Säuglings- & Kleinkindalter Flashcards
Welche Entwicklungsphasen gibt es im Säuglingsalter?
Säuglingsalter im weiteren Sinne:
= erstes Lebensjahr -> Kinder werden gestillt & können noch nicht laufen
- erweiterte Neugeborenenphase = ersten 3 Monate:
Motorik & neurologische Funktionen -> angeborener Reflexe - Säuglingsalter im engeren Sinne = 4 bis 12 Monate:
kognitive, soziale & emotionale Kompetenzen entwickeln sich
Welche Entwicklungsphasen gibt es im Kleinkindalter?
= 2 bis 3 Jahre (zwischen Säuglings- & Kindergartenalter)
- “infancy” = 1 1/2 bis 2 Jahre: Sprache erst rudimentär
- “toddler” = 2 bis 3 Jahre: Kind kann stehen, aber nur unsicher fortbewegen
Welche intrauterinen Erfahrungen beeinflussen das Erleben und Verhalten von Säuglingen nach der Geburt?
Hirnphysiologische Entwicklungen während Schwangerschaft =/ nur Reifungsprozesse, SONDERN auch spät vorgeburtliche Erfahrungen externen Ursprungs:
- Ausrichtung auf mütterliche Stimme (bzw Betreuungsperson)
- sprachrelevantes Lernen
Welche kognitiven Fähigkeiten haben Säuglinge bereits vor dem Sprachbeginn?
- Kontingenzen lernen (=Übereinstimmungen bei Interaktion zwischen Bezugsperson & Säugling)
- Kausalrelationen erfassen
- Kategorien formen
- Konzepte bilden
motorische Entwicklung -> Greifen wesentliche Rolle
Erkläre die Entwicklungsaufgaben im Säuglingsalter nach Waters und Sroufe (1983)
Sensitive Kooperation seitens der Eltern (Betreuungspersonen) -> kindliche Signale & Exploration
0-3 M
Physiologische Regulation (Schlaf-Wach-Rhythmus, Mahlzeitenroutine)
-> Behutsame Pflegeroutine
3-6 M
Handhabung von Spannungen (Hunger, Bauchschmerzen, etc)
-> sensitive, kooperative Interaktion
6-12 M
Aufbau einer effektiven Bindung
-> Erreichbarkeit, Bereitschaft zu antworten
12-18 M
Erfolgreiche Exploration
-> sicherer Bezugspunkt
Wie zeichnet sich die frühe Eltern-Kind-Interaktion aus?
Babys lernen “interaktiv”!
Wechselseitige Nachahmung:
- zuerst spiegelt Mutter Verhalten des Kindes (Lächeln, Grimasse, Nicken)
- dann ahmen Säuglinge Verhalten der Bezugsperson nach
-> Synchronizität & Kontingenz besonders wichtig!
Mutter: prompt & responsiv auf Verhalten reagieren -> Kind: Aufmerksamkeit & positive Interesse
Verhalten der Mutter nicht auf Kind bezogen -> Unwohlsein
ersten beiden LJ -> Beziehung zwischen Betreuungsperson & Kind spezifische Qualität!
Welche komplementäre Verhaltenssysteme haben Mutter und Kind? Wie hängen diese mit selbstgesteurtem Lernen zusammen?
Kind:
Bindungssystem = attachment system -> bei Gefahr & Überlastung Nähe suchen
Betreuungsperson:
Fürsorgesystem -> Fürsorge- & Schutzverhalten
Wichtige Ressource für Bewältigung belastender Situationen & interne Emotionsregulation!
Bindungsverhaltenssystem in Wechselbeziehung zu Explorationsverhaltenssystem
-> Neugier & Erkundungsverhalten = verhaltensbiologische Grundlage für selbstgesteuertes Lernen!
4 Etappen Entwicklung sozial-emotionalen Bindung (Bowlby, 1984)
- 1-2 M = Vorphase
keine spezifische Person - sendet Signale auf einzelne Personen aus zB Lächeln - ab 3 M
bevorzugt eine oder wenige spezifische Personen - ab 7-8 M
spezifische Betreuungsperson wird vermisst (=Objekt- & Personenpermanenz)
aktiv in deren Nähe bringen (motorische Entwicklung)
-> “fremdeln” - 3 J = zielkorrigierte Partnerschaft
Kommunikation an situative Gegebenheiten anpassen
zB Elementarpädagog*in, Gleichaltrige
Welche Bindungsarten resultieren durch den “Fremde Test”?
Sichere Bindung:
emotional offene Strategie, verleihen Gefühlen Ausdruck
60-70%
Unsicher vermeidende Bindung:
Pseudounabhängigkeit -> ignorieren Bezugsperson, auffälliges Kontakt-Vermeidungsverhalten, Spielzeug als Stress-Kompensationsstrategie
10-15%
Unsicher ambivalente Bindung:
widersprüchlich-anhänglich -> weinen & schlagen
10-15%
Desorganisierte Bindung:
bizarre Verhaltensweisen -> Erstarren, Im-Kreis-Drehen, Schaukeln, Emotionslosigkeit, etc
5-10%
Wodurch wird die Entwicklung einer sicheren Bindung beeinflusst?
- Temperamentsunterschiede der Kinder
- Mütterliche Feinfühligkeit (Signale erkennen, richtig interpretieren, prompt/angemessen reagieren)
- > stärkt Vertrauen in hilfreiche Umwelt & fördert Sicherheitsgefühl
- > fördert Kommunikationsfähigkeit bereits im vorsprachlichen Alter
Feinfühligkeit der Väter im Spiel -> kindgemäße Regulation
Wie beeinflussen frühe Bindungserfahrungen das spätere Verhalten von Kindern bzw Personen?
Welche Vorteile haben sichere Bindungen für Kinder?
= Modellvorstellungen von Beziehungen -> in “Arbeitsmodellen” (“internal working models”) verinnerlicht
- > Handlungsgrundlage für eigenes Verhalten in späteren Situationen
- > durch neue Erfahrungen “überarbeiten” (nicht zwangsweise für immer “unsicher” gebunden)
Sicher gebundene Kinder:
+ kommen besser im KIGA & Schule zurecht
+ konstruktiveres Konfliktverhalten
+ weniger Verhaltensprobleme
Welche 6 Entwicklungsaufgaben gibt es im Kleinkindalter?
Entwicklung von:
- Autonomie & Unabhängigkeit (“Individuation”)
- Selbst-Konzept & Selbstreflexion
- Emotions- & Impulskontrolle (“Trotzphase”)
- Empathie, Moral & Verhaltensstandards
- Geschlechtsrollenidentität & -identifikation
- Hineinwachsen in die Gemeinschaft (“Sozialisationsbereitschaft”)
-> wichtig für positiven Einstieg in nächste Entwicklungsphase!
Wie zeichnet sich ein Autoritativer Erziehungsstil aus?
= liebevolle Zuwendung mit moderater Kontrolle (an Alter & Verständnis angepasst)
-> besten Effekte für Kinder & Jugendliche
Günstiges Entwicklungsmilieu für kindliche Verhaltens- & Kompetenzentwicklung
ABER: elterliche Kontrolle im Kleinkindalter nicht zu stark betonen! Eröffnung von handlungsspielräumen & Anleitung kindlicher Aktivitäten hilfreich
Anleitung, Kontrolle OHNE Machtausübung -> höhere Kooperationsbereitschaft
Körperliche Strafen, Liebesentzug, etc -> negative Effekte!
Welcher wichtiger Entwicklungsschritt dient der Entwicklung der “sozialen Identität”?
Fähigkeit, sich selbst im Spiegel zu erkennen
(roter Punkt auf Nase: Kind wischt von sich selbst weg - nicht vom Spiegel)
- > mit ca 18 M - infancy
- Vergleich von Personen
- Grundlage für Empathie
- spontane Nachahmung Gleichaltriger oder Personen gleichen Geschlechts
Aufmerksamkeitsrichtung Interaktionsparnter*innen erkennen und folgen
= wichtig um andere Personen als “Lehrende” nutzen zu können
Welche Risiko & Schutzfaktoren beeinflussen Kinder in ihrer frühen Entwicklung?
vorgeburtlich: sozio-ökonomische Ressourcen der Familie!
-> Mütter mit geringer Bildung aus deprivierten Familien
= seltener bei Vorsorgeuntersuchungen + ungünstigeres Gesundheitsverhalten während Schwangerschaft (Rauchen, Alkohol, Stress, etc.) -> häufiger Frühgeburten
! Frühgeborene sind auf fürsorgliche Betreuung & unbelasteten Familienkontext angewiesen -> Risiken steigern einander wechselseitig
Schützende Faktoren:
- positives Temperament, Selbstregulationsfähigkeiten
- Bezugsperson, Erziehungsverhalten
- Regeln & Strukturen, positive Peerkontakte
Welche Ergebnisse konnte bisherige Forschung zum Thema Risikofaktoren erlangen?
- Evaluation der Kurzzeit-Entwicklung von Kindern, die mit biologischen Risiken geboren wurden (1-2 LJ)
- Interventionen zeigten positive Befunde!
- Kumulierung von Risiken (biologisch + psychosozial) hat negative Effekte
DEFIZITE:
wenig Längsschnittstudien über KIGA-alter hinaus -> Langzeiteffekte
keine Vergleiche mit unselegierter Popuation (Kinder mit Risiken im KH selektiert und gefördert)
Wie lauteten die Ziele der Wiener Entwicklungsstudien (WES)?
- Evaluation der Langzeit-Entwicklung von Kindern, die mit minimalen biologischen Risiken geboren wurden
- Evaluation des Einflusses zusätzlicher Risiken (Life Events = Krankheit, Tod; niedriger sozio-ökonomischer Status)
- Evaluation des Einflusses von korrigierenden Maßnahmen & Unterstützung durch Familie
-> 2 Entwicklungsstudien mit unterschiedlichem Design
Welche Effekte wurden in den WES untersucht? Wie sahen die Ergebnisse aus?
- prospektive Risiko-Studie (WES-Risikokinder) im Rahmen eines Interventionsprogramms
- Studie mit nicht explizitem Fokus auf Risiken (WES-Normalkinder = Referenz-Stichprobe)
-> komplexe Outcome-Variablen - Schulleistung im Alter von 12 Jahren
Risiken zeigen sich bei komplexen Anforderungen!
4 Gruppen - Noten in der Grundschule
Biologischer Status (B) vs Sozio-ökonomischer Status (S)
+ Risiko; - kein Risiko
WES-Normalkinder (ohne Intervention)
B+/S+ -> schlechteste Ergebnisse - sinken weiter bei höherer Schulstufe
B+/S- -> teilweise sogar schlechter als B+/S+
B-/S+ -> schlechter als B+/S-, aber wesentlich besser als die anderen Gruppen
B-/S- -> beste Ergebnisse
WES-Risikokinder (gezielte Intervention)
B+/S-
B-/S+
B-/S- -> am besten, aber nur geringer Abstand zu Kindern mit Risiken
B+/S+ -> viele Drop-outs, deshalb nicht im Vergleich enthalten
!!! Frühe & lang andauernde Risiken haben langfristig signifikante negative Auswirkungen auf die Entwicklung (Schere!) !!!
-> besonders bei komplexen Anforderungen wie Schulleistung
Interventionsstudie im frühen Alter (compliance!) = wichtiger Schutzfaktor für kognitive Entwicklung & Leistungsverhalten von Risikokindern!
Um Gefahr negativer Kreisprozesse zu verhindern - BILDUNGSKONTEXT!:
- möglichst frühe Förderung & Unterstützung (VOR Schuleintritt!)
- besondere Unterstützung bei komplexen Anforderungen (Schuleintritt, schulische Übergänge)
Welche Rolle spielt die Elternbildung in der frühkindlichen Entwicklung?
erweiterte Erkenntnisse über Entwicklungsprozesse in ersten Lebensjahren -> verbesserte Möglichkeiten für gezielte Förderung!
- Entwicklungsgefährdungen frühzeitig diagnostizieren
- Entwicklungsprozesse durch geeignete Maßnahmen anregen
-> zahlreiche Publikationen für Eltern zur Information über wesentlich Entwicklungen und Anregungen für gute Betreuung & Förderung
Welche Präventionsprogramme gibt es für Eltern und Kinder?
Universelle Prävention
-> an ALLE Eltern & deren Kinder
Selektive Prävention
-> an Risikogruppen zB: sozial benachteiligte Familien oder Alleinerziehende
Eltern müssen aktiv aufgesucht werden! (tendieren nicht dazu selbst Hilfe zu suchen)
Indizierte Prävention
-> an Eltern & Kinder, bei denen merkliche Probleme in der Eltern-Kind-Interaktion oder Entwicklung aufgetreten sind.
Welche Forschungsbefunde gibt es zum Thema “Frühe Fremdbetreuung als mögliches Risiko für die Qualität der Mutter-Kind-Bindung”?
- hohe Qualität der Betreuung = unabdingbare Voraussetzung für physisches & emotionales Wohlbefinden -> Anregung & Aufrechterhaltung ihrer Bildungsbereitschaft & Lernfähigkeit!
- Bindungsbeziehung =/ im Konkurrenzverhältnis, sondern reflektiert spezifische Interaktionserfahrungen mit jeweiligen Bindungsperson im jeweiligen Kontext
- gefördert wird eine sichere Bindung vor allem durch FEINFÜHLIGKEIT, mit der die Betreuungsperson ihr Verhalten auf Bedürfnisse des Kindes je nach Situation & Entwicklungsstand abstimmt.
- Entwicklung der Mutter-Kind-Bindung bleibt an Interaktionserfahrungen mit Mutter gebunden & direkter Einfluss von sozialen Erfahrungen, die das Kind in Tagesbetreuung macht, ist weitgehend NICHT nachzuweisen.
+ kompensatorische Funktion für risikobehaftete Familien
zB ökonomisch benachteiligte, stark arbeitsbelastete Familien oder pflegeintensives Kind in Familie
+ Chancen für zB schüchterne Kinder, die schwerer zugänglich & weniger anpassungsfähig sind durch vielfältige soziale Kontakte in Tagesbetreuung
Warum sollte die Forschung in Zukunft mehr Aufmerksamkeit auf außerfamiliäre Kinderbetreuung legen?
- wichtiger Sozialisationskontext für Kinder
- Auswirkungen auf Familien, Volkswirtschaft & Demographie der Gesellschaft
- Voraussetzung für Erwerbstätigkeit der Mütter (Vorbeugung familiärer Konflikte)
- Erweiterung der sozialen Netzwerke von Kindern & Eltern
- Besseres institutionelles Platzangebot scheint Entscheidung FÜR ein erstes Kind zu erleichtern -> Großeltern als Ressource nicht zu unterschätzen! COVID
Quantitativer Ausbau sollte im Hinblick auf Gewährleistung qualitativer Standards überwacht werden !!
EVALUATION: Grow Together: Begleitung in schwierigen Lebenssituationen für Familien mit Säuglingen
GROW TOGETHER = NGO
Bildungskarriere: Säuglings- & Kleinkindalter
Aufgabenbereiche: Intervention
Handlungsebene Mikroebene
Familienbegleitung:
langfristige, intensive Begleitung für belastete Familien mit Säuglingen -> in den ersten 3 LJ intensiv bindungsorientiert, sozialpädagogisch & therapeutisch begleitet & unterstützt
Zielgruppe:
“Wir sind für Mütter & Eltern da,
- die sich bereits in der SWS in einer schwierigen Lebenssituation befinden
- wenn anzunehmen ist, dass sich das Kind ohne Unterstützung nicht gut entwickeln & sicher binden kann (Gefahr Kindabnahme)
- wenn Familie bereit ist, langfristig Hilfe anzunehmen
Wirkmodell:
Input -> Ressourcen - zB: Know how
Output -> Maßnahmen - zB: Therapie, Mutter-Kind-Gruppe
Ziel-Ebenen -> Reaktion, Lernen, Verhalten, Systemergebnis
Outcome -> zB: Eltern entwickeln “Feinfühligkeit”; Kinder entwickeln sicheres Bindungsmuster
Impact -> zB: Kinder erleben KEINE Traumata; Kinder wachsen gewaltfrei auf; Eltern entwickeln sich beruflich weiter
Evaluationsergebnisse:
+ Mütter bewerten Angebote sehr positiv -> wesentliche Voraussetzung
+ Kinder entwickeln sicheres Bindungsmuster
+ Kinder entwickeln sich kognitiv, sprachlich & motorisch entsprechender der Norm
+ Empowerment der Mütter = zentraler Gelingensfaktor
+ Evaluationsergebnisse finden Eingang ins Wirkmodell -> kontinuierliche Weiterentwicklung