Kinder- und Jugendpsychotherapie - Essstörungen Flashcards
Was assoziieren Betroffene häufig mit ihrer Anorexie?
Welche Essstörungen werden im ICD-10 unterschieden?
- F50.0 Anorexia nervosa
o F50.0: Anorexie ohne aktive Maßnahmen zur Gewichtsabnahme
o F50.1: Anorexie mit aktiven Maßnahmen zur Gewichtsabnahme - F50.2
o Bulimia nervosa
Beschreibe die Diagnosekriterien für Anorexia nervosa nach dem ICD-10 (für Kinder partiell unterschiedlich)
In welche 2 Subtypen in ICD-10 und DSM5 lässt sich die Anorexia Nervosa unterteilen
- DSM-5:
o Restriktiver Typus: eingeschränkter und kalorienreduzierter Esstil, keine aktiven Maßnahmen zur Gewichtsreduktion
o Binge-Eating / Purging-Typus: ggf. Essanfälle mit kompensatorischen Maßnahmen
o zusätzliches Zeitkriterium: Verhalten während der letzten drei Monate (da zeitlich oft nicht stabil) - ICD-10
o Anorexia nervosa ohne aktive Maßnahmen zur Gewichtsabnahme
o Anorexia nervosa mit aktiven Maßnahmen zur Gewichtsabnahme (Erbrechen, Abführmittelmissbrauch o.Ä.; evtl. Essanfälle)
Müssen endokrine Störungen für die Diagnose einer Essstörung im ICD-11 vorliegen?
- Nein, nicht mehr
- Im Gegensatz zu ICD-10 und DSM-5
- Schwer anwendbar bei jungen Patienten und Männern
- Krankheitsverlauf bei noch menstruierenden Patienten unterscheidet sich nicht bedeutsam
Welche BMI Einteilungen werden bei Essstörungen bei Erwachsenen unterschieden? Wo ist der Unterschied bei KiJu?
- Nicht auf Kinder / Jugendliche übertragbar
- Alternative: altersbezogene BMI Perzentilkurven für Entwicklungsabhängigkeit
- BMI von 18,5 kg/m2 (ICD-11 neu) entsprich 10. BMI-Altersperzentile
Beschreibe beispielhaft die BMI-Altersperzentile für Mädchen
Welche Änderungen finden ICD-11 zu Anorexia Nervosa. Bewerte diese kritisch.
- Neue Grenzwerte
- Bei Erwachsenen BMI < 18.5
- Bei Kindern und Jugendlichen < 5. BMI-Altersperzentile
o Kritik: Die Gewichtsgrenze für Kinder ist niedriger angesetzt als für Erwachsene. Es wird nicht berücksichtig, dass chronische Mangelernährung bei Kindern noch gravierender als bei Erwachsenen ist. - Unterscheidung zwischen deutlichem und gefährlich niedrigem Untergewicht (Für beide Formen kann eine Unterscheidung in den restriktiven und den Binge-Purge-Typus vorgenommen werden.
Was sind Diagnosekriterien für Bulimia nervosa im ICD-10?
- Kriterum des Untergewichts liegt nicht vor!
- Häufig sind Patienten normal- oder leicht übergewichtig
Was sind Primärsymptome der Anorexia nervosa?
- Auswahl vorwiegend gesunder Lebensmittel
- Häufige, oft mehrfach tägliche Gewichtskontrollen
- Unzufriedenheit mit Figur
- Bewegungsdrang
- Übermäßiges Interesse für Nahrungszusammensetzung
- Weglassen von Hauptmahlzeiten
- Zunehmende Leistungsorientierung und Isolation
- Primäre oder sekundäre Amenorrhö oder unregelmäßige Menstruation
Was sind weitere Symptome der Anorexia nervosa?
- Beginnt oft mit Vegetarismus und Vorliebe für gesunde Nahrungsmittel (Vitaminmangelzustände daher selten)
- Einige zelebrieren Mahlzeit (Tisch wird für kleinsten Snack gedeckt, etc.)
- Oft kochen Magersüchtige für ihre Familien opulente Mahlzeiten, ohne selbst daran teilzunehmen
- Wahrnehmung und Verhalten sind ausschließlich auf das Thema Gewicht und Essen fokussiert
Was sind Symptome bei der Bulimia nervosa?
- Hauptmerkmal: wiederholte Essanfälle (biszu 2 Stunden im geheimen, hochkalorisch, 3000-4000 Kalorien, Kontrollverlust, bis Völlegefühl)
- Danach kompensatorische Verhaltensweisen, meist selbstinduziertes Erbrechen aus Angst vor Gewichtszunahme oder exzessiver Sport, etc.
- Rituale währen Essanfällen oder Erbrechen (z.B. bestimmtes Musikstück)
- Eher normal oder leicht übergewichtig
- Scham, Schuld, Versagen
- Selbstwertproblematik
- Oft extrovertierter und impulsiver als Frauen mit Anorexia nervosa
Was sind Komplikationen von geringer Nahrungsaufnahme?
- Brüchige Haare, Haarausfall
- Konzentrationsschwäche, Müdigkeit, Niedergeschlagenheit, Reizbarkeit
- Muskelschwäche
- Niedrige Körpertemperatur
- Brüchige Nägel
- Neigung zu Blutergüssen
- Blutarmut
- Niedriger Blutdruck
- Herzrhythmusstörungen, niedriger Puls
- Nierensteine, Nierenversagen
- Verstopfungen
- Verminderte Knochendichte, häufige Knochenbrüche
- Störung im Menstruationszyklus
Wichtige Symptome kennen, aber nicht alles auswendig lernen
Was sind medizinische Komplikationen von Bulimia nervosa
- Mangelernährungssymptome (siehe Anorexia nervosa)
- Ausgeprägte Karies
- Speiseröhrenentzündung
- Speicheldrüsenschwellung
- Schwielen an Fingern, Läsionen an Handrücken durch wiederholten Auslösen des Würgereflexes
- Kaliumverlust durch häufiges Erbrechen: Hypokaliämie (kann zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen führen)
- somatische Veränderungen umso gravierender je schneller Gewichtsabnahme und je jünger die Patienten
Beschreibe die Inzidenz von Anorexia nervosa
- höchste Inzidenz unverändert im Jugendalter zwischen 15 bis 19 Jahren (40% aller Neuerkrankungen)
- AN dritthäufigste chronische Erkrankung in weiblicher Adoleszenz
- Höhere Inzidenz bei Models, Tänzerinnen und Leistungssportlerinnen und in sozialen Schichten mit höherem Bildungsniveau
- Asiatische und arabische Länder: in letzten Jahren Zunahme
Beschreibe die Prävalenz von Anorexia nervosa
- Punktprävalenz bei weiblichen Adoleszenten: 1.2%
- Lebenszeitprävalenz für 19jährige Frauen 1.7%
- Geschlechterverhältnis 1:10 bis 1:20 (m:w) (Keine Veränderungen während der letzten Jahrzehnte
Gibt es eine Zunahme der Inzidenz von Anorexia nervosa?
- Zunahme stationärer Behandlungen in der Altersgruppe unter 14 Jahren steigt in den letzten 60 Jahren immer weiter an
- Ist jedoch umstritten: Ist Behandlungshäufigkeit oder Inzidenz gestiegen?
- Mediale Dramatisierung von Essstörungen
- Seit ca. 50 Jahren konstante Prävalenz für Anorexie bei weiblichen Jugendlichen
- Höchstes Sterberisiko unter allen psychischen Erkrankungen
- 4x höheres Risiko zu sterben (verglichen mit Gesunden gleichen Alters und Geschlechts)
- Teilweise durch Langzeitfolgen, medizinische Komplikationen (z.B. Infektionen mit tödlichem Verlauf) und auch durch Suizid
Beschreibe die Prävalenz von Bulimia nervosa
- Zweithäufigste Essstörung
- 12-Monats-Prävalenz erwachsene Frauen: 1.5%
- Erkrankung des jungen Erwachsenenalters: Beginn 18-19 Jahre
- Bei Jugendlichen geringer
- Risikogruppe: übergewichtige Jugendliche
- Männer: Prävalenz 10mal niedriger
- Mortalität gegenüber Anorexia deutlich geringer, jedoch gegenüber Normalbevölkerung erhöht und dazu auch erhöhte Suizidrate
Was sind Prädiktoren für suizidales Verhalten bei Bulimia nervosa?
- Niedriger BMI
- Vorangegangene Suizidversuche
- Depressive Störung
Was sind häufige Komorbiditäten von Anorexia Nervosa? Wie häufig sind Komorbiditäten grundsätzlich bei diesem Störungsbild?
- 47% der Anorexie-Patienten haben mind. Eine weitere psychische Störung
Häufige Komorbiditäten:
- Zwangsstörungen
- Angststörungen (besonders soziale Phobie)
- Depressionen (mehr als zwei Drittel depressive Verstimmungen bis zu Major Depression; häufig Folge des Fastenzustandes und bessert sich mit Gewichtszunahme; dasselbe gilt für Zwangs- und Angstsymptomatiken)
- Persönlichkeitsstörungen
- Selbstverletzendes Verhalten
Wie äußern sich komorbide Zwangssymptome bei Anorexia nervosa?
- Zählt bei einigen Autoren selbst zu Zwangsstörungen
- Häufigste Phänome: Ordnung, Säuberung, Perfektionismus, Unheilsbefürchtungen
- Meist Erkrankungsbeginn AN vor Beginn der Zwangserkrankung
- Männliche Patienten deutlich häufiger als weibliche
- Komorbide Zwangserkrankung muss von ausschließlichen Essritualen abgegrenzt werden
Was sollte bei der Diagnostik der Anorexia nervosa ausgeschlossen werden?
- Tumorerkrankungen
- Endokrinologische Erkrankungen
- Gastrointestinale Erkrankungen