mittleres & höheres Erwachsenenalter Flashcards
Welchen Einfluss hat die Demografische Entwicklung auf die Bildungspsychologie im Erwachsenenalter?
Bildung im EW-alter = wenig ausdifferenziert & wenig beforscht
-> demografische Entwicklung & gesellschaftlicher Wandel erhöhen Relevanz - Bildungsverhalten im Erwachsenenalter
grafische Darstellung der Bevölkerungsstruktur von 1900 bis 2030:
Pyramide -> Tanne -> Pilz
2 Trends
- Abnahme der Geburtenrate = Anteil jüngerer Kohorten
- Zunahme der Lebenserwartung = Anteil älterer Kohorten
Begriffsbestimmung “mittleres Erwachsenenalter” & “höheres Erwachsenenalter”:
MITTLERES EW-ALTER
30/35 bis 60/65 = Zeit der Erwerbstätigkeit
-> psychologisch & soziologisch schlecht definiert: “=/ jung, =/ alt!”
=/ empirischen Belege für generelle “midlife crisis” -> vorübergehende Krisen & nur Minderheit betroffen
HÖHERES EW-ALTER
ab 60/65 = Zeit nach Erwerbstätigkeit
“Altenquotient” = Verhältnis von Personen, die nicht mehr im erwerbsfähigen Alter sind, zu Personen im erwerbsfähigen Alter
-> Indikator für durchschnittliche Anzahl ökonomisch nicht aktiver Personen, die durch ökonomisch aktive Personen unterstützt werden müssen
EU 2018: 30.5%; Euro-Zone 31.7%
PROGNOSE für EU: 2025: 42%; 2060: 72%
Relevante Aspekte für Bildung (Voraussetzungen, Ziele, Kontexte, Prozesse)
Bildungsvoraussetzungen = entwicklungsbedingte körperliche, kognitive, emotionale & soziale Veränderungen
Bildungsziele = Ziele & Zwecke, die durch Bildung erreicht werden sollen
Bildungskontexte = Orte, an denen Bildung stattfindet
Bildungsprozesse = tatsächlich ablaufende Lernformen, konstituiert durch Voraussetzungen, Ziele & Kontexte
BILDUNGSVORAUSSETZUNGEN
Welche Entwicklungsaufgaben & kritische Lebensereignisse treten im mittleren/höheren EW-Alter auf? + Definition
= Lebensphasen- & alterstypische Anforderungen, deren Quellen in physischer Reifung, gesellschaftlichen Erwartungen & individuellen Zielsetzungen & Werten liegen
m EW -> Elternschaft, berufliche Karriere, physiologische Veränderungen
h EW -> Rückzug ins Rentenalter, körperliche Einbußen, Haltung zum Sterben entwickeln
Kritische Lebensereignisse
= nicht normative Einschnitte
m EW -> Arbeitslosigkeit, Scheiden, schwerwiegende Erkrankungen
h EW -> Tod von Partner*in oder Kind, Altersarmut
BILDUNGSVORAUSSETZUNGEN
Definiere „Entwicklung“
Wie sehen Studien zu kognitiven Fähigkeitsverlust im Alter aus?
Wie sieht Plastizität im Erwachsenenalter aus?
Entwicklung = Produkt der Interaktion biologischer & kultureller Faktoren -> plastisch, veränderbar & optimierbar
Längsschnittstudien aus Deutschland, Amerika & Schweden
generelles alterskorreliertes Defizit erst ab 9. Dekade, dh ab ca 80 Jahren
-> kognitive Fähigkeiten lassen sich im EW reaktivieren, trainieren oder neu erlernen!
=/ “Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr”!
Plastizität = grundsätzlich gegeben, jedoch
… Kindheit = kritische Phase für Gehirnentwicklung
… Deprivationsstudien: Entzug von Umweltreizen & resultierende mangelnde Lernerfahrung führen zu Entwicklungsstörungen, die NICHT nachgeholt werden können (Sehvermögen, taktile Diskriminierungsleistung, auditive Reizverarbeitung, Spracherwerb)
… Entwicklung der Synapsen = neurobiologisches Fundament
- Kindheit: Synapsenüberschuss
- Später: selektives Absinken -> “use it or lose it”
BILDUNGSVORAUSSETZUNGEN
Prozesse auf Physiologischer Ebene (kognitiv, motivational, sozio-emotional) als Voraussetzungen LLL:
Abbauprozesse
Abbauprozess -> Reduktion der Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit, beginnt im mittleren EW
- Abnehmende Leistungsfähigkeit der Sinnesorgane
- hormonelle Veränderungen
- höhere Krankheitsrisiken
bis 50 LJ - Prozesse sehr langsam & werden NICHT bemerkt, jedoch große Variabilität
-> kognitive Leistungen, die von neurophysiologischen Bedingungen stark abhängig sind, werden schlechter
KOGNITIVE VORAUSSETZUNGEN
- Aufmerksamkeit, kognitive Kontrolle & Verarbeitungsgeschwindigkeit
- vorhandene Wissensstrukturen -> deklaratives & prozedurales Wissen
- Lernstrategien -> Memorieren, Elaborieren, Strategien der Kontrolle
- implizite Theorien über Lernen & Fähigkeiten
MOTIVATIONALE VORAUSSETZUGEN
- motivationale Präferenzen -> Motivation, Instrumentalität, etc
- selbstgezogene Kognitionen -> Selbstkonzept, Selbstwirksamkeit, etc
- Zielorientierung -> Aufgaben VS Ego-Bezug
- Handlungskontrolle & volitionale Strategien
- Einstellungen gegenüber lebenslangem Lernen
SOZIO-EMOTIONALE VORAUSSETZUNGEN
- Präferenzen für Lernstile -> unabhängig, kompetitiv, kooperativ
- soziale Fertigkeiten -> Teamarbeit, Kooperation & Konfliktlösung
KOGNITIVE Voraussetzungen
Wie unterscheidet sich die Fluide Intelligenz von der Kristallinen?
FLUIDE Intelligenz = Mechanik
Problemlösungsfähigkeit, ohne auf bereits erworbene Wissensaspekte zurückgreifen zu müssen zB Merkfähigkeit od räumliches Denkvermögen
-> basale Informationsverarbeitung: inhaltsarm, universell, biologisch genetische Disposition - sinkt ab ca 25J
- bei komplexen Aufgaben nimmt im m EW die Fähigkeit ab, Aufmerksamkeit zu teilen & zu kontrollieren -> Kompensation durch Übung & Erfahrung
- Leistung des Arbeitsgedächtnisses nimmt ab -> Kompensation durch Gedächtnisstrategien
KRISTALLINE Intelligenz = Pragmatik
Fähigkeit, vorhandenes Wissen für Problemlösungen & Transferaufgaben nutzen zu können zB Wortverständnis od Wortflüssigkeit
-> erworbenes Wissen: inhaltsreich, kulturabhängig, erfahrungsbasiert
- Allgemeines Faktenwissen, Verfahrenskenntnisse, berufsrelevantes Wissen & Problemlösewissen bleiben UNVERÄNDERT oder nehmen zu
- Pragmatisches Wissen kann mechanische Leistungseinbußen abschwächen & fast vollständig außer kraft setzen -> formale Bildung!
KOGNITIVE Voraussetzungen
Welche Effekte zeigt Bildung als Prädiktor für Gesundheit?
DIREKTER Effekt
Bildung hat Einfluss auf Gesundheitszustand, da höher gebildete Personen einen gesundheitsförderlichen Lebensstil führen
INDIREKTER Effekt
Bildung hängt mit Einkommen zusammen -> höheres Einkommen erleichtert das führen eines gesundheitsförderlichen Lebensstils
- > kognitives Kompetenzniveau sagt das weitere Lernverhalten vorher - Teilnahme an Weiterbildungsangeboten
- > präventive Funktion von lebenslangem Lernen
KOGNITIVE Voraussetzungen
Inwiefern ist die Persönliche Bildungsbiografie eine der wichtigsten Ressourcen?
je höher der erste qualifizierende Bildungsabschluss ist, desto größer die Wahrscheinlichkeit an Weiterbildung teilnehmen
Chance zur Teilnahme höher, je qualifizierter die ausgeübte berufliche Tätigkeit ist
-> Verstärkung von Ungleichheiten in Bildungsbeteiligung!
Nachfolgende Kohorten bringen aber zusehends bessere Voraussetzungen für auch im Alter fortgesetzte Teilnahme an Bildungsangeboten mit
KOGNITIVE Voraussetzungen
Was ist das Selective Optimization with Compensation Konzept (SOC-Konzept)?
Definition
Zentral für Erfolg
= Metatheorie der Entwicklung über Lebensverlauf
Successful Aging -> Individuen kompensieren Verluste, die sie über Lebensspanne erfahren
Zentral für Erfolg: Optimale Abstimmung von
- Selektion passender Ziele
- Optimierung notwendiger Mittel/Ressourcen/Kontexte
- Kompensation von Verlusten
MOTIVATIONALE Voraussetzungen
Welche Effekte haben Selbstregulative Fähigkeiten auf Bildungsprozesse?
Anpassung
Stereotype
-> trotz einsetzender Verluste im Alter - Anpassung an veränderte Realität möglich & hohe Lebenszufriedenheit bleibt
an reduzierte geistige Leistungsfähigkeit anpassen -> Anspruchsniveau/Vergleichsmaßstab ändern; Ziele setzen & verfolgen, -> weniger beeinträchtigt sind
-> stereotype Vorstellungen über das Alter bereits von jungen Menschen verinnerlicht - werden im Alter zu Selbst-Stereotypen & können Verhalten beeinflussen
MOTIVATIONALE Voraussetzungen
Wie verändert sich die Selbstkonzeptforschung & Lernen im mittleren VS höheren EW?
zentrale Inhalte des Selbstkonzepts verändern sich:
m EW
-> Vorbereitung auf Etablierung in Beruf & Familie als wesentliche Lebensaufgabe
-> Frage nach Nutzen von Lernanstrengungen stärker als bei K & J
WICHTIG: situiertes Lernen -> aktiv & konstruktiv, setzt sich mit konkreten, authentischen Situationen auseinander
Expertiseentwicklung hat ihren Höhepunkt
h EW
-> Erhalt von Aktivität, Gesundheit & Nachdenken über Lebensziele & -sinn
Bildungsangebote müssen eine andere (persönlichere) Begründung aufweisen
-> Freude an Weiterbildungsaktivität & intellektuelle Neugierde ausschlaggebend
- instrumentelle Nützlichkeit des Lernstoffs weniger wichtig
EMOTIONALE & SOZIALE Voraussetzungen
In welchen Fähigkeitsbereichen können Ältere den Jüngeren überlegen sein? 9x
+ psychisch ausgeglichener
+ höhere soziale Kompetenzen
+ besser mit Stress & emotionale Belastungen umgehen
+ kommen mit Ressourcen & Beschränkungen besser zurecht
+ Soziale Netzwerke ändern sich
+ mehr Introspektion & Konzentration auf sinnvolles Leben
+ “Generativität”: Erfahrungen weitergeben & nachfolgende Generationen unterstützen
+ emotionales Befinden: wachsende Sicherheit in eigener Identität & erhöhtes Kompetenzgefühl
+ Selbstkonzeptforschung: plurale & zugleich kohärente Selbststruktur
-> fördert geistige Gesundheit & Fähigkeit, mit kritischen Lebensereignissen konstruktiv umzugehen
EMOTIONALE & SOZIALE Voraussetzungen
Wie zeigt sich Produktivität im Alter?
-> innerhalb persönlicher Netzwerke
Ältere geben bis 75. LJ mehr Unterstützung als sie erhalten
-> Geld & Hilfe bei Kinderbetreuung
intergenerationelles Lernen fördern & möglichst gut geeignete Kontexte & didaktische Voraussetzungen schaffen
Wie sehen BILDUNGSZIELE im Erwachsenenalter grundsätzlich aus?
relativ frei von extern gesetzten Bildungszielen
-> wollen erfahrungsbasiert lernen & Bildungsprozesse selbst steuern
= Grundlegende psychologische Bedürfnisse als Basis für Bildungsziele