Sprache (Teil 1) Flashcards
Wichtige Begriffe der Sprachwissenschaft
Phonologie: Form gesprochener Wörter (Graphemik: Form geschriebener Wörter)-Morphologie: Zusammensetzung von Wörtern aus Sinneinheiten (Wortstamm + Erweiterung durch z.b. Suffixe, Präfixe etc.)-Syntax: Regeln für Kombination von Wörtern zu Sätzen-Semantik: Bedeutung-Pragmatik: Die Verwendung von Sprache
Zwei Positionen zu den wichtigen Fragen der Sprachwissenschaft
Noam Chomsky, Steven Pinker: -Sprache als eigenständiges System-Angeborenes sprachspezifisches Wissen („Sprachinstinkt“)-Sprache beruht auf Anwendung von Regeln-Syntax unabhängig von Semantik (man kann Sätze verstehen, auch wenn sie keinen Sinn macht)-Jay McCelland, Jeff Elman, Maryellen MacDonald -Sprache beruht auf allgemeiner Kognition-Erwerb durch allgemeine Lernmechanismen (Lesen, Sprechen, Umgebung -> Hebbsches Lernen, DeltaRegel etc.)-Regelhaftigkeit ist ein emergentes Phänomen (durch Sprechen liegen Regeln implizit im Gedächtnis, nicht explizit kausal verantwortlich)-Interaktive neuronale Netzwerkmodelle
DAS TRACE-MODELL (MCCLELLAND & ELMAN, 1986) DER WORTERKENNUNG
Netzwerkmodell-Repräsentationen = aktivierte Einheiten-Verbindungen: Gelernt nach Delta-Regel-Input: Klang -> Phonemische Merkmale Fortlaufend erneuerter Input-Zwischenergebnis: Phoneme-Endergebnis: Wörter-Illustration: Kreise repräsentieren Gruppen von Neuronen, die etwas repräsentieren, zusammenarbeiten. Zwischen Gruppen bestehen gelernte Verbindungen, die unterschiedlich stark und schwach sich. Alle Ebenen sind miteinander verbunden. Z.b. Aktivierung eines Phonems aktiviert Wörter, welche mit dem Phonem beginnen. Es gibt auch unterdrückende Verbindungen zwischen den Verbindungen: Inhibition des Nachbars, damit eine starke Aktivierung immer stärker wird.
Vorhersagen des TRACE-Modell: -Zunächst werden mehrere Wörter gleichzeitig aktiviert, einschliesslich ihrer Bedeutung-Rückwirkung von der Wortebene auf untere Ebenen (top-down-Effekte)
Simultane Aktivierung mehrerer Wörter (Zwitzerlood 1989)
Vorlesen gesprochener Sätze: Zuhören-„Sie trauerten um den Verlust ihres Kapitäns“-(Nicht-)Wörter am Bildschirm: Handelt es sich um ein Wort oder nicht?-Variation: Entweder vor Wort des Kapitäns -> keine Priming-Effekte des Wort Kapitän; oder Präsentation des Zielworts nach/während dem Prime (K-api-tän) -Zielwörter haben bestimmte semantische Beziehung zu Kapitän:-Keine: Obst-Zum letzten Wort: Kapitän (Prime)- Schiff-Zu alternativem Wort: Kapital (wenn nur Kap gehört, Prime) - Geld-Ergebnisse:-Obst hat keine Beziehung zu Kapitän oder Kapital -> kein Priming-Effekt-Zeitpunkt 0: kein Priming-Effekt, da Kapitän noch nicht mal angefangen wurde-Sobald Phoneme von Kapitän beginnen, entstehen Priming-Effekte für Geld und Schiff-Bis Kap sind beide gleichzeitig aktiviert, und sobald es eindeutig Kapitän und nicht Kapital wird, verstärkt sich Priming für Schiff und nimmt ab für Geld (kein Priming-Effekt mehr-Entspricht den Vorhersagen des TRACE-Modells.
Top-down-Einfluss von Wort auf Phonemwahrnehmung (Samuels, 2001)
-4 Wörter mit Endung /s/ -> bronchitis, tremendous, …-4 Wörter mit Endung „sh“ -> abolish, replenish-Endung mit Computer ersetzt mit mehrdeutigem Klang-Gehört als /s/ nach bronchiti… (obwohl Misch-Masch-Klang)-Gehört als „sh“ nach aboli…-Evidenz für eine Top-Down-Aktivierung von Wort auf Phonemwahrnehmung-Problem: Leute sagen nicht immer was sie wirklich hörten, sondern was sie glaubten, dass man hören will-Selektive Adaption: Wiederholter Stimulus -> Neuronen reagieren schwächer -> erhöhte Wahrnehmungsschwelle-Personen hörten 4 Wörter mit mehrdeutigen Endungen (je 8x). -Entweder nur Wörter mit s oder sh Endung mit mehrdeutiger Endung-Man geht davon aus, wenn man wirklich das s wahrnimmt, dass sie selektiv dafür adaptieren-Anschliessend Klassifikation von Silben (is oder ish)-Resultate: klassische psychophysische Kurve: Wenn Laute eindeutig sind, gibt es keine Schwierigkeiten einzuteilen. Leute, die vorher in S-Kontext mit mehrdeutigen Geräuschen waren, neigen früher dazu zu sagen, dass es sich um ein sh handelt -> neuronale Adaption ans „s“ -> tiefere Wahrnehmungsschwelle für sh. Und umgekehrt für sh-Kontext. Das heisst: wir nehmen wirklich die sinnvolle Endung wahr bei mehrdeutigem
Zwei Pfade vom Geschriebenen zum gesprochenen Wort
Graphemik: Erkennen geschriebener Wörter-Von einer Buchstabenfolge zum Wort. Aussprache: Lautes Lesen, Bedeutung-Lexikalischer Pfad: Wort erkennen -> wissen, wie man es spricht-Sub-Lexikalischer Pfad: Ausspracheregeln-Kontinuum der Regularität: Verhältnis von „Freunden“ zu „Feinden“ unter allen Wörtern:-Z.b. Blood. Freund: Flood. Feinde: wood, good-Z.b. Pint. Freunde: ???, Feind: hint, mints, sprint
Ein Zwei-Pfade-Modell des lauten Lesens (Perry, Ziegler & Zorzi 2007)
Man geht gleichzeitig den lexikalischen und den sub-lexikalischen Pfad-Bei sub-lexikalisch: ist seriell und darum etwas langsamer, wenn man das Wort kennt ist der lexikalische Pfad schneller-Der lexikalische Pfad = Interactive-Activation Modell nach McClelland & Rumelhart 1981-Parallele Abgleichung verschiedener Buchstaben und Säulen gleichzeitig -> schneller Prozess-Wortaussprache ist direkt verbunden mit dem Wort -Der sublexikalische Pfad-Zuerst Grapheme und Phoneme verbinden über die Ausspracheregeln, ABER: Schritt für Schritt für jedes einzelne Graphem. Es gibt parallele Säulen organisiert nach Silben und dann nach Onset, Vowel und Coda. Innerhalb diesen wird parallel verarbeitet, aber nicht zwischen, dort seriell. Zwischen Graphem und Phonem gibt es 1:1 Verknüpfungen aber auch Querverbindungen abhängig vom Kontext-Kontexteffekte: z.b. Mint, hint, … vs. Mind, kind -> Kontextabhängig wird das i anders ausgesprochen. -Mithilfe von Nicht-Wörtern können Kontexteffekte untersucht werden.
Experimente zum Wortlesen
Wort oder Pseudowort präsentieren (Baum, Biem, Belk)-Reaktionszeit bis zum Lesen messen-RZ hängt ab von:-Worthäufigkeit: Stärke der Verbindung im lexikalischen Pfad-Wortlänge: Sublexikalischer Pfad-Regularität: Konflikt zwischen Pfaden-Reaktionszeiten von Mensch und Modell (Simulation nach dem Modell)-Bei häufigen Wörtern ist es egal, ob es regulär oder irregulär ist (mehr Freunde oder Feinde) -> starke Verbindung im lexikalischen Pfad, sublexikalischer Pfad, der Irregularität bemerken würde, kommt nicht zu tragen. Etwas länger bei seltenen Worten mit mehr Freunden, aber keine Irregularität. Am längsten, wenn es mehr Feinde hat und selten ist.-Bei häfuigen Wörtern macht Lesezeit keinen Unterschied für Reaktionszeit, bei seltenen etwas länger mit Wortlänge. Am deutlichsten Effekte für Pseudo-Wörter, die keine Aktivierung im lexikalischen Pfad haben, länge der Wortlänge kommt durch sublexikalischen Pfad zu tragen
Grenzen des Zwei-Pfad-Modells
Bisher nur 1-silbige Wörter bewiesen-„Slot-Kodierung“ der Buchstaben -> Seperate Detektoren für jede Position im Wort. ABER: wir können auch Wörter mit verdrehten Buchstaben gut lesen, wenn erster und letzter Buchstabe gleich sind.
-Experiment: Voraktivierung von Wörtern - Ein Test für die „Slot“-Kodierung
Maskiertes Priming von Wortformen: Schnelle Reaktioinszeit wenn Prime und Zielwort sich ähnlich sind-Voraktivierung mit Slot-Kodierung für Buchstaben: Aktivieren bestimmter Slots mit Buchstaben -> Priming wäre kleiner bei verdrehten Buchstaben im Prime. Modell sagt, dass zwischen 2. und 3. Wort kein Unterschied im Priming gibt. -Resultat: Miarcle ganz klarer Priming-Effekt gegenüber komplett anderer Wörter, aber auch gegenüber Miupcle, obwohl eigentlich gleich viele Slots kodiert / aktiviert hätten werden sollen. Reihenfolge scheint relativ egal zu sein. -Schlussfolgerung:-Derselbe Buchstabe an verschiedenen Positionen aktivieren Repräsentation-Keine „Slot-Kodierung“-Mehrere Alternativ-Vorschläge, aber muss noch genauer erforscht werden