Diagnostik Flashcards
Nennen und erläutern Sie Elemente der Definition Psychologischer Diagnostik
Beantwortung von Fragestellungen: Psychologische Diagnostik erfolgt nicht zum Selbstzweck, sondern wird durch einen Auftrag (Übernahme einer Fragestellung) in Gang gesetzt. Der Auftragsübernahme folgen weitere Schritte, die als diagnostischer Prozess beschrieben werden können.
Menschliches Verhalten und Erleben_: Psychologische Diagnostik ist nicht zwingend eigenschaftsorientiert, sondern kann sich auch mit situativ bedingtem Verhalten und Erleben befassen.
Ein oder mehrere Menschen_: Psychologische Diagnostik befasst sich explizit mit Menschen, und zwar mit einzelnen Personen oder mit mehreren Personen, die miteinander in Beziehung stehen (Paare, Familien, Teams, etc.).
Deren relevante Bedingungen_: Wenn es für die Beantwortung der Fragestellung nützlich ist, können auch Informationen über situative Bedingungen, denen die untersuchte(n) Person(en) ausgesetzt ist (sind), erhoben werden.
Gezielte Erhebung von Informationen_: Informationen werden nicht schematisch oder wahllos erhoben, sondern so, dass sie zur Beantwortung der Fragestellung beitragen. Informationen und deren Interpretation_: Damit wird die Trennung von Fakten und deren Bewertung betont. Manchmal können Fakten unterschiedlich interpretiert werden. Die Interpretation erfolgt mit dem Ziel, die Fragestellung zu beantworten.
Von psychologischem Wissen geleitet und Methoden, die wissenschaftlichen Standards genügen_: Damit erfolgt die Abgrenzung zur Laiendiagnostik. Zur Bearbeitung der Fragestellung und zur Interpretation von vorliegenden Informationen, die einander auch scheinbar widersprechen können, ist Fachwissen nötig. Die Verfahren sollen anhand wissenschaftlicher Standards (Gütekriterien) bewertbar sein. Da in der Regel verschiedene Verfahren zur Auswahl stehen, soll die Auswahl nach den Gütekriterien erfolgen.
Nennen Sie Praxisfelder, in denen Psychologische Diagnostik angewandt wird
- Klinische Psychologie
- Gesundheitspsycholo gie
- Pädagogische Psychologie
- Arbeits- und Organisationspsychologie
- Forensische Psychologie
- Verkehrspsychologie
- Entwicklungsdiagnosti k
- Gerontopsychologie
- Neuropsychologie
Mit welchen anderen Fachgebieten der Psychologie steht die Psychologische Diagnostik im Fall der Intelligenzdiagnostik in ständigem Wissensaustausch?
- Differentielle Psychologie
- Pädagogische Psychologie
- Arbeits- und Organisationspsychologie
- Klinische Psychologie
- Neuropsychologie
- Forensische Psychologie
- Verkehrspsychologie
Was sind die Grundannahmen der Eigenschaftsdiagnostik?
Das Erleben und Verhalten von Menschen lässt sich in Form von Eigenschaften („traits“) beschreiben. Diese werden aufgefasst als relativ breite und zeitlich stabile Dispositionen zu bestimmten Verhaltensweisen, die konsistent in verschiedenen Situationen auftreten. Eigenschaften sind nicht direkt beobachtbar. Sie stellen hypothetische, gedankliche, konstruierte Gebilde dar und sind somit Konstrukte, die aus direkt beobachtbaren Verhaltensäußerungen lediglich erschlossen werden.
Nennen Sie einige Beispiele für Zustände („states“).
- Emotionen (Angst, Freude, Traurigkeit, Ärger, etc.)
- Mentale Zustände wie Müdigkeit, Wachheit, Konzentration
- Erregungszustände (Erregtheit, Ruhe)
Nennen Sie empirische Belege für den Eigenschaftsansatz in der Persönlichkeits- und Intelligenzforschung.
- Persönlichkeitsmerkmale korrelieren mit Verhaltensberichten.
- Persönlichkeitsmerkmale sind stabil.
- Intelligenz korreliert mit Leistungen im Leben.
- Intelligenz ist stabil.
Was kennzeichnen die Begriffe „signs“ und „sample“ in Bezug zum eigenschafts- bzw. verhaltenstheoretischen Ansatz?
Im eigenschaftstheoretischen Ansatz werden Verhaltensweisen als Indikatoren, Anzeichen, d.h. „signs“ für dahinterliegende Eigenschaften verstanden.
Im verhaltenstheoretischen Ansatz wird das Verhalten als ein Beispiel oder eine Stichprobe, d.h. „sample“ ähnlicher Verhaltensweisen betrachtet.
Erklären Sie, aus welchen Komponenten die S-O-R-K-C-Verhaltensgleichung besteht.
Stimulus: Reiz, der auf die Person einwirkt. Beispiel: Mitschüler hänseln ein Kind.
Organismus: Körperliche und psychische (!) Merkmale der Person. Beispiel: körperlich unterlegen, geringes Selbstvertrauen.
Reaktion: Das zu erklärende Problemverhalten. Beispiel: zieht sich von anderen Kindern zurück.
Kontingenz: Regelmäßigkeit, mit der die Konsequenzen eintreten. Beispiel: gelegentlich.
Konsequenz: Reaktionen auf das Problemverhalten; positive oder negative Verstärkung. Beispiel: Mutter „tröstet“ das Kind mit starker Zuwendung und Süßigkeiten.
Wozu dient eine Erfolgskontrolle?
Mit einer Messung nach Beendigung einer Intervention (Erfolgskontrolle) versucht man festzustellen, ob das angestrebte Ziel erreicht wurde. Dieses Ziel wurde aufgrund der Messung vor der Intervention (Eingangsdiagnostik) festgelegt.
Die Erfolgskontrolle ist im Sinne des Klienten, denn sie dient dazu, festzustellen, ob noch weitere Maßnahmen nötig sind oder nicht. Sie ist auch im Sinne des Auftraggebers, der nun erfährt, ob sich die Investition gelohnt hat.
Welche zwei besonderen Probleme sind zu beachten, wenn diagnostische Verfahren zur Erfolgskontrolle bei Interventionen eingesetzt werden?
Erstens kann die beobachtete Verbesserung oder auch Verschlechterung gegenüber dem Ausgangszustand auch auf Faktoren zurückzuführen sein, die nichts mit der Intervention zu tun haben.
Zweitens ist bekannt, dass bei Leistungstests alleine durch ihre Wiederholung Übungsgewinne auftreten.
In welchem Zusammenhang wird Psychologische Diagnostik zur Selektion und zur Modifikation eingesetzt? Erklären Sie dies anhand von Beispielen.
Selektion von Personen: Eine Bedingung steht zuvor fest, und es werden Personen ausgewählt, welche die größte Passung mit dieser Bedingung aufweisen. Beispiel: Auswahl von Bewerbern für eine Stelle. Die Bedingung, beispielsweise ein bestimmter Ausbildungsgang, wurde zuvor analysiert, um die relevanten Anforderungen an die Auszubildenden wie Rechenfertigkeiten, Teamfähigkeit und dergleichen in Erfahrung zu bringen.
Selektion von Bedingungen: Zu einer Person mit bestimmten Merkmalen werden passende Bedingungen gesucht. Beispiel: Ein Bewerber sucht die Berufsberatungsstelle auf; gesucht wird eine Berufsausbildung, die den Eignungsmerkmalen der Person am besten entspricht. Dazu muss die Person untersucht werden, um ihre Fähigkeiten, Kenntnisse und Interessen in Erfahrung zu bringen.
Modifikation der Person: Merkmale der Person werden verändert, um eine Passung zwischen Person und Bedingung herzustellen. Beispiel: Scheinbar ungeeignete Bewerber können mit Personalentwicklungsmaßnahmen (Schulungen, Trainings, Praktika, etc.) so verändert werden, dass sie zu einem Ausbildungs- oder Arbeitsplatz passen. Welche Anforderungsmerkmale zu verändern sind, hat die Eignungsuntersuchung gezeigt. Modifikation der Bedingung: Merkmale der Bedingung (z. B. Arbeitsplatz) werden verändert, um eine Passung zwischen Person und Bedingung herzustellen. Beispiel: Mangelnde Belastbarkeit der Person kann etwa durch eine Reduktion der Aufgaben oder durch eine bessere Arbeitszeit- oder Pausenregelung kompensiert werden.
Wer veröffentlichte wann den ersten Intelligenztest?
Alfred Binet und Theodore Simon, 1905.
Wie definierte William Stern und wie David Wechsler den IQ?
William Stern definierte den Intelligenzquotienten über das Verhältnis aus Intelligenzalter zum Lebensalter. David Wechsler definierte den Intelligenzquotienten über die Relation des Testwertes des Probanden zum Mittelwert der Altersgruppe.
Welche im Grundgesetz verankerten Werte sind für die Psychologische Diagnostik unmittelbar relevant?
Artikel 1 (1)
„Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“
Artikel 2:
„(1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.
(2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden.“
Wie ist die Schweigepflicht gesetzlich verankert und welche Details sind im Umgang damit zu beachten?
Strafgesetzbuch, § 203 (Verletzung von Privatgeheimnissen):
„(1) Wer unbefugt ein fremdes Geheimnis, namentlich ein zum persönlichen Lebensbereich gehörendes Geheimnis oder ein Betriebs- oder Geschäftsgeheimnis, offenbart, das ihm als Berufspsychologen mit staatlich anerkannter wissenschaftlicher Abschlussprüfung anvertraut worden oder sonst bekannt geworden ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.“
Nicht geschützt sind Geheimnisse, die einem Berufspsychologen im privaten Bereich anvertraut werden. Die Schweigepflicht bezieht sich auf die Ausübung der Berufstätigkeit. „Offenbaren“ bedeutet, dass eine Identifizierung der betroffenen Person möglich ist. Wer also Daten in anonymisierter Form weitergibt, offenbart kein Geheimnis. Die Schweigepflicht gilt auch gegenüber Personen, die selbst der Schweigepflicht unterliegen (Kollegen, Ärzte, Anwälte, etc.).
Zulässig ist die Weitergabe persönlicher Informationen, wenn der Betroffene dem zustimmt. Auch Kinder werden durch die Schweigepflicht geschützt. Da diese auch ein Informationsrecht haben, sind im Einzelfall Schweigepflicht und Informationsrecht gegeneinander abzuwägen.
Vor Gericht besteht in zivilrechtlichen Prozessen ein Zeugnisverweigerungsrecht. Berufspsychologen haben das Recht, Aussagen über ihnen anvertraute Geheimnisse zu verweigern. In Strafprozessen besteht dieses Schweigerecht nur für Psychologische Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten und bei ihnen auch nur bezüglich Informationen, die sie im Rahmen einer Untersuchung oder Heilbehandlung erfahren haben.
Was versteht man unter der Offenbarungspflicht?
Wer von bestimmten Straftaten erfährt, die geplant sind oder gerade ausgeführt werden, kann mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden, falls er diese nicht rechtzeitig meldet. Dieses Gesetz betrifft übrigens nicht nur Berufspsychologen, sondern ist generell gültig. Entscheidend bei der Offenbarungspflicht ist, dass die Straftat, von der man erfährt, noch abgewendet werden kann.
Nennen Sie aus den Ethischen Richtlinien der deutschen Gesellschaft für Psychologie einzelne Forderungen zur Erstellung von Gutachten.
Sorgfaltspflicht
Transparenz für Adressaten
Einsichtnahme gewähren
Keine Gefälligkeitsgutachten
Was versteht man unter einem Test?
Bei einem psychologischen Test
a) handelt es sich um eine Messmethode,
b) mit der ein psychologisches Merkmal (oder auch mehrere Merkmale) erfasst werden soll(en).
c) Das Vorgehen ist standardisiert
d) und schließt die Erhebung einer Verhaltensstichprobe ein.
e) Das Verhalten wird durch die spezifischen im Test realisierten Bedingungen
hervorgerufen.
f) Seine Variation soll weitgehend auf die Variation des zu messenden Merkmals
zurückzuführen sein.
g) Ziel ist eine quantitative (Ausprägung des Merkmals)
h) und/oder eine qualitative Aussage (Vorhandensein oder Art des Merkmals) über das
Merkmal.
Nennen Sie mögliche Kriterien zur systematischen Zuordnung von Tests zu Testarten.
- Messgegenstand
- Koonstruktiosnsprinzipien
- Theoretische Modellannahmen über die Entstehung von Testantworten
- Zielgruppe
- Durchführungsbedingungen (z. B. Einzel- vs. Gruppendurchführung oder Computer- vs.
Papier-Bleistift-Verfahren)
Nennen Sie zwei wichtige Voraussetzungen für die Konstruktion eines Tests.
- Das Merkmal ist hinreichend klar definiert und erforscht.
- Das Verhalten im Test indiziert das Merkmal.
Nennen Sie die drei zentralen Grundbegriffe der KTT.
- Beobachteter Wert
- Wahrer Wert
- Messfehler
Nennen Sie die Axiome der KTT.
1) Der beobachtete Wert setzt sich aus dem wahren Wert und dem Messfehler zusammen.
2) Der wahre Wert ist der Erwartungswert aller beobachteten Werte.
3) Der Erwartungswert des Messfehlers ist null.
4) Der Messfehler eines Tests ist unabhängig vom wahren Wert in diesem Test.
5) Die Messfehler zweier Tests sind unkorreliert.
6) Die Messfehler in einem Test sind unabhängig vom wahren Wert in einem anderen Test.
Wie ist die Reliabilität formal definiert?
Die Reliabilität eines Tests ist der Anteil der Varianz der wahren Werte an der Varianz der beobachteten Werte.
Nennen Sie die Methoden der Reliabilitätsschätzung.
- Retest-Reliabilität
- Paralleltest-Reliabilität
- Split-Half-Reliabilität
- Interne Konsistenz (Cronachs Alpha)