Lernen und Kognition Flashcards

1
Q

Was sind Beispiele für die Rolle von Konditionierungsprozessen bei der Entstehung oder Aufrechterhaltung von Angststörungen?

A
  • Klassische Konditionierung von Angst („Little Albert“);
  • Generalisierung von Angst (nach traumatischen Ereignis mit Hund, Angstreaktion auf alle Hunde, auch die die nichts damit zutun hatten);
  • Verstärkung von Angst durch Vermeidungsverhalten (durch Fliehen/Entziehen vor Angst, verstärkt sich Verhalten);
  • Konditionierung von Angstreizen (Panikattacke in Fahrstuhl, führt zu Angst vor Aufzügen, obwohl Aufzug selbst nicht primär die Gefahr gewesen ist)
  1. „Little Albert“
    → Klassische Konditionierung: Zeigen weißer Ratte zusammen mit Hammerschlag auf Eisenstange
    → Albert entwickelt Furcht vor Ratte und weigert sich sie anzufassen + Generalisierung auf ähnliche Reize (Sicht auf dieses Experiment
    heute: „interesting but uninterpretable“)
  2. klin. Kontext: Furchtkonditionierung
    = als evolutionär alte Lösung, um über schädliche Reize zu lernen (Phobien: Preparedness)
    → vor allem auf biologisch relevante Reize
  3. 2-Faktoren-Theorie: Furchtreaktionen sind eine Kombination aus klassischem und instrumentellem Konditionieren
    - klassisch konditioniert wird, wovor man sich fürchtet
    - operant konditioniert wird die auf den Reiz folgende Flucht- oder Vermeidungsreaktion: Verhalten wird aufrechterhalten durch negative Verstärkung (Entfernen eines unangenehmen Reizes) & Vermeidungsverhalten
    = Angst kann nicht verlernt („gelöscht“) werden
    – Verhalten wird aufrechterhalten durch negative Verstärkung
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2
Q

Inwiefern widersprechen die Ergebnisse von Tolman & Honzik (1930) zum latenten Lernen Experimenten dem Behaviorismus?
Erläutern Sie dies unter Bezugnahme auf Aufbau und Ergebnisse der Studie.

A

Latentes Lernen = Lernen findet auch dann statt, wenn keine Belohnung erfolgt (Tier) und keine Lernabsicht (Mensch) da ist
hier: durch Exploration wird räumliche Umgebung gelernt
- Aufbau: Ratten lernen, durch Labyrinth zu einer Zielbox zu laufen; 17 Lerndurchgänge; 3 Gruppen (regelmäßige Futterbelohnung, keine Futterbelohnung, keine Futterbelohnung bis Tag 11); Messung Lernleistung: Anzahl falsch gewählter Abzweigungen
- Ergebnisse: Ratte, die 11 Tage lang keine Belohnung bekommen, sind an dem 12. Tag (nach 1. Belohnung), besser als beide anderen Gruppen
→Ratten lernen auch ohne Verstärkung den Weg durch das Labyrinth; während Erkundung des Labyrinths wird räumliches Wissen angehäuft (kognitive Landkarte); Ohne Belohnung: keine Motivation, möglichst schnell zur Zielbox zu kommen, ABER sobald Futter in Zielbox verabreicht wird, ist auch die Motivation da
➔ Lernen vs. Performanz
= Lernen kann stattfinden, ohne dass sich das Verhalten des Lernenden ändert (Verhaltenspotential wird erweitert)

→Diese Ergebnisse widersprechen insofern dem Behaviorismus, da dieser innere Vorgänge beim Menschen/Tier als irrelevant betrachtet. Er sieht lediglich einen Reiz und die Reaktion darauf. Hier geht es aber um die inneren Vorgänge der Ratte, wie sehr sie sich anstrengt/ihr
Wissen anwendet entscheidet ihre Motivation (Verhaltenspotential erweitert!) und wenn sie es selbst nicht als wichtig erachtet schnell zu sein, tut sie das nicht (obwohl sie die Ressourcen hätte).
Im Behaviorismus wäre die (richtige) Betrachtungsweise: die Ratte hat
ihre kognitive Landkarte, also versucht sie folglich so schnell wie möglich das Labyrinth zu lösen, diese unterscheidet sich aber s.o. von der dieses Experiments bzw. des Kognitivismus

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3
Q

Was ist das Ideomotorische Prinzip?

A

Handlungen sind immer Zielgerichtet.
Sie werden immer im vorhinein geplant um einen bestimmten Zielzustand/Effekt zu erreichen.

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4
Q

Wie werden Handlungs-Effekt-Assoziationen erworben und genutzt? Erläutern Sie die Befunde von Hommel & Elsner (2001).

A

Phase I: Exploration
= Erwerb v. (bidirektionalen) Handlungs-Effekt Assoziationen
→mit Rechtsdrehung geht Licht an & mit Linksdrehung geht Licht aus
Phase II: Effektantizipation (Vorwegnahme eines Effekts) ruft assoziierte Handlung ab
→ich habe das Ziel Licht an, ich drehe den Schalter nach rechts & ich habe das Ziel Licht aus, ich drehe den Schalter nach links

Befunde Hommel & Elsner zu Handlungs-Effekt-Assoziationen:
Autoren ließen Probanden in einer Aneignungsphase eine rechts oder links
positionierte Taste so schnell wie möglich, auf das Erscheinen eines visuell
präsentierten Reizes, drücken. Es stand ihnen dabei frei, welche der beiden Taste sie zu drücken hatten, sie sollten lediglich darauf achten, dass sie beide Tasten ungefähr gleich häufig drücken würden. Jeder Tastendruck erzeugte dabei einen bestimmten Ton (Handlungseffekt): z.B. erfolgte auf einen linken Tastendruck ein tiefer Ton und auf einen rechten Tastendruck ein hoher Ton.
In einer daran anschließenden Testphase stellten die im Vorfeld produzierten Töne die imperativen Reize dar. Die Probanden sollten auf diese akustischen Reize entweder mit einem aus
der Aneignungsphase kompatiblen Tastendruck (Taste, die diesen Ton erzeugte) oder inkompatiblen Tastendruck (Taste, die den anderen Ton erzeugte) reagieren.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Probanden schneller reagierten, wenn sie die kompatible Taste anstatt die inkompatible Tasten drücken sollten.
Die Autoren sehen in diesem Ergebnis die Annahme bestätigt, dass eine Handlungs-Effekt-Assoziation zwischen einem rechten bzw. linken Tastendruck und einem hohen bzw. tiefen Ton aufgebaut
wurde und diese dazu führt, dass die Wahrnehmung des Handlungseffekts die mit diesem Effekt verknüpfte Handlung automatisch aktiviert. Wenn die aktivierte Handlung die richtige Handlung war, konnte eine schnelle Initiierung stattfinden. Wenn die automatisch aktivierte Handlung, die falsche Handlung war, dann wurde mehr Zeit für die Initiierung der korrekten Handlung benötigt.

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5
Q

Kann man lernen, ohne dass einem bewusst ist, dass man lernt?
Welche Befunde sprechen dafür?

A

Antwort:
→Ja, man kann implizit lernen.
= Lernen in Situationen, in denen einem die dem Verhalten zugrundeliegenden Kontingenzen nicht oder nur wenig bewusst sind
→Lernen über die Strukturen einer komplexen Reizumgebung

(1) Lernen von Wort-Farb-Kontingenzen (Schmidt et al.)
(Aufgabe: Farbklassifikation; Messung: RT & Fehlerrate)
Ergebnisse: weniger Fehler und schnellere Reaktionen für high contingency
Wörter (bereits im ersten Block/nach 48 Durchgängen)
+Kontingenzlernen unabhängig vom Grad der Bewusstheit der Farb-Wort-
Kontingenzen (nach Durchgang bei dem es Aware, Unaware & Chance Gruppe gab)

(2) Implizites Sequenzlernen (Nissen & Bullmer) (Aufgabe: Drücken Sie die Taste, die der Position des * entspricht.; aber feste Abfolge der Zahlen (wussten Vpn nicht)); es wird in Block 9 von Trainings- zu Zufallssequenz gewechselt
→RT steigt auch bei den Probanden, die in einer Nachbefragung angeben, keine Sequenz bemerkt zu haben (unbewusste Lerner)

(3) Konditionierung (phobische Reaktionen) , Soziales Lernen (Vorlieben unbewusst entwickeln, weil sie bei Freunden/Familie gesehen haben), Priming-Effekt (Personen können schneller auf ein Wort reagieren, wenn sie zuvor semantisch verwandtes Wort unbewusst wahrgenommen haben)

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6
Q

Was ist „color-word contingency learning“?
Erklären Sie Aufbau und Befunde der Studie von Schmidt et al. (2007). Welche Rolle spielt es, wenn Proband:innen die Kontingenzen entdecken, inwiefern beeinflusst dies die Effekte?

A

Das “Color-word contingency learning” bezieht sich auf das Lernen von
Kontingenzen zwischen Wörtern und Farben, bei dem die Teilnehmer auf die Farbe eines Wortes reagieren und dabei bestimmte Wort-Farb-Kombinationen häufiger auftreten als andere.

In der Studie von Schmidt et al. (2007) wurden den Teilnehmern Wörter in
verschiedenen Farben präsentiert, und sie mussten die Farbe des Wortes so schnell und genau wie möglich klassifizieren.
Die Ergebnisse zeigten, dass die Teilnehmer schneller und genauer auf hochkontingente Kombinationen (häufige Wort-Farb-Paarungen) reagierten.
Die Rolle der Entdeckung dieser Kontingenzen durch die Probanden ist interessant, da sie zeigt, dass das Kontingenzlernen auch ohne bewusste Wahrnehmung der Kontingenzen stattfinden kann.
Die Studie ergab, dass die Lerneffekte unabhängig vom Grad der Bewusstheit über die Kontingenzen waren, was darauf hindeutet, dass implizites Lernen eine Rolle spielen könnte.

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7
Q

Inwiefern kann Imitation automatisch erfolgen?
Erläutern Sie dies, indem Sie Aufbau und Ergebnisse der „automatic imitation task“ (Brass et al., 2001) darstellen.

A

Aufbau: VP sehen Zahlen auf dem Bildschirm, symbolic cue condition
Aufgabe:
1 = Zeigefinger heben;
2 = Mittelfinger heben
Zeitgleich wird Bild einer Hand dargestellt, die eine kompatible/ Inkompatible Handlung macht
→Wie schnell kann Aufgabe ausgeführt werden?
Ergebnisse: Personen reagieren schneller, wenn eine irrelevante reaktionskompatible Fingerbewegung gezeigt wurde im Vgl zu neutraler oder inkompatibler Reaktion
→auch wenn Handlung der anderen Personen aktuell irrelevant ist und ignoriert werden soll, scheint sie automatisch imitiert zu werden.

➔Daraus folgt, wie Imitation automatisch erfolgen kann
[Spiegelneurone im prämotorischen Kortex als neuronale Grundlage von
automatischer Imitation]

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8
Q

Wie untersuchten Bandura et al. (1963) Modelllernen im Rahmen der „Bobo doll study“ und was fanden sie heraus?
Welche Faktoren sind nach Bandura (1986) relevant, um beobachtetes Verhalten zu imitieren?

A

→im Detail untersuchte er gelerntes Imitationsverhalten
Aufbau: Kinder sehen Filmclips von Erwachsenen (Modell), wie sie eine lebensgroße Puppe malträtieren (schlagen, treten, beschimpfen, etc.)

Phase I
→ 3 Gruppen:
a) Modell wird im Anschluss von einem anderen Erwachsenen
bestraft
b) Modell wird von einem anderen Erwachsenen im Anschluss gelobt
c) keine Konsequenz wird gezeigt

Phase II
→ alle 3 Gruppen werden dafür belohnt, jedes Verhalten nachzuahmen, an
das sie sich erinnern können
• Messung der Anzahl der Imitationshandlungen
Ergebnisse: in Phase I sind Kinder in Kontroll- und Belohnungsgruppe tendenziell aggressiver als die in Bestrafungsgruppe (Jungen > Mädchen)
In Phase II: Bestrafungsgruppe gleicht sich beiden anderen an
➔ Lernen vs. Performanz!

  1. Aufmerksamkeit
    (Beachten)
    - Auffälligkeit, Neuigkeit, Komplexität
    - Beobachter: Verarbeitungskapazität, Lernmotivation
    - Modell: Soziale Relevanz, Ähnlichkeit, wahrgenommene Kompetenz
  2. Gedächtnisenkodierung
    - sprachliche Repräsentation des Beobachteten förderlich
    - abstrakte, symbolische Repräsentation
  3. Reproduktion
    - motorische Voraussetzungen zur Reproduktion des Beobachteten
  4. Motivation
    - operante Konditionierung des limitierten VH - stellvertretende Verstärkung: Belohnung/Bestrafung des Modells macht Imitation
    wahrscheinlicher/unwahrscheinlicher
    Nice to know: in klinischen Kontexten wird Banduras Theorie erklärt, um problematisches Verhalten zu erklären
    → Medienkonsum als Prädiktor für aggressives und suizidales
    Verhalten; „Werther“-Effekt
    → Bericht von Suizidberichten steigert Wahrscheinlichkeit, dass
    mehr Suizide begangen
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