Aufmerksamkeit 1: Selektion Flashcards
Zwei Sichtweisen auf Aufmerksamkeit
Selektive Verarbeitung: Auswahl durch kognitives System, Priorität für Auswahl, Ignorieren anderer Information. • Ressource: Anstrengung, Begrenzte Kapazität
Auditive Modalität: Dichotisches Hören und „Shadowing“ (Cherry)
Zwei verschiedene Hörbänder - unterschiedliche Information auf jedem Ohr • Aufgabe: Spezifische Wiedergabe eines Ohrs; Nachsprechen des Tonbands. Grundsätzlich sehr gute Ausführung • Schicksal der nicht beachteten Information: Unbemerkt ist: Inhalt, Wechsel von Englisch zu Deutsch, ob Band vor- oder rückwärts lief. Bemerkt wurde fast immer: Geschlecht-Wechsel, Wechsel von Stimme zu Ton • Weitere Befunde: • Moray: 35mal gleiches Wort im unbeachteten Ohr - Wiedererkennungsleistung 0%. • Deutsch: Melodien auf beiden Ohren, bekannte Melodie auf unbeachtetem Ohr; trotzdem wird die Melodie auf unbeachtetem Wort nicht erkannt
Broadbents Modell der frühen Auswahl (1958)
• Filter nach dem sensorischen Register (was kommt vom sensorischen Register ins Kurzzeitspeicher; dort hat es bereits semantische Verarbeitung, also Bedeutung) • Kriterien können willentlich festgesetzt werden • Aber: Filter nur nach physikalischen Merkmalen (da im sensorischen Register noch keine Semantik/ Bedeutung)
Cocktail-Party-Effekt (Moray 1959)
• Widerspricht Broadbents Modell (Aufmerksamkeit bei Nennen des eigenen Namens, widerspricht der Annahme nur physikalischer Filter) • Dichotisches Hörexperiment: Unbeachtet entweder a) you may stop now oder b) „Name“ you may stop now => Bei a) 6% gestoppt, bei b) 33%
Modell der späten Selektion (Deutsch & Deutsch 1963)
Alle Information wird semantisch Verarbeitung, Begrenzung der Kapazität des Reaktionssystems -> Auswahl nach Bedeutung • Problem: alle Evidenz dafür, dass Selektion sehr früh vorgenommen wird -> Alternative Erklärung: Unbeachtete Information wird verarbeitet, aber sofort vergessen; deshalb keine Auskunft bei späterer Befragung. Aber wie kann man Verarbeitung messen, wenn nicht durch Befragung? • Es braucht indirekte Verfahren: Erschliessen der Wirkung unbeachteter Information aus dem Verhalten
Intrusionsfehler (Triesman)
• Rechtes und linkes Ohr machen jeweils alleine keinen Sinn, aber Sprung zwischen beiden ergibt ganzen Satz • Ergebnis: 30% Intrusionen aus dem unbeachteten Kanal -> unbeachtetes Ohr wird trotzdem semantisch verarbeitet. Daraus folgt: Dämpfungstheorie
„Attenuation Model“ (Dämpfungstheorie, Triesman 1960)
Selektive Dämpfung, weniger genau, weniger starke Repräsentation der unbeachteten Information • Aber: spezifische Information hat trotz Dämpfung noch hohe Bedeutung; schafft die Grenze und wird trotzdem noch handlungsweisend (Bsp: eigener Name) • Bahnung durch vorherige Wörter -> bei Intrusionen: Hund bahnt eher „bellen“ als „lesen“ • Entdecken des eigenen Namens auf unbeachtetem Kanal bei hoher AG-Spanne weniger wahrscheinlich: Personen mit hoher AG-Kapazität können irrelevante Information besser unterdrücken • AG-Funktion: Irrelevante Information zu unterdrücken (widerspricht Broadbents Annahme der begrenzten Kapazität; Funktion des Systems ist Selektion) -> Dämpfung als aktive Unterdrückung (Conway, 2001)
Visuelle Modalität - Dichotisches Sehen - Überlagete Videos (Neisser & Becklen 1985)
Aufgabe zur Fokussierung auf ein Video; anderes Video wurde langsam überlagert -> wurde nicht von VPN bemerkt
Überlagerte Bilder (Rock und Guttman 1981)
Rote Linien (relativ abstrakt) mussten fokussiert werden; sind sie schön oder nicht?, kein Kommentar zu weissen benennbaren, konkreten Objekten • Im Test nachher konnte nicht gesagt werden, ob die weissen Objekte gesehen wurde
Die Folgen der Selektion: Negative Priming (Tipper 1985)
Wie ignorieren wir irrelevante Reize; Konzentration auf durchgezogene Linien, ignorieren von gestrichelten • Zuerst: Trompete ignorieren (gestrichelt), dann im zweiten Bild erkennen (durchgezogen) • Drei Varianten von Durchgängen: positive priming (wenn zweimal gleicher Stimulus beachtet werden soll), control condition, negative priming (zuerst Stimulus ignorieren, dann Target-Stimulus) • Langsamere Reaktion bei negative Priming, schnellere Reaktion bei positive priming • Aktive Unterdrückung der ignorierten Information -> Unterdrückung wirkt nach (Alternative Erklärung über Gedächtnis)
Wie geschieht das Ausblenden irrelevanter Information?
Vermutlich aktive Unterdrückung, die AG-Kapazität erfordert.
Worauf basiert visuele Aufmerksamkeit und wie wird sie gesteuert?
Raumbasiert vs. Objektbasiert.
Steuerung der visuellen Aufmerksamkeit im Raum:
- spotlight-Metapher
- Linsen-Metapher
Spatial Cuing Paradigma (Posner 1980)
• Exogene Cues: Reiz zieht Aufmerksamkeit an seinen Ort (Frage beantworten x oder o, Ort wo Antwort ist leuchtet auf oder der falsche Ort -> Reaktionszeit wird beeinflusst)
Wie schnell ist der „Lichtkegel“? (Egly & Homa 1991)
Variation der Entfernung zwischen exogenem Cue und Zielreiz • Reaktionszeit steigt linear mit Entfernung: ca 10 ms pro Grad Sehwinkel (Reize auf einem Kreis)
Endogene und exogene Verschiebung der Aufmerksamkeit (Müller & Rabbitt 1989)
Aufgabe: Vergleiche Orientierung der T (verschiedene Kästchen) • Exogen: Peripherer Hinweis (Farbe leuchtet auf in wichtigem Kästchen) • Endogen: Zentraler Hinweis (Pfeil zeigt von Mitte auf wichtiges Kästchen, muss verarbeitet werden) • Schnellere Reaktion / Aufmerksamkeitslenkung bei exogen in der Regel • Exogene Cues wirken schnell, können nicht unterdrückt werden, werden durch Zweitaufgaben nicht gestört, stören Verwendung endogener Cues in eine andere Richtung • Endogene Hinweise benötigen mehr Zeit, können unterdrückt werden, werden durch Zweitaufgaben gestört
Kann Aufmerksamkeit unabhängig von Augenbewegung im Raum verlagert werden?
Ja
Eigenschaften exogener Cues
Schnell, können nicht unterdrückt werden, werden durch Zweitaufgaben nicht gesörtt, stören Verwendung endogener Cues in andere Richtung
Eigenschaften endogener Cues
Endogene Hinweise benötigen mehr Zeit, können unterdrückt werden, werden durch Zweitaufgaben gestört
Theorie der objektbasierten Aufmerksamkeit (Duncan 1984)
Zwei Stufen der Wahrnehmung: • Präattentive Stufe: zerlegt Feld in Objekte auf Grundlage von Gestaltgesetzen (parallel) • Fokale Aufmerksamkeit analysiert bestimmtes Objekt im Detail (seriell) • Vorhersage: bessere Leistung, wenn beide Merkmale des gleichen Objekts berichtet werden • Experiment: zwei Objekte mit jeweils zwei Merkmalen. Gruppe 1: 2 Merkmale eines Objekts berichten; Gruppe 2: 2 Merkmale von verschiedenen Objekten • Wenn man zwei Merkmale von zwei verschiedenen Objekten berichten soll ist man schlechter, als wenn man dies von einem Objekt tun soll. (Gilt auch wenn man nur 1 berichten soll, nimmt aber auch stärker ab)
Worauf wird Aufmerksamkeit durch Hinweisreiz gerichtet - Objekt oder Ort?
Objekt