Sozialpsychologie Flashcards
Attributionstheorie: Nenne drei Informationsquellen
Konsistenz (Beständigkeit) ist gegeben, wenn die Person dieses Verhalten in derselben Situation über längere Zeit bzw. häufig zeigt.
Distinktheit (Unterschiedlichkeit) bedeutet, dass sich die Person in anderen Situationen unterschiedlich verhält.
Konsensus (Übereinstimmung ) besteht, wenn sich andere Personen in derselben Situation in ähnlicher Weise verhalten.
Was sind “Sich selbst erfüllende Prognosen”?
Den Prozess, bei dem
▪ die Erwartungen über eine Person dazu führen,
▪ dass diese Person sich so verhält, dass sich diese
Erwartungen bestätigen,
nennt man die (sich) selbst erfüllende Prognose
Also eine (falsche) Meinung, die dazu führt, dass sie sich bewahrheitet.
Welche zwei Arten von Attributionen werden unterschieden?
- externale (Situation)
- internale (Person)
Was ist der” fundamentale Attributionsfehler”?
beschreibt die Tendenz von Beobachtern,
▪ den Einfluss dispositionaler Faktoren auf das Verhalten anderer zu überschätzen und
▪ den Einfluss situativer Faktoren zu unterschätzen
Er wird auch Korrespondenzverzerrung (correspondence bias) genannt
Was sind Erklärungen für den Attributionsfehler?
- Wenn wir über uns selbst sprechen, benutzen wir Verben, die unsere Handlungen und Reaktionen beschreiben („Ich werde verärgert, wenn …“).
Wenn wir über andere sprechen, beschreiben wir öfter, was die Person ist („er ist unfreundlich“) - Der Unterschied zwischen Handelndem und Beobachter:
▪Wenn Menschen selbst handeln, dann verlangt ihre Umwelt ihre Aufmerksamkeit.
▪Wenn Menschen andere beobachten, dann steht die
Person im Zentrum der Aufmerksamkeit
Erklären Sie den Unterschied zwischen individualistischen und kollektivistischen Kulturen.
Individualistische Kulturen schätzen die Rechte und Interessen des Individuums hoch ein. Die Identität wird über persönliche Eigenschaften definiert.
In kollektivistischen Kulturen wird den Familieninteressen und den Interessen sozialer Gruppen Vorrang gegeben. Die Identität wird durch die Gruppenzugehörigkeit definiert.
In kollektivistischen Kulturen korreliert der Selbstwert eng mit „dem, was andere von mir und meiner Gruppe denken“.
Das Selbstkonzept hängt eher vom jeweiligen Kontext ab, als dass es über Situationen stabil ist.
In individualistischen Kulturen wird der Selbstwert mehr über die Person als über ihre sozialen Beziehungen definiert.
Erklären Sie das Konzept Selbstwirksamkeit.
Die Selbstwirksamkeit ist die Überzeugung einer Person, dass sie fähig ist, bestimmte Aufgaben/Handlungen erfolgreich ausführen zu können.
Sie veranlasst Menschen, sich herausfordernde Ziele zu setzen und bei Schwierigkeiten Ausdauer zu zeigen. Dies führt zu Leistung und diese wiederum zum Wachsen von Selbstwirksamkeit.
Kinder und Erwachsene mit hoher Selbstwirksamkeit
▪ sind ausdauernder,
▪ weniger ängstlich und weniger depressiv,
▪ sie leben auch gesünder und
▪ haben bessere Schul- und Studienerfolge
Erklären Sie den „Locus of Control“.
Das Ausmaß, in dem Personen Ereignisse
▪ als internal oder
▪ als external ansehen.
Internaler „locus of control“: Person meint, das eigene Schicksal in der Hand zu haben.
Externaler „locus of control“: Äußere Einflüsse oder Zufall bestimmen das eigene Schicksal.
Das Ausmaß an Kontrolle, das Menschen wahrnehmen, hängt davon ab, welche Ursachen sie für Rückschläge verantwortlich machen (internale oder externale).
Die meisten Autofahrer – auch die meisten Autofahrer, die wegen eines Autounfalls im Krankenhaus lagen- sind der Meinung, dass sie sicherer und besser fahren als der durchschnittliche Fahrer (Guerin, 1994).
Frage:
Benennen und erklären Sie bitte das sozialpsychologische Phänomen, das im obigen Beispiel thematisiert wird.
Die Selbstwertdienliche Verzerrung
▪ Menschen neigen zur selbstwertdienlichen Verzerrung und zu selbstwertdienlichen Attributionen.
▪ Sie schreiben sich oft Erfolge selbst zu (internale Attribution), für Misserfolge machen sie die Situation verantwortlich (externale Attribution).
▪ Teilweise weisen sie auch einen unrealistischen Optimismus auf.
(▪ Sich hohe Ziele zu setzen kann zu Erfolg führen.
Aber:
▪ Sich zu hohe Ziele zu setzen erfordert Anstrengung, die Ziele an die Realität anzupassen, und kann Depression verursachen)
▪ Diese Verzerrung kann adaptiv sein. (Der Glaube an die eigene Überlegenheit kann helfen, in schwierigen Zeiten die Hoffnung zu bewahren. Kann vor Depression schützen)
▪ Sie kann auch eine negative Wirkung haben.
(-Menschen, die anderen die Schuld für ihre sozialen Schwierigkeiten geben sind häufig unglücklicher als die, die Ihre Fehler zugeben.
-Sie kann das Gruppenklima vergiften)
Unter welchen Bedingungen beeinflussen unsere Einstellungen auch unser Verhalten?
Verhalten ist umso konsistenter mit den Einstellungen,
▪ je spezifischer die Einstellung zum Verhalten passt,
▪ je mehr die für das Verhalten relevante Einstellung
zugänglich, d.h. im Gedächtnis verfügbar ist
(Die Selbstaufmerksamkeit (self – awareness) ist ein Zustand, in dem man sich seiner selbst bewusst ist, die Aufmerksamkeit also auf die eigene Person fokussiert.
Sie macht Personen sensibler gegenüber ihren eigenen Einstellungen und Veranlagungen.)
▪ je größer die persönliche Erfahrung mit dem Einstellungsobjekt ist.
(Einstellungen, die auf einer Verhaltenserfahrung beruhen, ▪ sind im Gedächtnis leichter zugänglich und
▪ sind beständiger.)
▪ je weniger Einfluss soziale Zwänge auf das Verhalten haben.
Karin macht sich Sorgen über ihren einst so sportlichen Vater. Nach seiner Bürotätigkeit verbringt er auch fast seine gesamte Freizeit im Sitzen, sein früherer Waschbrettbauch wölbt sich zusehends und in seinem Badezimmer hat Karin Tabletten gegen Bluthochdruck entdeckt.
Dabei verweist ihr Vater gerne auf seine früheren sportlichen Erfolge und betont immer wieder, wie wichtig es sei, körperlich fit zu sein.
Was könnte dem Vater von Karin nutzen, damit er tatsächlich etwas für seine körperliche Fitness tut?
- je spezifischer die Einstellung zum Verhalten passt
Er kann sich Beispielsweise spezifische Ziele setzen (z.B. 2 bestimmte Tage raussuchen an denen er laufen geht) - je mehr die für das Verhalten relevante Einstellung
zugänglich, d.h. im Gedächtnis verfügbar ist
Durch die Tabletten gegen Bluthochdruck und sein verändertes Aussehen (dicker) setzt er sich mit der Thematik oft auseinander, was zu einer Bewusstmachung der Einstellung (körperlich fit zu sein) führen kann.
(Die Selbstaufmerksamkeit (self – awareness) ist ein Zustand, in dem man sich seiner selbst bewusst ist, die Aufmerksamkeit also auf die eigene Person fokussiert.
Sie macht Personen sensibler gegenüber ihren eigenen Einstellungen und Veranlagungen.) - Je größer die persönliche Erfahrung mit dem Einstellungsobjekt ist. Der Vater hatte frühere sportliche Erfolge und weist einen großen Erfahrungsschatz auf.
(4. Je weniger Einfluss soziale Zwänge auf das Verhalten haben. Karins Mutter müsste ihr Klagen einstellen, dass ihr Mann aufgrund des Sports zu selten zuhause ist.)
Patricia Hearst wollte die Stimmung bei ihren Entführern verbessern, indem sie ihre Schlagworte benutzte und sie nachahmte, ohne daran zu glauben.
Frage:
Benennen und erklären Sie allgemein das Konzept aus der Dissonanztheorie, welches auf den obigen Text passt. Beziehen Sie Ihre Erklärung dann auf den Text.
Das Konzept der Dissonanztheorie, welches auf den obigen Text passt, ist das Konzept der Inkonsistenz. Inkonsistenz bedeutet, dass zwei oder mehrere Einstellungen sind unvereinbar oder Einstellungen und Verhalten sind unvereinbar. Eine solche Inkonsistenz liegt vor, wenn eine Person eine Entscheidung getroffen hat (im weitesten Sinne), welche auch zu ihr bewussten Nachteilen führt. Patricas Verhalten (die Schlagworte der Entführer nachahmen) ist mit ihrer Einstellung (kein Glaube an ihre Worte) unvereinbar.
Patricia Hearst sagt weiter: Aber „… als ich versuchte sie zu überzeugen, überzeugte ich mich selbst …“:
Frage:
Benennen Sie kurz das Konzept aus der Dissonanztheorie, welches auf den obigen Text passt.
- Das Konzept der Dissonanztheorie, welches auf den obigen Text passt, ist das Konzept der kognitiven Arbeit (Rationalisierung).
- Die betroffene Person ist motiviert, unangenehme Spannung aufgrund des einstellungsdiskrepanten Verhaltens zu verringern.
- Zur Reduktion von Dissonanz leistet die Person kognitive Arbeit (Rationalisierung).
- Wenn die Entscheidung nicht zurückgenommen werden kann, setzt die kognitive Arbeit zur Reduktion von Dissonanz bei den mit der Entscheidung inkonsistenten Einstellung an.
Es gibt folgende Möglichkeiten der Rationalisierung:
▪ Mit der Entscheidung inkonsistente Einstellungen vermeiden oder verdrängen,
▪ sich mit der Entscheidung konsistente zusätzliche Informationen bewusst machen,
▪ mit der Entscheidung inkonsistente Informationen durch konsistente Argumente ersetzen.
(Vielleicht auch ein bisschen: Nicht hinreichende Rechtfertigung:
▪ Eine Person wird veranlasst, einen Standpunkt zu vertreten, der ihrer Überzeugung widerspricht.
▪ Wenn sie den Eindruck hat, aus freier Wahl zu handeln,
▪ dann erfolgt eine Dissonanzreaktion und
Einstellungsänderung)
Die Polizeibeamten einer bestimmten Wache sind Stammkunden eines Fastfood Restaurants. Sie sind dort gern gesehene Gäste.
Der erfahrene Polizeibeamte P ist stolz darauf, sich immer an Recht und Gesetz gehalten zu haben. Aber er überredet kurz vor Ladenschluss einen Angestellten des Restaurants, Reste von der Warmhalteplatte kostenfrei für die Kollegen in der Wache abzugeben.
P weiß, dass er damit den Tatbestand der Vorteilsnahme erfüllt hat. Er ist sich auch bewusst, dass er den Angestellten veranlasst hat, seinen Arbeitgeber zu bestehlen.
Frage:
Welches Konzept aus der Dissonanztheorie passt auf die Situation, in der sich der Polizeibeamte P im Sachverhalt befindet?
Benennen und erklären Sie dieses Konzept zunächst ohne Bezug zum Sachverhalt und stellen Sie dann den Bezug zum Sachverhalt her. Eine vollständige Erklärung der Dissonanztheorie ist nicht erforderlich.
- Das Konzept der Inkonsistenz
- Das Konzept der Dissonanztheorie, welches auf den obigen Text passt, ist das Konzept der Inkonsistenz. Inkonsistenz bedeutet, dass zwei oder mehrere Einstellungen unvereinbar oder Einstellungen und Verhalten unvereinbar sind. Eine solche Inkonsistenz liegt vor, wenn eine Person eine Entscheidung getroffen hat (im weitesten Sinne), welche auch zu ihr bewussten Nachteilen führt. Das Verhalten des Polizeibeamten (Das Überreden des Angestellten, Reste der Warmhalteplatte kostenfrei abzugeben) ist mit seiner Einstellung (sich immer an Recht und Gesetz zu halten) unvereinbar.
Der Polizeibeamte P stellt jetzt folgende Überlegungen an: „Dem Restaurantbesitzer ist ja kein Schaden entstanden, die Waren wären nach Ladenschluss ohnehin vernichtet worden. In unserer Gesellschaft wird sowieso zu viel Essen weggeworfen. Außerdem esse ich die Sachen nicht alleine, ich teile sie ja mit den Kollegen.“
Frage:
Benennen Sie kurz das Konzept aus der Dissonanztheorie, welches auf den obigen Text passt.
Wenn die Entscheidung nicht zurückgenommen werden kann, setzt das Konzept der kognitiven Arbeit (Rationalisierung) zur Reduktion von Dissonanz bei den mit der Entscheidung inkonsistenten Einstellungen an. Die bei der Entscheidung gewählte Alternative (Das Überreden des Angestellten, Reste der Warmhalteplatte kostenfrei abzugeben) wird attraktiver, die abgelehnte (sich an Recht und Gesetz zu halten und den Angestellten nicht zu überreden) wird unattraktiver. Es erfolgt also ein Einstellungswandel. Es gibt folgende Möglichkeiten der Rationalisierung:
(1) Mit der Entscheidung inkonsistente Einstellungen vermeiden oder verdrängen („Dem Besitzer ist kein Schaden entstanden, die Ware wäre sowieso vernichtet worden.“),
(2) sich mit der Entscheidung konsistente zusätzliche Informationen bewusst machen („In unserer Gesellschaft wird sowieso zu viel Essen weggeworfen.“),
(3) mit der Entscheidung inkonsistente Informationen durch konsistente Argumente ersetzen. („Ich esse die Sachen nicht allein, ich teile sie ja mit den Kollegen.“)
Während des Koreakrieges befanden sich viele US-Soldaten in chinesischer Kriegsgefangenschaft.
Den Chinesen gelang es, sich die Mitarbeit von Hunderten ihrer Gefangenen zu sichern.
Zunächst baten sie diese, einfache Aussagen zu machen oder niederzuschreiben. Dann sollten sie etwas Wichtigeres abschreiben oder formulieren, wie z.B. die Mängel des Kapitalismus. Schließlich nahmen die Gefangenen an Gruppendiskussionen teil, schrieben Selbstkritiken und machten öffentliche Geständnisse.
Als der Krieg vorbei war, entschieden sich 21 Gefangene dafür, bei den Kommunisten zu bleiben. Viele, die nach Hause zurückkehrten, blieben überzeugt davon, dass der Kommunismus gut für Asien war.
Fragen:
1. Erklären Sie die Prozesse, welche zur Einstellungs- änderung der US-Kriegsgefangenen im obigen Beispiel führten.
Ein Prozess der zur Einstellungsänderung der US-Kriegsgefangenen im obigen Beispiel führte, ist das Fuß-in-die-Tür-Phänomen.
Dieses Phänomen besagt, dass Personen, die eingewilligt haben, einer kleinen Forderung nachzukommen, später eher auch einer großen Forderung nachkommen.
Ein weiterer Prozess der zur Einstellungsänderung führte sind die Prozesse innerhalb der Dissonanztheorie (Inkonsistenz, Dissonanz und Motivation). Inkonsistenz: Zwei oder mehrere Einstellungen sind unvereinbar oder Einstellungen und Verhalten sind unvereinbar. Eine solche Inkonsistenz liegt vor, wenn eine Person eine Entscheidung getroffen hat (im weitesten Sinne) welche auch zu ihr bewussten Nachteilen führt. Dissonanz: Unangenehmer Spannungs- oder Erregungszustand (in Experimenten physiologisch messbar). Motivation: Die betroffene Person ist motiviert, diese Spannung zu verringern. Zur Reduktion von Dissonanz leistet die Person kognitive Arbeit (Rationalisierung).
Erklären Sie bitte die Begriffe Aggression und Ärger sowie die geschlechtsspezifischen
Unterschiede und Gemeinsamkeiten bei der Aggression.
Aggression ist ein Verhalten, das mit der Absicht ausgeführt wird, jemanden zu verletzen oder zu schädigen.
Ärger ist eine starke, unangenehme, emotionale Erregung nach wahrgenommener Schädigung, wobei Ärger nicht zu Aggression führen muss, aber kann.
Über die Kulturen hinweg zeigen Männer mehr physische Aggressionen als Frauen. Frauen fühlen ebenso häufig Ärger wie Männer, aber sie handeln seltener physisch aggressiv.
Jungen sind mehr offen aggressiv. Mädchen sind häufiger indirekt oder relational aggressiv.
Indirekte Aggression: Lügen erzählen, um jemanden von erwünschten Aktivitäten auszuschließen oder Schwierigkeiten zu bereiten.
Relationale Aggression: Die Beziehungen einer Person oder ihren sozialen Status angreifen (drohen die Freundschaft zu beeden). Das ist so, weil weiblichen Personen Beziehungen und Vertraulichkeit wichtiger sind als männlichen. Deshalb erscheint es für sie besonders effektiv, jemand sozial zu verletzen.
Frau F arbeitet in einer kleinen Abteilung eines Unternehmens. Täglich geht sie mit ihren Kolleginnen und Kollegen zum gemeinsamen Mittagessen. Diese wissen, dass das gemeinsame Gespräch zu Mittag sie auch über wichtige Informationen, die ihre Arbeit betreffen, auf dem Laufenden hält.
Heute hat die neue Kollegin von Frau F ihren ersten Arbeitstag. Ihre Vorgesetzte hat Frau F vor kurzem eröffnet, dass sie meine, dass Frau F überlastet sei und dass sie einen Teil ihres Aufgabenbereichs an die neue Kollegin übertragen werde. Frau F ärgert sich über ihre Vorgesetzte: Gerade die interessanten Aufgaben hat die Vorgesetzte von ihr abgezogen.
Jetzt ist Mittagspause. Frau F sagt ihrer neuen Kollegin nicht, dass sie gemeinsam mit den anderen Kolleginnen und Kollegen zum Essen gehen wird und nimmt der Neuen damit die Gelegenheit, die Anderen kennen zu lernen. Beim Essen behauptet sie, die Neue habe kein Interesse an der Gesellschaft der Kolleginnen und Kollegen.
Frage: Welche geschlechtsspezifische/n Art/Arten der Aggression zeigt Frau F im obigen Beispiel?
Frau F. zeigt sowohl relationale als auch indirekte Aggression und zeigt damit die für Frauen geschlechtsspezifischen Arten der Aggression.
Sie erzählt ihrer neuen Kollegin nicht, dass alle Kollegen immer gemeinsam Essen gehen. Sie zeigt damit relationale Aggression, weil sie so verhindert, dass die neue Kollegin Beziehungen zu den anderen aufbauen kann und ihre sozialen Beziehungen schwächt.
Indem sie behauptet, die neue Kollegin hätte kein Interesse an der Gesellschaft der anderen, zeigt sie indirekte Aggression, weil sie Lügen über die neue Kollegin erzählt (die ja nichts vom gemeinsamen Essen wusste) und ihr mit diesen Lügen wahrscheinlich Schwierigkeiten bereitet, im Kollegenteam Fuß zu fassen.
Erklären sie bitte den Begriff „Verschiebung“ der Aggression. Kommt eine solche Verschiebung von Aggression im obigen Beispiel vor?
(Frau F./Mittagspause/neue Kollegin…)
Zur Verschiebung der Aggression kann es kommen, wenn aggressive Handlungen gegen den Urheber der Aggression gehemmt werden, weil dieser zum Beispiel überlegen ist. Bei der Verschiebung der Aggression richtet sie diese gegen ein anderes Ziel als den Urheber, was im Allgemeinen sicherer und sozial akzeptierter ist.
Im obigen Beispiel kommt eine solche Verschiebung der Aggression vor. Frau F ärgert sich über ihre Vorgesetzte, die die interessanten Aufgaben von ihr abgezogen hat und der neuen Kollegin gegeben hat. Die Aggressionen von Frau F richten sich in dem Beispiel jedoch nicht gegen den Urheber der Frustration (die Chefin), sondern gegen die neue Kollegin. Es kam also zu einer Verschiebung der Frustration.
Erklären Sie bitte den Begriff Aggression und die wichtigsten Arten von Aggression.
Aggression ist ein Verhalten, das mit der Absicht ausgeführt wird, jemanden zu verletzen oder zu schädigen.
Man unterscheidet zwischen Instrumenteller Aggression, die wird eingesetzt, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen und zwischen feindseliger Aggression, die durch Ärger verursacht wird und als Selbstzweck ausgeführt wird. Sie wird auch Ärger-Aggression genannt (häufig impulsiv; Ziel: Schädigung,Verletzung).
Am Ende einer sehr langen Schlange vor der Kasse eines großen Supermarktes steht die ältere, offensichtlich gehbehinderte Dame A. Sie hat sich, um das Stehen ertragen zu können, auf ihren Einkaufswagen gestützt. Ihr Gehstock hängt an der Seite des Einkaufswagens. Hinter ihr hat sich inzwischen ein junger Mann angestellt. Dazu kommt jetzt die ebenfalls ältere Dame B. Sie zeigt dem jungen Mann zwei Produkte und fragt, ob er sie vorlassen würde, da sie nur zwei Sachen kaufen wolle. Der junge Mann sieht zwar, dass Frau B noch weitere Päckchen und Tüten mit der anderen Hand hinter ihrem Rücken versteckt hält, lässt sie aber gutmütig vor sich in die Schlange hinter Frau A.
Unmittelbar vor der Kasse hat sich die Schlange inzwischen schnell weiterbewegt und vor Frau A, die Ihren Einkaufs- wagen langsam weiter schiebt, entsteht eine Lücke in der Schlange. Schnell drängt sich Frau B vor Frau A und legt ihre Einkäufe vor ihr auf das Band. Frau A, inzwischen näher gekommen, sieht das und ruft empört: „Das können sie doch nicht machen.“ Frau B reagiert nicht darauf, sie bleibt stehen und lässt ihre Einkäufe auf dem Band liegen. Darauf ruft Frau A: „Gehen sie wieder nach hinten!“ und schlägt ihren Gehstock gegen den Mantel von Frau B. Die Kassiererin bemerkt jetzt die Szene und ruft die Aufsicht.
Fragen:
A: Welche Form oder Formen der Aggression kommt/en bei Frau A in Frage?
B: Welche Form oder Formen der Aggression kommt/en bei Frau B in Frage?
A: Bei Frau A zeigt vermutlich um feindselige Aggression. Sie ärgert sich, weil Frau B mit dem Vordrängeln eine Normenverletzung begeht. Dieser Ärger über die Normenverletzung löst das impulsive Handeln aus.
B:Bei Frau B kommt die Form der instrumentellen Aggression in Frage, mit dem Ziel, in der Schlange möglichst schnell, möglichst weit nach vorne zu kommen.
A: Erklären Sie bitte die Einflussfaktoren auf Aggression.
B: Und welche dieser Einflussfaktoren können bei Frau A gewirkt haben?
A: Es gibt viele verschiedene Einflussfaktoren auf Aggression.
- Ein Einflussfaktor ist das Geschlecht. Es gibt geschlechtsspezifische Unterschiede bei Aggression.
- Ein weiterer Einflussfaktor sind biochemische Einflüsse wie Alkohol, ein hoher Testosteronspiegel oder ein hoher Serotonin Spiegel. Diese biochemischen Einflüsse können Aggressionen zwar begünstigen, lösen sie aber nicht automatisch aus.
- Weitere Einflussfaktoren sind aversive Ereignisse, wie Schmerz, Hitze, Frustration, absichtliche Angriffe, Provokation und Beleidigungen.
- Zusätzlich gibt es noch genetische Einflüsse, sowie den Einfluss durch zusätzliche Erregung, durch z.B. Sport oder sexuelle Stimulation. Diese zusätzliche Erregung kann in Ärger transformiert werden und wird unter Umständen durch aversive Ereignisse erhöht.
- Ein weiterer Einflussfaktor sind aggressive Hinweisreize. Gewalttätiges Handeln ist wahrscheinlicher, wenn aggressive Hinweisreize angestauten Ärger auslösen. (Ein Beispiel eines solchen Hinweisreizes ist der Anblick einer Waffe. Wenn Schusswaffen als ein Mittel zur Gewalt und nicht als ein Gegenstand gesehen wird, welcher der Erholung dient, aktivieren sie automatisch feindselige Gedanken.)
- Auch Gruppeneinflüsse (deindividuation) können ein Einflussfaktor für Aggression sein. Gruppen reagieren aggressiver auf eine Provokation als Einzelpersonen und sie nehmen andere Gruppen als feindseliger wahr als andere Einzelpersonen.
B: Bei Frau A werden vermutlich vor allem der Einflussfaktor aversive Ereignisse gewirkt haben. Frau A hat Schmerzen und möchte möglichst schnell an die Kasse kommen. Durch den Normenverstoß von Frau B wird sie jedoch provoziert und zugleich frustriert, denn ihr Ziel, schnell an die Kasse zu kommen um von den Schmerzen befreit zu werden ist nun blockiert.
Es ist ein heißer Sommertag und Hafengeburtstag in Hamburg. Eine Gruppe zirka 20 Jahre alter Männer in gleichen T-Shirts schiebt sich durch die Menschenmenge an den Landungsbrücken. Die jungen Männer halten Bierdosen in der Hand und rufen rhythmisch Parolen. Plötzlich wird einer der jungen Männer versehentlich von einem älteren Mann angerempelt. Der Ältere dreht sich zu ihm um, hebt entschuldigend die Hände und sagt “Sorry“.
Der Angerempelte dreht dem Älteren die Schulter zu und versetzt ihm damit einen kräftigen Stoß, so dass der Ältere taumelt. Die Gruppe beginnt zu johlen. Als der ältere Mann wieder sicherer steht, versetzt ihm ein anderes Gruppenmitglied einen Stoß, so dass der Mann wieder um sein Gleichgewicht ringen muss. Schließlich stellt ein weiteres Gruppenmitglied dem Älteren den Fuß, so dass dieser zu Boden fällt. Jetzt nähern sich Polizeibeamte und überprüfen die Personalien der Gruppenmitglieder. Keiner der jungen Männer war vorher auffällig geworden.
Frage: Welche Einflussfaktoren wirken auf die Aggression der jungen Männer?
Bei den jungen Männern wirken zunächst einmal biochemische Einflussfaktoren. Sie sind junge Männer und haben damit vermutlich einen hohen Testosteron Spiegel, der aggressives Verhalten begünstigt. Zudem sind sie alkoholisiert. Ein weiter Einfluss ist das aversive Ereignis Hitze, welches Aggression ebenfalls begünstigt, sowie die vermeintliche Provokation des Anrempelns. Zusätzlich sind die jungen Männer alle gleich gekleidet und singen gemeinsam Parolen. Dadurch entsteht deindividuation, als zusätzlicher Einflussfaktor. Weiterhin sind die jungen Männer aufgrund der vielen Menschen (crowding) vermutlich stark erregt.
Bei Football-Spielern nimmt während der Football-Saison die Feindseligkeit zu (Patterson, 1974).
- Erklären Sie den Begriff Katharsis.
- Diskutieren Sie die Katharsis-Hypothese im Zusammenhang mit dem obigen Beispiel.
- Unter Katharsis versteht man den Abbau aggressiver Energie durch aggressives Verhalten, durch das Beobachten von aggressivem Verhalten oder durch Aggressionsphantasien.
- Wenn die Katharsis-Hypothese richtig wäre und aggressive Energie durch aggressives Verhalten abgebaut werden würde, müssten die Football-Spieler mit jedem Spiel in dem sie Dampf ablassen können weniger aggressiv werden und die Feindseligkeit würde während der Saison sinken. Tatsächlich wurde aber beobachtet, dass die Spieler immer feindseliger werden. Die Katharsis-Hypothese scheint daher nicht richtig zu sein. Man geht inzwischen davon aus, dass symbolisch aggressives Verhalten als „prime“ für feindselige Gedanken und Gefühle dient und die Wahrscheinlichkeit aggressiven Verhaltens steigert. Das Betrachten oder Ausüben von aggressiven Handlungen führt also nicht zur Kartharsis. „Dampfablassen“ kann zwar kurzfristig Spannungen reduzieren, auf lange Sicht verstärkt es jedoch negative Gefühle. Deshalb kommt es im Verlauf der Football-Saison auch zu immer größeren Feindseligkeiten zwischen den Spielern.