Kontrollfragen Modulprüfung Flashcards
- Was ist damit gemeint, wenn die Geschichte der Emotionspsychologie in ein goldenes, dunkles und Renaissance-Zeitalter eingeteilt wird? Welches Verständnis von Emotionen war in der Antike vorherrschend und wie lebt diese Sichtweise auch heute noch fort?
- Goldenes Zeitalter: Gründung des ersten psychologischen Instituts 1879 (Wundt), zu dieser Zeit erschienen verschiedene Klassiker der Emotionspsychologie (Wundt, Darwin, James)
- Dunkles Zeitalter: Behaviorismus zu Beginn des 20. Jhd., hier wurden subjektive Erlebniszustände wie Emotionen weitgehend ignoriert
- Renaissance Zeitalter: 60er Jahre, Werke von Magda Arnold, Silvan Tomkins und Schachter & Singer
- Verständnis in der Antike: Platon: Dreiteilung der Seele in Vernunft, Affekte und begierdehafte Sinnlichkeit, Dreiteilung in Kognition, Emotion und Motivation auch heute noch aktuell
- Affekte bei Platon mit negativer Konnotation behaftet, da diese häufig im Widerspruch zur Vernunft stehen und ein Hindernis für rationales Handeln darstellen würden
- Diskutieren Sie folgende Definition: „Emotion ist eine auf ein bestimmtes Objekt ausgerichtete affektive Reaktion, die mit zeitlich befristeten Veränderungen des Erlebens und Verhaltens einhergeht“ und grenzen Sie Emotion nach dieser Definition von folgenden Konzepten ab: Stimmung, emotionales Temperament, Einstellung.
- Objektgerichtetheit (Intentionalität): Immer Bezugsobjekt für Emotion vorhanden (kann auch fiktiv sein oder noch in der Zukunft eintreten, Einschätzung entscheidend)
- Affektivität (Gefühlscharakter): Affektive Empfindungen, die nicht immer bewusst sein müssen und sich anhand ihrer Valenz unterscheiden lassen
- Zeitliche Dynamik und begrenzte zeitliche Dauer: kein dauerhafter Zustand sondern episodischer Verlauf
- Stimmungen: diffuser positiver und negativer Gefühlszustand ohne Bezugsobjekt und eher länger andauernd
- Emotionale Temperamente: Zeitüberdauernde Persönlichkeitseigenschaften mit sehr allgemeinem Objektbezug
- Einstellung: Relativ zeitstabile positive oder negative Beurteilung eines Objekts. (Emotionen verändern sich dynamischer und besitzen einen episodischen Verlauf)
- Welchen Vorteile hat eine multidimensionale Sichtweise von emotionalen Reaktionen?
In der Wissenschaft hat sich die Sichtweise durchgesetzt, dass eine Emotion mehrere Verhaltenssysteme beeinflusst und deshalb unterschiedliche Komponenten hat. Dazu zählen:
1) subjektive Komponente
2) kognitive Komponente
3) physiologische Komponente
4) expressive Komponente
5) motivationale Komponente
- Unterschiedliche Facetten von Emotionen können untersucht werden, ohne dass auf einen subjektiven Erlebnisbericht zurückgegriffen werden muss
• Außerdem können bestimmte Abläufe und Sequenzen in Aktivierungen von Komponenten studiert werden
- Was ist der Unterschied zwischen emotional motivierten Verhaltensstrategien und Verhaltenstaktiken? Erläutern Sie den Unterschied anhand konkreten Beispielen.
• Emotional motivierte Verhaltensstrategien: keinen konkreten Verhaltensweisen, sondern abstrakte Mittel-Zweck Relationen (Vermeidung, Attacke) zugeordnet, die je nach Situation unterschiedlich umgesetzt werden können
- es hängt von der Situation ab, welche mittel-Zweck-Relationen Emotionen zugeordnet werden und in welcher Verhaltenstaktik sich diese äußert
• Verhaltenstaktiken: konkrete Verhaltensweisen
• unterschiedliche Äußerungsmöglichkeiten einer Emotion mit ähnlicher Funktion: wütende Person kann auf Tisch hauen oder defektem Automaten trittt verpassen
– ähnliche Funktion: ein erlebtes Unrecht zu vergelten oder (zumindest symbolisch) rückgängig zu machen
Bsp.: Wütende Person verhält sich je nach Situation anders (haut auf Tisch, nimmt an Demo teil)
- Welche Muskelpartien des Gesichts sind für einen mimischen Ausdruck von Freude, Ärger, und Ekel besonders wichtig?
- Augenbrauenrunzler (Musculus corrugator supercilii)
- Augenringmuskel (Musculus orbicularis oculi)
- Oberlippenheber (Musculi levator labii)
- Großer Jochbeinmuskel (Musculus zygomaticus major)
- Was ist das EmFACS?
- FACS: Facial Action Coding System (Kodiersystem der Gesichtsmimik von Ekman, 44 verschiedene Bewegungseinheiten)
- Spezielle Kombinationen von Bewegungseinheiten werden über ein sog. Lexikon bestimmten Emotionskategorien zugeordnet (EmFACS)
- Diskutieren Sie die Aussage, dass das emotionale Empfinden ein Epiphänomen von Aktivitäten auf anderen Verhaltensebenen ist.
- Emotionales Erleben hängt maßgeblich von Kognitionen, Motivationen und körperlichen Expressionen ab
- Dementsprechend stellt sich die Frage ob ein emotionales Gefühl als eigenständige Komponente betrachtet werden sollte oder ob sie ein Epiphänomen von Aktivitäten auf anderen Verhaltensebenen repräsentiert
- Was sind Mischtheorien und Prototypen-Theorien von emotionalen Empfindungen?
- Mischtheorien erklären die Vielfalt von emotionalen Empfindungen mit Vermischungen von primären Emotionen, aus denen sich komplexe sekundäre Emotionen ergeben
- Prototypen-Theorien verstehen Basisemotionen als prototypische Zustände um die sich ähnliche emotionale Zustände herum gruppieren
- Was ist der Unterschied zwischen einer bivariaten und einer bipolaren Repräsentation von Valenz? Warum könnte diese Unterscheidung wichtig sein?
- Bei einer bivariaten Repräsentation werden Emotionen vorwiegend in den Sektoren mit hohen Aktivierungen verortet und entsprechend ihrer Valenz positive und negative Affekte genannt
- Bei einer bipolaren Repräsentation (Circumplex-Modell) sorgt eine zunehmende Positivität zu einer verringerten Negativität und umgekehrt
- Wichtig ist die Unterscheidung, da bei einer bivariaten Unterscheidung positive und negative Affekte voneinander unabhängige Dimensionen sind, also gleichzeitig auftreten können
- Erläutern Sie eine modale Strukturbeschreibung von Emotionen. Worin grenzt sich dieser Ansatz von diskreten und dimensionalen Ansätzen ab?
- Dieser Ansatz basiert auf einem kognitiven Prozessmodell der Emotion, in dem fortgesetzte kognitive Situationseinschätzungen fortlaufend Veränderungen in den emotionalen Reaktionssystemen erzeugen
- Unterschied zu diskret: unendlich viele unterschiedliche Emotionszustände, begrenzte Anzahl an Emotionen wird nicht mit biologisch vorgefertigten Emotionsmodulen sondern mit sprachlichen Kategorisierungsmodellen erklärt, kann deshalb sowohl universell auftretende Emotionen als auch eine kulturspezifische Ausdifferenzierung von emotionalen Zuständen erklären
- Welche Funktionen werden Emotionen allgemein zugeschrieben?
- Informative Funktion
- Motivierende Funktion
- Soziale Funktion
- Welche informativen Funktionen haben Emotionen? Ordnen Sie diese Funktionen unterschiedlichen Stufen der Informationsverarbeitung zu.
• Aufmerksamkeitslenkung (Encodierung)
• Gedächtnis: erhöhte Salienz von emotionalen Ereignissen->bessere Erinnerung; emotionale Ereignisse distinkter-> häufiger rekonsolidiert aus Gedächtnis->bessere Konsolidierung im Langzeitgedächtnis
• Denken und Entscheiden:
o positive Emotionen: flexible, heuristische, weite Informationsverarbeitung
->Aufbau und Erweiterung von Fertigkeiten und Ressourcen
o negative Emotionen: eher systematische, detaillierte, fokussierte Verarbeitung
->Bündelung kognitiver Ressourcen auf die Bewältigung eines spezifischen Problems oder einer Herausforderung in der Umwelt
• Zielverfolgung und Handlungsüberwachung (Encodierung)
- Was ist eine visuelle Suchaufgabe und welche emotionalen Prozesse können mit dieser Aufgabe untersucht werden?
- Funktion der Aufmerksamkeitslenkung wird damit untersucht
- Visuelle Suchaufgabe: Präsentation von verschiedenen Reizen und Zeitmessung wie lange gebraucht wird um bestimmten Reiz (z.B. emotionalen) zu finden oder Aufmerksamkeit von diesem zu lösen
- Was ist eine sog. „Blitzlichterinnerung“? Wie lassen sich Blitzlichterinnerungen mit Beobachtungen eines „Tunnelgedächtnisses“ für emotionale Inhalte in Einklang bringen.
- Blitzlichterinnung: Sehr detaillierte Erinnerung an traumatische Erlebnisse
- Tunnelgedächtnis: Sehr gute Erinnerung an zentrale Inhalte eines Erlebnisses aber nicht der Begleitumstände
- Zentrale Inhalte werden generell immer besser erinnert aber periphere Informationen können auch ins emotionale Scheinwerferlicht rücken, wenn sie in Beziehung mit zentralen Inhalten stehen oder für die Ziele der Person bedeutsam sind
- Welche Entscheidungs-/Verarbeitungsstrategien werden von positiven Affekten und welche Strategien von negativen Affekten begünstigt?
a. positive Emotionen begünstigen zu einer flexiblen, heuristischen und weiten Informationsverarbeitung
b. negative Emotionen begünstigen eine systematische, detaillierte und fokussierte Verarbeitung
- Welche Funktionen schreibt die broaden-and-built theory von Frederickson (2001) positiven Emotionen zu?
a. Aufbau und Erweiterung von Fertigkeiten und (sozialen, physischen, intellektuellen) Ressourcen
- Beschreiben Sie den „feelings-as-information“ Ansatz und eine passende Studie. Wann vertrauen Menschen besonders auf ihr „Bauchgefühl“?
a. „feelings-as-information“ = Menschen nutzen momentane Gefühle als Entscheidungshilfen für Werturteile unter Unsicherheit
b. Studie (Schwarz und Clore 1983): Personen wurden telefonisch nach ihrer Lebenszufriedenheit an sonnigen und regnerischen Tagen befragt. Die Personen gaben an sonnigen Tagen (gute Stimmung) eine höhere Lebenszufriedenheit an als an regnerischeren Tagen (schlechte Stimmung).
c. Personen vertrauen auf ihr „Bauchgefühl“ vor allem dann, wenn bei der Entscheidung wenig auf dem Spiel steht, kognitive Ressourcen knapp und/oder keine zuverlässigeren Entscheidungshilfen zur Hand sind
- Welche Schlüsselstellen in der Zielverfolgung lösen nach Oatley und Johnston-Laird (1987) Emotionen aus? Welche Funktion haben diese Emotionen für die Zielverfolgung?
a. Freude: Schlüsselstelle = Erreichung eines Etappenzieles - Setze plan fort oder modifiziere ihn
b. Traurigkeit: Schlüsselstelle = Scheitern eines wichtigen Planes oder Unerreichbarkeit eines aktiven Zieles - tue nichts suche nach neuem Plan
c. Angst: Schlüsselstelle = Bedrohtes Selbsterhaltungsziel - Stoppe, überwache und/oder ergreife die Flucht
d. Ärger: Schlüsselstelle = Frustration eines aktiven Zieles - streng dich mehr an und oder attackiere
e. Ekel: Schlüsselstelle = Verletzung eines Geschmacksziels - weise die Substanz zurück und oder Ziehe dick zurück
f. Funktion: Das emotionale Signal, das durch die Schlüsselstelle ausgelöst wird, drängt das kognitive System auf eine Überführung (Transition) des aktuellen Zustands in einen neuen Zustand, der den Bedürfnissen der Person entspricht.