Soziologisches Wissen und das Alltagswissen vom Sozialen Flashcards
2 Gründe, warum sich Soziologie mit „Wissen“ beschäftigt
- Auftrag der Soziologie, neues Wissen über das Soziale zu erzeugen
- Über Soziales hat „Jedermann“ bereits umfangreiches Wissen
> „Common Sense“
Ein Problem der Soziologie:
Die „Belagerung“ durch das Alltagswissen vom Sozialen
- Lösungsstrategie
- Lösungsstrategie
- Lösungsstrategie:
Überbietung des Alltagswissens (Verbesserung, Widerlegung) - Lösungsstrategie:
Vergegenständlichung des Alltagswissens (Beobachtung, Hintergehung)
Die Lösungsstrategie der Überbietung (Verbesserung, Widerlegung) des Alltagswissens
Die Grundannahmen des Positivismus:
- Wissenschaft ist auf empirische Tatsachen
gegründet - Sozial- und Naturwissenschaften teilen eine Methode
Die positivistische Strategie:
Der Positivismus als Gegner des Alltagswissens (Was ist tatsächlich der Fall?)
a) Verbesserung, Bestätigung, Absicherung
b) Widerlegung von „Mythen“, Überraschung
Die Strategie der Wissenssoziologie Das Alltagswissen als Gegenstand: Was setzen wir voraus?
Drei Gründe für die Beobachtung des Alltagswissens:
- Was die Leute für wirklich halten, bestimmt ihr Handeln.
„If men define situations as real, they are real in their consequences.“ (William Thomas) - Sinnhafte Phänomene basieren auf Wissen.
- Die Alltagssprache ist unvermeidlicher Ausgangspunkt der Soziologie.
Drei Phasen der Wissenssoziologie
- Karl Marx: Ideologiekritik
- Karl Mannheim: Standortgebundenheit des Denkens Emile Durkheim: Kulturelle Klassifikationssysteme
- Alfred Schütz: Phänomenologie des Alltagswissens
Karl Marx (1818-1883):
„Die Produktionsweise des materiellen Lebens bedingt den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozess überhaupt. Es ist nicht das Bewusstsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewusstsein bestimmt.“
Karl Mannheim (1893-1947):
„Ideologiehaftigkeit des menschlichen Denkens wird also (…) nicht mehr mit unwahr, verlogen usw. zu tun haben, sondern (…) nur die jeweilige Seinsgebundenheit des Denkens bedeuten: das menschliche Denken konstituiert sich nicht frei schwebend im sozial freien Raum, sondern ist im Gegenteil stets an einem bestimmten Ort in diesem verwurzelt.“
Wissenssoziologische Methode der Relativierung:
Ein bestimmtes Wissen wird auf einen bestimmten
gesellschaftlichen Standort hin relativiert.
Max Scheler (1874–1928)
Durkheims Thema: Klassifikationssysteme im Wissen von Stammesgesellschaften
These von Emil Durkheim und Marcel Mauss:
Die Denkkategorien der Menschen sind Ausdruck ihrer sozialen Klassifikationen: Die ersten logischen Kategorien waren soziale Kategorien.
Alfred Schütz (1899-1959)
- „Entdecker“ des Alltagswissens
- Routinisierung und Zweifelsfreiheit alltäglicher
Denkvoraussetzungen - Vorurteile als „Vorausurteile“
- Typisierung: Einordnung neuer Erfahrungen in alte, schon „bewährte“ Denkschemata
- „Stilles Wissen“: stillschweigende Glaubensan- nahmen, die zu selbstverständlich sind, um sie in Worte zu fassen
Edward Evans-Pritchard (1902–1973): britischer Sozialanthro- pologe, erforschte die zentralafrikanische Ethnie der Azande
„Unkorrigierbare Annahmen“:
- nicht hinterfragbare „Axiome“ des Wissens, die man niemals für falsch halten darf
„Ausgehend von dem unkorrigierbaren Glauben an Orakel wer- den alle Ereignisse reflexiv zum Beweis für diesen Glauben.“ (H. Mehan und H. Wood)
Zwei Rollen des Soziologen in der Gesellschaft
- Der Experte, der die Tatsachen besser kennt
2. Der Fremde, der die Voraussetzungen des sozialen Lebens klarer sieht
Soziologisches Wissen und Alltagswissen: drei Unterschiede
- Horizonterweiterung durch Vergleich und Kontextwissen
- Entpersonalisierung durch Zurückdrängen der Handlungsperspektive
- Verfremdung des Vertrauten und Normalen: „Weltfremdheit“ als soziologische Haltung