Langzeitgedächtnis Flashcards

1
Q

Welche Systeme gibt es im Langzeitgedächtnis?
Erläutern Sie jeweils kurz, wodurch sich jedes System auszeichnet.

A
  1. Explizites Gedächtnis (deklaratives Gedächtnis): Bezieht sich auf das bewusste Erinnern und Abrufen von Informationen.
    a) Episodisches Gedächtnis: Speichert autobiografische Ereignisse und persönliche Erlebnisse, die zeitlich und örtlich verortet sind.
    b) Semantisches Gedächtnis: Bezieht sich auf das Wissen über Fakten und allgemeine Informationen, die nicht direkt mit persönlichen Erfahrungen verknüpft sind.
  2. Implizites Gedächtnis (nicht-deklaratives Gedächtnis): Bezieht sich auf unbewusste Gedächtnisprozesse, bei denen Erinnerungen ohne bewusste Anstrengung oder bewusste Abrufung abgerufen werden.
    a) Prozedurales Gedächtnis: Beinhaltet motorische Fähigkeiten und Gewohnheiten, wie das Radfahren oder das Klavierspielen. Diese Art von Gedächtnis ist meist schwer in Worte zu fassen und entwickelt sich durch wiederholtes Üben.
    b) Priming: Bezieht sich auf die Beeinflussung der Wahrnehmung oder Verarbeitung von Informationen basierend auf früheren Erfahrungen, ohne dass diese bewusst erinnert werden. Zum Beispiel wird das Erkennen eines Wortes erleichtert, wenn es zuvor in einem ähnlichen Kontext präsentiert wurde.
    c) Konditionierung: Bezieht sich auf die Assoziation von Reizen und Reaktionen, wie in klassischen oder operanten Konditionierungsparadigmen. Ein Beispiel ist die Konditionierung, bei der eine emotionale Reaktion (wie Angst) auf einen neutralen Reiz übertragen wird.
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2
Q

Was besagt die Theorie der Verarbeitungstiefe (levels of processing)?

A

Je tiefer etwas verarbeitet wird, umso länger ist es im Gedächtnis verfügbar/ anwendbar

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3
Q

Erläutern Sie die Studie (Aufbau und Befunde) von Godden & Baddeley und
erklären Sie, inwiefern die Studie den Einfluss des Kontexts auf Lern- und Abrufeffekte illustriert.

A
  1. Aufgabe: Probanden mussten Listen von Wörtern lernen.
  2. Lernkontext: Die Lernphase fand entweder unter Wasser oder an Land statt.
  3. Abrufkontext: Der Abruf der gelernten Wörter erfolgte ebenfalls entweder unter Wasser
    oder an Land, was zu vier möglichen Kombinationen führte:
    • Lernen und Abruf an Land
    • Lernen an Land und Abruf unter Wasser
    • Lernen unter Wasser und Abruf an Land
    • Lernen und Abruf unter Wasser

Befunde:
Die Ergebnisse zeigten, dass die Gedächtnisleistung besser war, wenn der Lernkontext mit dem Abrufkontext übereinstimmte. Das bedeutet, dass Probanden sich besser an die Wörter erinnerten, wenn sie unter denselben Bedingungen getestet wurden, unter denen sie die Wörter gelernt hatten (z.B. Lernen und Abruf beide unter Wasser oder beide an Land).
Bedeutung der Studie:
Die Studie von Godden und Baddeley illustriert deutlich den Einfluss des Kontexts auf Lern- und Abrufeffekte. Sie zeigt, dass die Gedächtnisleistung davon abhängt, wie ähnlich die Umstände beim Lernen und beim Abrufen der Informationen sind. Diese Ergebnisse unterstützen das Prinzip der Enkodierspezifität, das besagt, dass die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Abrufs höher ist, wenn die beim Abruf verfügbaren Informationen mit den gespeicherten Informationen übereinstimmen.

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4
Q

Was ist Aufgaben-angemessene Verarbeitung (task-appropriate processing)?
Erläutern Sie den Ansatz durch Rückbezug auf die Studie von Morris et al (1977) (Aufbau, Ergebnisse, Interpretation).
Inwiefern revidiert dieses Konzept den „levels of processing“ Ansatz?

A

So wie Wissen gelernt wurde, sollte es auch am besten abgerufen werden und auch anders rum (Ich schreibe Multiple Choice Test, also sollte ich auch so am besten lernen)

Studie Morris et al.
Aufbau: Orientierungsaufgabe während der Enkodierung:
▪ Semantisch: „The _____had a silver engine“ (yes: train; no: eagle)
▪ Phonetisch: „______ rhymes with legal“ (yes: eagle; no: train)
▪ Gedächtnistest
▪ Standard-Rekognitionstest
▪ Rekognitionstest mit Reimwörtern

Ergebnis: Vp die semantisch gelernt hatten erinnerten sich besser im Standard-Rekognitionstest, Vp die Phonetisch gelernt hatten erinnerten sich besser im Rekognitionstest mit Reimwörtern.

Interpretation: Gedächtnisleistung nicht nur von der Tiefe der Verarbeitung, sondern auch von der Kompatibilität zwischen Lern- und Abrufbedingungen abhängt. Das Konzept der aufgaben-angemessenen Verarbeitung besagt, dass die Effektivität des Erinnerns davon abhängt, wie gut die Prozesse, die während des Lernens aktiviert werden, mit den Prozessen übereinstimmen, die während des Abrufs benötigt werden.

• Tiefe (d.h. semantische) Verarbeitung führt nicht immer zu besserer Leistung
→ beantwortet Frage inwiefern es den „levels-of-processing”-Ansatz revidiert
• Es kommt darauf an, dass die Aufgabe beim Enkodieren mit der beim Erinnern übereinstimmt
• Wenn für das Enkodieren notwendige Prozesse auch beim Erinnern benötigt werden, ist die Gedächtnisleistung besser

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5
Q

Was ist der spacing Effekt?
Nennen und erläutern Sie vier mögliche Erklärungsansätze.

A

Spacing effect:

Der Spacing Effect (Verteilungs- oder Abstands-Effekt) im Langzeitgedächtnis beschreibt das Phänomen, dass Informationen besser und langfristiger behalten werden, wenn das Lernen über längere Zeiträume hinweg verteilt ist, anstatt in einer kurzen, intensiven Lernphase
Verteiltes Lernen => besseres Behalten

4 Erklärungen für den “spacing effect”:
1. Spacing => partielles Vergessen => Inhalt fühlt sich weniger vertraut an => mehr Aufmerksamkeit
2. Mehrere Lernepisoden = mehrere Kontexte => vielfältigere Hinweisreize (Enkodiervariabilität)
3. Konsolidierung in Pausen => Lernen profitiert von vorheriger Konsolidierung
4. Spätere Lernepisoden lösen Erinnerung an frühere aus => Üben des Gedächtnisabrufs

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6
Q

Wenden Sie das Prinzip der Aufgaben-angemessenen Verarbeitung auf die
Vorbereitung auf mündliche vs. schriftliche Prüfungen an

was sind die Implikationen?

A

Mündliche Prüfung:
- da hier das Wissen mündlich dargeboten werden soll, sollte die Prüfungsvorbereitung auch weitestgehend mündlich erfolgen durch bspw. Active-recall Methoden (es sich selbst laut erklären), es anderen laut erklären/Familie oder Freunden einen „Vortrag” über das Thema halten, Prüfungsfragen ausdenken und diese selbst und auch von anderen stellen lassen
- so gut wie möglich eine mündliche Prüfungssituation simulieren mithilfe anderer Personen, die zuhören und abfragen

Schriftliche Prüfung:
- da hier das Wissen schriftlich dargeboten werden soll, sollte Prüfungsvorbereitung weitestgehend schriftlich (aber auch mündlich) erfolgen
- mithilfe von active-recall aneignen, aber dann Prüfungsfragen der Professoren, eigene Prüfungsfragen und ggf. Prüfungsfragen von anderen durcharbeiten
- gezielt Zusammenfassungen schreiben
- so gut wie möglich eine schriftliche Prüfungssituation simulieren, bspw. Auch durch Lernen in der Bibliothek oder sogar im Vorlesungssaal

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7
Q

Was ist der testing-Effekt?

A

Der Testing-Effekt bezeichnet das Phänomen, dass das Abrufen von Informationen aus dem Gedächtnis (z.B. durch Tests oder Wiederholungen von Abrufvorgängen) zu einem besseren langfristigen Behalten dieser Informationen führt als das bloße Wiederholen oder Lesen derselben Informationen (z.B. durch Wiederholungslesen).

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8
Q

Was besagt das Prinzip der Enkodierspezifität?

A

= Die Gedächtnisleistung hängt ab von der Ähnlichkeit der Information im
Gedächtnis und der in der Abrufsituation verfügbaren Informationen
=> je ähnlicher, destobesser der Abruf
- In dem Ausmaß, in dem der Abruf-Cue der Repräsentation ähnelt, welche bei der Enkodierung eines Wortes abgespeichert wurde, umso wahrscheinlicher ist es, dass die enkodierte Information aktiviert und erinnert wird
- Übereinstimmung zwischen Lern- und Abrufsituation hinsichtlich: räumlicher Umgebung, innerer Zustände, Trunkenheit, Stimmung

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9
Q

Warum vergessen wir und was sind proaktive und retroaktive Interferenz?

A
  • Verarbeitungstiefe: weil wir nicht tief genug verarbeitet haben
  • Enkodierspezifität: weil wir keine passenden Hinweisreize zur Verfügung haben
  • Mangelnde Konsolidierung: weil frische Erinnerungen erst noch gefestigt werden müssen

Proaktive Interferenz: Störung/Überlagerung von neu erworbenen Gedächtnisinhalten durch früher Gelerntes
Bsp.: Erinnerung, wo Auto geparkt ist, gestört durch früheres Parken
→ Alte Gedächtnisinhalte stören das Erinnern an später erworbene Gedächtnisinhalte/neu gelerntes

Retroaktive Interferenz: Störung/Überlagerung von früher Gelerntem durch neu erworbene Gedächtnisinhalte oder durch nachfolgende Verarbeitung
Bsp.: Wie sahen Verwandte oder Freunde früher aus?
→Neu Gelerntes stört das Erinnern älterer Gedächtnisinhalte

Interferenz: je ähnlicher das neue Material, desto mehr Interferenz
→Implikation: beim Lernen immer mal wieder Fächer wechseln
- Befreiung v. proaktiver Interferenz
→ Wissen um unterschiedliche Kategorie
- beeinflusst Abrufleistung, auch bei spätem (nach dem Lernen) Hinweis
+ Diskriminationsproblem durch Wettstreit der Gedächtnisspuren bei der Wiedergabe; neue Kategorie erlaubt Zurückweisung alter Gedächtnisspuren
=> Interferenz erschwert Wiederfinden von Gedächtnisspuren und damit ihren erfolgreichen Abruf

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