Gesundheitspsychologie II Flashcards
Gesundheitsverhalten =
jegliches Verhalten, das die Gesundheit fördert und langfristig erhält, Schäden und Einschränkungen fernhält und die Lebenserwartung verlängert
Drei Gruppen theoretischer Modelle zur Erklärung und Vorhersage von individuellen Gesundheitsverhalten
- Motivationale Modelle zur Absichtsbildung
- Volitionale Modelle
- Stadienmodelle
Fokus auf motivationale Faktoren des Handelns
* Bekannte motivationale Modelle:
- Modell gesundheitlicher Überzeugungen (Health Belief Model),
- Theorie der Schutzmotivation (Protection Motivation Theory),
- Theorie des geplanten Verhaltens (Theory of Planned Behavior)
- Theorie des subjektiv erwarteten Nutzens (Subjective Expected Utility Theory)
Motivationale Modelle Beispiel: Health Belief Modell
- Furchtappelltheorien nehmen an, dass Menschen mit ihrem Risiko konfrontiert und wachgerüttelt werden müssen, damit sie ihr Verhalten ändern; Beispiel:
- Modell gesundheitlicher Überzeugungen („Health Belief Model“; Becker, 1974): Erwartungswertmodell –> eins der ersten Modelle zur Erklärung von Gesundheits- und Risikoverhalten
- Beeinflusst durch Bedrohung (zusammengesetzt aus Verwundbarkeit und Schweregrad) und Bilanz (bildet sich aus Kosten und Nutzen)à(Meta-Analyse
von Harrison et al., 1992) - Zusätzlicher Einfluss durch demographische Variablen; psychologische Charakteristika, Gesundheitsmotivation, Handlungsreize
Volitionale Modelle
Diskrepanz zwischen Intention und Verhalten
* Beispiele für volitionalle Modelle:
- die Volitionstheorie (Heckhausen, 1989) sowie
- das Konzept der „implementation intentions“
Volitionale Modelle Beispiel: Rubikonmodell
* Rubikonmodell (Heckhausen, 1989) unterscheidet 4 Phasen:
- Abwägen (prädezisional; motivation)
- Planen (postdezisional; volitional)
- Handeln (aktional; volitional)
- Bewerten (postaktional)
Stadienmodelle Neuere, komplexere Modelle
- Transtheoretisches Modell der Verhaltensänderung (DiClemente & Prochaska, 1998),à eingängiges, theoretisch jedoch umstrittenes Modell
- sozial-kognitives Prozessmodell des Gesundheitsverhaltens (Health Action Process Approach; Schwarzer & Luszczynska, 2008)àein umfassendes Modell gesundheitlichen Handelns, das motivationale und volitionale Modelle integriert
- Prozessmodell präventiven Handelns (Precaution Adoption Process; Weinstein, 1988)
Stadienmodelle
Beispiel: Transtheoretisches Modell (DiClemente & Prochaska, 1998)
- Annahme: es gibt fünf bzw. sechs Stadien, die durchlaufen werden; jeder Mensch kann nur einem Stadium zugeordnet werden
- In den einzelnen Stadien haben Menschen charakteristische Gedanken/Gefühle
- Stadienmodelle interessant, da das Stadium scheinbar einfach festgestellt werden kann; die dazugehörigen wichtigen Faktoren bearbeitet werden können
Gesundheit im Kindesalter
Risikofaktoren
- Pränatalen Risikofaktoren: Genetische Defekte; Teratogene
- Perinatale Risikofaktoren: Frühgeburt; Geburtskomplikationen
- Postnatale Risikofaktoren:
- Frühkindliche Bedürfnisregulation
- Bindung zu den Bezugspersonen
- Elterliches Erziehungsverhalten
- Sozialisation durch Peers
- Kulturelle Einflussfaktoren
Gesundheit im Kindesalter
Potentielle Schutzfaktoren
- Pränatal angelegte Schutzfaktoren:
- Günstige genetische Konstellationen
- Genetisch mitgeprägte Persönlichkeitsmerkmale
- Postnatale Schutzfaktoren:
- Soziale Beziehungen
- Erziehungsverhalten der Bezugspersonen
- Soziales Umfeld
Gesundheit im Jugendalter
Gesundheitliche Lage
- Die meisten Jugendlichen halten sich für gesund –> 80 bis 90% bewerten ihre Gesundheit als gut bis ausgezeichnet (Ravens-Sieberer et al., 2003; Lange et al., 2007)
- Mortalitätsrate im Vergleich zum Erwachsenenalter gering; Haupttodesursachen: Suizid, Unfälle, Gewalteinwirkungen (https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/soziale-
situation-in-deutschland/61832/todesursachen/) - Morbidität (z. B. Kinder- und Jugendgesundheitssurvey; KIGGS): trotz subjektiv angegebener Gesundheit, gesundheitliche Beschwerden (Hurrelmann et al., 2003)
- Somatische Beschwerden
- Psychosomatische Beschwerden/Störungen; Psychische Störungen
- Chronische somatische Krankheiten
Gesundheit im Jugendalter
Psychische Belastungen
- Normative Belastungen: betreffen den überwiegenden Teil der Jugendlichen, ergeben sich aus gesellschaftlichen Anforderungen und Normen oder aus allgemeinen Entwicklungsbedingungen –>Entwicklungsaufgaben
- Non-normative Belastungen: nicht erwartete stark belastende Lebensereignisse
was ist grundlegend fürs Jugendalter?
Eine Identität zu finden
- Entwicklungsaufgaben können psychische Belastungen ergeben: Körperliche Veränderungen, Körperkonzept, Attraktivität für andere, Vergleich mit Peers, soziale Beziehungen
- Psychische Belastungen aus Anforderungen der zentralen Lebensbereichen Schule, Familie, Ausbildung/Beruf
Gesundheit im Jugendalter
Vielfältige Gründe für Entwicklung von Risikoverhalten
- Neurobiologische Besonderheiten im Gehirn –> z. B. veränderte Erregungsschwelle für Stimuli in Kombination mit verzögerter Ausbildung selbstregulatorischer Kompetenzen; hormonelle Veränderungen
- Einfluss emotionaler und sozialer Faktoren in der Entscheidungsfindung (Steinberg, 2008)
- Entwicklungsaufgaben / Identitätsfindung –> z. B. Erreichen von Autonomie; Gestaltung von Peerbeziehungen; Auseinandersetzung mit körperlichen Entwicklung (Pinquart & Silbereisen, 2002)
- Kontextfaktoren –> z. B. elterliche Modellvorgaben; Einfluss von Peers; soziales Milieu
Gesundheit im Jugendalter Bewältigung und Risikoverhalten
- Bewältigungsverhalten von subjektiver Bewertung einer Belastung abhängig (Lohaus & Klein-Heßling, 2007)
- Bewältigungssituationen für Jugendliche oft neu ohne angemessene
BewältigungskompetenzenàGefahr: dysfunktionalen Bewältigungsmustern (Faltermaier, 2017) - Risikoverhalten: erhöht Wahrscheinlichkeit für gesundheitliche Schaden