Gesundheitspsychologie I Flashcards
Nachtrag
Unterscheidung KV vs. G-BA
* Kassenärztliche Vereinigung (KV)
- Es gibt 17 KVs der Bundesländer -> die wiederum Mitglieder der
Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV; https://www.kbv.de/html/432.php) - Stellen sicher, dass die ambulante medizinische Versorgung reibungslos
funktioniert - Mitglieder sind
(1) die im jeweiligen Zuständigkeitsbereich niedergelassenen
zugelassenen Ärzte und Psychotherapeuten;
(2) die bei Vertragsärzten und den zugelassenen Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) tätigen angestellten Mediziner (mindestens halbtags tätig);
(3) die im Rahmen der vertragsärztlichen Versorgung in den zugelassenen medizinischen Versorgungszentren tätigen angestellten Ärzte und
(4) die an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmenden ermächtigten Krankenhausärzte
Nachtrag
Unterscheidung KV vs. G-BA
* Gemeinsamer Bundesausschuss
- G-BA ist das oberste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung
im deutschen Gesundheitswesen - Mitglieder sind die vier großen Selbstverwaltungsorganisationen
(1)
Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV),
(2) Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV),
(3) Deutsche Krankenhausgesellschaft und
(4) Spitzenverband Bund der Krankenkassen (GKV-Spitzenverband) - Patientenvertreterinnen und -vertreter haben im G-BA entsprechend den gesetzlichen Vorgaben Mitberatungs- und Antragsrechte, jedoch kein Stimmrecht
Was ist Gesundheitspsychologie? Und womit beschäftigt sie sich?
- Definition: „Gesundheitspsychologie ist die Wissenschaft vom Erleben und Verhalten des Menschen im Zusammenhang mit Gesundheit und Krankheit. Dabei stehen vor allem riskante und präventive Verhaltensweisen, psychische und soziale Einflussgrößen sowie deren Wechselwirkungen auf körperliche Erkrankungen und Behinderungen im Mittelpunkt“ (Renneberg et al., 2006, S. 3)
- Biopsychosoziale Modellvorstellungen –> aus Sozialpsychologie, allgemeiner Psychologie, klinische Psychologie
- Gesundheitspsychologie eng verbunden mit Verhaltensmedizin sowie
öffentlichen Gesundheitswesen und Public Health –> Krankheitsverhütung, Lebensverlängerung und Gesundheitsförderung durch gesellschaftliche
Anstrengungen
Was ist Gesundheitspsychologie? Welche Ziele und Fragen werden verfolgt?
- Untersuchung von schädigenden und protektiven Verhaltensweisen mit denen Beeinträchtigungen und Erkrankungen im Zusammenhang stehen
- Betrachtung von: Individuum, situativen Barrieren, Ressourcen, Umwelt
- Fragen: Was ist Gesundheit? Was ist der erstrebenswerte Zustand, was soll verhindert werden? Ist Gesundheit = vollkommene Zustand des absoluten Glücklichseins? Komplette Beschwerdefreiheit? Höchste körperliche Leistungsfähigkeit?
Was ist Gesundheitspsychologie? Definitionen von Gesundheit
- Negative Definition: Gesundheit ist die Abwesenheit von Krankheit
- Positive Definition (WHO, 1948): „Gesundheit ist der Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur des Freiseins von Krankheit und Gebrechen.“ Nötige Ergänzungen:
- Gesundheit ist ein dynamischer Prozess
- “Vollkommenes Wohlbefinden“ als relativer Zustand
Pathogenese
Pathogenese beschreibt die Entstehung und Entwicklung einer Krankheit mit allen daran beteiligten Faktoren als KrankheitsursachenàFokus auf Risikofaktoren / Stressoren
Biomedizinisches Modell Pathogenetisches Modell
- Gesundheit wird als die Abwesenheit von Krankheit verstanden
- pathogenetisches Modell
- Entstehung von Krankheit hauptsächlich auf biologische Faktoren (z. B. Genetik, Viren etc.) zurückgeführt
- Soziale/psychologische Faktoren kaum berücksichtigt –> immer noch weit verbreitet aber veraltet!
Biopsychosoziales Modell Salutogenetisches Modell
- Gesundheit wird als “ein positiver funktioneller Gesamtzustand im Sinne eines dynamischen biopsychologischen Gleichgewichtszustands, der erhalten bzw. immer wieder hergestellt werden muss“ (WHO, 1986) verstanden
- Es werden biologische/somatische, psychische und soziale Dimensionen berücksichtigt
- Schutzfaktoren und generelle Widerstandsfaktoren im Mittelpunkt
–> salutogenetisches Modell
Salutogenese
Salutogenese legt den Fokus auf Gesundheit und Ressourcen; Was hält einen Menschen trotz vieler Widrigkeiten, negativer Umstände und ungünstiger Bedingungen gesund?
- Lat. salus: Wohlbefinden, Zufriedenheit; griech. genesis: Entstehung, Herkunft
- Theoretische Überlegungen und Untersuchungen von Antonovsky (1979)
- Schmerzerleben, Beeinträchtigung von Funktionen, Handlungsimplikationen, prognostische Implikationen bestimmen, wo sich Person auf Kontinuum befindet
Salutogenese
Generelle Widerstandsressourcen und Kohärenzgefühl
- Generalised resistance resources (GRR): Kräfte die Menschen dazu befähigen, potenziell krankmachende Einflüsse zu bewältigen, ohne zu erkrankenàinterne vs. externe Ressourcen
- Sense of cohereance (SOC): „Das Kohärenzgefühl wird definiert als eine globale Orientierung (…), die das Maß ausdrückt, in dem man ein durchdringendes, andauerndes aber dynamisches Gefühl des Vertrauens hat, dass die eigene interne und externe Umwelt vorhersagbar ist und dass es eine hohe Wahrscheinlichkeit gibt, dass sich die Dinge so entwickeln werden, wie vernünftigerweise erwartet werden kann“ (Antonovsky 1997, S. 16)
- Hohe Ausprägung von SOC gebunden an Verfügbarkeit von GRR
- Beeinflusst durch Verstehbarkeit, Bewältigbarkeit und Sinnhaftigkeit
Resilienz Definition
Mit Resilienz werden Prozesse oder Phänomene beschrieben, die eine positive Anpassung des Individuums trotz vorhandener Risikofaktoren widerspiegeln.
Resilienzfaktoren
* 3 Ebenen (Olsson et al. 2003)
- Individuelle Ebene: Merkmale, die innerhalb des Individuums liegen (z. B. Persönlichkeitsmerkmale, Kompetenzen, physiologische Faktoren etc.)
- Soziale Ebene: soziale Bezüge zur Familie und Peers
- Gesellschaftliche Ebene: Einflüsse, die durch gesellschaftliche Normen und Institutionen entstehen; Verfügbarkeit bestimmter gesellschaftlicher Ressourcen
- Resilienzforschung: „Welche Faktoren tragen bei welchen Risikofaktoren unter welchen Bedingungen und bei welchen Populationen zur Resilienz bei?“
Resilienzforschung Beispiele für Resilienzfaktoren
Kinder, die familiäre Gewalt erfahren:
- Soziale Ebene: stabile emotionale Beziehung zu entweder einem Elternteil oder einer anderen erwachsenen Person, die dem Kind Unterstützung im Umgang mit diesem Konflikt bieten kann (Engle et al. 1996)
- Individuelle Ebene: klares langfristiges Lebensziel geht mit Ablehnung von eigener Gewaltanwendung einhergeht (Renneberg et al., 2006)
Depressionsrisiko bei Jugendlichen - Soziale Ebene: Unterstützung durch Familie und/oder Peers (Compas et al. 1995; Shochet et al. 2001)
- Individuelle Ebene: Problemlösefertigkeiten
Resilienzforschung
Exkurs: Studie zu Belastungs- und Resilienzfaktoren bei Lehrkräften
Hintergrund:
- Lehrkräfte leiden signifikant häufiger an arbeitsbedingten psychischen Beanspruchungsreaktionen (Schaarschmidt, 2005; Schönwälder et al. 2003)
- Aus Schüler*innenperspektive zeigen gesündere Lehrkräfte stärker ein gerechteres Verhalten; fördern stärker die kognitive Selbstständigkeit der Lernenden (Klusmann et al., 2006)
- Resilienzfaktoren, die psychische/physische Gesundheit schützen: positive
Interaktionen mit Schüler*innen; soziale Unterstützung durch
Schulleitung/Kollegium; Selbstwirksamkeitserwartung; Distanzierungsfähigkeit
Resilienzforschung
Exkurs: Studie zu Belastungs- und Resilienzfaktoren bei Lehrkräften
Ergebnisse:
- Die Ergebnisse bestätigen signifikant erhöhte psychische Erschöpfung bei Lehrkräften, die mit verschiedenen erhöhten psychischen und emotionalen Belastungsfaktoren korreliert
- Wichtige Resilienzfaktoren bestätigt: soziale Unterstützung des Kollegiums und der Schulleitung –> Unterstützung durch das Kollegium wird signifikant höher eingeschätzt als bei sonstigen Erwerbstätigen