Erziehungspsychologie Flashcards

1
Q

Beschreiben Sie die „Familie“ aus psychologischer Sicht. Wie viele Personen bzw. Generationen sind mindestens erforderlich, um von Familie zu sprechen?

A

Eine Familie ist
„eine Gruppe von Menschen, die durch nahe und dauerhafte Beziehungen miteinander verbunden sind, die sich auf eine nachfolgende Generation hin orientiert und die einen erzieherischen und sozialisatorischen Kontext für die Entwicklung der Mitglieder bereitstellt“
(Hofer, 2002)

Familien sind
 biologisch, sozial oder rechtlich verbundene Einheiten
 umfassen mindestens zwei Generationen in zeitlicher Abfolge
 verfolgen bestimmte Zwecke
• Produktion gemeinsamer Güter von gesellschaftlicher Relevanz (z.B. Erziehung / Bildung von Kindern)
• Produktion privater Güter, die auf die Befriedigung individueller und gemeinsamer Bedürfnisse abzielen (z.B. Geborgenheit, Intimität)
Familien sind intime Beziehungssysteme mit folgenden Merkmalen: 1. Abgrenzung
2. Privatheit
3. Dauerhaftigkeit
4. Nähe
(Schneewind, 2010)

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2
Q

Welche Rolle spielt die biologische Elternschaft für die Definition von Familie?

A

Familie ist für die Mehrheit dort, wo auch Kinder sind – unabhängig von der Lebensform, neben verheirateten heterosexuellen Paaren auch
• 97% unverheiratetes heterosexuelles Paar mit Kindern
• 88% homosexuelles Paar mit Kindern
• 85% eine Mutter, die mit einem neuen Partner unverheiratet zusammenlebt
• 82% eine alleinerziehende Mutter.

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3
Q

Nehmen Sie Stellung zum Begriff der Kernfamilie!

A

Begriff – Kernfamilie:
 Zwei-Generationen-Familie, die nur aus der Eltern- und der Kinder- generation besteht
 Familie, in der beide (verheirateten)
Elternteile mit ihrem Kind bzw. mit
ihren Kindern zusammenleben (vgl. Schneewind, 2019; Steinbach 2017)

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4
Q
Welche Interaktionen (wer interagiert mit wem?) können im Mikrosystem Familie
voneinander abgegrenzt werden?
A

Elternteil - Elternteil
Elternteil - Kind
Kind - Kind

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5
Q

Was sind horizontale, was vertikale Familienbeziehungen?

A

Horizontale familiäre Beziehungen:
 Gleiche Generation
 Geschwister, Cousinen / Cousins

Vertikale familiäre Beziehungen:
 Umfassen zwei und mehr Generationen
 Drei Varianten besonders relevant:
- (Groß-)Elternbeziehungen, wenn deren Kinder selbst Eltern werden 
- Eltern-Kind-Beziehungen
- Großeltern-Beziehungen zu Enkelkindern
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6
Q

Beschreiben Sie den Begriff des Coparenting und seine Bedeutung für die kindliche
Entwicklung!

A

Psychologisches Konstrukt (Teubert, 2011; Teubert & Pinquart, 2009)
 Erzieherisches Zusammenspiel von zwei Personen (z. B. Eltern), die
Verantwortung für ein Kind teilen
 Vier zentrale (funktionale wie dysfunktionale) Aspekte:
1. Kooperation (Informationsaustausch, wechselseitige Unterstützung)
2. Konflikt (Streitigkeiten übers Kind und dessen Erziehung)
3. Triangulation (Grenzverletzungen zwischen Subsystemen, z.B. Hineinziehen in elterliche Konflikte)
4. Elterliche Übereinstimmung (Übereinstimmung in Fragen der Kindeserziehung)

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7
Q

Nenne 4 Elterliche Beziehungs- und Erziehungskompetenzen

A
  • Selbstbezogene Kompetenzen
  • Kindbezogene Kompetenzen
  • Kontextbezogene Kompetenzen
  • Handlungsbezogene Kompetenzen
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8
Q

Welche kindlichen Grundbedürfnisse kennen Sie?

A

Geborgenheit, Bezogenheit Unversehrtheit, Sicherheit, Regulation Stimulation
Kompetenz
Autonomie

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9
Q

Sind Entwicklungsaufgaben gesellschaftlichen Wandlungsprozessen unterworfen? Trifft das
auf alle Arten von Entwicklungsaufgaben zu? Bitte begründen Sie Ihre Antwort!

A

„The developmental tasks […] arise from three sources: (1) physical maturation,
(2) cultural pressure (the expectations of the society), and (3) individual aspirations and values.“
(Havighurst, 1956, p. 215)

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10
Q

Beschreiben Sie das Konzept der Risiko- und Schutzfaktoren.

A

Risikofaktoren
 Faktoren, die die Auftretenswahrscheinlichkeit von Problemen erhöhen
 Variablen / Konstrukte, die mit Indikatoren der Fehlanpassung kausal verknüpft sind

Schutzfaktoren
 Faktoren, die die Auftretenswahrscheinlichkeit von Problemen vermindern
 Schutzfaktoren sind Variablen / Konstrukte, die die Wirkung eines Risikofaktors abpuffern,
d.h. unter Risiko / Belastung ein (relativ) normales „Funktionsniveau“ gewährleisten

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11
Q

Was ist mit Kumulation von Risikofaktoren gemeint?

A

Kumulation von Risikofaktoren
 Risikofaktoren treten selten isoliert in Erscheinung, sondern meist zusammen auf und kumulieren
 Kombination bzw. der Zeitpunkt des Auftretens risikoerhöhender Faktoren bestimmt im wesentlichen ihre Auswirkungen
 Balance zwischen Risiko- und Schutzfaktoren bedeutsam für die kindliche Entwicklung

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12
Q

Was beschreibt die Spill-Over-Hypothese? Wie lassen sich hierdurch Effekte
partnerschaftlicher Konflikte auf Kinder erklären?

A

Spillover- Effekt:
direkte Übertragung von Stimmungen, Affekten oder Verhalten von einer Situation auf eine andere (Spill-Over-Hypothese, Engfer 2002)

Spillover-Effekte
von Paarbeziehungskonflikten auf Eltern-Kind-Beziehungen
 Partnerschaftskonflikte werden auf Kinder umgelenkt (Problemkind statt eigene Probleme)
 Konflikthafte Beziehungen als Verhaltensmodelle für Kinder (Modelllernen)
 Partnerschaftskonflikte als Auslöser inter- und intraparentaler Inkonsistenz (widersprüchliches Erziehungsverhalten)
 Familienstress und Rollenbelastungen durch externe und interne Stressoren (Arbeitslosigkeit, Armut / Krankheit, erzieherische Inkompetenz)
(Schneewind, 2017)

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13
Q

Welche Effekte haben Scheidungen / Trennungen auf Kinder und Jugendliche? Was sind
diesbezüglich Risiko- und Schutzfaktoren?

A

Unterschiede zwischen Scheidungskindern und Kindern aus Kernfamilien
(Metanalysen - Amato & Keith, 1991; Amato, 2001):
• Geringe schulische Leistungen
• Negatives Sozialverhalten
• Negative emotionale Befindlichkeiten
• Negatives Selbstbild
• Schlechtere Vater-Kind- / Mutter-Kind-Beziehung (Allerdings: Effektstärken sind niedrig!)

Wahrscheinlichkeit langfristiger Probleme (z.B. kindliche Verhaltensauffälligkeiten) steigt bei mangelnden (finanziellen und sozialen) Ressourcen (Armutsrisiko)
bei anhaltenden Konflikten zwischen leiblichen Eltern (z.B. Loyalitätskonflikte des Kindes)

Co-Parenting und positives Erziehungsverhalten sind wesentliche Schutzfaktoren!

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14
Q

Was sind kritische Lebensereignisse?

A

Kritische Lebensereignisse
sind Situationen, die in den meisten Fällen non-normativ sind und die Personen-Umwelt- Beziehung aus dem Gleichgewicht bringen, da sie nicht mit den Erwartungen, Gewohn- heiten, Befürchtungen oder Wünschen einer Person übereinstimmen.
In den meisten Fällen erfordern sie eine Rollentransformation und gestalten so den individuellen Lebenslauf (Filipp, 2010).

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15
Q

Ist Scheidung / Trennung für Kinder ein kritisches Lebensereignis?

A

Ja, Scheidung und Trennung der Eltern sind kritische Lebensereignisse.

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16
Q

Welche Bindungstypen kennen Sie?

A
sicher (B)
unsicher-vermeidend (A)
unsicher-ambivalent (C)
desorganisiert-desorientiert (D)
(Lohaus & Vierhaus, 2015; Siegler et al., 2016)
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17
Q

Nennen Sie zwei Möglichkeiten, die Bindungsqualität zu erfassen.

A

Fremde Situation-Test

Adult Attachment Interview

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18
Q

Beschreiben Sie, wodurch die Bindungsqualität Effekte auf die kognitive Entwicklung haben
kann.

A

Bei Sicherheit, Nähe, etc. ist Explorationsverhalten hoch, dadurch hohe kognitive Stimulation.
Wenn Unsicherheit, Bedrohung hoch –> Bindungsverhalten..
Explorationsverhalten und Bindungsverhalten sind komplementär zueinander! Immer nur eines aktiviert.

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19
Q

Erklären Sie, warum es wahrscheinlich ist, dass Kinder mit ungünstigen Bindungsstilen auch
in Kindergarten und Schule mit höherer Wahrscheinlichkeit negative Beziehungen zu
Lehrkräften und Erziehenden haben.

A

?

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20
Q

Was würden Sie angehenden Eltern an Verhaltensweisen ihren Neugeborenen und
Säuglingen gegenüber empfehlen, was nicht?

A

Bindungsförderliches Verhalten:
 Sensitivität für kindliche Signale (promptes Reagieren)
 Positive, akzeptierende Haltung (Äußerungen von Gefühlen und Zuneigung)
 Synchronisation (Abstimmung reziproker Interaktionen)
 Wechselseitigkeit (Gestaltung von Interaktionen, in denen Eltern und Kind auf einen Gegenstand wechselseitig Bezug nehmen)
 Unterstützung (aufmerksame Zuwendung und emotionale Hilfestellung)
 Stimulation (häufige Interaktionsaufnahme mit dem Kind)

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21
Q

Was ist die kognitive, was die Verhaltenskomponente von Erziehung?

A

Wenn wir auf Erziehung blicken, lässt sich eine kognitive Komponente von einer verhaltensnahen (beobachtbaren) Komponente unterscheiden. Das Konzept der Erziehungsstile ist eher der verhaltensnahen Komponente zuzuordnen.

22
Q

Beschreiben Sie in eigenen Worten, was ein Erziehungsstil ist.

A

Ein Erziehungsstil ist konzipiert als intraindividuell stabile Tendenz, Erziehungspraktiken zu realisieren (eine Person reagiert also in verschiedenen Situationen ähnlich). Erziehungsstile sind interindividuell verschieden (verschiedene Personen reagieren also in ähnlichen Situation verschieden).

23
Q

Was unterscheidet in der Erziehungsstilforschung eine induktive von einer deduktiven
Strategie?

A

Induktiv bedeutet, dass in der erzieherischen Realität umfassend Erziehungsverhalten beobachtet wird, welches dann mit statistischen Methoden strukturiert und greifbar gemacht wird (Datenreduktion). Deduktiv bedeutet, dass Erziehungsstile theoretisch konzeptualisiert werden und dieses Konzept dann in der Realität empirisch überprüft wird.

24
Q

Beschreiben Sie die Erziehungsstile (besser: Führungsstile) nach Lewin, welche Effekte
zeigten sich bei den Jugendlichen?

A

Die autoritären Leiter haben die Aufgabe strukturiert, Teilaufgaben verteilt, mangelnde Leistung sanktioniert. Die laissez- faire-Leiter haben sich praktisch nicht um die Jugendlichen (und die Aufgabe) gekümmert, allenfalls auf Ansprache reagiert. Die demokratischen Leiter haben gemeinsam mit den Jugendlichen (kooperativ) die Aufgabe strukturiert und Anregungen / Ideen der Jugendlichen aufgegriffen.

Die Arbeitsleistungen waren in der demokratischen und der autoritären Bedingungen hoch, eine gute Beziehungsqualität fand sich aber nur in der demokratischen Bedingung, so dass diese den anderen Bedingungen gegenüber überlegen ist.

25
Q

Wie heißen die Erziehungsstile in der Tradition nach Lewin heute?

A

Jetzt zwei Dimensionen, x- und y-Achse, Beziehungs- und eine Lenkungsdimension

26
Q

Was unterscheidet ein kategoriales von einem dimensionalen Konzept?

A

Im Unterschied zu kategorialen Konzepten sind bei einem dimensionalen Konzept auch Intensitätsunterschiede darstellbar (man kann mehr oder weniger autoritär sein).

27
Q

Als Konsequenz aus der Berkeley-Studie: Welche beiden Dimensionen entstehen und in
welcher Kombination der Merkmalsausprägungen entstehen welche Erziehungsstile?

A

Dimensionen:

  • Forderung und Kontrolle
  • Reaktionsbereitschaft
  • Autoritativ
  • Autoritär
  • permissiv
  • vernachlässigend
28
Q

Was an elterlicher Kontrolle ist entwicklungsförderlich, was nicht?

A

 Unterstützung:
hat den höchsten prädiktiven Wert für positive, entwicklungsfördernde Outcomes
 Verhaltenskontrolle:
Hohe Verhaltenskontrolle => geringer Grad an externalisierenden Problemlagen (z. B. Drogenkonsum, Delinquenz)
 Psychologische Kontrolle:
Hohe psychologische Kontrolle => hoher Grad an internalisierenden Problemlagen (z. B. Angst, Depression)

29
Q

Was verbirgt sich unter dem helicopter parenting?

A

 Bezogen auf die Erziehungsstildimensionen und die Selbstbestimmungstheorie:
• Hohe Werte auf den Dimensionen Wärme und Kontrolle, niedrige Werte auf der
Dimension Autonomieunterstützung (vgl. Padilla-Walker & Nelson, 2012).
• Neue Forschungsergebnisse: verschiedene „Profile“ von Helicopter Parenting, Differenzierung der Dimensionen (Padilla-Walker u.a., 2019)
 Ursprung des Begriffs „Helicopter Parents“:
„Some parents think love means rotating their lives around their children. They are helicopter parents. They hover over and rescue their children whenever trouble arises“ (Cline & Fay, 1990, S. 23).

30
Q

Wie lassen sich die negativen Effekte des helicopter parenting erklären?

A

Definition - Helicopter Parenting (Wilhem & Esdar, 2014)
ein bezüglich des Entwicklungsstandes des Kindes unangemessenes Verhalten
 mit dem gleichzeitige Auftreten der vier Merkmale • Überinvolviertheit
• Autonomieeinschränkung
• Überbehütung
• externale Schuldzuweisung

31
Q

Bitte grenzen Sie die die vier Formen von Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen voneinander ab.

A

körperliche Misshandlung, sexuellen Missbrauch, Vernachlässigung und psychische Misshandlung (

32
Q

Was unterscheidet dem Salzburger Kinder Survey nach glückliche von unglücklichen Schulkindern?

A
Ein glückliches Schulkind...
• wird in seiner vollständigen Familie häufig gelobt
• erfährt Anerkennung
• unternimmt viel mit Eltern
in der Freizeit
• ist häufig mit Freund/inn/en
in der Freizeit zusammen
• wird nicht streng, sondern
mit Argumenten erzogen
(„Verhandlungsfamilie“)
• nimmt elterliche Wohnung
nicht beengt war
Ein unglückliches Schulkind...
 • hört selten lobende, nette Worte
• langweilt sich häufig
• Hat wenig Freizeit
• unternimmt wenig mit
Freund/inn/en
• wird streng erzogen und
häufig beschimpft
• fühlt sich in der elterlichen
Wohnung beengt
33
Q

Nennen Sie die Funktionen von Schule und geben eine kurze Beschreibung jeder genannten Funktion.

A

Qualifikation
Vermittlung von Wissen, Kulturtechniken (Schlüsselqualifikationen)

Allokation
Zuweisung von Berechtigungen für nachschulische Ausbildungs- u. Berufswege

Sozialisation & Erziehung
Erziehungsauftrag, “heimliches Curriculum“, Vermittlung von Werten

Bereitstellung einer Gruppe von Gleichaltrigen
Gewährleistung von Entwicklungsmöglichkeiten
(Hofmann & Siebertz-Reckzeh, 2008)

34
Q

Gehen Sie auf das Spannungsfeld von Wissens- und Kompetenzvermittlung und dem pädagogischen Auftrag von Schule ein.

A

Wichtig ist, dass Erziehen und Unterrichten voneinander abgegrenzt werden und sich somit ein Auftrag zur Wissens- und Kompetenzvermittlung von einem pädagogischen Auftrag abgrenzen lässt.

Für den Auftrag zur Wissens- und Kompetenzvermittlung haben sich vor allem die kognitive Aktivierung, das Classroom Management und die (konstruktive) Unterstützung als relevant herausgestellt, für den pädagogischen Auftrag Fragen der Beziehungsgestaltung

35
Q

Erläutern Sie die Unterscheidung in Oberflächen- und Tiefenstrukturen von Unterricht. Welche sind für erfolgreichen Unterricht entscheidend?

A

Betrachtet man den Unterricht im Sinne des Angebot-Nutzungs-Modells, lassen sich Sicht- und Tiefenstrukturen voneinander abgrenzen, wobei die Tiefenstrukturen besonders wirksam sind und sich auf eine Reihe von schulischen Erfolgskriterien auswirken. Zu den Tiefenstrukturen gehören u.a. kognitive Aktivierung, Classroom Management und konstruktive Unterstützung.

36
Q

Welche Funktionen und zentrale Merkmale hat Klassenführung?

A

ist gezielt gestaltete Interaktion
 umfasst alle Konzepte, Handlungen und Strategien zur Herstellung und
Aufrechterhaltung von Ordnungsstrukturen im Klassenzimmer

  • Umgang mit Störung
  • Maximale Bereitstellung von Lernzeit
  • Unterstützung von Lernaktivitäten
37
Q

Was beschreiben Attributionstheorien und worauf können Lehrkräfte das Verhalten ihrer
Schüler:innen attribuieren?

A
  • Ursachenzuschreibung

- Fähigkeit, Anstrengung, Familie, Lehrkraft selbst

38
Q

Erklären Sie den Zusammenhang von Attributionen und emotionalen Reaktionen von
Lehrkräften.

A

 Attribution auf mangelnde Fähigkeit führt zu Mitleid und der Tendenz, die weitere Förderung aufzugeben (negativer Zusammenhang zu Ärger).
 Attribution auf mangelnde Anstrengung führt zu Ärger und der Tendenz, die weitere Förderung aufzugeben.
 Lehrkräfte, die auf ihr eigenes Verhalten attribuieren, neigen nicht dazu, aufzugeben (Verantwortung).
 Lehrkräfte, die auf familiäre Umstände attribuieren (u.a. mangelnde Förderung dort), zeigen ebenfalls die Tendenz, aufzugeben.

39
Q

Wie lässt sich der Pygmalioneffekt motivationspsychologisch erklären?

A

 Die hohe Lehrererwartung ist mit erfolgszuversichtlichen Ursachenzuschreibungen für Erfolg und Misserfolg der betreffenden Schüler/innen verbunden (geringe Lehrererwartung umgekehrt mit misserfolgsvermeidenden Attributionen).
 Dies äußert sich – z.T. in subtiler Weise – im verbalen und nonverbalen Verhalten der Lehrkräfte.
 Die Schüler/innen nehmen dieses wahr, entnehmen daraus, was die Lehrkraft von ihnen hält, und übernehmen ggf. diese Begabungseinschätzung zusammen mit dem Attributionsstil in ihr Leistungsselbstbild.
 Aufgrund der insgesamt günstigen (bzw. ungünstigen) Motivationsprozesse passen sich schließlich die Leistungen im Laufe der Zeit entsprechend an.

40
Q

Was ist die Grundannahme des transaktionalen Modells der Lehrer-Schüler-Beziehung?

A
Lehrer und Schüler nehmen gegenseitig das Verhalten des anderen jeweils im Kontext der eigenen 
-Erwartungshaltungen
-Einstellungen
-Rollenerwartungen
-Gewohnheiten
-Normen
(-impliziten Theorien)
die geprägt und beeinflusst sind von den jeweiligen
-sozialen Lernvergangenheit
-gegenwärtigen sozialen Beziehungen und Erfahrungen
-distalen Rahmenbedingungen
wahr.
41
Q

Wann gelingt es Lehrkräften, viele fördernde, nicht-dirigierende Tätigkeiten zu realisieren?

A

Tausch und Tausch gehen davon aus, dass die Realisierung der von Rogers postulierten Basisvariablen im schulischen Kontext quasi automatisch dazu führt, dass Lehrkräfte viele „förderliche nichtdirigierende Tätigkeiten“ zeigen. Damit ist gemeint, dass eher autoritativ und vor allem anregend (heute würden wir von kognitiver Aktivierung sprechen) gestaltet wird.

42
Q

Inwiefern und warum profitieren Lehrkräfte, nicht nur Schüler:innen von personzentrierter
Beziehungsgestaltung?

A

Unterrichten bedeutet, sich auf Beziehungen zu den Schülerinnen und Schülern einzulassen, sich beispielsweise um Aufmerksamkeit und Sympathien zu bemühen und an Problemen und Entwicklungen Einzelner Anteil zu nehmen. Diese persönliche Beteiligung macht die Lehrerinnen und Lehrer zugleich verletzlich: Das Mißlingen von Unterricht trifft dann auch persönlich.“

43
Q

Welche Normen lassen sich voneinander unterscheiden, um das Verhalten eines Kindes als „abweichend“ zu beurteilen?

A

sollte nicht ausschließlich aus der Perspektive der Erwachsenen beurteilt werden, ein Kriterium sollte sein, ob das Kind sich durch sein Verhalten in der eigenen Entwicklung behindert

44
Q

Welche Normen lassen sich voneinander unterscheiden, um das Verhalten eines Kindes als „abweichend“ zu beurteilen?

A
  • soziale Norm
  • sachorientierte Norm
  • individuelle Norm
45
Q

Werden familiäre Interaktionsmuster für die Entstehung von AD(H)S diskutiert?

A

Wichtig: Für die Entstehung von AD(H)S sind familiäre Faktoren kaum relevant, d.h., AD(H)S ist nicht die Folge inkompetenten Erziehungsfaktoren.

46
Q

Werden familiäre Interaktionsmuster für die Entstehung von AD(H)S diskutiert?

A

Wichtig: Für die Entstehung von AD(H)S sind familiäre Faktoren kaum relevant, d.h., AD(H)S ist nicht die Folge inkompetenten Erziehungsfaktoren.

Familiäre Faktoren werden relevant, wenn es um den Verlauf geht und können die Entstehung komorbider Störungen begünstigen

47
Q

Ist AD(H)S eine externalisierende Störung? Begründen Sie Ihre Antwort.

A

Wenn wir versuchen, AD(H)S in die Gruppe der externalisierenden oder internalisierenden Störungsgruppen einzuordnen (Folie 24), liegt auf der Hand, dass dies nicht so einfach möglich ist, da AD(H)S sowohl internalisierende als auch externalisierende Merkmale aufweist / aufweisen kann.

48
Q

Nennen Sie zwei Möglichkeiten, Kindern mit einer AD(H)S-Diagnose im schulischen Alltag zu
helfen.

A

-Arbeitspensum anpassen
-Bewegungsmöglichkeiten schaffen
-Bestrafung vermeiden
-

49
Q

Nennen Sie zwei der drei pathologischen Fürsorgemerkmale, die relevant für die Diagnose
einer reaktiven Bindungsstörung sind!

A

(1) Andauernde Missachtung der grundlegenden emotionalen Bedürfnisse des Kindes nach
Geborgenheit, Anregung und Zuneigung,
(2) Andauernde Missachtung der grundlegenden körperlichen Bedürfnisse des Kindes,
(3) Wiederholter Wechsel der wichtigsten Pflegeperson des Kindes, was die Ausbildung von stabilen
Bindungen verhindert (z.B. häufiger Wechsel der Pflegefamilie).

50
Q

Welche Lernschwierigkeiten gibt es und wie werden sie definiert?

A

 Diagnostische Kriterien u. a.
 Schwierigkeiten beim Erlernen oder der Anwendung von schulischen Fertigkeiten seit
mind. 6 Monaten trotz gezielter Intervention
 Betroffene schulische Fertigkeiten liegen wesentlich und quantifizierbar unter dem Niveau, das aufgrund des chronologischen Alters zu erwarten wäre
 Subtypen
 Mit Beeinträchtigung beim Lesen
 Mit Beeinträchtigung beim Schriftlichen Ausdruck  Mit Beeinträchtigung beim Rechnen

51
Q

Nennen Sie ein Beispiel für einen „schweren Regelverstoß“, der im Rahmen einer
Sozialverhaltensstörung ein diagnostisches Kriterium ist.

A

 ist sehr massiv (Körperverletzung)