Industrialisierung und Arbeiterbewegung Flashcards

1
Q

Industrialiesierung: die leicht- und schwerindustrielle Phase (bis 1880er Jahre)

A
  • Leitsektoren Textilindustrie (Baumwolle) und Eisenerzeugung
    Maschinisierung, Fabriken
  • „take off“ in England seit 1780er Jahren, es folgen ab 1830 zuerst Belgien und Nordfrankreich, die Schweiz und deutsche Staaten
  • wirtschaftliche Entwicklung nicht gleichmäßig, sondern Konjunkturen
  • Es entstehen industrielle Führungszonen -> regionale Unterschiede innerhalb der Staaten verstärken sich
    -Jürgen Osterhammel: Bild des „take off“ für Großbritannien zu dramatisch; Vorsprung der Briten nicht überschätzen; kein einfaches Kopieren des britischen Modells in anderen Ländern
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2
Q

Industrialisierung in Europa

A
  • Verbesserte/neue Transportwege und allmähliche Durchsetzung des Freihandels -> Aufschwung in Europas Binnen- und Außenhandel
  • 1830-1850: Gesamtexport Europas wächst um 77% wertmäßig und 120% mengenmäßig, dabei dominiert GB als Handelsmacht
  • Warenaustausch mit GB fördert Industrialisierung in anderen Ländern durch Verbilligung von Vorprodukten (z.B. Maschinengarn)
  • > Europa wird zu intensiv vernetztem Wirtschaftsraum
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3
Q

Globalisierung, internationale Zirkulation

A
  • Besonders GB exportiert wachsenden Anteil seiner Produktion nach Übersee, Hintergrund: Dominanz auf den Weltmeeren, wirtschaftsimperialistische Expansion
  • Globale Expansion leitet schärfere innereuropäische Konkurrenz nach außen ab
  • Folgen u.a.: in Indien erliegt die Baumwollfabrikation den billigen Importen aus GB
  • Internationale Zirkulation technischen Wissens, eine Erfindung zieht weitere nach sich
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4
Q

Phasen der Industrialisierung in Deutschland (nach D. Ziegler)

Leichtindustrielle Phase 1770-1840

A
  • Agrarreformen
  • Aufhebung der Zunftverfassung
  • Herstellung eines einheitlichen Wirtschaftsraums
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5
Q

Schwerindustrielle Phase 1830-1890

A
  • Transportrevolution
  • Steinkohlenbergbau, Eisen- und Stahlindustrie
  • Maschinenbau
  • Geld- und Bankwesen
  • Entstehung montanindustrieller
  • Führungsregionen
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6
Q

Verkehrs- und Kommunikationsrevolution

A
  • „Verkehrsrevolution“ mit Dampfschiff und Eisenbahn, Eisenbahnbau mit zahlreichen Rückkopplungseffekten in der Wirtschaft
  • Vorreiter GB: 1830 etwa 1.000 Mautgesellschaften für Straßen und über 6.000 km Kanäle, besonders für Kohletransport
  • Immer mehr Fernverbindungen, auch über Staatsgrenzen hinweg
  • Erste Eisenbahnlinien: um 1830 (Liverpool-Manchester 1830, Nürnberg-Fürth 1835
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7
Q

Verkehrs- und Kommunikationsrevolution

A
  • Postwesen: 1824 regelmäßige Postzustellung in Preußen, 1840 Einheitstarif für Briefe und aufklebbare Briefmarken in GB
  • Telegrafen: zunächst optisch, dann elektrisch, 1849 Berlin mit Frankfurt und Köln verbunden, seit 1851 Verbindung zwischen Dover und Calais durch Unterseekabel
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8
Q

Finanzen und Banken

A
  • Entstehung des modernen Bankensystems wegen bisher ungekanntem Kapitalbedarf
  • Moderne Aktiengesellschaft entsteht, Vorteile: Beschaffung von Kapital, Reduktion des Risikos
  • „Europa fungiert nicht nur als Kaufmann der Welt, sondern auch als ihr Bankier…“ (Hippel/Stier, S. 322)
  • Globale Finanzwelt von GB dominiert, London löste Amsterdam als ersten Bankenplatz ab
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9
Q

Staatliche Politik

A
  • Gewerbefreiheit
  • Zoll- und Handelspolitik, z.B. Gründung des Deutschen Zollvereins 1834 -> Öffnung für internationalen Handel
  • Einfluss der Lehren von Adam Smith, Werk von 1776:
  • ->Begründung der klassischen Nationalökonomie, die auch in Deutschland im 19. Jahrhundert viele Anhänger fand
  • ->„Naturgesetz“ von Angebot und Nachfrage
  • ->Prinzip der freien Konkurrenz der Unternehmer
  • ->Freier Handel zwischen Nationen
  • ->Forderung nach Laisser faire, Staat solle die wirtschaftliche Entwicklung sich selbst überlassen.
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10
Q

Industrialisierung seit den 1880er Jahren

Chararakteristika

A
  • Neue Industrien, neue Leitsektoren: Stahl, Chemie und Elektrizität
  • Verschiebung der Dynamik von GB nach Deutschland und in die USA
  • Vollständige Mechanisierung der Produktion
  • Es entsteht der moderne Konzern, auch multinationale Konzerne
  • Neue Rolle des Staates
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11
Q

Faktor Energie

A
  • Nach langer Dominanz von Holz nun neue Energieträger Kohle, später Erdöl, Wasserkraft mit Turbinen
  • Kohlebergbau als Schlüssel der Industrialisierung (Antrieb von Dampfmaschinen)
  • Steinkohleproduktion steigt zwischen 1850 und 1914 um den Faktor 16, Mega-Produzenten waren GB, Deutschland und die USA
  • Bis zum frühen 20. Jh. „tiefer Energiegraben in der Welt“: fossile Energieträger (in Europa) versus Abhängigkeit von traditionellen Energiequellen (in Asien, Afrika)
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12
Q

Elektrizität in Deutschland

A
  • Emil Rathenau gründet 1883 die „Deutsche Edison-Gesellschaft für angewandte Elektrizität“, arbeite mit Siemens & Halske zusammen, später AEG (Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft)
  • Werner Siemens entdeckt 1866 das dynamoelektrische Prinzip -> Starstromtechnik, städtische Stromsysteme (Beleuchtung)
  • Ab 1890ern Drehstrommotoren für Industrie und Handwerk, rasche Verbreitung
  • Europäer und Nordamerikaner fasziniert von Energie/Elektrizität, „Leitmotiv“ des ganzen Jahrhunderts
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13
Q

Soziale Folgen der Industrialisierung

A
  • Industriearbeiterfamilien am Existenzminimum, Frauen und Kinder müssen mitarbeiten ⇒ Kinder- und Frauenarbeit als soziale Probleme
  • Arbeitszeiten von 12-14 Stunden, 6 Tage/Woche, physisch und psychisch stark belastende Arbeit (Lärm, Gestank, Unfallgefahr)
  • abstrakte Zeit, strenge Fabrikordnungen, Arbeitsdisziplin ⇒Unternehmer wollen Arbeiter disziplinieren und an die Fabrik binden
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14
Q

Marxismus

A
  • Kern der gesellschaftlichen Kritik von Marx ist, dass die Gesellschaft nicht durch rechtliche, moralische oder poltische Aspekte, sondern durch den Fortschritt materielle Produktionstechnik bestimmt wird.
    Nach Marx bewirkt der Kapitalismus, dass erwirtschafteter Reichtum ausschließlich vom Proletariat, der Arbeiterklasse, erzeugt, aber nicht an diese verteilt wird.
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15
Q

Definition und Ursprünge

A
  • Definition: Historisch-materialistische Analyse von Wirtschaft und Klassenverhältnissen sowie eine auf diese gestützte Theorie von Politik
  • Marx: Kritik an Hegels Rechtsphilosophie und deren Idealismus, Abgrenzung von den Jung-Hegelianern
  • Aufgreifen der Lehre von Ludwig Feuerbach: materielle Realität ist nicht vom Geist her zu begreifen; Religionskritik
  • während journalistischer Arbeit traf Marx auf soziale Widersprüche, studierte intensiv das Vorreiterland der Industrialisierung, England
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16
Q

Historischer Materialismus: Schlüsselbegriffe

A
  • Produktionsverhältnisse –> Eigentumsverhältnisse
  • Produktivkräfte
  • Basis
  • Überbau
  • Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewußtsein bestimmt.“
  • Revolution
17
Q

Frühsozialismus als Hintergrund

A
  • radikale Umgestaltung der Gesellschaft angestrebt
  • Hauptpunkt der Gesellschaftskritik: ungerechte Verteilung der Waren ⇒ Einrichtung von Güter- und Produktionsgemeinschaften
  • utopische Gesellschaftsentwürfe, Siedlungsexperimente
  • Karl Marx und Friedrich Engels: statt „utopischem“ nun „wissenschaftlicher“ Sozialismus, Bezug auf das Proletariat als Klasse, Klassengegensätze
18
Q

,,Das Kapital. Kritik der Politischen Ökonomie’’, 1. Band 1867

A
  • kritische Auseinandersetzung mit Adam Smith und David Ricardo
  • Arbeitswertlehre, Arbeitskraft als Ware
  • Marx: Arbeitskraft kann länger angewandt werden, als ihre eigene (Wieder-)Herstellung erfordert, Beispiel Zwölfstundentag -> Mehrwert/Gewinn für den Unternehmer
  • Im Kapitalismus erfolgt ständige Ausdehnung der Kapitalmasse, ihre Akkumulation
  • Dialektik: Umschlag eines Zustandes in einen anderen
  • Marx/Engels: „Demokratie des Proletariats“ angestrebt, aber Frage nach Umgang des Proletariats mit bestehendem Staat bleibt weitgehend offen
19
Q

Arbeiterbewegung in Deutschland:

Zwei Arbeiterparteien entstehen

A
  • Neuer Aufschwung in 1860ern
    verschiedene Richtungen
  • sozialistische: 1863 Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein (ADAV) gegründet, mit Programm von Ferdinand Lasalle -> Propagierung des Allgemeinen Wahlrechts und Förderung von Produktionsgenossenschaften durch den Staat
  • Gleichzeitig: Verband deutscher Arbeitervereine mit August Bebel und Wilhelm Liebknecht -> 1869 Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) in Eisenach gegründet
20
Q

Vereinigung 1875

A
  • Vereinigung der beiden Parteien zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD) auf dem Parteitag im Mai 1875 in Gotha
  • Programm: Theorieelemente von Lassalle, Maßnahmen zur Bekämpfung des Arbeiterelends („Normalarbeitstag“) und radikaldemokratische Forderungen wie nach direkter Gesetzgebung
21
Q

Sozialistenverfolgung

A
  • Prozess der inneren Reichsgründung: nach dem „Kulturkampf“ wendet sich Bismarck gegen die Arbeiterbewegung
  • Doppelstrategie: politische Emanzipation eindämmen, dafür wirtschaftliche Not der Arbeiter lindern
  • Sozialgesetzgebung 1883-1889 (staatliche Kranken- und Unfall-, Alters- und Invalidenversicherung)
  • Oktober 1878: „Sozialistengesetz“: Verbote, Ausweisen von Personen möglich, verlängert bis 1890
22
Q

Sozialistenverfolgung

A
  • bis 1890 Zuchthausstrafen im Umfang von rund 1.500 Jahren verhängt und etwa 1.500 Verdächtigte verbannt
  • Kongresse der SAPD im Exil, Gewerkschaften überlebten als Unterstützungskassen für Arbeitslose, immer wieder Massenstreiks
  • In dieser Zeit der Illegalität setzte sich theoretisch der Marxismus durch
23
Q

SPD

A
  • Erfurter Parteitag 1891 -> Erfurter Programm, größte Nähe der Sozialdemokraten zum Marxismus
  • Dazu hatte Friedrich Engels mit popularisierenden Schriften beigetragen
  • Neuer Parteiname: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
24
Q

Internationale Debatten der Arbeiterbewegung:

Ersteund Zweite Internationale

A
  • Mit Marx und Engels Gründung der „Internationalen Arbeiterassoziation“ („Erste Internationale“), bestand bis 1876
  • „Zweite Internationale“: Zusammenschluss sozialdemokratischer Parteien ab 1889 -1914
  • Eduard Bernstein (1850-1932) kritisiert Historischen Materialismus, es gehe nicht um Überwindung des Kapitalismus, sondern Interessenvertretung in seinem Rahmen -> in der Sozialdemokratie abgelehnt
  • jedoch Kluft zwischen Theorie und Tagesgeschäft
25
Q

Weiterentwicklung der Theorie durch Rosa Luxemburg

A
  • Überproduktion, die nur durch ständige Eroberung nichtkapitalistischer Gebiete behoben werden könne -> Imperialismus
  • Waren- und Kapitalexport sowie politische und militärische Beherrschung abhängiger Gebiete. Sind diese alle erschlossen, dann gelangt der Kapitalismus an seine Grenze und bricht zusammen
26
Q

Russland

A
  • 1898 Gründung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands
  • Lenin schreibt „Die Entwicklung des Kapitalismus in Russland“ (1899): Russland sei ein kapitalistisches Land
27
Q

Russland

A
  • Lenins Verständnis der Rolle der Partei in „Was tun?“ (1902): Arbeiterklasse selbst könne kein revolutionäres Klassenbewusstsein entwickeln, dies müsse von außen in sie hineingetragen werden, durch die Partei mit Berufsrevolutionären ⇒darüber Spaltung der Partei in die Bolschewiki (Mehrheitler) und die Menschewiki (Minderheitler), Lenin führt Bolschewiki an
  • Luxemburg kritisiert Parteiauffassung Lenins, sieht Gefahr der Einschränkung und Aufhebung des Lernprozesses und Eigentätigkeit des Proletariats
28
Q

Fazit

A
  • Industrialisierung verläuft unterschiedlich, kein einheitlicher Prozess, regionale Schwerpunkte
  • Vorreiterrolle Großbritanniens, deren Ausmaß jedoch umstritten
  • Bedeutung des Faktors Energie, große Auswirkungen von Nutzung von Kohle als Energieträger
  • Vielfältige soziale Auswirkungen der Industrialisierung: Verelendung der Arbeiter, Frauen- und Kinderarbeit, Migration, Urbanisierung
29
Q

Fazit

A
  • Arbeiterbewegung ab den 1860er Jahren: wichtige Rolle der entstehenden Sozialdemokratischen Parteien, die zeitweilig in der Illegalität arbeiten müssen; Auseinanderklaffen des marxistischen Theoriegebäudes und der reformorientierten Tagespolitik; in Russland durch Lenin Betonung der Rolle der Partei als theoretisch geschulte, treibende Kraft, dagegen argumentiert Rosa Luxemburg