Prävention I Flashcards
Was ist Prävention? Definition
- Prävention = Maßnahmen, mit deren Hilfe Krankheiten verbessert oder verhindert werden sollen
- Prävention gewinnt an Bedeutung, je häufiger eine Krankheit auftritt à zu beachten: Chronizität und therapeutischer Aufwand
- Präventive Maßnahmen richten sich immer an bestimmte Zielgruppen (Bevölkerungs-, Alters-, Risikogruppen)
- Prävention kann auf unterschiedlichen Ebenen stattfinden (z. B. Verhalten vs. Verhältnisse; individuell vs. gesellschaftlich)
- Präventive Maßnahmen können nur vor dem Hintergrund eines Wissens um Häufigkeit und Verbreitung sinnvoll geplant werden –> Epidemiologie
Epidemiologische Kennwerte Wichtige Begriffe
* Morbidität
Auftretenshäufigkeit einer bestimmten Krankheit innerhalb einer Population und eines bestimmten Zeitraums
Epidemiologische Kennwerte Wichtige Begriffe
Inzidenz:
Anteil der Neuerkrankungen einer bestimmten Krankheit innerhalb einer Population, bezogen auf einen bestimmten Zeitraum
Epidemiologische Kennwerte Wichtige Begriffe
Prävalenz:
Gesamtzahl der zu einem bestimmten Zeitpunkt (Punktprävalenz) oder in einem Zeitraum (Periodenprävalenz) an einer Krankheit leidenden Personen
Epidemiologische Kennwerte Wichtige Begriffe
Letalität:
Zahl der Todesfälle an einer bestimmten Krankheit im Verhältnis zu den an dieser Krankheit ErkranktenàMortalität: bezeichnet als demografische Größe die Anzahl der Sterbefälle bezogen auf die gesamte Bevölkerung
Epidemiologische Kennwerte Wichtige Begriffe
Relatives Risiko
Erkrankungs- oder Sterberisiko einer bestimmten Population,
die krankheitsauslösenden Bedingungen ausgesetzt ist
Primäre-, Sekundäre-, Tertiäre-Prävention Unterscheidung
- Primäre Prävention: Neuerkrankungen (Inzidenzen) sollen vermieden werden
- Sekundäre Prävention: Die Krankheitsentstehung soll verhindert werden (Senkung der Prävalenz)
- Tertiäre Prävention: Schäden bei bereits bestehender Krankheit sollen minimiert/eingedämmt oder ein Rückfall verhindert werden
Primäre Prävention
Interventionsziel
Verringerung der Inzidenz/Förderung der Gesundheit; Kontrolle spezifischer Expositionen und Übertragungswege
Interventionszeitpunkt
Vor Krankheit
Adressaten der Intervention
Gesunde
Beispiele
Schutz-Impfungen
Sekundärprävention
Interventionsziel
Frühzeitiges Erkennen/Milderung der Progredienz bzw. Chronifizierung von Krankheiten
Interventionszeitpunkt
Frühstadium der Krankheit
Adressaten der Intervention
Akut Erkrankte
Beispiele
Krebsvorsorgeunter- suchungen
Tertiäre Prävention
Interventionsziel
Verhinderung von Folgeschäden/Funk- tionsverlusten oder Rückfällen sowie Begleiterkrankungen
Interventionszeitpunkt
Manifestation (chronischer) Krankheit
Adressaten der Intervention
Chronisch Beeinträchtigte
Beispiele
Patient*innenschulung; Förderung des Selbstmanagements
Primäre-, Sekundäre-, Tertiäre-Prävention Kritik
- Unterscheidung bezieht sich auf Vorhandensein von Risikofaktoren –> Risikofaktorenmodell
- Bei vielen komplexen Risikofaktoren schwierig zu bestimmen
- Unterteilung der Präventionsklassen teilweise künstlich
–> Alternative Einteilung von Gordon (1983) vorgeschlagen nach Risk-Benefit-Modell (Kosten-Nutzen-Modell); Einbezug von:
- Individuelles Risiko zu erkranken (Nutzen)
- Erwarteter Aufwand (Kosten)
- Universelle Prävention:
Richtet sich an breiten Adressatenkreis –> Gesamtbevölkerung ohne bestimmte Auswahlkriterien
Selektive Prävention:
Richtet sich an bestimmte Gruppen aus der Bevölkerung, deren Erkrankungsrisiko für eine bestimmte Krankheit gegenüber der Normalbevölkerung erhöht ist
Indizierte Prävention:
richtet sich an Personen mit eindeutigem Krankheitsrisiko (z. B. familiäre Vorbelastung) oder Personen, bei denen bereits Krankheitsvorstufen aufgetreten sind
Vor und Nachteile
Indizierte Prävention
+ * Kann sehr gezielt auf Risikogruppe ausgerichtet werden
- Meist zunächst Screening erforderlich; Gefahr von Stigmatisierung
Vor und Nachteile
selektive Prävention
+ * Stigmatisierungsrisiko geringer
- Risikogruppen könnten übersehen und nicht erreicht werden
Vor und Nachteile
universelle Prävention
+ * Nachteile von indizierter und selektiver Prävention werden vermieden
- Deutlich höhere Kosten
Verhaltensprävention:
- Setzt an der Beeinflussung von gesundheitsrelevanten Verhaltensweisen an
- Initiierung/Stabilisierung von gesundheitsfördernden Verhaltensweisen
- Vermeidung/Veränderung von gesundheitsriskanten Verhaltensweisen
Verhältnisprävention
steht für Strategien, die auf die Kontrolle, Reduzierung oder
Beseitigung von Gesundheitsrisiken stehen; klassische Felder:
- Veränderung der Arbeitsbedingungen in Betrieben
- Kommunale Aktivitäten (z. B. Verbesserung öffentlicher Sicherheitsbedingungen)
- Überregionale, nationale und internationale Aktivitäten
Zielgruppen von Prävention
- Betroffene: Präventionsansätze, die sich unmittelbar an das betroffene Individuum richtet (z. B. Anti-Agressionstraining für Kinder und Jugendliche)
- Umfeld: Präventionsansätze, die auf die soziale Umgebung abzielen (z. B. Programm zur Stärkung von Erziehungskompetenzen von Eltern)
- System: Systemische Ansätze, die ein ganzes System (z. B. Familie) berücksichtigen
- Problemunspezifische Prävention:
Allgemeine Stärkung, Entwicklung, Förderung und Kommunikation von Ressourcen (z. B. Steigerung von Problemlösekompetenzen)
Problemspezifisch Prävention:
Auf spezifizierte Problembereiche gerichtet (z. B. Prävention von Ängsten, Depressionen, Essstörungen, Lese-Rechtschreib- Störungen etc.)
Evaluation von Präventionsmaßnahmen
Aufgaben
- Wissenschaftliche Überprüfung von Präventionsmaßnahmen
–> Qualitätskontrolle von Bedarf, Wirksamkeit, Zielgruppenspezifität, Ziele,
Inhalte, Methodik, Anbieterqualität und Überprüfung der Effektivität
- Empfehlung und Verbesserung für den weiteren Einsatz
- Identifikation von Personen, bei denen präventive Maßnahmen nicht greifen
Evaluation von Präventionsmaßnahmen Herausforderungen und Effekte
* Primärpräventive Maßnahmen:
- Problem: Da diese Maßnahmen im Vorfeld zur Verhinderung einer Störung eingesetzt werden, können sich praktisch keine Verbesserungen ergeben, da noch keine Störung vorliegt
- Trotzdem werden signifikante Problemreduktion und Verbesserung der Kompetenzen in der Zielgruppe berichtet; Effektstärken zwischen .24 und .93
Evaluation von Präventionsmaßnahmen Herausforderungen und Effekte
* Sekundärpräventive Maßnahmen:
- höhere Effektstärken im Kindes- und Jugendalter, wenn bereits subklinische Anzeichen für eine psychische Störung vorliegen
Evaluation von Präventionsmaßnahmen Herausforderungen und Effekte
* Meta-Analyse
- zur Prävention von internalisierenden Beschwerden bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 5 bis 18 Jahren
- Untersuchung/Vergleich von universellen, selektiven und indizierten Präventionsprogrammen
- Das relative Risiko für diese Störungen reduzierte sich bei allen drei Strategien, vor allem bei kurzfristigen Nachuntersuchungszeiträumen
Evaluation von Präventionsmaßnahmen Was sollte beachtet werden?
- Maßnahmen sollten strukturiert sein, eine abwechslungsreiche Didaktik aufweisen und durch ausgebildetes Personal umgesetzt werden (Röhrle, 2008)
- Ausgewählte Kennzeichen erfolgreicher Prävention (nach Bond & Hauf, 2004): Theorie- und forschungsbasiert; eindeutige und realistische Zielformulierung; system- und ebenenübergreifende Perspektive; angemessene Dosierung; Berücksichtigung der vorhandenen Ressourcen; Sensitivität für die besonderen Belange der Zielgruppe; Qualitativ anspruchsvolle Evaluation; Berücksichtigung des kulturellen und sozio-politischen Kontextes
- WICHTIG: Eine Evaluation der Effekte einer Präventionsmaßnahme sollte nicht
nur auf positive Effekte, sondern auch auf mögliche unerwünschte Nebeneffekte fokussieren
Evaluation von Präventionsmaßnahmen
Effektivität vs. Effizienz
- Effektivität: Evaluation des Grads der Zielerreichung durch eine präventive Maßnahme à Wirkung
–> Z. B. Senkung von vorzeitiger Mortalität und/oder Morbidität; Verbesserung und/oder Erhaltung der Lebensqualität; Bewertung der Kompetenzentwicklung (z. B. Wissen, Einstellungen) - Effizienz: das Verhältnis von Aufwand und Nutzen (z.B. durch monetäre Kosten- Nutzen-Analysen) à Wirtschaftlichkeit
–> Mit Präventionsmaßnahmen sind im Gesundheitswesen längerfristig höhere Kosten vermeidbar
Take home messages
- …. Maßnahmen sollen Krankheiten verbessern oder verhindern und gewinnen an Bedeutung je …. eine Krankheit auftritt –> …..
- Aufteilung in …, … und … Prävention häufig, aber auch älteste (und gröbste) Unterscheidung, die teilweise künstlich gezogen werden muss
- Vor- und Nachteile von universeller, selektiver und indizierter Prävention beziehen sich auf …, …. und ….
- Bei Verhaltensprävention wird die Veränderung der … fokussiert, bei Verhältnisprävention die Veränderung der …, also der Umgebung
- Präventionsmaßnahmen können auf unterschiedliche Zielgruppen und …. oder … ausgerichtet sein
- Wissenschaftliche Evaluation von Präventionsmaßnahmen dienen der …. und …., sowie … von non-respondern und Risiken
Take home messages
- Präventive Maßnahmen sollen Krankheiten verbessern oder verhindern und gewinnen an Bedeutung je häufiger eine Krankheit auftritt –> Epidemiologie
- Aufteilung in primär, sekundär und tertiäre Prävention häufig, aber auch älteste (und gröbste) Unterscheidung, die teilweise künstlich gezogen werden muss
- Vor- und Nachteile von universeller, selektiver und indizierter Prävention beziehen sich auf Stigmatisierung, Trefferquote und Kostenaspekte
- Bei Verhaltensprävention wird die Veränderung der Verhaltensweisen fokussiert, bei Verhältnisprävention die Veränderung der Verhältnisse, also der Umgebung
- Präventionsmaßnahmen können auf unterschiedliche Zielgruppen und problemspezifisch oder problemunspezifisch ausgerichtet sein
- Wissenschaftliche Evaluation von Präventionsmaßnahmen dienen der Verbesserung und Qualitätssicherung, sowie Identifikation von non-respondern und Risiken