Somatische Belastungs- und Körperwahrnehmungsstörungen Flashcards
Somatische Belastungs- und Körperwahrnehmungsstörungen (=somatoforme Störungen)
- Körperliches Leiden und Beschwerden stehen im Mittelpunkt
Konzept der Somatisierung in der Medizin: Definition
Medizinisch unerklärte körperliche Symptome
Somatische Belastungs- und Körperwahrnehmungsstörungen : typischen Verhaltensweisen
- Permanente Beschäftigung mit den körperlichen Symptomen oder Krankheiten
- Körperliches Schonverhalten
- Eine häufig gesteigerte Einnahme von Medikamenten
- Eine erhöhte Inanspruchnahme medizinischer Dienste (“doctor shopping”)
- Häufiger Arztwechsel (“doctor hopping”)
Somatische Belastungs- und Körperwahrnehmungsstörungen : Ätiologie
A) Komplexe Zusammenspiel von psychischen und biologischen Faktoren:
- Genetische Aspekte
- Biologische Vulnerabilität (z.B. erhöhte Schmerzempfindlichkeit)
- Frühe traumatische Erfahrungen
- Soziale Lernerfahrungen (z. B. klagen über Schmerzen von Familienmitgliedern,
Aufmerksamkeitszuwendung infolge einer Erkrankung)
- Kulturelle oder soziale Normen (Stigmatisierung des psychischen Leidens gegenüber physischem Leiden)
- Das Alexithymie-Konzept (Unfähigkeit Emotionen wahrzunehmen und diese von körperlichen Symptomen zu unterscheiden)
Somatische Belastungs- und Körperwahrnehmungsstörungen : Verlauf
- finden sich häufig im primärärztlichen Bereich (=Allgemeinmediziner)
- selten in psychischen/ psychotherapeutischen Einrichtungen, weil überzeugt es ist eine körperliche Krankheit
- Therapieerrfolg: gering
- Schlechte Prognose bei Nicht-Behandlung, besonders wenn komorbide Störungen (Depressionen/Angststö) vorliegen
Somatische Belastungs- und Körperwahrnehmungsstörungen : Unterschiede DSM-5 vs ICD-11
A) DSM-5:
- Hypochondrie + vorgetäuschten Störungen –> “somatischen Belastungsstörungen”
- Konversionsstörung –> IDEM
B) ICD-11:
- Hypochondrie–> “Zwangsstörungen” - vorgetäuschten Stö–> eigene Stö.gruppe
Somatische Belastungsstörung: Merkmale
- Beschwerden in Form körperlicher Symptome mit denen sich die Betroffenen in exzessivem Masse beschäftigen.
- Sie denken über Schweregrad+negative Konsequenzen dieser Symptome
- Wiederholten Arztbesuchen
- mehrere körperliche Symptome die in der Zeit variieren
- doctor-shopping + doctor-hopping
- Falls eine andere Krankheit die Symptome erklärt, ist das Ausmass der Aufmerksamkeitslenkung auf die Symptome eindeutig zu hoch in Bezug auf die Art und den Schweregrad der Krankheit.
- Die übermässige Beschäftigung mit den Symptomen kann nicht durch klinische Untersuchungen und angemessene Rückversicherungen reduziert werden.
- Die Symptome treten an den meisten Tagen, während mindestens einigen Monaten auf.
Somatische Belastungsstörung: Weitere Symptombereiche
- Magen-Darm-Symptome (Übelkeit, Erbrechen ausserhalb der Schwangerschaft, Durchfall, Völlegefühl,
Unverträglichkeit von Speisen) - Neurologische Symptome (Koordinations- und Gleichgewichtsstö, Schluckschwierigkeiten, Klossgefühl im Hals, Harnverhalten, Verlust der Berührungs- oder Schmerzempfindung)
- Sexuelle Symptome (Erektions- und Ejakulationsstörungen, unregelmässige oder starke Menstruation)
Somatische Belastungsstörung: exzessiver Beschäftigung mit den Symptomen
- Kann nicht durch ärztliche Kontrolle oder
Untersuchungen und daraus resultierenden Rückversicherung gelindert werden. - Es kann sein, dass tatsächlich eine medizinische Diagnose vorliegt, welche die körperlichen Symptome verstärken oder gar verursachen (medizinische Erklärungen werden in ICD-11 nicht ausgeschlossen)
- Wichtig: nicht die somatischen Symptome per se, sondern vielmehr die Art und Weise, wie die Betroffenen diese wahrnehmen und interpretieren
Drei Unterformen der somatischen Belastungsstörung je nach Schweregrad
- Leichte somatische Belastungsstörung
- Mittelgradige somatische Belastungsstö
- Schwere somatische Belastungsstörung
Leichte somatische Belastungsstörung
- alle wesentlichen Merkmale der somatischen Belastungsstö sind vorhanden
- exzessive Beschäftigung mit Symptomen und deren Folgen
- die Person verbringt weniger als eine Stunde pro Tag damit, sich auf die Symptome zu konzentrieren
- die Symptome beeinflussen das Leben, sind jedoch nicht mit wesentlichen Beeinträchtigungen in den wichtigen Funktionsbereichen verbunden
Mittelgradige somatische Belastungsstörung
- alle wesentlichen Merkmale der somatischen Belastungsstörung sind vorhanden
- anhaltende exzessive Beschäftigung mit Symptomen und deren Folgen
- die Person verbringt mehr als eine Stunde pro Tag damit, über die Symptome nachzudenken
- typischerweise verbunden mit häufigen medizinischen Besuchen
- ein Grossteil der Zeit und Energie wird den Symptomen und deren Folgen gewidmet
- moderate Beeinträchtigungen in den wichtigen Funktionsbereichen der Person
Schwere somatische Belastungsstörung
- alle wesentlichen Merkmale der somatischen Belastungsstörung sind vorhanden
- andauernde und anhaltende exzessive Beschäftigung mit Symptomen und deren Folgen
- die Symptome werden zum Lebensmittelpunkt
- typischerweise umfangreiche und wiederholte Interaktionen mit dem Gesundheitssystem
- schwerwiegende Beeinträchtigungen in den wichtigen Funktionsbereichen der Person
Hypochondrie vs Somatische Belastungsstö
- extreme Angst davor eine schwere, progressive oder lebensbedrohliche Krankheit zu haben.
- Arztbesuche, um Gewissheit zu erhalten, dass sie nicht an Krankheit X leiden
vs.
- Überwiegende Beschäftigung mit den Symptomen selbst und deren Auswirkungen auf ihr Leben.
- Arztbesuche, um eine Symptomlinderung zu erreichen, und nicht um Ängste zu beruhigen
Somatische Belastungsstörung: Verlauf
- Krankheitsverlauf zieht sich in fluktuierender Intensität chronisch durch das ganze Leben, die Prognose ist meist ungünstig
- Erfolge erfordern langfristige Therapien