Kinder- und Jugendpsychotherapie - Essstörungen Flashcards

1
Q

Was assoziieren Betroffene häufig mit ihrer Anorexie?

A
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2
Q

Welche Essstörungen werden im ICD-10 unterschieden?

A
  • F50.0 Anorexia nervosa
    o F50.0: Anorexie ohne aktive Maßnahmen zur Gewichtsabnahme
    o F50.1: Anorexie mit aktiven Maßnahmen zur Gewichtsabnahme
  • F50.2
    o Bulimia nervosa
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3
Q

Beschreibe die Diagnosekriterien für Anorexia nervosa nach dem ICD-10 (für Kinder partiell unterschiedlich)

A
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4
Q

In welche 2 Subtypen in ICD-10 und DSM5 lässt sich die Anorexia Nervosa unterteilen

A
  • DSM-5:
    o Restriktiver Typus: eingeschränkter und kalorienreduzierter Esstil, keine aktiven Maßnahmen zur Gewichtsreduktion
    o Binge-Eating / Purging-Typus: ggf. Essanfälle mit kompensatorischen Maßnahmen
    o zusätzliches Zeitkriterium: Verhalten während der letzten drei Monate (da zeitlich oft nicht stabil)
  • ICD-10
    o Anorexia nervosa ohne aktive Maßnahmen zur Gewichtsabnahme
    o Anorexia nervosa mit aktiven Maßnahmen zur Gewichtsabnahme (Erbrechen, Abführmittelmissbrauch o.Ä.; evtl. Essanfälle)
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5
Q

Müssen endokrine Störungen für die Diagnose einer Essstörung im ICD-11 vorliegen?

A
  • Nein, nicht mehr
  • Im Gegensatz zu ICD-10 und DSM-5
  • Schwer anwendbar bei jungen Patienten und Männern
  • Krankheitsverlauf bei noch menstruierenden Patienten unterscheidet sich nicht bedeutsam
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6
Q

Welche BMI Einteilungen werden bei Essstörungen bei Erwachsenen unterschieden? Wo ist der Unterschied bei KiJu?

A
  • Nicht auf Kinder / Jugendliche übertragbar
  • Alternative: altersbezogene BMI Perzentilkurven für Entwicklungsabhängigkeit
  • BMI von 18,5 kg/m2 (ICD-11 neu) entsprich 10. BMI-Altersperzentile
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7
Q

Beschreibe beispielhaft die BMI-Altersperzentile für Mädchen

A
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8
Q

Welche Änderungen finden ICD-11 zu Anorexia Nervosa. Bewerte diese kritisch.

A
  • Neue Grenzwerte
  • Bei Erwachsenen BMI < 18.5
  • Bei Kindern und Jugendlichen < 5. BMI-Altersperzentile
    o Kritik: Die Gewichtsgrenze für Kinder ist niedriger angesetzt als für Erwachsene. Es wird nicht berücksichtig, dass chronische Mangelernährung bei Kindern noch gravierender als bei Erwachsenen ist.
  • Unterscheidung zwischen deutlichem und gefährlich niedrigem Untergewicht (Für beide Formen kann eine Unterscheidung in den restriktiven und den Binge-Purge-Typus vorgenommen werden.
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9
Q

Was sind Diagnosekriterien für Bulimia nervosa im ICD-10?

A
  • Kriterum des Untergewichts liegt nicht vor!
  • Häufig sind Patienten normal- oder leicht übergewichtig
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10
Q

Was sind Primärsymptome der Anorexia nervosa?

A
  • Auswahl vorwiegend gesunder Lebensmittel
  • Häufige, oft mehrfach tägliche Gewichtskontrollen
  • Unzufriedenheit mit Figur
  • Bewegungsdrang
  • Übermäßiges Interesse für Nahrungszusammensetzung
  • Weglassen von Hauptmahlzeiten
  • Zunehmende Leistungsorientierung und Isolation
  • Primäre oder sekundäre Amenorrhö oder unregelmäßige Menstruation
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11
Q

Was sind weitere Symptome der Anorexia nervosa?

A
  • Beginnt oft mit Vegetarismus und Vorliebe für gesunde Nahrungsmittel (Vitaminmangelzustände daher selten)
  • Einige zelebrieren Mahlzeit (Tisch wird für kleinsten Snack gedeckt, etc.)
  • Oft kochen Magersüchtige für ihre Familien opulente Mahlzeiten, ohne selbst daran teilzunehmen
  • Wahrnehmung und Verhalten sind ausschließlich auf das Thema Gewicht und Essen fokussiert
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12
Q

Was sind Symptome bei der Bulimia nervosa?

A
  • Hauptmerkmal: wiederholte Essanfälle (biszu 2 Stunden im geheimen, hochkalorisch, 3000-4000 Kalorien, Kontrollverlust, bis Völlegefühl)
  • Danach kompensatorische Verhaltensweisen, meist selbstinduziertes Erbrechen aus Angst vor Gewichtszunahme oder exzessiver Sport, etc.
  • Rituale währen Essanfällen oder Erbrechen (z.B. bestimmtes Musikstück)
  • Eher normal oder leicht übergewichtig
  • Scham, Schuld, Versagen
  • Selbstwertproblematik
  • Oft extrovertierter und impulsiver als Frauen mit Anorexia nervosa
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13
Q

Was sind Komplikationen von geringer Nahrungsaufnahme?

A
  • Brüchige Haare, Haarausfall
  • Konzentrationsschwäche, Müdigkeit, Niedergeschlagenheit, Reizbarkeit
  • Muskelschwäche
  • Niedrige Körpertemperatur
  • Brüchige Nägel
  • Neigung zu Blutergüssen
  • Blutarmut
  • Niedriger Blutdruck
  • Herzrhythmusstörungen, niedriger Puls
  • Nierensteine, Nierenversagen
  • Verstopfungen
  • Verminderte Knochendichte, häufige Knochenbrüche
  • Störung im Menstruationszyklus

Wichtige Symptome kennen, aber nicht alles auswendig lernen

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14
Q

Was sind medizinische Komplikationen von Bulimia nervosa

A
  • Mangelernährungssymptome (siehe Anorexia nervosa)
  • Ausgeprägte Karies
  • Speiseröhrenentzündung
  • Speicheldrüsenschwellung
  • Schwielen an Fingern, Läsionen an Handrücken durch wiederholten Auslösen des Würgereflexes
  • Kaliumverlust durch häufiges Erbrechen: Hypokaliämie (kann zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen führen)
  • somatische Veränderungen umso gravierender je schneller Gewichtsabnahme und je jünger die Patienten
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15
Q

Beschreibe die Inzidenz von Anorexia nervosa

A
  • höchste Inzidenz unverändert im Jugendalter zwischen 15 bis 19 Jahren (40% aller Neuerkrankungen)
  • AN dritthäufigste chronische Erkrankung in weiblicher Adoleszenz
  • Höhere Inzidenz bei Models, Tänzerinnen und Leistungssportlerinnen und in sozialen Schichten mit höherem Bildungsniveau
  • Asiatische und arabische Länder: in letzten Jahren Zunahme
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16
Q

Beschreibe die Prävalenz von Anorexia nervosa

A
  • Punktprävalenz bei weiblichen Adoleszenten: 1.2%
  • Lebenszeitprävalenz für 19jährige Frauen 1.7%
  • Geschlechterverhältnis 1:10 bis 1:20 (m:w) (Keine Veränderungen während der letzten Jahrzehnte
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17
Q

Gibt es eine Zunahme der Inzidenz von Anorexia nervosa?

A
  • Zunahme stationärer Behandlungen in der Altersgruppe unter 14 Jahren steigt in den letzten 60 Jahren immer weiter an
  • Ist jedoch umstritten: Ist Behandlungshäufigkeit oder Inzidenz gestiegen?
  • Mediale Dramatisierung von Essstörungen
  • Seit ca. 50 Jahren konstante Prävalenz für Anorexie bei weiblichen Jugendlichen
  • Höchstes Sterberisiko unter allen psychischen Erkrankungen
  • 4x höheres Risiko zu sterben (verglichen mit Gesunden gleichen Alters und Geschlechts)
  • Teilweise durch Langzeitfolgen, medizinische Komplikationen (z.B. Infektionen mit tödlichem Verlauf) und auch durch Suizid
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18
Q

Beschreibe die Prävalenz von Bulimia nervosa

A
  • Zweithäufigste Essstörung
  • 12-Monats-Prävalenz erwachsene Frauen: 1.5%
  • Erkrankung des jungen Erwachsenenalters: Beginn 18-19 Jahre
  • Bei Jugendlichen geringer
  • Risikogruppe: übergewichtige Jugendliche
  • Männer: Prävalenz 10mal niedriger
  • Mortalität gegenüber Anorexia deutlich geringer, jedoch gegenüber Normalbevölkerung erhöht und dazu auch erhöhte Suizidrate
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19
Q

Was sind Prädiktoren für suizidales Verhalten bei Bulimia nervosa?

A
  • Niedriger BMI
  • Vorangegangene Suizidversuche
  • Depressive Störung
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20
Q

Was sind häufige Komorbiditäten von Anorexia Nervosa? Wie häufig sind Komorbiditäten grundsätzlich bei diesem Störungsbild?

A
  • 47% der Anorexie-Patienten haben mind. Eine weitere psychische Störung

Häufige Komorbiditäten:

  • Zwangsstörungen
  • Angststörungen (besonders soziale Phobie)
  • Depressionen (mehr als zwei Drittel depressive Verstimmungen bis zu Major Depression; häufig Folge des Fastenzustandes und bessert sich mit Gewichtszunahme; dasselbe gilt für Zwangs- und Angstsymptomatiken)
  • Persönlichkeitsstörungen
  • Selbstverletzendes Verhalten
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21
Q

Wie äußern sich komorbide Zwangssymptome bei Anorexia nervosa?

A
  • Zählt bei einigen Autoren selbst zu Zwangsstörungen
  • Häufigste Phänome: Ordnung, Säuberung, Perfektionismus, Unheilsbefürchtungen
  • Meist Erkrankungsbeginn AN vor Beginn der Zwangserkrankung
  • Männliche Patienten deutlich häufiger als weibliche
  • Komorbide Zwangserkrankung muss von ausschließlichen Essritualen abgegrenzt werden
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22
Q

Was sollte bei der Diagnostik der Anorexia nervosa ausgeschlossen werden?

A
  • Tumorerkrankungen
  • Endokrinologische Erkrankungen
  • Gastrointestinale Erkrankungen
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23
Q

Welche medizinisch-diagnostischen Maßnahmen sind bei AN und BM zu beachten?

A
  • Untersuchung des Allgemeinzustandes (BMI, Körpertemperatur, Blutdruck, Ernährungszustand)
  • Internistische Untersuchung (EKG, Inspektion des Gastrointestinaltraktes, Leber- und Nierenfunktionen)
  • Zahnärztliche Untersuchung
  • Gynäkologische Untersuchung
  • Orthopädische Untersuchung: Knochendichtmessung
  • Erfassung von Laborparametern (z.B. Elektrolyt- / Mineralhaushalt)
24
Q

Welche Diagnose auf Achse I des MAS würden Sie vergeben?

A
  • F50.0 Anorexia Nervosa
25
Q

Welche Instrumente können für die Diagnostik einer Essstörung verwendet werden?

A
  • Standardisierte Instrumente (Störungsübergreifende / Störungsspezifische Interviews, Störungsspezifische Fragebögen)
  • Unstandardisierte Instrumente (Anamnestische Gewichtskurve, Ernährungsprotokoll)
  • Körperliche Untersuchung

Beispiele
- Strukturiertes Essstörungsinterview: Eating Disorder Examination (EDE) (Goldstandard)
- Kinder-Dips = Störungsübergreifendes Interview
- Eating Disorder Examination Questionnaire (EDE-Q): Selbstbeurteilungsfragebogen (für Kinder und Jugendliche)

26
Q

Beschreibe beispielhaft eine Anamnestische Gewichtskurve

A
27
Q

Wie sieht ein Mahlzeitenprotokoll typischerweise aus?

A
28
Q

Was ist eine der wichtigsten Teile der Diagnostik bei Essstörungen?

A

Die körperliche Untersuchung!

29
Q

Welche diagnostischen Instrumente würden Sie hier einsetzen?

A
  • EDI-II Eating Disorder Inventory II
  • Satzergänzungstest für Jugendliche (SET)
  • SPAIK (Soziale Phobie und Angst-Inventar für Kinder)
  • Körperliche Untersuchung
30
Q

Beschreibe das Ätiologie-Modell der Anorexia nervosa

A
31
Q

Welche biologischen Faktoren spielen bei Anorexia Nervosa eine Rolle?

A
  1. Genetische Faktoren
    a. Zwillings- und Familienstudien zeigen: Das Wiederholungsrisiko für weibliche Angehörige einer Patientin mit AN beträgt ca. 7-12%. Das gilt für alle Essstörungen.
    b. 28%-83% genetischer Einfluss für Essanfälle, Erbrechen, etc.
    c. Vermutet: Beteiligung von Genen, die mit Gewicht und Nahrungsaufnahme in Zusammenhang stehen
    d. Biologisch höheres Gewicht
  2. Mutation in Lokus auf Chromosom 12
    a. (Positive Korrelation mit Schizophrenie, Neurotizismus, Bildungsniveau und Cholesterin; Negative Korrelation mit BMI, Insulin, Glukose und Lipid-Phänotypen)
    b. Hinweis: Anorexia ist auch eine metabolische Störung
  3. Endokrinologie:
    a. Veränderungen im Stadium des akuten Untergewichts (z.B. Leptin); jedoch unklar: Prädisposition oder Reaktion der Störung?
    b. Testosteron evtl. protektive Funktion
  4. Geburtsrisiken
    a. Geringer Einfluss: Frühgeburtlichkeit und perinatale Komplikationen
  5. Hirnveränderungen
    a. Bei akutem Untergewicht: Reduktion der grauen Substanz
    b. Mit Gewichtszunahme ganz / teilweise reversibel
    c. Ggf. besonders Hirnregionen für Belohnung und kognitive Kontrolle
32
Q

Was sind soziokulturelle Faktoren bei Essstörungen?

A
  • Schönheitsideal als prädisponierender Faktor
  • Schlankheit assoziiert mit Schönheit, Intelligenz und Erfolg
  • Schönheitsideal wird internalisiert
  • Höhere Prävalenz von Essstörungen in westlich geprägten Gesellschaften, in weißen Mittel- und Oberschichtsfamilien, bei höherem Bildungsnivau, typischen Sportarten wie Ballett
  • WESTLICHES SCHÖNHEITSIDEAL ERLAUBT KÖRPERFETTMASSE VON 10-15%; NORMALGEWICHTIGE GESUNDE FRAU: 20-25%
  • Diät: Keine Essstörung ohne vorherige Diät (notwendiger, kein hinreichender Faktor)
33
Q

Was sind entwicklungspsychologische Faktoren bei Essstörungen?

A
  • Jugendalter: Schwierigkeiten bei Bewältigung alterstypischer Entwicklungsschritte als Auslöser; Identitätsbildung; Autonomieentwicklung
  • Säuglings- und Kleinkindalter: Gastrointenstinale Probleme und gestörtes Essverhalten
34
Q

Was sind Persönlichkeitsfaktoren bei Essstörungen?

A
  • Introvertiertheit, Rigidität, Zwanghafte Züge
  • Gut durchschnittliche bis überdurchschnittliche Intelligenz
  • Als Kinder oft Trennungsangst
  • Vermeiden gern Konflikte
  • Als Erwachsene ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsmerkmale
  • Hohen moralischen Anspruch an sich und andere
  • Sehr verlässlich
  • Wenn Essstörung überwunden in Schule und Beruf oft erfolgreich
35
Q

Was sind familiäre Faktoren bei Essstörungen?

A
  • In Vergangenheit: Hohe Norm- und Leistungsorientierung, Überbehütung, Konfliktvermeidung
  • Aktuell: Zusammenhang zwischen Schwere und Erkrankungsdauer der AN und pathologischen familiären Strukturen (also vielleicht nur Folge der Erkrankung?)
  • Prospektive Studien fehlen
  • Familiärer Kommunikations- und Interaktionsstil: Aufrechterhaltend
36
Q

Was sind lernprozessuale Faktoren bei Essstörungen?

A
  • Nahrungsaufnahme oft unabhängig von Hunger und Sättigungsgefühl: Empfindungen werden verlern
  • Irrationale Denkmuster
  • Essen als Mittel zur Entspannung oder Belohnung in Kindheit (Übertreibungen: „Ich bin fett“; Alles oder nichts Denken; Selektive Abstraktion: „Ich bin nur liebenswert, wenn ich dünn bin“)
37
Q

Können Lebensereignisse auslösende Faktoren für Essstörungen darstellen?

A
  • Ja, sehr häufig
  • Trennungen von wichtigen Personen
  • Neue Anforderungen
  • Angst vor Leistungsversagen
  • Körperliche Erkrankung
38
Q

Was sind psychische Folgen von Mangelernährung?

A
  • Ängstlichkeit
  • Reizbarkeit
  • Depressivität
  • Konzentrationsstörungen
  • Entscheidungsunfähigkeit
  • Kaum Interesse an Sozialkontakten
39
Q

Beschreibe das psychodynamische Ätiologiekonzept für Essstörungen

A
  • Körperliche Veränderung in der Adoleszenz: Gefühl, dem passiv ausgeliefert zu sein. Dazu kommt Angst vor Ablösung aus geschütztem familiärem Rahmen.
  • Hungergefühl dient als Konfliktabwehr: Das Gefühl der Kontrolle wird wieder hergestellt. Außerdem Abwehr von Gefühl von Ineffektivität, Unsicherheit und Ohnmacht.
  • Körper als Objekt, das bei erfolgreicher Kontrolle Gefühl von Macht, Selbstbestimmung und Autonomie verspricht.
  • Negatives Körperbild und Schamentwicklung bei Mädchen: Zunahme von Fettpolster sowie Menstruation oft negativ wahrgenommen. Stärkerer Druck auf Mädchen bezüglich Attraktivität. Große Bedeutung von Entfremdungsgefühlen durch wenig beeinflussbare körperliche Veränderungen bei Essgestörten Mädchen besonders ausgeprägt.
40
Q

Was sind Behandlungsvorraussetzungen bei Essstörungen?

A
  • Psychische Folgen von Hunger und Untergewicht beeinträchtig Fähigkeit zur Krankheitseinsicht, Behandlungsmotivation und Mitarbeit im therapeutischen Prozess
  • Motivation zu Veränderung = Prädiktor des Therapieergebnisses
  • Erschwerend: Bei Kindern und Jugendlichen begrenzte Introspektions- und Einsichtsfähigkeit aufgrund des Alters
  • Patienten zu Beginn der Pubertät aufgrund des noch deutlich verringerten Körperfettanteils schneller in körperlich bedrohlicher Situation
41
Q

Was sind Behandlungsziele bei Essstörungen?

A
  • Wiederherstellung und das Halten eines für Alter und Größe angemessen Körpergewichts
  • Normalisierung des Essverhaltens
  • Behandlung körperlicher Folgen
  • Beeinflussung der dem Störungsbild zugrunde liegenden Schwierigkeiten auf emotionaler, kognitiver und interaktioneller Ebene
  • Förderung der sozialen Integration, die oft mit einem „Nachholen“ verpasster Entwicklungsschritte verbunden ist
42
Q

Was sind Kernelemente der Behandlung?

A
  • Gewichtszunahme
  • Normalisierung des Essverhaltens
  • Bearbeitung dysfunktionaler Einstellungen zu Körper und Gewicht
  • Bearbeitung der Körperbildstörung
  • Einbezug der Eltern / des Familiensystems
  • Behandlung medizinischer und psychiatrischer Komorbiditäten
  • Rückfallprophylaxe
43
Q

Was sind ergänzende Maßnahmen der Behandlung?

A
  • Nonverbale Therapieformen, z.B. Ergo- oder Kunsttherapie, Musiktherapie und Entspannungstraining
  • Kognitiv-behaviorale Körperbildtherapie (nichtstandardisierte Übungen: Videofeedback, Spiegelbildkonfrontation, computergestützte Verfahren, um Figur virtuell zu verändern)
  • Gruppentherapie: Über Gewichtszunahme sprechen und Feedback
  • Wirksamkeit noch nicht überprüft
44
Q

Was ist bei der Entscheidung ambulante vs. Stationäre Therapie zu beachten?

A
  • Ambulant vorzuziehen bei Bereitschaft und Belastbarkeit für störungsspezifische, aktiv übende Behandlung
  • Stationär wenn: Chronifizierungsgefahr, Ambulante Therapie darf nicht zu aufrechterhaltendem Faktor werden, da ja vermeintlich etwas unternommen wird, starke Medikamente
45
Q

Was sind Indikationen für eine stationäre Behandlung

A
  • Medizinische Komplikationen
  • Gewicht unterschreitet Schwellenwert
  • Bedeutende Gewichtsabnahme in sehr kurzer Zeit
  • Suizidgefahr
  • Familiäre Ressourcen erschöpft
  • Komorbiditäten mit schweren Störungen wie Depression oder Zwangsstörung
  • Anhaltender rapider Gewichtsverlust
  • Mehr als 3 Monate keine Gewichtszunahme
  • Ausgeprägte familiäre Konflikte
  • Bessere Überwachung somatischer Komplikationen
46
Q

Wie wird ein Zielgewicht festgelegt / ein Gewichtsvertrag geschlossen?

A
  • Orientiert sich an 25. BMI-Altersperzentilen oder Gewicht, bei dem Menstruation einsetzt
  • Vertrag über wöchentliche Gewichtszunahme (stationär: 500-1000g; ambulant: 200-500g)
  • Verstärkung planen (positive Aktivitäten)
  • Negative Konsequenzen planen (z.B. bei einmaligen Nichteinhalten in nächster Woche doppelt so viel zunehmen)
  • Innerhalb vorgeschriebener Energiezufuhr Patientin möglichst viel Freiheit in Wahl der Nahrungsmittel geben
47
Q

Was ist die externe Gewichtskontrolle?

A
  • Prüfen, ob Gewichtszunahme erfolgt ist
  • Es wird zusammen mit Patientin erarbeitet, wer und wann die Gewichtskontrolle vornimmt
  • Geeichte Waage
  • In Unterwäsche (wegen Gewichtsmanipulation z.B. Gewichte oder Wasser trinken)
  • Ambulant: Kinder- oder Hausarzt
  • Stationär: Wiegen vom Pflegepersonal
  • Umstritten, wer Gewichtskontrolle vornimmt (Therapie und Kontrolle in einer Hand? Böser vs. Guter Therapeut)
48
Q

Wie sieht ein Gewichtszunahmevertrag aus?

A
49
Q

Was ist der erste wichtigste Schritt in der Behandlung?

A
  • Gewichtsrehabilitation
  • Erst danach z.B. kognitive Umstrukturierung
50
Q

Warum ist der Beziehungsaufbau wichtig?

A
  • Viele Betroffene verlieren den Mut
  • Patientin in Sorgen ernst nehmen
  • Vor allem zu Beginn: Patientin des Status einer Kranken zuweisen, durch Fasten und Gewichtsabnahme bedingte somatische Änderungen aufzeigen
  • Patienten weichen oft allgemeinen Fragen nach Befindlichkeit und Gesundheit aus
  • Hilfreicher: Spezifische Fragen, die deutlich machen, dass man sich mit der Störung auskennt (Ist dir häufiger kalt als früher? Bist du beim Sport so fit wie früher?)
51
Q

Was sind schulenunabhängige Interventionen?

A
  • Psychoedukation und motivierende Maßnahmen
  • Wahrnehmungstraining bzgl. Verbesserung der Wahrnehmung von Körpersignalen und Emotionen
  • Verfahren zur Verbesserung der interpersonellen Wirksamkeit
  • Kognitive Elemente zur Bearbeitung und Modifikation dysfunktionaler Einstellungen und Gedanken zu Gewicht, Ernährung, Figur
52
Q

Wie wird in der Behandlung hierarchisch vorgegangen?

A
  1. Abwendung akuter Lebensgefahr (Untergewicht, Suizidalität)
  2. Aufbau Behandlungsmotivation
  3. Reduzierung therapiegefährdender Verhaltensweisen
  4. Wiederaufbau eines angemessenen Essverhaltens
  5. Modifikation dysfunktionaler Schemata (Figur, Gewicht, Ernährung)
  6. Aufbau von Verhaltensfertigkeiten (Kommunikation, soziale Kompetenz)
  7. Behandlung von: affektiven, posttraumatischen, Persönlichkeitsstörungen (Reihenfolge)
  8. Unterstützung beim Erreichen individueller Ziele
  9. Verhinderung von Chronifizierung und Langzeitfolgen
53
Q

Wie können „Briefe an die Essstörungen“ aussehen?

A
54
Q

Schaue dir den Behandlungsverlauf vom Fallbeispiel Laura in den Folien an  Die Informationen sprengen eine Karteikarte leider. Es ist aber nichts neues, sondern einfach nur an einem Beispiel verdeutlicht, was ist diesen Karteikarten schon zusammengefasst ist. Ordne diese Karteikarte je nachdem ein, wie gut du das Beispiel nachvollziehen kannst.

A
55
Q

Wie verläuft eine Essstörung normalerweise?

A
  • Langwierig
  • Nur 1/3 wird richtig diagnostiziert und behandelt
  • In letzten Jahren Verbesserung der Prognose
  • 5% Mortalitätsrate für adoleszente und erwachsene Patienten
  • Nach Bewältigung oft: affektive- Angst- und Zwangsstörungen, Missbrauch von Alkohol und Drogen, Persönlichkeitsstörungen
  • Häufig danach Arbeitslosigkeit
56
Q

Differenziere zwischen positiven und negativen prognostischen Faktoren

A
57
Q

Was sind die wirksamsten Interventionen?

A
  • Psychotherapie insgesamt am wirksamsten
  • Medikamentöse Therapie weniger
  • Effekte oft gering, kaum Unterschiede zwischen verschiedenen Behandlungsausrichtungen
  • Weitere Forschung besonders bei Kindern notwendig