Wirtschafts‐ und Bildungsbürgertum

Staatsbürger: s. letzte Sitzung, „Immediatsverhältnis“
Untertan/Bürger – Staat/Regierung Unter Einfluss der Aufklärung die Idee „des aktiv zu
beteiligenden Subjekts“ französisch „citoyen“, englisch „citizen“, in
Deutschland „Bürger“ (Unterscheidung zwischen Stadt und Staatsbürger oft nicht klar)

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5
Q

Wirtschafts- und Bildungbürgertum

A
  • Wirtschaftsbürgertum: große Unternehmer
  • Bildungsbürgertum: akademisch gebildete Beamte, Universitätsprofessoren, freie Berufe, Künstler, Intellektuelle
  • unterstanden nicht den üblichen Regeln der Stadt,
  • unmittelbareres Verhältnis zum Landesherren
  • Hauptbefürworter liberaler, konstitutioneller und kultureller Reformen
  • ihre Existenz stützte sich auf Kapital und Wissen statt auf „Geburt, Landbesitz und Heiligkeit“ (Kocka, S. 26f.)
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6
Q

Bildungbürgertum

A
  • Außerordentliche Rolle des Bildungbürgertums und darin der Gebildeten in staatlichen Diensten sind typisch für Deutschland im 1800
  • dominierte im Gesamtbürgertum bis mindestens Mitte des 19. Jahrhunderts
  • Neuerung: die soziale Organisation von Intellektuellen (Clubs, Logen, etc.), in der Formierung eines Bildungsbürgertumms. ,,Es gelingt diesen Intellektuellen Vereinigungen, eine Öffentlichkeit herzustellen und einen überlokalen, breitetere Kreise einzubindenen Diskurs zu entfalten, welche die Vorraussetzungen für die Vergesellschaftung der bürgerlichen Schichten bildeten
  • Aufklärung: Stellenwert der Bildung, nicht Herkunft
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7
Q

Wirtschaftsbürgertum/ Borgeoisie

A
  • im Aufwärtstrend, v.a. gewerbliche Unternehmer, Leiter der großen Banken
  • genießt mit Durchbruch des Kapitalismus und seit den 1860er Jahren mehr Hochachtung
  • später (seit Ende 19. Jahrhundert) Aufstieg einer wirtschaftsbürgerlichen Oberschicht
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8
Q

Bürgerlichkeit

A

Nach Kocka 43f.:

  • „besondere Hochachtung vor individueller Leistung“, bürgerliches Leistungs‐ und Aufstiegsdenken
  • Wertschätzung regelmäßiger Arbeit
  • Streben nach selbständiger Gestaltung der individuellen und gemeinsamen Aufgaben
  • hoher Stellenwert von Bildung
  • Familie: rechtlich geschützt und Innenraum der Privatheit ‐> die bürgerliche Familie mit starker Trennung von häuslicher Privatheit und Öffentlichkeit (Geschlechterrollen)
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9
Q

Ausblick ins 20. Jahrhundert

A
  • Bestimmte Elemente der Bürgerlichkeit verallgemeinert (staatsbürgerliche Gleichheit, Angleichung der Lebensverhältnisse der Arbeiterschaft durch Wohlfahrtsstaat)
  • Ausweitung der Normen und kulturellen Muster, so dass Bürgertum nicht mehr klar zu erkennen ist
  • Hintergrund: Ausweitung der Bildung und Aufstiegschancen, politische Partizipation
  • „…das Bürgertum besaß eine Identität (d.h. Zusammenhalt und Außengrenzen, ihm gemeinsame und zugleich spezifische Merkmale) nur, solange es andere Gruppierungen und Instanzen mit alternativen und konfligierenden Kulturen gab: zuerst den Adel die
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10
Q

Ausgangslage

A
  • dominante Denkmuster der abendländischen Philosophie und im Christentum ‐> patriarchale Weltordnung
  • Rousseau in „Emile“ (1762): Natur der Frau (d.h. ihre Anatomie) bestimme ihre Stellung in der Gesellschaft und im Recht; aus ungleicher Stellung im Sexualakt abgeleitet, zudem Verweis auf das notwendige Schamgefühl der Frau
  • aktiv/stark vs. passiv/schwach; „Aus dieser Verschiedenheit der Geschlechter…im Hinblick auf das Geschlechtliche…folgt, dass die Frau eigens dazu geschaffen ist, dem Mann zu gefallen
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11
Q

Frauen in deutschen Staaten um 1848

A
  • erstmals soziale Bewegung
  • Teilnahme am „Vormärz“
  • Frauen wurden „Macht in der Literatur“; „Die politische Poesie hat die deutschen Frauen aufgeweckt“ (Louise Otto); Romane und Poesie, oft von „Lenz“ die Rede
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12
Q

Olympe de Gouges (1748-1793)

A

an die Königin adressierte Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin zu veröffentlichen, die als weiblicher Gegenentwurf zur Verfassung von 1791 konzipiet war
–» Form u. Inhalt: Erklärung der Menschenrechte, Gleichheit aller Geschlechter, Ehevertrag

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13
Q

Louise Otto (-Peters) (1819-1895), Mitbegründerin der ersten deutschen Frauenbewegung

A
  • Dichterin und politische Aktivistin, ‚Mutter‘ der ersten Frauenbewegung in Deutschland
  • Mitstreiterin der sich formierenden Arbeiterbewegung Herausgabe einer „Frauen‐Zeitung“1849

Hintergrund:

  • Viele Vereinsgründungen um 1848 (Demokratische Frauenvereine, Frauen‐Bildungs‐ und Erziehungsverein)
  • Überall war Rechtslage durch ,,Bevormundung, Eigentumslosigkeit und persönliche Abhängigkeit der Ehefrau und Mutter gekennzeichnet’’ (Gerhard S.36)
  • Etablierung der bürgerlichen Gesellschaft ging einher mit Ausschluss der Frauen von politischer Teilhabe
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14
Q

,,Allgemeiner Deutscher Frauenverein’’ (ADF)

A
  • gegründet 1865 von Louise Otto‐Peters und Auguste Schmidt
  • Beginn der „ersten“ Frauenbewegung (im Unterschied zu derjenigen seit den 1960er Jahren)
  • Geburtsstunde der organisierten Frauenbewegungen in Deutschland
  • Ziele: mehr Bildung für Frauen und Befreiung der weiblichen Arbeit
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15
Q

Fazit

A
  • Gleiche Bürger‐ und Menschenrechte für Frauen wurden schon während der Französischen Revolution in Frankreich vereinzelt gefordert.
  • Die erste deutsche Frauenbewegung entsteht seit den 1840ern, institutionell mit dem ADF seit den 1860er Jahren
  • Ihr geht es um politische Partizipation, aber auch soziale Verbesserungen, v.a. für Arbeiterinnen.
  • Das Wahlrecht wurde für Frauen aber erst 1918 eingeführt; das hundertjährige Jubiläum dieses Ereignisses wird in diesem Jahr gefeiert.
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16
Q

Nation und Nationalismus:

Charakteristika des Nationalismus

A
  • „Nationalismus ist ein Geschöpf der Moderne“ (Langewiesche, S. 35) ‐> als historisch relativ junges und geschichtliches Phänomen verstehen
  • „Nationalismus ist demnach eine Ideologie, die Zerfall und Zerstörung der überlieferten Ordnung legitimiert und an deren Stelle etwas Neues setzen will – vom Anspruch her eine Gesellschaft mit einer egalitären Wertordnung, verfaßt als Staat mit einem kollektiven, also ebenfalls egalitären Souverän.“ (Langewiesche, S. 43)
  • konnte und kann „Befreiungsideologie“ sein
  • Im 19. Jh. Wandel vom linken zum rechten Nationalismus, Nationalismus – Konservatismus, Populismus im 20 Jh. auch Faschismus
17
Q

Territorialprinzip

A
  • Prinzip ‚Ein Staat – ein Territorium‘
  • Unterscheidung Staatsnation als Willensgemeinschaft und Kultur‐ oder Sprachnation als Herkunftsgemeinschaft kann hilfreich sein, bei beiden aber Aggressionsbereitschaft hinsichtlich des eigenen Territoriums
  • „Alle Nationalstaaten, die im 19. Jahrhundert bis zum Ersten Weltkrieg entstanden, waren Kriegsgeburten…“ (Langewiesche, S. 46)
  • nationalistisches Territorialprinzip im 20. Jh ‐> Bevölkerungsverschiebungen großen Umfanges
18
Q

Partizipation und Aggression

A
  • Nation und Nationalismus ‐> Partizipation und Aggression, in unterschiedlichen Mischungsverhältnissen - Nationsbildung als „doppelseitiger Prozeß: nach innen Integration, nach außen Abgrenzung“ (Langewiesche, S. 40) „Selbstbild durch Gegenbild, nicht selten gesteigert zum Feindbild.“ (Ebd., S. 41)
  • Frankreich – Deutschland: Feindbildkonstruktionen
19
Q

,,Die Wacht am Rhein’’

A
  • populäres nationalistisches, gegen Frankreich gerichtetes Lied
20
Q

Innere Feinde

A
  • Im noch nicht gefestigten deutschen Nationalstaat Feinde auch im Inneren: Katholiken, Sozialisten, Juden und polnische Preußen als ‚Reichsfeinde‘.
  • Dabei wandelte sich aber vieles, Nationalismus entfaltete Integrationskraft
  • Gleichzeitig wurde „das Bild des Fremden im eigenen nationalen Territorium ethnisch und schließlich rassisch eingefärbt“ (Polen, Juden) (Langewiesche, S. 53)
21
Q

Benedict Anderson:

Die Erfindung der Nation (Imagined Communities)

A
  • bedeutendes Werk der „konstruktivistischen Wende“ in der Nationalismusforschung
  • versteht Nationalität (Nation‐Sein) und Nationalismus als „kulturelle Produkte einer besonderen Art“ (Anderson, S. 14)
    Definition von „Nation“: „Sie ist eine vorgestellte politische Gemeinschaft – vorgestellt als begrenzt und souverän.“
    ◦ vorgestellt – die einzelnen Mitglieder kennen sich nicht persönlich (wie in allen größeren Gemeinschaften)
    ◦ begrenzt – lebt in festgelegten, wenn auch variablen Grenzen zu anderen Nationen
    ◦ souverän – Freiheit angestrebt, souveräner Staat
    ◦ Gemeinschaft – „als ‚kameradschaftlicher‘ Verbund von Gleichen“ verstanden (Ebd., S. 15‐17)
    erklärt Nationalismus vor geschichtlich‐kulturellem Hintergrund: 18. Jh. – Säkularisierung, Niedergang der Religiosität als kulturelles System, das Antwort auf Fragen nach Tod und Ewigkeit gibt.
22
Q

Fazit

A
  • (versuchte) „Emanzipation“ im 19. (und 20.) Jahrhundert: - des Bürgers von der ständischen Gesellschaft, Bürgertum als politisch und wirtschaftlich sowie kulturell prägende Kraft entsteht
  • der Frauen von einer patriarchalischen Ordnung, dabei Verschlechterung der Lage der Frauen durch Code civil und Entstehung der „bürgerlichen Gesellschaft“, die Frauen aus der Öffentlichkeit ausschließt
23
Q

Fazit

A

Die Nation und der Nationalstaat werden im 19. Jahrhundert zum bevorzugten Ordnungsmodell, dabei ist das Mischungsverhältnis von Partizipation (Demokratisierung, z.B. breiteres Wahlrecht) und Aggression (Kriegsführung, Ausgrenzen auch von inneren Feinden) zu beachten.