Emotionstheorien Flashcards

1
Q
  1. Grenzen sie die 3 wichtigsten theoretischen Ansätze der Emotionspsychologie voneinander ab. In welchen Grundannahmen unterscheiden sie sich? Welche Stärken und Schwächen haben die einzelnen Ansätze?
A

• Biologischer Ansatz:
o Emotionsursache in biologischen Schlüsselreizen und emotional erlernten Reizen
o Emotionsentstehung durch sog. Emotionsmodule
o Diskrete Reaktionsmuster
o Begrenzte Anzahl an Emotionen
o Stärken:
- Evolutionsbiologische Perspektive
- Universelle Emotionsausdrücke
- Analogien im Tierreich
o Schwächen:
- Inter und intrapersonelle Unterschiede
- Keine klare Definition der Basisemotionen
- Unklarer Auslöser und geringe Reaktionskohärenz
• Kognitiver Ansatz:
o Ursache in Situationseinschätzung (appraisal)
o Entstehung durch kognitive Prozesse
o Diskrete Reaktionsmuster
o Unbegrenzte Anzahl an Emotionen
o Stärken
- Alltagsplausibel
- Unterscheidet zwischen und innerhalb von Personen
- Hohe Vorhersagegenauigkeit
o Schwächen
- Geringe Reaktionskohärenz
- Ursachen von Emotionen sind nicht kognitiv
- Nichtkognitive Erlebnisse (Gefühle) werden durch kognitive verursacht
• Konstruktivistischer Ansatz:
o Ursache in Veränderung von Basisaffekten
o Entstehung durch die Kategorisierung von Basisaffekten
o Unbegrenzte Anzahl an Emotionen
o Stärken:
- Unterscheidet zwischen und innerhalb von Personen
- Breiter Erklärungsanspruch
- Zieht soziale und kulturelle Einflüsse mit ein
o Schwächen:
- Auslöser von Basiseffekten unklar
- Kein universeller Erklärungsanspruch
- Wenig überprüft

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2
Q
  1. Beantworten sie aus aus der Sicht von biologischen Emotionstheorien folgende Fragen: Was ist eine Emotion? Was verursacht eine Emotion? Wie entstehen unterschiedliche Emotionen?
A
  • Emotionen sind der Output von Emotionsmodulen
  • Verursacht werden Emotionen durch biologische Schlüsselreize und emotional gelernten Reizen
  • Unterschiedliche Emotionen entstehen dadurch, dass es sogenannte Emotionsmodule gibt die funktional spezifisch sind und auch eine Domänenspezifität aufweisen.
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3
Q
  1. Was sind Emotionsmodule?
A
  • Separat informationsverarbeitende Systeme
  • Genetisch festgelegt Schaltkreise (affect circuits)
  • In sich geschlossen
  • Domänenspezifität (spezifische Themen wie zum Beispiel Bedrohung oder Untreue)
  • Funktional spezialisiert und hoch automatisierte Funktionsweise
  • Emotionen werden direkt ausgelöst durch Situationsmerkmale (angeborene perzeptuelle Schemata)
  • Es können emotionale Reaktionen auf neue Hinweisreize und Situationen gelernt werden (Furchtkonditionierung, vorbereitetes Lernen)
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4
Q
  1. Beschreiben sie den Aufbau und Ergebnisse der Untersuchung des kleinen Alberts (Watson&Rayner, 1920). Welche Bedeutung haben diese Ergebnisse für biologische Emotionstheorien?
A
  • Aufbau
    o 11 Monate alter Albert –> Furchtkonditionierung
    o 1.Phase: keine Angst vor weißer Ratte
    o Konditionierung: Ratte + lautes Geräusch (7mal)
  • Ergebnisse
    o hat Angst vor der Ratte. Generalisierung auf Kaninchen, Hund, Seehundfell, Nikolaus
    o hohe Löschungsresistenz (noch einen Monat später vorhanden)
  • dies ist ein Beleg für den biologischen Ansatz, gemäß dessen Emotionen entweder durch biologische Schlüsselreize oder emotional gelernte Reize ausgelöst werden. Dieser Befund führte dazu dass der biologische Ansatz in die Lerntheorien integrier wurde
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5
Q
  1. Beschreiben sie die Studie von Rakinson&Derringer(2008). Welche Aussage macht diese Studie über die Wahrnehmung von „emotionalen“ Reizen?
A

 Aufbau:
o Vp: Säuglinge im Alter von 5 Monaten, da Babies zu diesem Zeitpunkt noch wenig berührt von kulturellen Einflüssen sind
o Fragestellung: Ob es angeborene Wahrnehmungsschemata gibt. (Wenn die Babys auf die Schemata reagieren würden, würde das durch die geringe Sozialisation für eine biologische Ursache sprechen)
UV1: Spinnenähnlicher schematischer Reiz
UV2: Rekonstruierter Reiz, der aber die gleiche Komplexität aufgewiesen hat
UV3: Komplett chaotischen Reiz, der kein Anzeichen mehr auf eine Spinne macht
AV: Visuelle Fixationsdauer auf die jeweiligen Reize
–> Ergebnisse: Säuglinge fixieren den spinnenähnlichen Reiz signifikant länger (stützt die These, dass es angeborene Wahrnehmungsschemata gibt)
- emotionale Reize
o emotionale Reize haben eine hochautomatisierte angeborene Wahrnehmung (kein Modelllernen nötig)
o emotionale Reaktion setzt keine kognitive Analyse der Situation voraus, sondern wird direkt durch die Wahrnehmung eines Situationsmodells ausgelöst

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6
Q
  1. Was ist „vorbereitetes Lernen“? Wie wurde es experimentell nachgewiesen?
A

 Einige Assoziationen zwischen 2 Stimuli werden besser gelernt als andere
- Diese sind biologisch festgelegt
- es scheint angeborene Lernbereitschaften zu geben, die ein emotionales Lernen in bestimmten Situationen begünstigen
- Experiment von Cook und Mineka
o Aufbau: In Gefangenschaft aufgewachsenen Laboraffen als Vp
o UV1: Video, wo ein Affe Angst vor einem Spielzeugkrokodil hat
o UV2: Video, wo ein Affe Angst vor einem Spielzeughasen hat
o AV: Furcht vor dem Spielzeugkrokodil und dem Spielzeughasen
o Ergebnisse:
–> Affe hat vor dem Krokodil (biologisch relevanter Stimuli) nach dem Video mehr Angst aber nicht vor dem Hasen

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7
Q
  1. Beantworten sie aus der Sicht von kognitiven Emotionstheorien folgende Fragen: Was ist eine Emotion? Was verursacht eine Emotion? Wie entstehen unterschiedliche Emotionen?
A

 Emotionen sind das Ergebnis von emotionalen Einschätzungen, Muster von physiologischen, expressiven und motivationalen Veränderungen (Reaktionsprofil = Emotion)

  • Verursacht werden Emotionen durch eine subjektive Einschätzung (appraisal) einer Situation oder eines Ereignisses in Hinsicht auf Werte, Ziele und Normen
  • Kognitive Prozesse: Unterschiedliche Emotionen ergeben sich als Kombination unterschiedlicher Einschätzungen dh. Unterschiedliche Einschätzungsmuster lösen unterschiedliche Muster von physiologischen, expressiven und motivationalen Veränderungen aus. Auch kommt es zu unterschiedlichen Emotionen über verschiedene Kulturen hinweg durch kulturspezifische Einschätzungen von Situationen.
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8
Q
  1. Erläutern sie die vier Hauptgruppen von „Stimulus Evaluation Checks (SEC) im Komponenten-Prozess-Modell von Klaus Scherer. In welcher Reihenfolge werden die SECs vorgenommen?
A
  1. Relevanz
    o Bedeutung der Ereignisses für die eigene Person
    o Neuigkeit, intrinsische Angenehmheit, Relevanz für Ziele und Bedürfnisse
  2. Implikationen
    o kausale Attributionen (wer, was warum?)
    o Ergebniswahrscheinlichkeit, Diskrepanz zu Erwartung, Dringlichkeit
    o Zuträglichkeit bzw. Abträglichkeit zu den eigenen Zielen und Bedürfnissen
  3. Bewältigungspotential
    o Kontrolle, Macht, Anpassungspotential
  4. normative Signifikanz
    o interne (kongruent mit einem selbst) und externe (Normen usw.) Standards
    - diese Reihenfolge!!!
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9
Q
  1. Erläutern sie den Einfluss von Attributionen auf die Emotionsentstehung anhand der Studie von Neumann (2000)
A
  • Studie
    o UV: prozedurales Priming: Satzbildungsaufgabe („Ich nehme…“ vs. „Er nimmt…“) –> Manipulation der Attributionsstile (self/other)
    o Raum mit „Stoppschild“ betreten
    o AV: Reaktion auf harsche Zurechtweisung von Confederate (Fragebogen)
  • Ergebnis
    o „Ich nehme…“ –> Schuld –> internale Attribution
    o „Er nimmt…“ –> Ärger –> externale Attribution
    o unbewusste Beeinflussung der Reaktion durch Veränderung des Attributionsstils
  • Je nach Ursachenzuschreibung und darauf beruhenden Urteilen über die Kontrollierbarkeit und Verantwortlichkeit von Ereignissen, können sich unterschiedliche Emotionen ergebenl
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10
Q
  1. Erklären sie die Grundzüge der klassischen Zwei-Faktoren-Theorie der Emotionsentstehung und ihre experimentelle Überprüfung in der Studie von Schachter&Singer (1962). Welches Ergebnis wurde in dieser Studie beobachtet und wie wurde es interpretiert?
A
  • Zwei-Faktoren-Theorie
    o unspezifischer physiologischer Erregungszustand (physiologische Erregung ist emotional neutral)
    o kognitive Erklärung der Erregung mit einer emotionalen Ursache
  • Schachter & Singer (1962)
    o Studie
    UV1: physiologische Erregung (Adrenalin vs. Placebo)
    UV2: Erklärungsbedürfnis (korrekt/falsche/keine Nebenwirkungen)
    UV3: emotionale Kategorisierung der Erregung (lustiger oder verärgerter Confederate)
    AV: Befindlichkeit nach Aufenthalt mit Confederate (beobachtet und durch beleidigenden Fragebogen und Interview): Ausmaß der Euphorie Eigenbericht und Verhaltensbeobachtung
    o Ergebnisse:
  • Von Autoren erwartet:
    • 1 attribuiert ihre physiologische Reaktion auf die Injektion und somit neutrale Emotion
    • 2 und 3 attribuiert ihre physiologische Reaktion auf den Zustand der präsentierten Emotion und zeigt je nachdem Ärger oder Freude
    • 4 sollte aufgrund des fehlenden Adrenalin keine physiologische Erregung zeigen und dementsprechend auch keine Erklärung dafür finden müssen weshalb sie auch neutral bleiben sollten
    -Tatsächliche Ergebnisse:
    • Die Ergebnisse traten wie erwartet ein.
    • Nur die Ergebnisse der Kontrollgruppe wichen ab. Man konnte keinen Unterschied zwischen der Kontrollgruppe und der nicht und falsch-informierten Gruppe finden
    • Nicht und falsch informierte Gruppe unterscheiden sich von informierter Gruppe
    • ABER: kein bedeutsamer Unterschied zur Placebo Gruppe –> Notwendigkeit von Erregung fragwürdig (Kognition und nicht physiologische Erregung ist wichtiger)
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11
Q
  1. Schildern sie die Studie von Valins (1966). Welche Bedeutung haben die Ergebnisse dieser Studie auf die klassische 2-Faktoren-Theorie der Emotionsentstehung von Stanley und Schachter?
A
  • Studie
    o UV: fiktive (akustische) Rückmeldung einer Herzratenveränderung (Zunahme oder Abnahme) vs. andere akustische Reize
    o AV: Einschätzung von Attraktivität von erotischen Bildern
  • Ergebnis
    o bloßer Glaube der Person erregt zu sein reicht aus, um emotionale Einschätzungen zu verändern
    o Kopplung zwischen Veränderung in der Herzfrequenz und der Attraktivitätsbewertung
    o Die wahrgenommene Erregung der Probanden beeinflusst die Bewertung
    o Modifiziert damit die zwei-Faktoren-Theorie von Schachter und Singer (die kognitive Repräsentation der eigenen Erregung reicht aus dass Emotionen entstehen, die tatsächliche physiologische Erregung ist nicht notwendig)
  • Stellen Notwendigkeit von physiologischer Erregung in Frage –> Verdrängung der Zwei-Faktoren-Theorie
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12
Q
  1. Was ist Erregungstransfer? Beschreiben sie dazu das Ergebnis von mindestens einer Studie.
A
  • Erregungstransfer
    o Fehlattribution einer Resterregung aus Situation A (z.B. Sport) auf eine emotionale Erregung in Situation B (z.B. nackte Frauen)
  • Cantor et al. (1976)
    o körperliche Ertüchtigung intensiviert sexuelle Erregung (missattribuieren Erregung auf Frauen)
  • Dutton und Aron: Angst Hängebrücke steigert Zuneigung/Liebe
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13
Q
  1. In welchen Annahmen unterscheiden sich moderne konstruktivistische Emotionstheorien von der klassischen 2-Faktoren-Theorie? Wie werden durch diese Unterschiede ursprüngliche Einwände gegen den klassischen Ansatz ausgehebelt?
A
  • bauen auf Zwei-Faktoren-Theorie auf
  • modifizierte Grundannahmen
    o positiver und negativer Basisaffekt (anstelle Erregung)
  • kognitiv-physiologische Reaktion auf Ereignisse
  • Mischung aus Valenz und Erregung (dimensionales Modell)
  • objektungerichtet
  • oft unbewusst
    o emotionale Kategorisierung (anstelle Attribution)
  • Emotionskonzepte (Angst, Ärger, usw.) als interpretative Schemata
  • Kategorisierung über Ähnlichkeitsbestimmungen
  • objektgerichteter emotionaler Zustand
  • ursprüngliche Einwände ausgehebelt
    o Basisaffekt hat Valenz und Richtung im Gegensatz zu Erregung
    o emotionale Kategorisierung ist automatisch und muss nicht bewusst werden
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14
Q
  1. Was sind Basisaffekte? Wodurch werden sie ausgelöst und wie hängen sie mit Stimmungslagen einer Person zusammen?
A

• Kognitiv physiologische Reaktionen auf Ereignisse
• Können sowohl positiv als auch negativ sein
• Objektungerichtet
• Setzen sich zusammen aus einem Mix aus Valenz und Erregung
• Es gibt keinen Moment ohne Basisaffekte aber wir nehmen genau die Veränderung dieser Basisaffekte war
• Der Auslöser von Basisaffekten ist unklar
- „Rohgefühle“, die in Erregungsniveau und Valenz variieren, kein Objektbezug, oft unbewusst
- bilden eine Art „affektives Hintergrundrauschen“ und sind eine sensorische Empfindung, deren Veränderungen fortwährend registriert und unter Einbezug von interpretativen Schemata kategorisiert werden (Zusammenhang zu Stimmungslagen)
- physiologische und kognitive Auslösung

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15
Q
  1. Welche Bedeutung schreiben konstruktivistische Emotionstheorien emotionalen Kategorisierungsprozessen zu? Was ist unter einer emotionalen Kategorisierung zu verstehen?
A
  • Emotionale Kategorisierungsprozesse werden bei modernen konstruktivistischen Emotionstheorien anstelle von Attribution genutzt
  • Durch Kategorisierungsprozesse entstehen aus unspezifischen Affektzuständen Emotionen mit Objektbezug
  • Ordnen affektive Zustände in einen Sinnzusammenhang ein, der über eine Benennung von Gefühlszuständen hinausgeht
  • Affektive Valenz von Basisaffekten schränkt sabei ein, sodass keine beliebige Kategorisierung entsteht
  • Emotionskonzepte wie Angst oder Ärger (interpretative Schemata)
  • Aufgrund von Ähnlichkeitsbestimmungen kommt es dann zur Kategorisierung
  • Kategorisiert wird dann ein objektgerichteter emotionaler Zustand
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16
Q
  1. Beantworten sie aus der Sicht von modernen konstruktivistischen Emotionstheorien folgende Frage: Was ist eine Emotion? Was verursacht eine Emotion? Wie entstehen unterschiedliche Emotionen?
A
  • Eine Emotion ist ein emotional kategorisierter Basisaffekt
  • Verursacht wird die Emotion durch Veränderung von Basisaffekten
  • Durch Kategorisierung von Basisaffekten zu sogenannten Emotionskonzepten kommt es zu unterschiedlichen Emotionen